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redbeansandrice
btw wegen dem Collins Track 2-1, hier in den comments sagt Larry Kart nochmal nachdrücklich, dass Bunny Harris Jimmy Raney ist, s. auch die Liste von Michael Fitzgerald hier, den zweien würd ich tendentiell eher glauben als Jordi Pujol…habe ich mal übernommen, kommt mir auch logischer vor.
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Werbungund das „live“ bei mariano habe ich auch mal gelöscht…
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Hier wären noch einige Infos zum Blue Angel Nightclub in New York, Martha Davis, Johnny Mathis, Edith Piaf, Eartha Kitt, Mildred Bailey, Barbra Streisand, Harry Belafonte, Blossom Dearie u.v.a. waren dort aufgetreten. Max Gordon hatte den Club 1934 eröffnet.
Bei der Tony Bennett LP könnte Drummer Billy Exiner von der Claude Thornhill Band mit auf dem Cover sein.
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Zu Bennett gibt’s eine tolle Seite, aber wie verlässlich die ist, kann ich nicht abschätzen:
https://discography.bloggingtonybennett.com/song/its-so-peaceful-in-the-country/--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windZu Bennett gibt’s eine tolle Seite, aber wie verlässlich die ist, kann ich nicht abschätzen: https://discography.bloggingtonybennett.com/song/its-so-peaceful-in-the-country/
die Session von dem Track ist auch irgendwo auf der Seite, Lineup wie vorgarten sagt, mit Jimmy Bond am Bass (der war auch überall) und Chico Hamilton (dr)… dort steht auch, dass das ursprünglich kein Albumtrack war, auch wenn andere Teile der Session auf dem Album landeten… und der Herr mit der Conga auf dem Cover sieht in der Tat wie Exiner aus…
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.Die Session ist unten bei meinem Link verlinkt, die Seite ist wirklich maximal detailliert – dachte, einen Link einfügen reicht
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windDie Session ist unten bei meinem Link verlinkt, die Seite ist wirklich maximal detailliert – dachte, einen Link einfügen reicht
Ich find die Seite bei aller Liebe maximal unübersichtlich, ich fand es vorhin nicht besonders einfach, dort zu lernen, dass der Track dieses Lineup hat und scheinbar zunächst nur als Single erschien (glaub nicht dass letzteres da wirklich steht, bzw hab es nicht gefunden), später auf CD Ausgaben des Albums… Wahrscheinlich kann man noch viel mehr lernen, wenn man auf den Link klickt und die Zeichen richtig deutet, aber ich wollt lieber nochmal zusammenfassen, was mir relevant schien – allein schon um ggf zu lernen, dass ich was übersehen hab
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.Besonders übersichtlich ist die Seite wirklich nicht, ich hab wohl während unserer Vocal-Jazz-Strecke gelernt, dort zu navigieren (da hörte ich ein Dutzend oder so Bennett-Alben).
