Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › blindfoldtest zum jahresende › Antwort auf: blindfoldtest zum jahresende
Habe auf der Fahrt von München nach Bozen nur aus dem Fenster geglotzt und bin weggedöst. Hier in Südtirol bin ich nach Tagessausflug und abendlichem Menu im Berggasthof jeden Abend so kaputt, dass ich es bisher überhaupt nicht geschafft habe, mich mit dem BFT Teil 2 zu beschäftigen. Aber hier schon mal ein paar Antworten auf Deine Antworten.
Den Namen Johnnie Ray hörte ich zum ersten mal in den ersten Zeilen des Dexys & The Midnight Runners Hits Come On, Eileen aus den frühen 80ern: „Poor old Johnnie Ray / Sounded sad upon the radio / Moved a million hearts in mono“. Aber ich konnte diesen Namen damals überhaupt nicht einordnen. Und ich erinnere mich vage, dass Johnnie Ray auch eine Seite in Nik Cohns & Guy Peellaerts Rock Dreams hat. Aber dieses Buch steht beim mir zu Hause und das Bild von Johnnie Ray ist im Netz nicht zu finden. Du hattest JR hier im Forum aber schon mal erwähnt und so war ich dann (wieder) auf ihn gekommen. Genau genommen, ist JR aber prä-R’n’R und sein Stern sank mit dem Aufkommen des R’n’R – zumindest in seiner Heimat USA, während er in GB noch erfolgreich war. Da haben ihn wohl Dexys‘ Kevin Rowland und Soft Cells Marc Almond in ihre Kindheit gehört (wie @brandstand3000 hier mutmaßte) und waren bis ins Mark erschüttert.
Ja, stimmt, das sind natürlich torch songs! Die Melancholie und Melodramatik fielen mir wohl besonders auf, weil sie hier so geballt auftraten und ich etwas aufmerksamer auf die Texte hörte. Winter of discontent war auch ein Schlagwort für den Höhe- bzw. Tiefpunkt der Wirtschaftskrise der späten 70er in GB, durch die schließlich Margaret Thatcher ans Ruder kam. Ob man sie als Schurkin im shakespeare’schen Sinne bezeichnen kann, lasse ich mal dahingestellt.
Interessante Geschichte mit Lady Sings The Blues!
Ich kenne ja nur diesen einen Song von Betty Blake. Aber der ist toll!
Apropos I’ll Be Around und unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten: Dazu fällt mir ein anderer Song ein. Every Breath You Take von The Police wird oft und gerne als zärtliches Liebeslied interpretiert, dabei geht es darin um einen (Ex-)Liebhaber, der sein love interest ständig beobachtet und kontrollieren will, an der Grenze zum stalking. Da ist sie wieder, die creepy Ambivalenz.
Dieses Jimmy Scott-Album kann man haben, muss man aber nicht. Aus den genannten Gründen. Da gibt es sicher zwingendere Alben. Ich hatte Jimmy Scott mal über einen anderen, einzigen Song kennengelernt. Das finde ich schon origineller.
Werde in den nächsten Tagen versuchen, mich dem BFT Teil 2 zu widmen.
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)