blindfoldtest #19 – vorgarten

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  • #10019745  | PERMALINK

    vorgarten

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    das stimmt natürlich. ich finde nur, dass die version auf LEE-WAY einen ganz anderen charakter hat, weil sie viel langsamer ist – ich habe das gar nicht zusammengebracht zuerst.

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    #10020437  | PERMALINK

    vorgarten

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    liebe bft-neulinge, bitte einfach drauflosschreiben und nicht vom fachwissen der üblichen verdächtigen einschüchtern lassen! aber sich zeit nehmen geht natürlich auch.

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    #10020543  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    #1 – Tenorsaxophon solo … schöner Auftakt! Darauf, was das für ein Stück ist, komme ich weiterhin nicht, gefällt mir aber sehr gut, gerade zum Anfang – die Mikrotöne und all das, wirklich schön. Ziemlich stoisch gespielt. Das ist eher jüngeren Datums, vermute ich mal – Sound ist zu warm für die 90er, dünkt mich, also noch jünger.

    #2 – Gospel-Big Band-Sound aus den späten Fünfzigern oder eher den frühen Sechzigern – toller Sound, auch die Congas stören für einmal nicht gross. Sehr catchy und ganz hübsch arrangiert. Die ersten Gedanken sind sowas wie die Griffin Big Band auf Riverside oder Stanley Turrentine, aber das sind sie beide nicht. Kann den Saxer nicht recht greifen und zuordnen, hat einen tollen Ton, gefällt mir.

    #3 – Und dann vom Gospel zum Bossa-Bacharach-Lounge mit Growl-Posaune à la Ellington … doch dann ein abrupter Wechsel, die Flöte, der Elektrobass-Groove, darüber das Klaviersolo, das sich viel Zeit lässt. Der Groove wird hypnotisch und hat mich im Moment, in dem ich mich allmählich über ihn zu ärgern beginne – und dies dann eben gerade nicht tue. Späte Sechziger, tippe ich mal – es gibt Momente, da denke ich an Sun Ra, andere, da denke ich an Kitsch-Pop der späten Sechziger … die Musiker könnten gerade so gut Studio-Profis sein (die Rhythmusgruppe vor allem) wie eine exisiterende Band. Das Stück klingt wohl einfach schon beim zweiten Hören vertraut, aber zuordnen kann ich es nicht. Ach so: Viola oder Violine?

    #4 – Ach, diesen Track sollte ich erkennen … wundert mich nicht, dass Du das denkst, @vorgarten … ich hatte den schon wahrgenommen und natürlich an meinen geliebten Al Sears denken müssen, aber der ist das wohl nicht bzw. ich habe nicht das Gefühl, dass ich den Track kenne. Sehr eingänig, klar. Toll das Banjo – und das klingt völlig unvertraut für mich, ist aber vom Effekt her überraschend. Das Sax-Solo ist mir wohl eine Spur zu einfach gestrickt, ist ja gar kein richtiges Solo. Aber was der Mann mit dem Ton macht, die Growls, die Shakes … macht Spass! Die Jungle-Klänge der Trompete hätten gerne über etwas längere Zeit eingestreut werden können. Ein Südstaaten Camp-Meeting-Groove irgendwo zwischen Don Wilkerson und Ray Charles und mit mehr als einer Prise Country (das ist ja immer wieder faszinierend, wie da und dort die Grenzen zwischen R & B und C & W verschwinden).

    #5 – Das ist jetzt natürlich modernes Territorium, flächig-nervöses Klavier, sich selbst unterbrechender Bass mit tollem Sound (klingt vertraut), ist mir alles in allem eine Spur zu kühl, das Altsax hat zwar einen schönen warmen Ton (ist nicht Greg Osby?), ist aber wie angeklebt, der Mittelteil ohne Sax schon deutlich spannender, verstehe die Motivation zu einem solchen „Stück“ (es sind ja eher deren zwei) nicht so ganz, aber gefällt mir alles in allem doch recht gut. Müsste aber mehr hören, um zu entscheiden, ob ich davon mehr hören will ;-)

