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Herr RossiViele Novelty-Songs und Schnulzen der 60s haben allerdings durchaus ihren Charme.
auf jeden Fall.. aber liegt nicht ein Teil dieses Charmes darin dass es so weit weg ist von uns heute?
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Highlights von Rolling-Stone.deWerbungHerr Rossi(Wir sind aber etwas vom Thema abgekommen.)
stimmt.. okay, zur Eingangsfrage: mir geht es ähnlich wie einigen anderen, ich finde zu vieler alter Musik, die ich jetzt erst kennenlerne, keinen rechten emotionalen Zugang mehr. Als ich angefangen habe mich für Rock- und Popmusik zu interessieren, war das anders (ich habe in der zweiten Hälfte der 70er mit absoluter Begeisterung die frühen Stones gehört, und es war mir völlig egal dass das Zeug so alt war wie ich). Es gibt immer noch vieles was ich mag, aber vieles hat die Zeit für meine Ohren auch nicht so gut überstanden, oder aber mein Lebensgefühl stimmt nicht mehr damit überein. Jedenfalls geht mir halbwegs aktuelle Musik näher.
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Aimeestimmt.. okay, zur Eingangsfrage: mir geht es ähnlich wie einigen anderen, ich finde zu vieler alter Musik, die ich jetzt erst kennenlerne, keinen rechten emotionalen Zugang mehr. Als ich angefangen habe mich für Rock- und Popmusik zu interessieren, war das anders (ich habe in der zweiten Hälfte der 70er mit absoluter Begeisterung die frühen Stones gehört, und es war mir völlig egal dass das Zeug so alt war wie ich). Es gibt immer noch vieles was ich mag, aber vieles hat die Zeit für meine Ohren auch nicht so gut überstanden, oder aber mein Lebensgefühl stimmt nicht mehr damit überein. Jedenfalls geht mir halbwegs aktuelle Musik näher.
Die Frage hat sich bei mir in den 70ern auch gar nicht gestellt, weil die Musik der 60er ja noch absolut präsent war. Und viele der Bands/Künstler ja auch noch in den 70ern aktuell waren. Man hat auch noch nicht in Dekaden eingeteilt, was auch nicht sehr sinnvoll gewesen wäre.
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102nail75Das müsste ich jetzt raussuchen, ich melde mich später dazu. Natürlich sind darunter auch brauchbare oder sogar sehr gute Songs, aber eben auch viel Mist.
Beispielsweise Jonny Horton, der hat wohl eine ganze Reihe von historischen Songs gesungen. Ich kenne nur ein paar, darunter „North To Alaska“ und würde die als schlecht gealterte Kuriositäten bezeichnen. Es gab aber noch mehr Country-Sänger, die „historische“ Themen aufgriffen, u.a. Rex Allen mit „Don’t Go Near The Indians“ (ja, ist so blöde wie der Titel).
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Beispielsweise Jonny Horton, der hat wohl eine ganze Reihe von historischen Songs gesungen. Ich kenne nur ein paar, darunter „North To Alaska“ und würde die als schlecht gealterte Kuriositäten bezeichnen.
Das könnte an passender Stelle interessante Diskussionen geben. Es gibt andere Country-Songs dieser Zeit, die ich mehr schätze, aber „North To Alaska“ und „The Battle Of New Orleans“ würde ich nicht als Kuriositäten bezeichnen.
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„Freak Folk“ (aka „New Weird America“), New New Wave, neue Symbiosen aus Arrangement/Orchestrierung mit Songstruktur, Math-Rock und Afrobeat im Indie-Sound, Literaturpop usw.usf.
Mein Hauptaugenmerk liegt ebenfalls auf aktuellen Musikströmungen mitsamt ihren zum Teil äußerst spannenden Diskursen, die im günstigsten Falle vom Vergangenen über die künstlerische Individualität in die Zukunft weisen. Das Internet kann dabei als Wegbegleiter der Entdeckerfreuden und Artenvielfalt gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Zum Thema Verkaufszahlen contra Integrität möchte ich noch kurz das Beispiel Radiohead anbringen. Eine Band, die zu den drei weltweit kommerziell erfolgreichsten gezählt wird, aber trotzdem stets experimentell und vielseitig geblieben ist.--
"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)Herr RossiDas könnte an passender Stelle interessante Diskussionen geben. Es gibt andere Country-Songs dieser Zeit, die ich mehr schätze, aber „North To Alaska“ und „The Battle Of New Orleans“ würde ich nicht als Kuriositäten bezeichnen.
