Startseite › Foren › Das Radio-Forum › StoneFM › 27.06.2017 "Swooping Eagle #2 Teil 1" & "KopfKino" & "Swooping Eagle #2 Teil 2"
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AutorBeiträge
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Guten Abend zusammen.
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Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.Highlights von Rolling-Stone.de„I Put A Spell On You“ von Screamin‘ Jay Hawkins: Horror-Heuler
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Werbung12. White Noise – Black Mass (An Electric Storm In Hell)
Ursprünglich bin ich auf White Noise durch den Autor Kris Needs aufmerksam geworden, der sich in seiner Suicide-Biographie auf die Spurensuche danach begibt, ob es irgendetwas vergleichbares zu Suicides „Frankie Teardrop“ gibt. Und ja, er nennt mindestens zwei ‚Vorfahren‘. Max Roachs „We Insist! Freedom Now Suite“, bzw. genauer ‚Triptych: Prayer, Protest, Peace‘ mit Abbey Lincolns ‚elemental tour de force of screams, whimpers and agonised banshee wails‘.
Und ‚Black Mass (An Electric Storm In Hell)‘, den Schlusstrack des White Noise-Debüts, der den Hörer den umgekehrten Weg durch Dantes „Göttliche Komödie“ gehen lässt. Warum dieser Stimmungsumschwung? Nun…
Ungefähr einen Monat nach der Veröffentlichung von „Contact“ sieht ein Pan Am executive die LP im Plattenladen stehen, denkt sich: „Wait a minute… ‚das‘ ist überhaupt keine gute Werbung für uns!“ und schickt dann die Anwälte los.
Nicht nur wegen der offensichtlich drogeninduzierten, glasigen Blicke der beiden Piloten auf der Vorderseite, nein, für die Rückseite hatte sich das Simeon-Taylor-Bryant-Team noch etwas einfallen lassen, das das Coverkonzept abrundete. „Don’t drive drunk!“ hatte die durchaus warnende Parole gelautet, ansonsten passiert das:
In einer alten Ausgabe des Time Magazins hatten sie das Foto eines Flugzeugwracks gefunden, in das sie sich Banjo spielend hineinschnibbeln ließen. „See, that’s what happens if you let dumb hippies take over.“
Das Cover war so offiziell freigegeben worden, stellt Simeon jahrzehnte später klar, „their legal department cleared it, the advertising agency that did it cleared it, Kapp Records cleared it, Decca cleared it. Everybody OK’d it. It wouldn’t have gone into manufacture and [international] distribution if it hadn’t had complete clearance.“
Doch… keine Chance. Pan Am strengte einen Gerichtsprozess an und klagte auf Rufschädigung und Schmerzensgeld in Höhe von 100,000.00 $. Weiter verlangte die Gesellschaft, dass alle Exemplare des Albums aus den Läden verschwinden und eingestampft werden und… es den Silver Apples per einstweiliger Verfügung verboten werden sollte, die neun sich darauf befindlichen Songs überhaupt je wieder live zu performen.
Und das Gerichtsurteil auf diese Forderungen lautete: „Stattgegeben.“
„It was $100,000, which in 1969 was like a million. It was more money than I had ever contemplated. It was just one of those things – all possibility of us growing after that point was gone.“
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Gewöhnlich glaubt der Mensch - wenn er nur Worte hört - es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.Oliver!
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Software ist die ultimative Bürokratie.pheebeeGuten Abend zusammen.
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... und in den Taschen nur Messer und Fussel
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Hallo, Oliver!
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delia-hardy
„It was $100,000, which in 1969 was like a million. It was more money than I had ever contemplated. It was just one of those things – all possibility of us growing after that point was gone.“Die Geschichte ist wirklich tragisch. Finanzieller Absturz mit Pan Am …
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Klasse Track, Delia!
