Antwort auf: 17.03.2019

Startseite Foren Das Radio-Forum Roots. Mit Wolfgang Doebeling 17.03.2019 Antwort auf: 17.03.2019

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bullitt

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wolfgang-doebelingDie Perspektive des Rückblicks verzerrt. Und DNA-Analysen sind wenig hilfreich, wenn sie nur zum Nachweis irgendeiner Gemeinsamkeit in grauer Vorzeit herangezogen werden, anstatt sie zu nutzen, Spezifika zu verstehen und zu benennen. Je differenzierter der Sprachgebrauch, desto tiefer das Verständnis. Und Begriffe wie „Hard Rock“ oder „Heavy Metal“ erfüllten durchaus ihren Zweck, als besagte Stilrichtungen aufkamen und in ihrer Andersartigkeit erfasst werden wollten. Dass sich heute, im Wissen um die seitherige, eher unrühmliche Entwicklung so manche Band weigert, darunter subsumiert zu werden, mag verständlich sein, ist aber doch bloß Augenwischerei. Und wenn man sich schon ziert, genauere Stilbezeichnungen für die eigene Musik zu akzeptieren, bleibt ja immer noch der Oberbegriff „Rock“. Der ist schrecklich schwammig, aber wenigstens nicht falsch.

Im entsprechenden Kontext kann man den Begriff ja nach wie vor auch analytisch verwenden. Nichtsdestotrotz ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass er inzwischen auch anders konnotiert ist. Und das nicht erst rückblickend, sondern durch seine wenig dogmatische Verwendung im Laufe der Jahrzehnte. Leute wie Ozzy, Slash und Lemmy, für die Labels wie Heavy Metal und Hard Rock ja quasi erschaffen wurden, haben ja nicht erst im Spätherbst ihrer Karrieren damit angefangen diese zu ignorieren und sich schon bereits auf ihrem Zenit Rock n’Roll auf die Fahne geschrieben. Songs wie „Rock n’Roll Rebel“ oder „You can’t kill Rock n’Roll“ entstanden vor fast 40 Jahren und ein Blick auf die DNA dieser Künstler ist fürs Verständnis durchaus sinnvoll, denn im Gegensatz zu etwa Thrash-Metal-Vertretern aus der gleichen Ära konnten Motörhead zumindest schon immer easy Chuck Berry-Cover in ihr Set einbauen und GNR „Heartbreak Hotel“ spielen, ohne dass das Fremdkörper gewesen wären. Da war also zumindest noch eine direkte Evolutionslinie erkennbar, die bei besagten „Hallo Of Fame“-Preisträgern nicht mal mit viel Phantasie da ist.

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