    #6 – Den hatte ich ja sofort … über den Saxer weiss ich leider auch nicht mehr, nur dass auch er auf dem Album manchmal mittem im Solo aus der Spur fällt – aber seinen Ton finde ich sehr toll, hier braucht er einen Takt oder zwei, um in die Gänge zu kommen – an sich schon der erste kapitale Fehler im Hard Bop, aber in dieser Band hier macht das natürlich gar nichts. Der Mann am Horn kriegt hier auch nur knapp die Kurve (ich leide bei ihm immer mit viel Sympathie mit, manchmal gelingen seine Soli aber auch ganz grossartig), das Klavier zieht sich sehr zurück, um nicht in den Weg zu geraten, dass daraus dann direkt das Bass-Solo erwächst, ist nur logisch – der einzige Mann hier, dessen Karriere ein knappes Jahr später richtig in Schwung kam. Das Klaviersolo ist wie anderswo neulich besprochen völlig irre – leider wird eine üble Klapperkiste traktiert, doch das stört davor in der Begleitung erheblich mehr, wird ins Solo fast schon wie ein Effekt eingebaut (glaub auf dem einen Leader-Album ist das auch nicht viel besser, muss den alten LP-Rip suchen, gibt es auch in Spanien inzwischen). Dann dürfen der guten Gerechtigkeit halber auch die Drums noch ran, bevor das wundervolle Thema repetiert wird (das Horn verhaut noch den Einstieg).

    #7 – Das ist irgendwo zwischen Yusef Lateef und dem Art Ensemble of Chicago … Glöcklein, Orgelpunkte, Geschrammel … dann die Klarheit, der Bass – doch es folgt nicht, was man erwarten würde, alles löst sich gleich wieder auf, die Flöte setzt auch sehr langsam ein, ein Vibraphon … und dann erst allmählich ein sich verfestigender Groove, wenigstens für eine Weile. Gibt es hier zwei Bässe? Bass und Cello? Ich tippe auf Siebzigerjahre, vielleicht etwas Abgelegenes aus Deinen ECM-Touren? Um meine Anmerkung von oben aufzugreifen: wie #3 und #5 nicht mein Territorium hier, aber die allmähliche Entwicklung, wie sich das alles um den Bass herum gruppiert, dass die Flöte durchgängig Begleitung bleibt, das Vibraphon in der Mitte des Ganzen solistisch aktiv wird, das ist schon sehr hübsch gemacht.

    #8 – Und so ähnlich geht es weiter, doch hier wird rasch verdichtet, der Drummer haut alles zu, ist irgendwie aber trotzdem toll, die wabernde Gitarre, die existentialistische Trompete à la Tomasz Stanko. Nach etwas über vier Minuten beginnt ein völlig neues Stück, die Gitarre jetzt domestiziert, ein schmierender Bass … das klingt irgendwie nach den Skandinaviern, Danielsson, Christenen, Rypdal und so, aber ich kenne es bisher nicht, glaube ich. Die Trompete setzt sich auch in der zweiten Hälfte, dem unausgewogenen Mix zum Trotz, wieder durch, die Gitarre ist mir zu handzahm und zugleich nicht ganz hübsch genug, irgenwdie in keine Richtung richtig konsequent. (Auch nicht mein Ding, aber ebenfalls ziemlich toll, alles in allem, da würde ich weiterhören!)

    #9 – Der Track ist auch klar … man erkennt ja eh nach zwei Sekunden, welches Stück hier gespielt wird, schon krass, dieses Bass-Lick ist sowas von klar. Dann die interessante Linie … toll gesungen, aber die Stimme ist halt nicht so ganz meins, das Timbre spricht mich nicht wirklich an. Aber schöne Produktion, zurückhaltend und sehr groovy.

    #10 – Ein Südafrika-Groove, aber eher aus der Sean Bergin-in Holland-Ecke als wirklich aus Südafrika, das ist harmonisch etwas zu raffiniert, das E-Piano würde wohl noch durchgehen aber nicht die Changes und nicht die Congas, bloss der Bass, der das Lick schön durchzieht, ohne dass es je langweilig würde. Das ist auch älteren Datums, Acid Jazz avant la lettre … schön vom Sound her, toller Groove, aber das würde mich – trotz des tollen Sounds und Grooves, eher wegen der perlenden Rechten – wohl nach einer halben Stunde zu langweilen anfangen (also auch nicht so wirklich meins).