Session / Album Information
1957
It’s So Peaceful in the Country was recorded on June 27, 1957. It was not released in 1957 on the album The Beat of My Heart, but was included in the 1997 re-release on CD. It was arranged by Ralph Sharon.This recording released on:
1959: Columbia 45: 4-41341
1959: Columbia LP 12″ (Mono): CL 1292 — Blue Velvet
1997: Columbia CD: CK 66502 — The Beat Of My Heart
2011: Disc #11 in The Tony Bennett Complete Collection (88697874602-JK11) The Beat of My Heartvon: https://discography.bloggingtonybennett.com/song/its-so-peaceful-in-the-country/
Und hinter dem Datum steckt der zweite Link, zur Session-Chronologie, wo es die Line-Ups pro Session gibt (und sich ausgerechnet bei unserem Track ein Fehler eingeschlichen hat … eben nicht CL 1079 sondern CL 1292 bzw. davor die oben genannte Single):
June 27 1957
Date June 27, 1957
Location CBS 30th Street Studio, New York, NY
Vocals Tony BennettMusicians
Conductor Ralph Sharon
Piano Ralph Sharon
Bass James Bond
Drums Chico Hamilton
Guitar John PisanoSongs Recorded
ID Title Arranged By Original Release
CO 57987 Lazy Afternoon Ralph Sharon CL1079: The Beat of My Heart
CO 57988 The Beat of My Heart Ralph Sharon CL1079: The Beat of My Heart
CO 57989 It’s So Peaceful in the Country Ralph Sharon CL1079: The Beat of My Heart
CO 57990 Crazy Rhythm Ralph Sharon CL1079: The Beat of My Heart
CO 57991 In Sandy’s Eyes Ralph Sharon CK66502: The Beat of My Heart (CD)https://discography.bloggingtonybennett.com/session/june-27-1957/
Auf der LP „Blue Velvet“ ist noch ein Wilder-Stück zu finden, „While We’re Young“, schon 1951 aufgenommen und veröffentlicht:
https://discography.bloggingtonybennett.com/session/may-31-1951/
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHätte jetzt eigentlich gedacht, dass „Peaceful“ schon auf der Original LP von 1957 war. Als Single gab es den Song erst ab 1959 (Featuring Chico Hamilton on Drums). Vorgarten hatte das ja vermerkt im Post, aber ich habe es übersehen. Die Lyrics finde ich eigentlich ziemlich super, denn außerhalb von New York City ist unheimlich viel schöne Natur (Upstate New York, Catskill Mountains etc…)
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Kommentare Teil 1
So, sitze im Zug von Berlin nach Südtirol. Nichts anderes zu tun als aus dem Fenster zu schauen, belegte Brötchen zu essen und Kaffee aus der Thermosflasche zu trinken. Und Musik hören und etwas dazu schreiben.
Ich habe bis hier kaum mitgelesen, aber @vorgarten s Auflösung mal überflogen. Da sind für mich ein paar Überraschungen dabei. Ich finde es schön, das dieser BFT ein übergeordnetes Thema hat – und mit der Gegenüberstellung von Vokal- und Instrumentalstücken ergibt die Teilung in zwei Teile Sinn.
01.01 – Sehr schön intim und gleichzeitig abgeklärt wirkender Gesang, die Instrumentalbegleitung bleibt sehr im Hintergrund (mit Ausnahme des kleine Piano-Solos), was hier auch passt. Die melancholische Nachdenklichkeit des Textes wird schön in die Musik übersetzt.
01.02 – Beim vorherigen Stück hörte man eine reife und enttäuschte Frau, hier höre ich die Stimme eines verträumten Mädchens („… dada-dah-da-dadada-dah ..“) Sehr schön, sehr zart, aber auch unglaublich naiv. Dinah Washington habe ich nicht erkannt. Ich phantasiere, wie es wirken würde wenn ein Mann dieses Lied in Bezug auf eine Frau singt?
01.03 – Poor old Johnny Ray erkenne ich natürlich am ersten Ton. He moves my heart in mono. Zurückhaltung ist nicht seine Sache. Unglaublich prononciert, in beide Richtungen, mal fast geflüstert, dann wieder voller Inbrunst heraus geschmettert. Ich weiß nicht ober das Kitsch ist oder Kunst. Jedenfalls ganz große Oper!
Bei Vokalmusik neigt man dazu, der Gesangstimme die größte Aufmerksamkeit zu schenken, während die Instrumentalbegleitung in den Hintergrund rückt. Aber was soll neben Johnny Ray auch existieren?
01.04 – Der Titel ist meines Wissens ein Shakespeare-Zitat. Oder? Ich habe in der Auflösung inzwischen gelesen, dass der Autor dieser Stücke Alec Wilder ist. Ich kannte einige Stücke von ihm, ohne dass mit bewusst war, wer sie geschrieben hat. Hatte Alec Wilder eine Neigung zu Melodramatik? Und zur Melancholie? Bis jetzt höre ich hier eigentlich nichts als Sorgen, Sorgen, Sorgen – auch wenn Dinah Washington das Elend ihre Situation offenbar noch nicht begriffen hatte.
