23.04.2019: Jazz-Rock 1968–'74 | Katzenmusik 75 | gypsy goes jazz 86

HERBIE HANCOCK
9. Palm Grease (Herbie Hancock)

Herbie Hancock (fender rhodes elp, hohner clavinet, arp synthesizers), Bennie Maupin (ts), Paul Jackson (elb), Mike Clark (d), Bill Summers (perc)
Wally Heider Studios, San Francisco, CA, März–April 1974
von: Thrust (Columbia, 1974; CD: The Complete Columbia Album Collection 1972–1988, 34 CD, 2013)

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Den Ausklang macht noch einmal Herbie Hancock. Er spielte mit seiner Mwandishi-Band – wir haben sie zum Auftakt dieser Stunde gehört – eine Woche im Club The Troubadour in Los Angeles. Offiziell als Opener waren die Pointer Sisters dabei und Hancock war erstaunt über die geradezu ekstatische Reaktion, die diese beim Publikum hervorriefen, während in den folgenden Sets seiner Band auch ein paar Leute frühzeitig gingen. Die Mwandishi-Band war zwar künstlerisch hoch interessant und einmalig, aber finanziell ein nicht rentables Unterfangen und nach drei Jahren an ihrem Ende angelangt.

Hancock tat sich mit ein paar Musikern aus Oakland zusammen und bildete die „Head Hunters“. Im Sommer 1973 spielte die Gruppe ein paar kleinere Gigs in der Region und nahm dann das klassische Album „Head Hunters“ auf, das mit „Chameleon“ einen Hit enthielt. Ein Jahr später, mit neuem Drummer, folgte „Thrust“, das in mancher Hinsicht noch toller wurde. Im Opener „Palm Grease“ verzahnen sich Paul Jackson und Mike Clark in einen mitreissenden Groove und Bill Summers steuert tolle Latin Percussion bei.

gypsy-tail-wind
Clarke spielt in „Captain Marvel“ eine Art neu-erfundenen Samba-Bass, Moreira einen verschrobenen 4/4-Swing, Corea hat das Fender Rhodes inzwischen perfekt im Griff, Farrell und Purim spielen und singen Melodiefetzen und das Ganze ist charmant durchaus auch mitreissend.

Das davor war nicht meins, aber mit Flötentönen kriegt man mich meistens.:) Hat ein bißchen was vom „Herr Rossi sucht das Glück“-Soundtrack.;)

Feine Sendung, ein Großteil der Scheiben haben die 70er geprägt. Hat Spaß gemacht!

demonIch bin entsetzt, wie wenig Ahnung ich von dem Genre habe, wo es mir doch so gut gefällt…

Na, dann fang mal an mit …

Miles Davis – Filles de Kilimanjaro
Miles Davis – In a Silent Way
Miles Davis – Bitches Brew (kriegt man auch in diversen Deluxe-Ausgaben, kann gerne beraten)
Miles Davis – At the Fillmore: Bootleg Series Vol. 3
Miles Davis – Jack Johnson (vielleicht gleich die „Complete Sessions“, wenn’s die noch gibt?)
Miles Davis – On the Corner
(das kann man noch erweitern …)

Herbie Hancock – The Warner Bros. Years (1969-1972) (3CD)
Herbie Hancock – Sextant (Columbia)
Herbie Hancock – Head Hunters (Columbia)
Herbie Hancock – Thrust (Columbia)

The Original Mahavishnu Orchestra – The Complete Columbia Albums Collection

The Tony Williams Lifetime – Emergency! (Polydor)
The Tony Williams Lifetime – (turn it over) (Polydor)
(alternativ: Spectrum – The Anthology, eine Doppel-CD aus den Neunzigern, auf der auch die Alben 3 und 4 von Williams auf Polydor berücksichtigt werden und gute Liner Notes einen Überblick über die Geschichte geben)

Chick Corea – Return to Forever (ECM)
Chick Corea and Return to Forever – Light As a Feather (Polydor; am besten die oben genannte Doppel-CD-Ausgabe)

Weather Report – I Sing the Body Electric
Weather Report – Sweetnighter
Weather Report – Mysterious Traveler
Weather Report – Tale Spinnin‘
Weather Report – Black Market

… mal so zum Einstieg

Und ie ersten paar Alben von Billy Cobham sind sicher auch was für Dich, eher leichtere, aber rockig-groovende Kost (Spectrum, Crosswinds, Total Eclipse, Shabazz, A Funky Thide of Sings) – da gibt’s so eine „Original Album Series“-Box …

Playlist: Jazz-Rock, 1968–1974

1. Herbie Hancock – Hidden Shadows (1973)
2. Miles Davis – Frelon Brun (1968)
3. The Tony Williams Lifetime – Vashkar (1969)
4. The Tony Williams Lifetime – Vuelta Abajo (1970)
5. Weather Report – Crystal (1972)
6. Mahavishnu Orchestra – Birds of Fire (1972)
7. Mahavishnu Orchestra – Miles Beyond (1972)
8. Chick Corea and Return to Forever – Captain Marvel (1972)
9. Herbie Hancock – Palm Grease (1974)

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Ein kleines, etwas melancholisches PS sei mir gestattet: McLaughlins und Williams’ Bands fielen auseinander, beide fanden in den folgenden Jahren nicht mehr zur selben Form. Coreas Musik wurde immer formelhafter, bis sie in den Achtzigern teils ganz grauenvolle Auswüchse fand. Weather Report schlossen das Fenster zur Freiheit im Ausdruck (zu Gunsten eines Fensters für die kompositorischen und texturalen Talente der beiden Co-Leader, immerhin), Billy Cobham spielte eher süffigen Funk-Jazz, Keith Jarrett kehrte den elektrischen Instrumenten den Rücken mit einer Resolutheit, die geradezu ein Verleugnen seiner Phase bei Miles Davis scheint, Herbie Hancock blieb ein Überraschungspaket, der mal griffigen Funk ablieferte, dann wieder akustischen Jazz spielte, aber auch üblen Disco-Schlock herausbrachte (inklusive eigener Gesangs-Experimente, deren Vocoder-Effekte schon ansatzweise das Grauen von schlecht eingesetztem Autotune der Popmusik der letzten Jahre vorwegzunehmen scheint) … für kurze Zeit schien im entstehenden Jazz-Rock fast alles möglich, aber wenige Jahre später machten oft auch die talentiertesten Vertreter dieser Musik nur noch mittelmässige Alben. Aber die Musik dieser wenigen Jahre klingt noch heute frisch und ist in noch immer sehr gut anzuhören. Ich hoffe, das konnte die vergangene Stunde auch zeigen.

herr-rossi

gypsy-tail-wind>Kennst Du das ECM-Album „Return to Forever“, das Debut der Band, das nominell noch nur unter Chick Corea lief? Das dürfte dann was für Dich sein!

Höre ich gerne mal rein, bin bei Chick Corea und seinem Umfeld noch ganz „blank“.

Man muss Scientology ja an sich auch nicht weiter unterstützen … aber seine frühen Sachen finde ich schon toll (auch kurz bevor er mit Jazz-Rock anfing), danach nur noch weniges und eigentlich nur akustisches. Die spätere „Elektrik Band“ ist grauenvoll, schon die Cover-Art mit der unfassbaren Plastic-Ästhetik wirkt wie eine Schrott-Persiflage der ganzen Space-Sachen der frühen Siebziger.