    #11 – Das fängt ähnlich an, ist dann aber ziemlich rasch ziemlich abgefahren, ohne aus dem starren Groove zu fallen. Gitarre oder Synthesizer? Das Solo bricht mir hier jedenfalls genügend stark aus, auch wenn das weiterhin nicht meine Welt ist.

    #12 – Es geht so ähnlich weiter … Siebziger, nach Weather Report wohl. Congas, E-Bass und Synthesizer? Schön, wieviel Zeit man sich hier lässt – und dann sind die sechs Minuten doch wie im Flug um! Weiterhin nicht meins, aber da würde ich weiterhören!

    #13 – Kirchenorgel? Mir fehlen bei der Wendung, die diese Zusammenstellung in der zweiten Hälfte nimmt, immer mehr die Worte, hier höre ich schon fast vier Minuten und weiss immer noch nicht, was ich höre – aber was ich höre gefällt und entwickelt einmal mehr einen tollen Sog. Die Basstöne, der Becken-Vorhang … The Necks im Ashram?

    #14 – Huch! Gitarre, oder? Ziemlich toll und viel zu kurz …

    #15 – … dann ein Klavier-Interlude …

    #16 – … und danach geht es irgendwie gleich weiter, oder doch nicht – tolle Abfolge. Der Bass spielt Flageolett-Töne, das Bindeglied zwischen 14 und 16 ist natürlich der Beat. Auch hier sehr viel Zeit, eine langsame Entwicklung, hin zum satteren Sound, doch das technoide Element im Beat bleibt präsent … dann stossen Congas dazu, das Klavier verstummt kurz, ein sehr schöner Moment, doch der Bass braucht natürlich nicht zu solieren, weiterspielen reicht völlig … schöner Auslang! (Aber gut, die gesamte zweite Hälfte ist fern von den Sachen, die ich regelmässig höre, ohne dass mir davon irgendwas wirklich missfällt – so war auch meine Bemerkung oben gemeint.)

    Was mir noch unklar ist: Wo steckt Kikuchi? In einem der Siebziger Synthesizer-Tracks, oder gar hier am Ende? Mein Stapel ist ja hoch, aber mit Hören bin ich noch immer nicht weiter

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10020557  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    redbeansandrice
    #11 das hier ist zum Beispiel viel interessanter… erinnert mich stark an den Jazz meiner Jugend, also so ca 1997, David Torn, Jean Paul Bourelly, die Zeit als so stark verzerrte Gitarren im Jazz recht hauefig zu hoeren waren… allerdings ist Torn zB doch ein gutes Stueck synthetischer – und die Aufnahme damit vermutlich auch etwas aelter

    das ist genau richtig erkannt: weniger synthetisch & älter. torn & bourelly wurden hier erfunden. nicht hendrix, aber fast.

    Gibt es sowas von Pete Cosey? Hat der damals überhaupt jenseits von Miles irgendwas gemacht?

    Ansonsten: quäkiges Tenorsax also, nicht Alt, immerhin irre ich nicht allein.

    Und tatsächlich Kirchenorgel – toll!

    Und redbeans war im Kikuchi-Entdecken natürlich besser, aber das war ja klar – ich hatte #16 auch mal noch kurz im Verdacht, der läuft jetzt nochmal und ist wirklich schön.

    redbeansandrice
    ok, mit gypsys tipps oben konnte ich #6 klaeren („dass der sonst nichts gemacht hat“)… hab das Album selber erst ein, zweimal gehoert, aber kenn die Aufnahmen des Stuecks von Don Patterson und Lee Morgan, wobei ich vor allem letztere im Ohr hatte… da stellt sich schnell Standard-Gefuehl ein…

    Das zählt nicht, ich kann jetzt also nicht mehr mit Dir reden, sorry ;-)

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    #10020599  | PERMALINK

    vorgarten

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    wow, gypsy out of his comfort zone(s), das ist ja spannend! damit hätte ich nicht gerechnet. stimmt natürlich auch nur zum teil. dummerweise kann ich erst morgen nachmittag antworten. aber vielleicht mag jemand anderes das vakuum füllen? ich glaube, nicht-jazz-hörer(innen) könnten helfen – oder an andere grenzen stoßen.

