Lisa Gerrard – Hamburg, 22.04.2007

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  • #43299  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

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    Ich muß vorweg schicken, dass ich nicht zu den Fans gehöre, die die ehemalige Dead Can Dance-Sängerin kultisch verehren. Ich kenne einen Großteil ihrer Platten, aber das eher von einem passiven Mithören. Ich kann also nicht all zu viele Aussagen zu den aufgeführten Stücken machen. Dass sie zu den außergewöhnlichsten Sängerinnen im ..nun ja…Pop-Umfeld gehört, steht jedenfalls außer Frage.

    Am Sonntag war sie nun im Hamburger Schauspielhaus, zu einem der drei angesetzten Dt.-Konzerte. Wenn ich das richtig in Erfahrung gebracht habe, waren es die ersten Solo-Auftritte, die sie hier absolvierte. Auf der Bühne hingen zwei große, weiße Schleier, die dann im Verlaufe des Abends durch unterschiedlichste Beleuchtungen als einziges Deko-Element fungierten. Die Stimmung vor dem Konzert war erwartungsvoll gespannt, untermalt nur von intervallartig eingespielten Wal-Gesängen.

    Lisa wurde von zwei Musikern am Piano bzw. Keybords begleitet, an deren Namen ich mich leider nicht erinnern kann. Der Keyboarder wurde jedenfalls als langjähriger Mitmusiker von Dead Can Dance vorgestellt, der Pianist als derzeitiger Partner des aktuellen Albums „The Silver Tree“.

    In ihrem Programm bot sie einen Querschnitt ihrer verschiedenen musikalischen Ansätze. Von an der Grenze zum Esoterischen balancierenden Stücke bis hin zu von Downbeats unterlegte Songs. Ihr Gesang und ihr Stimmumfang sind jedenfalls umwerfend und einzigartig. Ihr Auftreten läßt eine wahre Diva vermuten: im eleganten Abendkleid steht sie da fast bewegungslos auf der Bühne, wird bei Abgängen von ihrem Begleiter (der auch als ihr Bühnen-Ausstatter vorgestellt wird) abgeholt, der auch gleich die Danksagungen an ihre Musiker und Tour-Kollegen mitbestreitet („Lisa would like to thank…“). Wahrscheinlich macht sie das auch, um direkten Ansagen aus dem Weg zu gehen. Ihre Sprechstimme steht jedenfalls in ihrer leisen Verhaltenheit im gegensatz zu ihrer umwerfend kraftvollen Gesangsstimme.

    Dann kam es aber, während des Dead Can Dance-Klassikers „Host of Seraphim“ zu einer technischen Panne (das Keyboard fiel während des Titels aus), die Lisa zum Improvisieren und zur Kommunikation mit dem Publikum zwang. Jetzt sollte sich zeigen, ob sie zur Art von hysterischen Diva gehört, die die Bühne verläßt und sich hinter der Bühne austobt oder es souverän meistert. Und erstaunlicherweise nahm sie das alles mit Humor, stellte ihr Programm kurzerhand um, lachte über sie Situation und dankte mehrmals ihren Technikern, als dann wieder alles lief.

    Neben den großen Dead can Dance-Stücken, in denen sie ihren Stimmumfang komplett zur Schau stellt und auslebte (das erwähnte „Host of Seraphim“ oder „Sanvean“) gefielen mir auch einige der Songs, in denen sie nicht in ihrer Phantasiesprache, sondern mit richtigen Texten sang (z.B. „Sleep“). Ihre Stimme kann dann fast etwas Fauchendes, Unberechenbares bekommen, was mich manchmal an Billie Holiday erinnerte.

    Auch wenn ich zukünftig nicht zum großen Lisa Gerrard-Fan mutieren werde, war es ein sehr beeindruckendes Konzert. Nicht von dieser Welt. Die Standing Ovations mehr als verdient.

    P.S: Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, sollte sich mal „Sanvean“ (hier mit Dead Can Dance) oder „Sacrifice“ (derzeitige Tour/Paris) anschauen.

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    #5686399  | PERMALINK

    klienicum

    Registriert seit: 14.03.2005

    Beiträge: 7,451

    danke für deinen bericht. habe ich mit interesse gelesen und er könnte mich verleiten, beim nächsten konzert die chance zu ergreifen.
    auch die videos habe ich gesehen und das wohlige schaudern, das mich ergriff, war echt.