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http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.delia-hardy12. White Noise – Black Mass (An Electric Storm In Hell) Ursprünglich bin ich auf White Noise durch den Autor Kris Needs aufmerksam geworden, der sich in seiner Suicide-Biographie auf die Spurensuche danach begibt, ob es irgendetwas vergleichbares zu Suicides „Frankie Teardrop“ gibt. Und ja, er nennt mindestens zwei ‚Vorfahren‘. Max Roachs „We Insist! Freedom Now Suite“, bzw. genauer ‚Triptych: Prayer, Protest, Peace‘ mit Abbey Lincolns ‚elemental tour de force of screams, whimpers and agonised banshee wails‘. Und ‚Black Mass (An Electric Storm In Hell)‘, den Schlusstrack des White Noise-Debüts, der den Hörer den umgekehrten Weg durch Dantes „Göttliche Komödie“ gehen lässt. Warum dieser Stimmungsumschwung? Nun… Ungefähr einen Monat nach der Veröffentlichung von „Contact“ sieht ein Pan Am executive die LP im Plattenladen stehen, denkt sich: „Wait a minute… ‚das‘ ist überhaupt keine gute Werbung für uns!“ und schickt dann die Anwälte los. Nicht nur wegen der offensichtlich drogeninduzierten, glasigen Blicke der beiden Piloten auf der Vorderseite, nein, für die Rückseite hatte sich das Simeon-Taylor-Bryant-Team noch etwas einfallen lassen, das das Coverkonzept abrundete. „Don’t drive drunk!“ hatte die durchaus warnende Parole gelautet, ansonsten passiert das:
In einer alten Ausgabe des Time Magazins hatten sie das Foto eines Flugzeugwracks gefunden, in das sie sich Banjo spielend hineinschnibbeln ließen. „See, that’s what happens if you let dumb hippies take over.“ Das Cover war so offiziell freigegeben worden, stellt Simeon jahrzehnte später klar, „their legal department cleared it, the advertising agency that did it cleared it, Kapp Records cleared it, Decca cleared it. Everybody OK’d it. It wouldn’t have gone into manufacture and [international] distribution if it hadn’t had complete clearance.“ Doch… keine Chance. Pan Am strengte einen Gerichtsprozess an und klagte auf Rufschädigung und Schmerzensgeld in Höhe von 100,000.00 $. Weiter verlangte die Gesellschaft, dass alle Exemplare des Albums aus den Läden verschwinden und eingestampft werden und… es den Silver Apples per einstweiliger Verfügung verboten werden sollte, die neun sich darauf befindlichen Songs überhaupt je wieder live zu performen. Und das Gerichtsurteil auf diese Forderungen lautete: „Stattgegeben.“ „It was $100,000, which in 1969 was like a million. It was more money than I had ever contemplated. It was just one of those things – all possibility of us growing after that point was gone.“
das ist echt mal ne bittere story
zuletzt geändert von rosemarys-baby--
... und in den Taschen nur Messer und Fussel
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Hi
prima dieser track !
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Silver Apples – I Don’t Care What The People Say
Nicht, dass sie es allerdings nicht noch versuchten…
Durch das Zweitwerk „Contact“ in beträchtliche Seenot geraten, ging das good ship Silver Apples 1969 im Record Plant in NYC vor Anker um ein drittes Album aufzunehmen, das sie aus den gröbsten Wogen wieder hinausmanövrieren sollte. So zumindest der Plan, zu dem auch die Bitte gehörte, die Rechnung für die Sessions bis zu jenem Zeitpunkt aufschieben zu dürfen, an dem ein neues Label gefunden war, das den Betrag dann übernehmen würde, denn Kapp, dem durch den Prozess der finanzielle Todesstoß versetzt worden war, hatte das Duo fristlos rausgeworfen.
Ein neues Label, so würde die nächste Zeit dann zeigen, meldete sich jedoch nie.
„We were poison. We had a $100,000 lawsuit hanging over us. We had been partially responsible for the demise of a major record label. We were untouchables. Probably if we’d been The Rolling Stones someone would have said “Yeah, we’ll take a chance on you,” but we weren’t. We didn’t have a proven record of a million sales, you know? We were still growing, so that just never gelled. We couldn’t get anyone to give us the time of day.“
Stattdessen zog sich die Daumenschraube noch eine Stufe fester zu. Barry Bryant, der sich bisher für seine Schützlinge völlig verausgabt hatte, hing als Repräsentant der Apples natürlich mit drin in der Klage und in Anbetracht dessen, dass ihn sein Einsatz für das Duo bisher sowieso schon 30.000 $ in die Miesen gebracht hatte, wollte er jetzt nur noch eines. Weg!