Irgendwie gehen auch Text und Musik eine unheilige Symbiose ein. Der sowieso schon banale Text (ok, war vor Dylan) wird durch die glatte Mainstream-Country-Produktion noch zusätzlich banalisiert. Das ist eben Musik, die von Musikarbeitern in irgendwelchen Nashviller Countryfabriken am Fließband produziert wurde und im Grunde auf demselben Niveau wie deutscher Schlager aus der Zeit steht. Ich meine jetzt die beiden genannten Lieder, nicht alle Country-Songs der 1960er. Nichts für mich jedenfalls.
Aber darum geht es eigentlich nicht. Jeder wird in den 1960er, gerade in den frühen, massenhaft Mist in den Charts finden, den heute nur noch Experten kennen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Ich meine jetzt die beiden genannten Lieder, nicht alle Country-Songs der 1960er. Nichts für mich jedenfalls.
Qualitativ könnte es zwischen den beiden Tracks keinen größeren Unterschied geben.
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A Kiss in the DreamhouseWenn etwas gut ist, dann hält es sich doch. Ich höre zwar viel Aktuelles, aber ich behalte schon im Hinterkopf, dass nur die Musik zählt, die man auch noch in zwei Jahren oder noch länger hört. Insofern soll man sich mit dem Aktualitätsdrang nicht immer so verrückt machen. Viele neue Bands sind teilweise überbewertet und gerade retroperspektiv gehen sie dann schnell in der Popgeschichte unter.
Schlimm sind die Bands, die damals schon nicht bekannt waren, untergegangen sind, die man aber gerne kennenlernen möchte. Ähnlich mit unbekannten Sachen der Neuzeit. Diese Perlensucherei nimmt die meiste Zeit in Anspruch.
Aufgrund der Radiosendung stöbere ich nun extrem viel auch nach ganz neuen Bands, aber ich würde mir diese Arbeit nicht machen, wenn nich die Radiosendung wäre.--
Nicht so wichtig. Ob ich eine Platte heute oder erst in 10 Jahren entdecke, ist eigentlich sekundär. Ich lebe ja eh in meiner eigenen Welt, wo die Uhren anders ticken – also, was brauche ich da Aktualität?
Aus Beobachten und Erleben zwei Thesen:
Je jünger man ist, desto wichtiger ist einem Aktualität. Will soll man sich sonst von alten Haudegen abgrenzen, die alles Gewesene kennen. Also Aktualitätswertschätzung als Variante der eigenen Identitätspositionierung.
Auf dem flachen Land ist Aktualität weniger wichtig als in Ballungsräumen. Erstens durch den Prozess des Selbstselektion: Wer am Puls der Zeit sein möchte, wählt nicht auf dem flachen Land zu leben. Zweitens, weil es in der Pampa kaum Leute gibt, die auf gleicher Augenhöhe Ahnung von Musik habe und somit der sportive Wettbewerb etwas aktuelles zuerst zu entdecken gar nicht stattfindet.
Ausnahmen sind kein Widerspruch zu dieser für mich offenkundigen Tendenz.
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Jan RoseWenn etwas gut ist, dann hält es sich doch. Ich höre zwar viel Aktuelles, aber ich behalte schon im Hinterkopf, dass nur die Musik zählt, die man auch noch in zwei Jahren oder noch länger hört. Insofern soll man sich mit dem Aktualitätsdrang nicht immer so verrückt machen. Viele neue Bands sind teilweise überbewertet und gerade retroperspektiv gehen sie dann schnell in der Popgeschichte unter.
was interessiert mich als hörer denn „die popgeschichte“? wenn mich die musik einer band, die im RS 2 sterne bekommt oder überhaupt nicht stattfindet, berührt oder begeistert, kann mir das urteil von kritikern, der medien oder sonstirgendwem doch egal sein (besonders weil man weiß, dass kritiker oft schnell entscheidungen treffen müssen, und sich nicht die zeit nehmen können, sich mit jeder platte lange auseinanderzusetzen. ohnehin hat jeder einen etwas anderen zugang, schon aufgrund unterschiedlicher lebenssituationen und so).