Hier auch wieder nichts als Elend und Verzweiflung. Aber diese klare feine Stimme suhlt sich sehr schön darin.
01.05 – Lady Sing The Blues ist nicht von Billie Holiday geschreiben worden? Hätte ich geschworen! Oder ist das hier ein anderes Stück? Offenbar. Hat mich erst mal verwirrt. Aber ist auch etwas ähnlich. Ist natürlich etwas schwierig, mit so einem Songtitel anzutreten, wenn die meisten Hörer dabei gleichzeitig ein anders Lied im geistigen Ohr haben. Dieses Stück klingt dagegen schon etwas brav.
01.06 – Da ich mich auf dem Weg in den Urlaub, von der lauten platten Stadt in die ruhige bergige Landschaft befinde, will ich diesen romantisch-naiven, eigentlich lustig wirkenden Text mal so stehen lassen. Der Sänger klingt so, als würde er lächeln. Hier ausnahmsweise mal keine Tragik. Heile Welt!
01.07 – Da sind Leid und Elend ja wieder! Tolles gehauchtes Saxophon am Anfang, die weibliche Gesangstimme, greift Ton und Stimmung ebenso toll auf. Musikalisches understatement führt hier zu größtem emotionalen Effekt. Auch sehr schöne Begleitung mit dem Vibraphon und der Gitarre. Ganz toll!
01.08 – Mir passiert es manchmal, dass ich mir eigentlich bekannte Menschen unerwartet in ungewohnter Umgebung treffe, sie zuerst nicht erkenne und denke, irgendwas passt hier nicht zusammen. Dauert dann erst mal ein Moment, bis ich sage“ „Mensch … äh … Dings … äh … was machst du denn hier?“
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auch Marvin Gaye hier zunächst nicht erkannt habe. Es lag wohl am Kontext dieses BFTs, außerdem verbinde ich MG mehr mit seinen späteren Aufnahmen. Und dieses Stück ist ja nicht mal im typischen Motown-Sound. „Ah … Dings … äh … Marvin … äh… was machst du denn hier?“
Ein Lied vom selbstlosen geduldigen Opfer, vom Text eigentlich kaum zu ertragen, aber von Marvin Gaye und dem Orchester zuckersüß serviert.
01.09 – Zur Abwechslung hier eine ganz kleine Besetzung und auch mal ein gutes Stück Optimismus und Humor. Der Gesang klingt sehr charmant, die Gitarre mit dezenter Begleitung, sehr gelassen, fast beiläufig. Schöne Verdichtung und Steigerung der Intensität, als würde sich eine Blüte langsam entfalten. Sehr charismatischer Sänger, finde ich. Wunderbar!
01.10 – Little Jimmy Scott, nochmal das Lied vom geduldigen selbstlosen Opfer. Die Rolle scheint ihm hier sehr zu behagen und er überzeugt mich, obwohl oder weil er etwas weinerlich klingt. Hochglanzarrangement mit allem Pipapo, aber auch etwas generisch. Ich hatte das Album, von dem diese Aufnahme stammt, sogar mal. In sparsamer Dosis verabreicht mag ich Jimmy Scott sehr. Über die gesamte Spielzeit des Albums fand ich die Gleichförmigkeit der Arrangements, das fast (?) durchgegehende Balladentempo und Jimmy Scotts Stimme etwas ermüdend. Aber als einziges Stück in einem Mix ist das toll!
