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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Damaged Goods – Lesung mit Herausgeber Jonas Engelmann, Kulturraum Eckpunkt, Speyer (südlich von Mannheim/Ludwigshafen), 27.9.2016
Dem Ventil-Verlag und ihm schwebte eine „Meta-Reflexion darüber, was Punk ist“ vor, in verschiedenen Texten mehrerer Autoren, gebündelt in einem Sachbuch zum 40-jährigen Jubiläum von Punk. Deshalb verschickte Herausgeber Jonas Engelmann im letzten Februar, für ein Buch-Projekt äußerst kurzfristig, per Rund-Mail ein „Call for Papers“ an dem Ventil-Verlag nahestehende Autoren, Musiker und Kenner, bei Interesse fundierte Beiträge zu liefern. „Es wollte niemand etwas über Black Flag schreiben, niemand über die Sex Pistols, aber ganz viele über Hüsker Dü“, erinnerte sich Redner Jonas Engelmann verwundert. Im linksalternativen Kulturraum Eckpunk im pfälzischen Speyer, der seit 2013 existiert, stellte Herausgeber Engelmann sein vor zwei Wochen erschienenes Sachbuch gestern Abend vor. Wobei sich die Bürger in Speyer und Ludwigshafen ignorant oder uninformiert zeigten – die Lesung fand vor überschaubaren sechs Besuchern statt (inklusive der drei Eckpunkt-Mitarbeiter).
Dem kleinen feinen Ventil-Verlag, der in Mainz sitzt, sei wichtig gewesen, einen Kommentar gegen die Absurdität von Jubiläen zu setzen, einen Beitrag aus der Nische mit Schwerpunkt auf unbekanntere und vergessene Punk-Vertreter, in Ergänzung zu den jubilierenden Lobeshymnen auf The Clash, Sex Pistols, usw. im Feier-Jahr 2016. „Die aus dem üblichen Kanon rausgefallen sind“, eröffnete Referent Jonas Engelmann, seit zehn Jahren einer der Geschäftsführer des kollektiv organisierten Ventil-Verlags. Benannt ist das druckfrische Buch nach einem Song von Gang of Four.
Als Wegbereiter für den späteren Punk, wie Engelmann vorlesend zitierte, wirkten 1966 die Monks (über die erschien übrigens 2006 eine wunderbare Doku namens „The Transatlantic Feedback“). Wie definiere man Punk? Als Subgenre des Rock oder als Bruch mit ihm? Jedenfalls sei der Punk eine „Verweigerung des Wunsches nach Anerkennung“ in einer „Ästhetik der Widerborstigkeit“. Mit seinem weißen Laptop spielte Engelmann, selbst Jahrgang 1978, diverse Song-Beispiele ab wie „Let’s lynch the landlord“ der Dead Kennedys, das knapp vor der Formauflösung stehende Noise-Inferno „Yes Sir, I will“ von Crass, „Zu klein“ von den Boxhamsters, „Für ’ne Frau“ von Hans-A-Plast und „Rebel Girl“ von Bikini Kill. Während der Lesung stach besonders das Kapitel des leider vor sechs Jahren überraschend an Krebs verstorbenen Martin Büsser hervor, ein studierter Literaturwissenschaftler, der früher für das Fanzine Zap und Visions geschrieben hat. In seinem nachgelassenen Beitrag erzählt Büsser von einem frühen Konzert-Erlebnis mit den jüngst aufgelösten No Means No aus Kanada, die 1988 in Nieder-Olm spielten, im dortigen Juhubu-Haus: Der Punk-Underground zu Gast in der rheinhessischen Provinz. Nach der Lesung habe ich Herausgeber Engelmann ein Exemplar von „Damaged Goods“ abgekauft. Damit seine Anreise ins beschauliche Speyer nicht ganz umsonst war …
zuletzt geändert von ford-prefect--
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Danke für diesen Beitrag, Ford Prefect.
Deine Schilderung zeigt mir, dass meine Vermutung nicht so falsch war. Es geht dem Verlag und dem Herausgeber offensichtlich gar nicht um die Geschichte des Punk oder eine historische Aufarbeitung und Einordnung. Es geht ihnen darum, bestimmte Formen und Folgen von Punk zu dokumentieren und vor dem Vergessen zu bewahren. Dagegen ist nichts zu sagen. Es ist aber für diese eigentlich ahistorische Herangehensweise typisch.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Ford Prefect … Damit seine Anreise ins beschauliche Speyer nicht ganz umsonst war …
Klasse Bericht.