Ein hinzugezogener Anwalt riet ihm zu einer Privatklage gegen Danny Taylor und Simeon auf finanziellen Schadensersatz. Als Pfand, bis Geld fließen würde, sollte er derweil Anspruch auf die Instrumente erheben.
Eines Tages also stand vor Max’s Kansas City der Gerichtsvollzieher und damit:
“[W]e were out of business. No record, no record label and no equipment.“
Was die zuvor im Record Plant entstandenen Tapes anging, so erklärte Simeon in einem Interview anno 1996:
„…those tapes sat there until The Record Plant went out of business around 1990. They made a deal with a tape and film storage facility in New Jersey to store the material for two years, then do with it as they pleased. I recently tracked the tapes to that warehouse and they told me that the tapes were all disposed of but they couldn’t find any record of the method of disposal. We’re still working on it in the hopes that they were sold to another warehouse as a bulk item and not taken to the dump.“
Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllen würde. Wie wir geneigten Hörer diesen Track und das ganze restliche The Garden-Album nun trotzdem hören können? Bleibt dran für die zweite Stunde. An diesem Punkt derGeschichte gilt für Danny Taylor und Simeon nun definitiv:
„We completely stopped playing. (…)We just both decided, when the band could no longer perform, because of the problems we were having with the legalities and stuff, which had nothing to do with me and Danny as musicians or as people, we loved each other, and so when we couldn’t be Silver Apples anymore we just didn’t want to be musicians anymore. If we couldn’t be Silver Apples we just wouldn’t want to do anything.“
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Gewöhnlich glaubt der Mensch - wenn er nur Worte hört - es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
august-ramoneKlasse Track, Delia!
Aber ja doch, wie die ganze Sendung bisher. Einfach klasse!
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Delia Derbyshire – Pot Au Feu
A propos Decca. Eine Dame, die sich dort einst als Tontechnikerin beworben hatte und mit der Ansage abgewiesen worden war, dass Decca keine Frauen in derlei Positionen einstellen würden, war BBC Radiophonic Workshop-Ikone, Elektro-Pionierin und White Noise-Mitglied Delia Derbyshire
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Gewöhnlich glaubt der Mensch - wenn er nur Worte hört - es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.Die Sendung ist ja sowas von spannend…
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Software ist die ultimative Bürokratie.„I remember my dreams by the colour they are.“
Delia Derbyshire & Barry Bermange – Colour
Und da sich Danny Taylor und Simeon geschworen hatten keine Musik mehr zu spielen, erfolgt als Outro nun keine Musik, sondern Radiokunst:
The Dreams (1964) ist eine von vier in „Inventions for Radio“, die Derbyshire in Zusammenarbeit mit dem Dichter und Dramaturgen Barry Bermange entwickelt und produzierte.
Basierend auf Inteviews mit Leuten, die darin ihre Träume beschrieben, besteht das komplette Werk aus fünf Sätzen, die sich jeweils auf ein besonderes Traumbild fokussieren: weglaufen, fallen, Landschaften, Wasser und Farbe.
„Delia’s editing and repetition, together with her dissonant, often terrifying musique concrete soundbeds, make this distinctly uneasy bedtime listening,“ so die BBC.
Und damit bedanke ich mich bei allen Zuhörern! Viel, viel Spaß gleich beim KopfKino. Wir lesen und hören uns mit dem Eagle dann um 22 Uhr wieder.
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Gewöhnlich glaubt der Mensch - wenn er nur Worte hört - es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.Ich hab‘ soeben versucht, mich an die Farbe meines letzten Traums zu erinnern, aber eine bestimmte Farbe dominierte da nicht.
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Software ist die ultimative Bürokratie. -
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