Jetzt Umstieg in München. Teil 2 folgt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)friedrich
So, sitze im Zug von Berlin nach Südtirol. Nichts anderes zu tun als aus dem Fenster zu schauen, belegte Brötchen zu essen und Kaffee aus der Thermosflasche zu trinken. Und Musik hören und etwas dazu schreiben.sehr schön, vielen dank, dass du dir dafür die zeit nimmst. ich hocke gerade am niederrhein, stapfe an graugänsen und störchen vorbei und komme vielleicht auf der weihnachtlichen rückfahrt dazu, meine motivation hinter diesem bft etwas auszuführen.
friedrich01.03 – Poor old Johnny Ray erkenne ich natürlich am ersten Ton. He moves my heart in mono. Zurückhaltung ist nicht seine Sache. Unglaublich prononciert, in beide Richtungen, mal fast geflüstert, dann wieder voller Inbrunst heraus geschmettert. Ich weiß nicht ober das Kitsch ist oder Kunst. Jedenfalls ganz große Oper!
Bei Vokalmusik neigt man dazu, der Gesangstimme die größte Aufmerksamkeit zu schenken, während die Instrumentalbegleitung in den Hintergrund rückt. Aber was soll neben Johnny Ray auch existieren?wie bist du denn erstmals auf johnnie ray gekommen? ich habe ihn erst durch die beschäftigung mit wilder kennen gelernt, er hat von ihm eigene songs komponiert bekommen („love me“), der hasste aber rock and roll, aber wohl nicht, wenn er so gekonnt gesungen wurde. das ist ja wirklich erstuanlich, was ray hier aus jeder einzelnen silbe herausholt, immer anders, mit großen kontrasten (wie du ja schreibst). zum arrangement mit den four lads im background kann man wohl einiges schreiben, aber vielleicht nicht nur gutes…
friedrich01.04 – Der Titel ist meines Wissens ein Shakespeare-Zitat. Oder? Ich habe in der Auflösung inzwischen gelesen, dass der Autor dieser Stücke Alec Wilder ist. Ich kannte einige Stücke von ihm, ohne dass mit bewusst war, wer sie geschrieben hat. Hatte Alec Wilder eine Neigung zu Melodramatik? Und zur Melancholie? Bis jetzt höre ich hier eigentlich nichts als Sorgen, Sorgen, Sorgen – auch wenn Dinah Washington das Elend ihre Situation offenbar noch nicht begriffen hatte.
Hier auch wieder nichts als Elend und Verzweiflung. Aber diese klare feine Stimme suhlt sich sehr schön darin.dafür gibt es ja ein genre, die sogenannten „torch songs“, und jedes genre hat seine konventionen. billie holiday hat ja ihr ganzes leben kaum was anderes gesungen. hier ist die tragödie aber besonders ausgestellt und tatsächlich literarisch unterfüttert. die referenz ist der erste satz aus RICHARD III., mit dem kleinen unterschied, dass richard in seiner ganzen hybris „our discontent“ sagt, obwohl es nur seines ist (das volk lebt ja eigentlich gerade in frieden und atmet auf, langweilige zeiten für einen schurken wie ihn). bei wilder/berenburg ist es „my discontent“ und hier wird eher subjektiv beschrieben, wie die ganze welt in dissonanz wahrgenommen wird, nur weil man sein eigenes liebesleben nicht in den griff bekommt.
friedrich01.05 – Lady Sing The Blues ist nicht von Billie Holiday geschreiben worden? Hätte ich geschworen! Oder ist das hier ein anderes Stück? Offenbar. Hat mich erst mal verwirrt. Aber ist auch etwas ähnlich. Ist natürlich etwas schwierig, mit so einem Songtitel anzutreten, wenn die meisten Hörer dabei gleichzeitig ein anders Lied im geistigen Ohr haben. Dieses Stück klingt dagegen schon etwas brav.