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    #10020601  | PERMALINK

    vorgarten

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    (und es sind ein paar ganz heiße spuren gelegt, trotzdem…)

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    #10020623  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenwow, gypsy out of his comfort zone(s), das ist ja spannend! damit hätte ich nicht gerechnet. stimmt natürlich auch nur zum teil.

    „zum Teil“ heisst ich liege falsch oder „zum Teil“ berücksichtigt bereits meine Kommentare, in denen ja klar werden sollte, dass ein paar Stücke durchaus mittendrin liegen in dieser Zone (wobei z.B. #2 mir etwas zu harmlos bleibt, also auch nicht mein Ding, wenn wirklich nichts älteres als Mitte 60er drauf ist, ist das wohl eher so ein Creed Taylor-Ding, aber Vorbild ist ja wohl dann erst recht die „Big Soul Band“ von Griffin – Du erwähnst da den Arrangeur, ich finde das ja auch ziemlich gut gemacht, aber das Solo packt mich halt nicht so richtig).

    Ansonsten ist da ja nichts dabei, was mich wirklich abschreckt oder mir missfällt, ist eher eine Frage der Präferenzen und der Zeiteinteilung beim Hören, aber das spielt ja beim Definieren der „comfort zone“ wesentlich mit.

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    #10020643  | PERMALINK

    vorgarten

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    das ding ist halt, dass das meiste, was dir fern zu sein scheint, dir – zumindest personell – sehr nahe sein dürfte. und bei den völlig entfernten sachen bist du wiederum sehr nah dran…

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    #10020649  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hm, dann bin ich mal gespannt auf Deine Rückmeldungen und versuche dranzubleiben mit Hören :-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10020889  | PERMALINK

    duplo

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    gypsy-tail-wind#1 – Tenorsaxophon solo … schöner Auftakt! Darauf, was das für ein Stück ist, komme ich weiterhin nicht,

    Denk mal an kleine blaue Wesen mit weißen Kappen…

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    #10020893  | PERMALINK

    vorgarten

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    ;-)

    --

    #10020909  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bin ohne Fernsehen grossgeworden, den Schlümpfe-Soundtrack kenne ich nicht.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10021101  | PERMALINK

    vorgarten

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    so, endlich komme ich mal zum antworten. tausend dank für die tollen kommentare!

    gypsy-tail-wind#1 – Tenorsaxophon solo … schöner Auftakt! Darauf, was das für ein Stück ist, komme ich weiterhin nicht, gefällt mir aber sehr gut, gerade zum Anfang – die Mikrotöne und all das, wirklich schön. Ziemlich stoisch gespielt. Das ist eher jüngeren Datums, vermute ich mal – Sound ist zu warm für die 90er, dünkt mich, also noch jünger.

    das ist ein alt, kein tenor, ansonsten alles richtig, höre ich genauso (schön/ stoisch/ warm). das ausgangsmaterial wurde erkannt, ist hier aber nicht als gag gemeint. vader albert, sozusagen.

    gypsy-tail-wind#2 – Gospel-Big Band-Sound aus den späten Fünfzigern oder eher den frühen Sechzigern – toller Sound, auch die Congas stören für einmal nicht gross. Sehr catchy und ganz hübsch arrangiert. Die ersten Gedanken sind sowas wie die Griffin Big Band auf Riverside oder Stanley Turrentine, aber das sind sie beide nicht. Kann den Saxer nicht recht greifen und zuordnen, hat einen tollen Ton, gefällt mir.

    witzig, auf so was wie gospel kommt man gar nicht, wenn man den bandnamen kennt. aber es stimmt natürlich. die hinweise hier gehen in eine recht falsche richtung, der tenorton gehört allerdings zu den tollsten, die ich kenne.

