Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 17.03.2019
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AutorBeiträge
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Da der Rock’n’Roll Begriff vielfach nur noch zur Beschreibung von Personen und/oder eines gewissen Lifestyle-Zustands verwendet wird (und zudem auch noch z.T. völlig außerhalb des musiklischen Spektrums), ist der eigentliche Sinn einer musikalischen Zuordnung schon fast weg, denke ich.
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WerbungNein, natürlich nicht. Man muss Banausen nicht die Deutungshoheit überlassen. Das gilt im Übrigen nicht nur für den Larifari-Gebrauch von „Rock’n’Roll“, sondern für jedes wohlfeile Geplapper mit Begrifflichkeiten ohne definitorischen Wert („Indie“, „Kult“, „retro“, etc.). Andererseits entlarvt deren Gebrauch ein Gegenüber schnell und verlässlich als Schwätzer. Das spart zumindest Zeit.
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wolfgang-doebelingEben. Der eigentliche Sinn droht verloren zu gehen, Rock’n’Roll bedeutet heute alles und nichts. Vor allem in Amerika, siehe obiges Beispiel der „Rock And Roll Hall Of Fame“. Rock’n’Roll im musikalisch-stilgeschichtlichen Sinne kommt dort auch vor, auf circa 10% der Ausstellungsfläche (geschätzt), der Rest hat mit „Rock And Roll Music“ (Chuck Berry) nichts zu tun. Blöd.
Gut, dieser Hall Of Fame-Quark ist nochmal eine eigene Geschichte, 2Pac oder Madonna zu subsumieren was anderes als Motörhead oder AC/DC. Letztere würden zumindest einer DNA-Analyse standhalten und sich irgendwo auf einem gemeinsamen Stammbaum mit frühen Vorbildern verorten lassen. Deshalb hatte ich mit dem erweiterten Begriff bei solchen Acts nie ein Problem, wobei ich halt auch einfach bereits damit sozialisiert wurde. Zudem fehlen auch oft schlicht die Alternativen. Dass sich so spröde, am Reißbrett erdachte Genre-Bezeichnungen wie „Hard Rock“ keine Band freiwillig selbst ans Revers heften wollte, erscheint mit rückblickend zumindest einleuchtend.
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Die Perspektive des Rückblicks verzerrt. Und DNA-Analysen sind wenig hilfreich, wenn sie nur zum Nachweis irgendeiner Gemeinsamkeit in grauer Vorzeit herangezogen werden, anstatt sie zu nutzen, Spezifika zu verstehen und zu benennen. Je differenzierter der Sprachgebrauch, desto tiefer das Verständnis. Und Begriffe wie „Hard Rock“ oder „Heavy Metal“ erfüllten durchaus ihren Zweck, als besagte Stilrichtungen aufkamen und in ihrer Andersartigkeit erfasst werden wollten. Dass sich heute, im Wissen um die seitherige, eher unrühmliche Entwicklung so manche Band weigert, darunter subsumiert zu werden, mag verständlich sein, ist aber doch bloß Augenwischerei. Und wenn man sich schon ziert, genauere Stilbezeichnungen für die eigene Musik zu akzeptieren, bleibt ja immer noch der Oberbegriff „Rock“. Der ist schrecklich schwammig, aber wenigstens nicht falsch.
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wolfgang-doebelingDie Perspektive des Rückblicks verzerrt. Und DNA-Analysen sind wenig hilfreich, wenn sie nur zum Nachweis irgendeiner Gemeinsamkeit in grauer Vorzeit herangezogen werden, anstatt sie zu nutzen, Spezifika zu verstehen und zu benennen. Je differenzierter der Sprachgebrauch, desto tiefer das Verständnis. Und Begriffe wie „Hard Rock“ oder „Heavy Metal“ erfüllten durchaus ihren Zweck, als besagte Stilrichtungen aufkamen und in ihrer Andersartigkeit erfasst werden wollten. Dass sich heute, im Wissen um die seitherige, eher unrühmliche Entwicklung so manche Band weigert, darunter subsumiert zu werden, mag verständlich sein, ist aber doch bloß Augenwischerei. Und wenn man sich schon ziert, genauere Stilbezeichnungen für die eigene Musik zu akzeptieren, bleibt ja immer noch der Oberbegriff „Rock“. Der ist schrecklich schwammig, aber wenigstens nicht falsch.
Im entsprechenden Kontext kann man den Begriff ja nach wie vor auch analytisch verwenden. Nichtsdestotrotz ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass er inzwischen auch anders konnotiert ist. Und das nicht erst rückblickend, sondern durch seine wenig dogmatische Verwendung im Laufe der Jahrzehnte. Leute wie Ozzy, Slash und Lemmy, für die Labels wie Heavy Metal und Hard Rock ja quasi erschaffen wurden, haben ja nicht erst im Spätherbst ihrer Karrieren damit angefangen diese zu ignorieren und sich schon bereits auf ihrem Zenit Rock n’Roll auf die Fahne geschrieben. Songs wie „Rock n’Roll Rebel“ oder „You can’t kill Rock n’Roll“ entstanden vor fast 40 Jahren und ein Blick auf die DNA dieser Künstler ist fürs Verständnis durchaus sinnvoll, denn im Gegensatz zu etwa Thrash-Metal-Vertretern aus der gleichen Ära konnten Motörhead zumindest schon immer easy Chuck Berry-Cover in ihr Set einbauen und GNR „Heartbreak Hotel“ spielen, ohne dass das Fremdkörper gewesen wären. Da war also zumindest noch eine direkte Evolutionslinie erkennbar, die bei besagten „Hallo Of Fame“-Preisträgern nicht mal mit viel Phantasie da ist.
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