brav finde ich das nicht, aber tatsächlich sind das zwei unterschiedliche songs, die texte sind völlig anders und holiday/nichols arbeiten noch mit anderen elementen. das absurde ist aber, dass wilder „seine lady“ für holiday geschrieben hatte, die nahm den song aber nicht auf (sondern ging damit zu nichols, um ihn soweit zu verändern, dass die beiden einen eigenen credit verlangen konnten? das wäre meine erklärung). beide songs wurden auch noch gleichzeitig lizensiert (1955/56), cleo laine war die erstinterpretin des wilder-songs, von stan getz gibt es eine tolle instrumentalversion (angeblich hat er das stück auf der beerdigung seiner mutter gespielt und sich danach mit wilder angefreundet).
friedrich
01.07 – Da sind Leid und Elend ja wieder! Tolles gehauchtes Saxophon am Anfang, die weibliche Gesangstimme, greift Ton und Stimmung ebenso toll auf. Musikalisches understatement führt hier zu größtem emotionalen Effekt. Auch sehr schöne Begleitung mit dem Vibraphon und der Gitarre. Ganz toll!ja, das ist ist eine ganz schöne ansammlung modernistischer individualisten, die hier einer gesanglichen eintagsfliege zuarbeiten (was gemein ist, man weiß nichts über die hintergründe, es gab aber ja schlimme fälle, in denen vielversprechende weibliche karrieren auf einen schlag zuende waren).
friedrich01.08 – Mir passiert es manchmal, dass ich mir eigentlich bekannte Menschen unerwartet in ungewohnter Umgebung treffe, sie zuerst nicht erkenne und denke, irgendwas passt hier nicht zusammen. Dauert dann erst mal ein Moment, bis ich sage“ „Mensch … äh … Dings … äh … was machst du denn hier?“
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auch Marvin Gaye hier zunächst nicht erkannt habe. Es lag wohl am Kontext dieses BFTs, außerdem verbinde ich MG mehr mit seinen späteren Aufnahmen. Und dieses Stück ist ja nicht mal im typischen Motown-Sound. „Ah … Marvin … äh… was machst du denn hier?“
Ein Lied vom selbstlosen geduldigen Opfer, vom Text eigentlich kaum zu ertragen, aber von Marvin Gaye und dem Orchester zuckersüß serviert.so liest du den text? ich finde ihn ambivalenter, vielleicht sogar ein bisschen creepy – da lungert jemand, der eigentlich keine chance mehr hat, weiterhin im leben der angebeten person herum und kann nicht verstehen, dass sie sich für jemand anderes (oder sogar immer wieder andere) entschieden hat.
marvin gaye ist hier natürlich eine überraschung, auch für mich, weil ich ja ganz offen nach interpret*innen von wilder-songs gesucht habe. dass gaye mit sowas mal ernsthaft angefangen hat, wusste ich vorher nicht. und ich finde es tatsächlich ziemlich hübsch.
friedrich
01.09 – Zur Abwechslung hier eine ganz kleine Besetzung und auch mal ein gutes Stück Optimismus und Humor. Der Gesang klingt sehr charmant, die Gitarre mit dezenter Begleitung, sehr gelassen, fast beiläufig. Schöne Verdichtung und Steigerung der Intensität, als würde sich eine Blüte langsam entfalten. Sehr charismatischer Sänger, finde ich. Wunderbar!ja, den kannte ich tatsächlich auch vorher nicht, er spielt auch die gitarre. die bekannteste interpretation dieses songs ist diese hier von den beiden aus #1.4.
friedrich01.10 – Little Jimmy Scott, nochmal das Lied vom geduldigen selbstlosen Opfer. Die Rolle scheint ihm hier sehr zu behagen und er überzeugt mich, obwohl oder weil er etwas weinerlich klingt. Hochglanzarrangement mit allem Pipapo, aber auch etwas generisch. Ich hatte das Album, von dem diese Aufnahme stammt, sogar mal. In sparsamer Dosis verabreicht mag ich Jimmy Scott sehr. Über die gesamte Spielzeit des Albums fand ich die Gleichförmigkeit der Arrangements, das fast (?) durchgegehende Balladentempo und Jimmy Scotts Stimme etwas ermüdend. Aber als einziges Stück in einem Mix ist das toll!
das geht mir so ziemlich ähnlich, ich habe das album bisher nur gestreamt und scheue mich davor, es anzuschaffen.
friedrichJetzt Umstieg in München. Teil 2 folgt.
ich freue mich darauf und wünsche eine gute weiterreise!