    gypsy-tail-wind#3 – Und dann vom Gospel zum Bossa-Bacharach-Lounge mit Growl-Posaune à la Ellington … doch dann ein abrupter Wechsel, die Flöte, der Elektrobass-Groove, darüber das Klaviersolo, das sich viel Zeit lässt. Der Groove wird hypnotisch und hat mich im Moment, in dem ich mich allmählich über ihn zu ärgern beginne – und dies dann eben gerade nicht tue. Späte Sechziger, tippe ich mal – es gibt Momente, da denke ich an Sun Ra, andere, da denke ich an Kitsch-Pop der späten Sechziger … die Musiker könnten gerade so gut Studio-Profis sein (die Rhythmusgruppe vor allem) wie eine exisiterende Band. Das Stück klingt wohl einfach schon beim zweiten Hören vertraut, aber zuordnen kann ich es nicht. Ach so: Viola oder Violine?

    kein bossa, sondern habanera, glaube ich ;) und viola. zeitlich korrekt eingeordnet. rhythmusgruppe ist exzellent, den drummer magst du ziemlich gerne, wenn ich mich recht erinnere – aber studiohasen sind das natürlich alle. pianist ist ein hansdampf in allen gassen, fallst du die redewendung kennst. auch teil einer band, die von einem deutschen label dokumentiert wurde. ich glaube dagegen nicht, dass du das thema kennst, das in mehreren variationen auf dem album auftaucht.

    gypsy-tail-wind#4 – Ach, diesen Track sollte ich erkennen … wundert mich nicht, dass Du das denkst, @vorgarten … ich hatte den schon wahrgenommen und natürlich an meinen geliebten Al Sears denken müssen, aber der ist das wohl nicht bzw. ich habe nicht das Gefühl, dass ich den Track kenne. Sehr eingänig, klar. Toll das Banjo – und das klingt völlig unvertraut für mich, ist aber vom Effekt her überraschend. Das Sax-Solo ist mir wohl eine Spur zu einfach gestrickt, ist ja gar kein richtiges Solo. Aber was der Mann mit dem Ton macht, die Growls, die Shakes … macht Spass! Die Jungle-Klänge der Trompete hätten gerne über etwas längere Zeit eingestreut werden können. Ein Südstaaten Camp-Meeting-Groove irgendwo zwischen Don Wilkerson und Ray Charles und mit mehr als einer Prise Country (das ist ja immer wieder faszinierend, wie da und dort die Grenzen zwischen R & B und C & W verschwinden).

    schön beschrieben. ds ist schon ein ernsthaftes projekt, aber alle geben hier etwas vor, was sie eigentlich nicht sind. würde ich jetzt mal so sagen. als sears ist es nicht. aber den tenorsaxer kennt ihr alle.

    gypsy-tail-wind#5 – Das ist jetzt natürlich modernes Territorium, flächig-nervöses Klavier, sich selbst unterbrechender Bass mit tollem Sound (klingt vertraut), ist mir alles in allem eine Spur zu kühl, das Altsax hat zwar einen schönen warmen Ton (ist nicht Greg Osby?), ist aber wie angeklebt, der Mittelteil ohne Sax schon deutlich spannender, verstehe die Motivation zu einem solchen „Stück“ (es sind ja eher deren zwei) nicht so ganz, aber gefällt mir alles in allem doch recht gut. Müsste aber mehr hören, um zu entscheiden, ob ich davon mehr hören will

    warum sind das zwei stücke? weil ab dem klaviersolo was anderes passiert als vorher? für mich fällt das gar nicht so auseinander. und ich finde speziell den drummer fantastisch. (und den sound der aufnahme.)

    gypsy-tail-wind#6 – Den hatte ich ja sofort … über den Saxer weiss ich leider auch nicht mehr, nur dass auch er auf dem Album manchmal mittem im Solo aus der Spur fällt – aber seinen Ton finde ich sehr toll, hier braucht er einen Takt oder zwei, um in die Gänge zu kommen – an sich schon der erste kapitale Fehler im Hard Bop, aber in dieser Band hier macht das natürlich gar nichts. Der Mann am Horn kriegt hier auch nur knapp die Kurve (ich leide bei ihm immer mit viel Sympathie mit, manchmal gelingen seine Soli aber auch ganz grossartig), das Klavier zieht sich sehr zurück, um nicht in den Weg zu geraten, dass daraus dann direkt das Bass-Solo erwächst, ist nur logisch – der einzige Mann hier, dessen Karriere ein knappes Jahr später richtig in Schwung kam. Das Klaviersolo ist wie anderswo neulich besprochen völlig irre – leider wird eine üble Klapperkiste traktiert, doch das stört davor in der Begleitung erheblich mehr, wird ins Solo fast schon wie ein Effekt eingebaut (glaub auf dem einen Leader-Album ist das auch nicht viel besser, muss den alten LP-Rip suchen, gibt es auch in Spanien inzwischen). Dann dürfen der guten Gerechtigkeit halber auch die Drums noch ran, bevor das wundervolle Thema repetiert wird (das Horn verhaut noch den Einstieg).