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,277
MikkoDanke für diesen Beitrag, Ford Prefect. Deine Schilderung zeigt mir, dass meine Vermutung nicht so falsch war. Es geht dem Verlag und dem Herausgeber offensichtlich gar nicht um die Geschichte des Punk oder eine historische Aufarbeitung und Einordnung. Es geht ihnen darum, bestimmte Formen und Folgen von Punk zu dokumentieren und vor dem Vergessen zu bewahren. Dagegen ist nichts zu sagen. Es ist aber für diese eigentlich ahistorische Herangehensweise typisch.
Wie müsste denn eine historische Einordnung im Detail aussehen?
Ich habe ein wenig quergelesen in dem Buch. Zumindest sprachlich erscheint es, wie die meisten Veröffentlichungen im Ventil-Verlag, überdurchschnittlich. Wer über eine gut sortierte Heimbibliothek verfügt und selbst dabei war, als die darin behandelten Bands angesagt waren, braucht dieses Kompendium, dieses Konvolut natürlich nicht. Vielmehr richtet sich das Buch an die unwissenden Spätgeborenen – wie mich eben.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!–
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...@ford-prefect
Was das Buch nicht leistet, das ist ein historischer Abriss über Punk als Musikstil einerseits und als Jugendbewegung andererseits. So etwas müsste in den frühen 70ern in den USA beginnen, dann die Szene im UK um 1976/77 beleuchten und schließlich die Folgen weltweit mit ihren ganzen Verästelungen und Strömungen dokumentieren. Dabei müsste gewichtet werden, Zusammenhänge müssten erklärt werden, und es müsste klar werden, worin die Bedeutung des Punk für die Rock Musik insgesamt besteht. Ein solches Buch gibt es meines Wissens nicht. Es wäre auch eine Mammut-Aufgabe, so etwas zu erstellen. Zu einzelnen Teilaspekten gibt es sicher lohnende Werke, allen voran „England’s Dreaming“ von Jon Savage.Der Ventil Verlag macht, was er immer macht. Er pickt sich Teilaspekte raus, die ihm aus verschiedenen Gründen ins Konzept passen. Schon der Ansatz, wir fragen mal uns nahe stehende Autoren, wozu sie Lust haben, bürgt nicht gerade für eine sinnvolle historische Einordnung und Stringenz.
Eben schon die Tatsache, dass das für die Entstehung einer Punk Szene wichtigste Tonträgerformat im Buch so gut wie gar nicht thematisiert wird, spricht da für sich.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Mikko..Eben schon die Tatsache, dass das für die Entstehung einer Punk Szene wichtigste Tonträgerformat im Buch so gut wie gar nicht thematisiert wird, spricht da für sich.
Na and? Was ist so besonderes an 7″s für den Punk? Das war nun mal das Format um einzelne Songs zu veröffentlichen. Ging ja auch nicht anders mangels musikalischem Outputs der meisten Punkbands. Was gibt es dazu noch großartig auszuführen?
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Au Mann, vergiss es einfach, Mick. Du verstehst von Punk so viel wie ne Kuh von Prog Rock.
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Danke für die umfassende Antwort. Mir lag es fern dem 7″ Sammler ans Bein zu pinkeln und die Bedeutung seiner Plastikscheibchen anzuzweifeln.
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Wenn Du wirklich ernsthaft eine begründete Antwort willst, musst Du Dich etwas gedulden. Ich hab gerade wenig Zeit. Einen Teil der Antwort hast Du aber ja selbst schon gegeben. Da viele Bands nur wenig Material hatten, war die 7″ das Gebot der Stunde. Hat mit Sammelleidenschaft nur sehr wenig zu tun. Hatte aber Auswirkungen auf Rezeption und Wirkungsweise des Punk damals. Wer nur über LPs redet, hat etwas Wesentliches an Punk nicht verstanden.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Was ist denn nun das Wesentliche am Punk?
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Harry RagWas ist denn nun das Wesentliche am Punk?
Der Spaß und die Vinylsingle.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ach, hier wird ja eh nur rumgeeiert. Nevermind.
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Der Beweggrund, eine 7″-Single zu veröffentlichen, hat mit dem Mangel an Output zu tun. Wieder was gelernt. So viel Durchblick war selten, nicht nur im Forum.
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