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ich will mich auch nochmal für den schönen bft bedanken. und für den nachhaltig nutzbaren wilder-mix. hat mir über ein paar übelst verregnete tage geholfen.
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Habe auf der Fahrt von München nach Bozen nur aus dem Fenster geglotzt und bin weggedöst. Hier in Südtirol bin ich nach Tagessausflug und abendlichem Menu im Berggasthof jeden Abend so kaputt, dass ich es bisher überhaupt nicht geschafft habe, mich mit dem BFT Teil 2 zu beschäftigen. Aber hier schon mal ein paar Antworten auf Deine Antworten.
Den Namen Johnnie Ray hörte ich zum ersten mal in den ersten Zeilen des Dexys & The Midnight Runners Hits Come On, Eileen aus den frühen 80ern: „Poor old Johnnie Ray / Sounded sad upon the radio / Moved a million hearts in mono“. Aber ich konnte diesen Namen damals überhaupt nicht einordnen. Und ich erinnere mich vage, dass Johnnie Ray auch eine Seite in Nik Cohns & Guy Peellaerts Rock Dreams hat. Aber dieses Buch steht beim mir zu Hause und das Bild von Johnnie Ray ist im Netz nicht zu finden. Du hattest JR hier im Forum aber schon mal erwähnt und so war ich dann (wieder) auf ihn gekommen. Genau genommen, ist JR aber prä-R’n’R und sein Stern sank mit dem Aufkommen des R’n’R – zumindest in seiner Heimat USA, während er in GB noch erfolgreich war. Da haben ihn wohl Dexys‘ Kevin Rowland und Soft Cells Marc Almond in ihre Kindheit gehört (wie @brandstand3000 hier mutmaßte) und waren bis ins Mark erschüttert.
Ja, stimmt, das sind natürlich torch songs! Die Melancholie und Melodramatik fielen mir wohl besonders auf, weil sie hier so geballt auftraten und ich etwas aufmerksamer auf die Texte hörte. Winter of discontent war auch ein Schlagwort für den Höhe- bzw. Tiefpunkt der Wirtschaftskrise der späten 70er in GB, durch die schließlich Margaret Thatcher ans Ruder kam. Ob man sie als Schurkin im shakespeare’schen Sinne bezeichnen kann, lasse ich mal dahingestellt.
Interessante Geschichte mit Lady Sings The Blues!
Ich kenne ja nur diesen einen Song von Betty Blake. Aber der ist toll!
Apropos I’ll Be Around und unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten: Dazu fällt mir ein anderer Song ein. Every Breath You Take von The Police wird oft und gerne als zärtliches Liebeslied interpretiert, dabei geht es darin um einen (Ex-)Liebhaber, der sein love interest ständig beobachtet und kontrollieren will, an der Grenze zum stalking. Da ist sie wieder, die creepy Ambivalenz.
Dieses Jimmy Scott-Album kann man haben, muss man aber nicht. Aus den genannten Gründen. Da gibt es sicher zwingendere Alben. Ich hatte Jimmy Scott mal über einen anderen, einzigen Song kennengelernt. Das finde ich schon origineller.
Werde in den nächsten Tagen versuchen, mich dem BFT Teil 2 zu widmen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Weiter geht’s:
02.01. – Sehr stimmungsvolle Einleitung mit geschmeidigem Bläserarrangement. Das gefällt mir schon mal gut. Mein Verdacht ist, dass das aus der West Coast Cool-Ecke kommt, Gerry Mulligan, Shelly Manne oder so, wobei die es sicher nicht sind. Hat etwas hoch professionelles, das sind Leute, die Big Band- und Studio-Cracks – was ich anerkennend meine. Aha, hier wird im Titel des Albums sogar explizit auf Shakespeares Drama Bezug genommen.