ob ich die musik in 2 jahren noch höre, wird sich zeigen. ist aber absolut kein kauf/hörargument für mich (merke alllerdings, dass ich die musik, die mich am anfang wirklich begeistert, auch nach jahren noch schätze; ist aber wohl einfach so, wenn man sich intensiv mit musik befasst; denn auch am anfang überlässt man es ja nicht dem zufall, welche musik man intensiv hört).--
Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)firecrackerwas interessiert mich als hörer denn „die popgeschichte“? wenn mich die musik einer band, die im RS 2 sterne bekommt oder überhaupt nicht stattfindet, berührt oder begeistert, kann mir das urteil von kritikern, der medien oder sonstirgendwem doch egal sein (besonders weil man weiß, dass kritiker oft schnell entscheidungen treffen müssen, und sich nicht die zeit nehmen können, sich mit jeder platte lange auseinanderzusetzen. ohnehin hat jeder einen etwas anderen zugang, schon aufgrund unterschiedlicher lebenssituationen und so).
ob ich die musik in 2 jahren noch höre, wird sich zeigen. ist aber absolut kein kauf/hörargument für mich (merke alllerdings, dass ich die musik, die mich am anfang wirklich begeistert, auch nach jahren noch schätze; ist aber wohl einfach so, wenn man sich intensiv mit musik befasst; denn auch am anfang überlässt man es ja nicht dem zufall, welche musik man intensiv hört).Das unterschreibe ich mal.
Sicherlich passiert es, dass eine anfängliche Euphorie irgendwann nachlässt und manche Scheiben dann doch verlieren und im Regal verstauben. Dennoch möchte ich die Momente, in dem mich so eine Scheibe begeistert hat, nicht missen.
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102firecrackerindie in allen möglichen schattierungen und pop leben aber. ob sich die bands dabei an musik früherer jahrzente orientieren, spielt dabei ja keine rolle, sofern sie diese nicht bloß kopieren.
MuetiIndie war schon tot bevor es als Genre durchging. Und kopieren tuen fast alle. Gute Ergebnisse gibt es natürlich trotzdem ab und an.
firecrackernaja, indie-pop (eher britisch) oder indie-rock (eher us-amerikanisch) eigentlich. indie alleine sagt natürlich wenig aus.
songdienliche (oft/meist gitarrenorientierte) musik, die der originalität, des kreativen prozesses wegen, entsteht und meist mit einfachen (materiellen) mitteln produziert wird, um’s mal kurz zu fassen. nicht, um möglichst viel zu verkaufen, was natürlich aber ein nebeneffekt sein kann.Der amerikanische „Indie-Rock“ (Sebadoh etc.) hatte seine Zeit in den 80ern und 90ern; das ist schon eine Weile her, also kein gutes Argument für Deine These (dass „Indie“ lebt). „Indie-Pop“ verbinde ich mit den 80ern (C86). Was heute oft als „Indie“ gilt, sind ja diese jungen britischen Bands, die vom NME gefeatured werden. Die sind doch meist erzkonservativ; in dem Bereich passiert wenig Spannendes. Gerade im Britpop-Kontinuum kann man sich fragen, ob man nicht mehr vom Leben hat, wenn man Beatles, Stones, Kinks, The Who und The Jam hört. Es gibt aber ein Gegenargument, und das hat Rossi vorgebracht:
Herr RossiVieles was Pop ausmacht – Live-Konzerte, Fan-Sein, Gemeinschaftsgefühl, Identifikation, Abgrenzung, sich auf die neue Platte freuen, den neuesten Gossip austauschen usw. hängt mit Gegenwärtigkeit zusammen. Das sind „wir“ und das ist „unsere“ Band.
Das ist der Punkt mit der Aktualität, glaube ich. Man kann das nicht an den Platten festmachen, sondern am Drumherum.
Aber nimmt dieser Aspekt der Gemeinsamkeit nicht immer mehr ab? Das Internet macht hunderttausende von Tracks zugänglich; jeder hört etwas anderes. Man wartet nicht gemeinsam auf den Erscheinungstag der Platte, sondern zieht sich irgendwann Dateien aus dem Netz usw. (Was eben in diesem Zusammenhang alles so diskutiert wird.)--
To Hell with PovertyGo1Der amerikanische „Indie-Rock“ (Sebadoh etc.) hatte seine Zeit in den 80ern und 90ern; das ist schon eine Weile her, also kein gutes Argument für Deine These.
ich bezog mich auf’s here & now, nicht auf das was man in der vergangenheit unter indie (pop/rock) verstand. der begriff hat sich eben gewandelt.
Go1Was heute oft als „Indie“ gilt, sind ja diese jungen britischen Bands, die vom NME gefeatured werden. Die sind doch meist erzkonservativ; in dem Bereich passiert wenig Spannendes.
nicht unbedingt.
der begriff ist eben heute weiter, bzw. weniger eindeutig als er in seiner entstehungsphase war. das gleiche gilt doch aber auch beispielweise für americana oder folk.--
Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason) -
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