    ja, alles schön beschrieben. ich finde auch, dass das wie mit heißer nadel gestrickt klingt, ohne zeit für einen zweiten take, aber in der rohen gestalt hat das einen großen charme. so richtig mitleid mit dem mann am horn habe ich dagegen eher nicht, ich bin da ungnädig und mache tatsächlich um alben, in denen er solist sein muss, einen bogen.

    gypsy-tail-wind#7 – Das ist irgendwo zwischen Yusef Lateef und dem Art Ensemble of Chicago … Glöcklein, Orgelpunkte, Geschrammel … dann die Klarheit, der Bass – doch es folgt nicht, was man erwarten würde, alles löst sich gleich wieder auf, die Flöte setzt auch sehr langsam ein, ein Vibraphon … und dann erst allmählich ein sich verfestigender Groove, wenigstens für eine Weile. Gibt es hier zwei Bässe? Bass und Cello? Ich tippe auf Siebzigerjahre, vielleicht etwas Abgelegenes aus Deinen ECM-Touren? Um meine Anmerkung von oben aufzugreifen: wie #3 und #5 nicht mein Territorium hier, aber die allmähliche Entwicklung, wie sich das alles um den Bass herum gruppiert, dass die Flöte durchgängig Begleitung bleibt, das Vibraphon in der Mitte des Ganzen solistisch aktiv wird, das ist schon sehr hübsch gemacht.

    gegen ende deiner bemerkungen kommst du der lösung ziemlich nahe. eigentlich haben wir es hier mit einem recht klassischen quartett zu tun, wobei die meisten aber mehr als ein instrument spielen. ich mag die intimität sehr, die diese aufnahme evoziert – und die plötzlich einen ganz weiten raum bekommt.

    gypsy-tail-wind#8 – Und so ähnlich geht es weiter, doch hier wird rasch verdichtet, der Drummer haut alles zu, ist irgendwie aber trotzdem toll, die wabernde Gitarre, die existentialistische Trompete à la Tomasz Stanko. Nach etwas über vier Minuten beginnt ein völlig neues Stück, die Gitarre jetzt domestiziert, ein schmierender Bass … das klingt irgendwie nach den Skandinaviern, Danielsson, Christenen, Rypdal und so, aber ich kenne es bisher nicht, glaube ich. Die Trompete setzt sich auch in der zweiten Hälfte, dem unausgewogenen Mix zum Trotz, wieder durch, die Gitarre ist mir zu handzahm und zugleich nicht ganz hübsch genug, irgenwdie in keine Richtung richtig konsequent. (Auch nicht mein Ding, aber ebenfalls ziemlich toll, alles in allem, da würde ich weiterhören!)

    auch hier bist du sehr nah dran, den gitarristen würde ich ja sofort erkennen, aber rypdal ist das natürlich nicht. auch den trompetenton finde ich wunderbar, wie der sich vom ekstatischen schlagzeug abhebt, mich ergreift das sehr. tatsächlich ist der gitarrist hier vielleicht am ratlosesten. aber ein fantastisches stück, finde ich. und auch gar nicht obskur.

    gypsy-tail-wind#9 – Der Track ist auch klar … man erkennt ja eh nach zwei Sekunden, welches Stück hier gespielt wird, schon krass, dieses Bass-Lick ist sowas von klar. Dann die interessante Linie … toll gesungen, aber die Stimme ist halt nicht so ganz meins, das Timbre spricht mich nicht wirklich an. Aber schöne Produktion, zurückhaltend und sehr groovy.

    ja!