02.01. – Auch das würde ich im West Coast Cool verorten. Understatete kühle, aber auch samtig zarte Bläser, sowohl die Trompete als auch das Sax.
02.03. – Es bleibt cool. So eine schönen warmen Eintsieg mit der Posaune hört man auch nicht alle Tage. Das Altsax zwangsläufig etwas spitzer, was aber auch einen schöne Kontrast ergibt – auch mit dem dann daruntergelegten Bläserarrangement. Hier wird aus der eigentlich recht kleinen Besetzung viel Klang rausgeholt.
02.04. – Das kann ja nur Jimmy Smith sein. Den kenne ich eigentlich fast nur aus dem Soul Jazz-Bereich. Hier mal etwas ruhiger. Schön, aber für meinen Geschmack auch etwas brav. Aber an Heilig Abend höre ich mir das vorm Kamin gerne an.
Bis jetzt hätte ich übrigens keine der Kompositionen erkannt.
02.05. – Back to cool! Alles nur getupft, fast nur angedeutet. Das Piano bringt dann etwas Drama in die Sache. Ich warte die ganze Zeit auf den Einsatz der Posaune, die der leader ja wohl spielte und die ja auch auf dem Cover abgebildet ist. Aber er setzt hier wohl aus bzw. wechselt an Piano und eigentlich fehlt sie auch nicht. Ah, ein ausschließlich Alec Wilder gewidmetes Album!
02.06. – Piano solo. Sehr verträumt, aber auch mit Gefühl und zunehmend Drama. I’ll Be Around klingt hier gar nicht creepy, sondern sentimental und wehmütig. Da kriegt man fast feuchte Augen.
02.07. – Das packt mich sofort. Rechts drums, links percussion, beides greift wunderbar ineinander, dann darüber oder darunter der Bläserteppich, abgelöst durch die akustische Gitarre, die wiederum perfekt zur percussion passt. Großartiges Mit-, Gegen- und Nacheinander aller Beteiligten. Hat das übrige Album auch diese Qualität? Kenny Burrell habe ich nicht erkannt, kenne ihn aber ansonsten auch nur mit der elektrischen Gitarre. Und dass er was mit Gil Evans gemacht hat, wusste ich auch nicht. Die Komposition kannte ich auch nicht, kann sie daher auch nicht erkennen. Kommt mir so vor, als würde ich insgesamt nicht allzu viel wissen.
02.08. – Holla, Kontrastprogramm! Noch mal While We’re Young, aber komplett anders interpretiert, lebhaft, rasant und als fast alleiniges feature fürs Alt-Sax. Ach, jetzt bekommen Trompete und Piano auch noch ihren Auftritt. Das boppt heftig, sticht aus dem Rest dieses BFT-Mixes völlig heraus. Fände ich live bestimmt toll, in diesem Zusamnehang berührt es mich nicht so sehr.
02.09. – Keith Jarrett erkenne ich hier an den ersten paar Takten, noch bevor er anfängt mitzusingen. Jarrett und Haden fast im Duo, der von mir sehr geschätzte Paul Motian hätte hier eigentlich auch konsequent einfach die Hände in den Schoß legen können. Wunderschön. Braucht man eigentlich nicht viel dazu zu sagen. Mich verblüfft, das KJ hier eigentlich genauso klingt wie auch 20-30 Jahre später.
02.10. – Nochmal Piano solo. Verträumt, wie für sich selbst spielend, Erinnerungen nachhängend. Der Applaus reißt einen dann aus dieser Stimmung raus. Ansonsten aber ein sehr schöner Abschluss dieses BFT-Mixes.
Vielen Dank dafür, lieber @vorgarten ! Das war ein schöner besinnlicher Mix zum Jahresende. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen beschauliche, friedliche und gesunde Tage!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
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