    gypsy-tail-wind#10 – Ein Südafrika-Groove, aber eher aus der Sean Bergin-in Holland-Ecke als wirklich aus Südafrika, das ist harmonisch etwas zu raffiniert, das E-Piano würde wohl noch durchgehen aber nicht die Changes und nicht die Congas, bloss der Bass, der das Lick schön durchzieht, ohne dass es je langweilig würde. Das ist auch älteren Datums, Acid Jazz avant la lettre … schön vom Sound her, toller Groove, aber das würde mich – trotz des tollen Sounds und Grooves, eher wegen der perlenden Rechten – wohl nach einer halben Stunde zu langweilen anfangen (also auch nicht so wirklich meins

    prä-acid stimmt, alle geografischen hinweise falsch, und die rhythmusgruppe ist allererste sahne. und langeweile kommt auch nicht auf, weil das das einzige stück dieser art auf dem album ist.

    gypsy-tail-wind#11 – Das fängt ähnlich an, ist dann aber ziemlich rasch ziemlich abgefahren, ohne aus dem starren Groove zu fallen. Gitarre oder Synthesizer? Das Solo bricht mir hier jedenfalls genügend stark aus, auch wenn das weiterhin nicht meine Welt ist.

    gitarre, kein sythesizer. ziemlich puristisches trio eigentlich, aber die verhallungen im thema sind natürlich eigenartig.

    gypsy-tail-wind#12 – Es geht so ähnlich weiter … Siebziger, nach Weather Report wohl. Congas, E-Bass und Synthesizer? Schön, wieviel Zeit man sich hier lässt – und dann sind die sechs Minuten doch wie im Flug um! Weiterhin nicht meins, aber da würde ich weiterhören!

    mein lieblingsstück hier im bft. congas, e-bass, synth sind alle dabei, außerdem stehen noch ein paar leute im studio rum, die nix machen. und über die störgeräusche redet niemand…

    gypsy-tail-wind#13 – Kirchenorgel? Mir fehlen bei der Wendung, die diese Zusammenstellung in der zweiten Hälfte nimmt, immer mehr die Worte, hier höre ich schon fast vier Minuten und weiss immer noch nicht, was ich höre – aber was ich höre gefällt und entwickelt einmal mehr einen tollen Sog. Die Basstöne, der Becken-Vorhang … The Necks im Ashram?

    ganz heiß.

    gypsy-tail-wind#14 – Huch! Gitarre, oder? Ziemlich toll und viel zu kurz …

    ja. aber wer ist das wohl? ;)

    gypsy-tail-wind#16 – … und danach geht es irgendwie gleich weiter, oder doch nicht – tolle Abfolge. Der Bass spielt Flageolett-Töne, das Bindeglied zwischen 14 und 16 ist natürlich der Beat. Auch hier sehr viel Zeit, eine langsame Entwicklung, hin zum satteren Sound, doch das technoide Element im Beat bleibt präsent … dann stossen Congas dazu, das Klavier verstummt kurz, ein sehr schöner Moment, doch der Bass braucht natürlich nicht zu solieren, weiterspielen reicht völlig … schöner Auslang! (Aber gut, die gesamte zweite Hälfte ist fern von den Sachen, die ich regelmässig höre, ohne dass mir davon irgendwas wirklich missfällt – so war auch meine Bemerkung oben gemeint.)

    interessant, was meinst du mit „technoidem element“? wenn man den rhythmus identifiziert, kommt man eventuell auf die ethnischen wurzeln des pianisten. den schlagzeuger findest du toll. und es gibt zwei bässe, einen davon würde man in diesem umfeld nicht wirklich erwarten.

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    #10021105  | PERMALINK

    vorgarten

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    #11

    gypsy-tail-windGibt es sowas von Pete Cosey? Hat der damals überhaupt jenseits von Miles irgendwas gemacht?

    cosey ist es nicht, und prä-miles hieß bei ihm aacm-umfeld und der berühmte muddy-waters-auftritt, aber mit dem herrn hier hat er bestimmt schon mal instrumente getauscht.

    --

    #10021147  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    #13 ist mit Steven verwandt, ja? Gehört ja irgendwie dazu.

    (Sorry, hab editiert, aber ist immer noch zu offensichtlich.)

    zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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