    #5686401  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    Nochmals auf Tour im November:

    04.11.2007 – München (D) – Herkulessaal
    15.11.2007 – Stuttgart (D) – Theaterhaus
    16.11.2007 – Dresden (D) – Kulturpalast

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    #5686403  | PERMALINK

    masureneagle

    Registriert seit: 05.11.2004

    Beiträge: 1,562

    Lisa GERRARD

    15. November 2007 Stuttgart, Theaterhaus T 1

    Beginn: 20:07 Uhr Ende: 22:01 Uhr

    Setlist:

    1. Now we are free
    2. Dreams made flesh
    3. Entry
    4. Black forest
    5. Exile
    6. Serpent & The dove

    Costume change

    7. Yulunga
    8. On an ocean
    9. Sacrifice
    10. Space weaver
    11. Sleep

    Zugaben:
    12. Wandering star
    13. Sanvean
    14. Host of seraphin

    Zugabe:
    15. Wind that shakes

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    #5686405  | PERMALINK

    soulette

    Registriert seit: 30.10.2007

    Beiträge: 9

    Ich habe Lisa Gerrard vor einigen Monaten im „Theater am Marientor“ in Duisburg gesehen. Im Vorfeld konnte ich gar nicht glauben, dass sie dort auftritt, weil sich diese Örtlichkeit der, sagen wir mal, „leichten Muse“ verschrieben hat und Lisa hat damit wahrlich gar nichts zu tun. Allein deshalb
    war es schon außergewöhnlich, diese Sängerin und dieses Publikum ( viele Leute in schwarz, viele Esoterik-Freaks, viele „ältere“ Leute ) dort zu erleben.
    Aber nicht nur deshalb war es eines der außergewöhnlichsten Konzerte,das ich je erlebt habe. Lisa hat einfach eine sehr ungewöhnliche Aura und auch
    Art der Selbstdarstellung, eben ganz Grande Dame und ein bisschen wie aus einer anderen Zeit oder Welt. Die Stimme zieht einen unwillkürlich in den Bann
    und die ganze Performance tut dann ihr übriges. Auch ich gehöre nicht zu den alten Dead Can Dance-Fans. Ich habe Lisa Gerrard erst später entdeckt
    und kann auch nicht behaupten, dass ich sie ständig höre. Man muss schon in der richtigen Stimmung dazu sein und ihre Musik ist definitiv was für die dunklen Stunden…

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    #5686407  | PERMALINK

    masureneagle

    Registriert seit: 05.11.2004

    Beiträge: 1,562

    Der Film im Kopf

    Das Stuttgarter Konzert der Sängerin Lisa Gerrard

    Manche Dinge mag man sich vielleicht vorstellen können, man mag sie aber eigentlich gar nicht sehen. Die stundenlange Maskenbildnerarbeit etwa, die hinter Lisa Gerrard liegen musste, ehe das aktuelle Tourplakat fertig gestellt und die Fotos für das neue Album „The Silver Tree“ geschossen werden konnten. Lisa Gerrard sieht – was ja weiß Gott keine Schande ist – am Donnerstagabend im bestens gefüllten großen Saal des Theaterhauses eben nicht wie jene Mittzwanzigerin aus, zu der sie für die Promotionfotos zurechtgestattet worden ist. Man merkt der 46-Jährigen an vielen Kleinigkeiten die Lebensreife an: an ihrem kontrolliert wirkenden Antlitz, an der distinguierten, fast schon distanziert wirkenden Erscheinungsform, die sie mit ihrem cremefarbenen Abendkleid mit langer Schleppe unterstreicht. Und an der divenhaften Gestik mit den huldvollen Armbewegungen, die kühl, fast abweisend wirkt.
    Bisweilen wirkt Lisa Gerrard auch ein wenig jenseitig. Dies gipfelt in einer etwas anstrengenden Einlage in der ersten Zugabe, als die ansonsten sehr wortkarge Sängerin sich mit einer sehr esoterischen Ansprache an das Publikum wendet: Man könne, so man denn wolle, beim kommenden Lied die Hände zum Gebet falten und sich das Leid der Welt in Erinnerung rufen nebst der vom Tod bedrohten Bienen, die doch irgendwie das Alpha und das Omega unserer Nahrungskette verkörperten.

    Ungern möchte man auch sehen, wie ein junger Laptopbediener bei einem musikalisch so eindringlich reduzierten Konzert fast schon mitswingt, als wäre er der Einheiz-DJ bei einem Roots-Reggae-Festival. Dass dieser Mann schließlich bei der obligatorischen Bandvorstellung auch noch als „Perkussionist“ vorgestellt wird, das verbuchen wir einfach mal als so lässliche Sünde. Wie auch den Umstand, dass man sich bei diesem Konzert dringend einen Liveperkussionisten gewünscht hätte und dass bei einem derart auf Vokalqualitäten zugeschnittenen Auftritt vom Laptop eingespielte Backing-Chorvocals wirklich deplatziert wirken.

    Aber schon soll Schluss sein mit der Motzerei, denn mit allem versöhnt dann doch eines: Lisa Gerrards wirklich umwerfend gute, allumfassende Gesangsstimme. Durch drei Oktaven changiert sie mühelos, mit einem fabelhaften Vibrato agiert sie, sowohl in ätherischer Leichtigkeit wie auch in tiefer Inbrunst. Und in einer glasklaren, atemraubenden, so bei Livekonzerten selten gehörten Tonqualität. Völlig verblüffend ist zudem, wie Lisa Gerrard dieses außerordentliche Gesangsniveau fast ohne Pausen zwei Stunden lang auf höchstem Niveau halten kann und so im Theaterhaus beweist, dass sie zu den Ausnahmekönnerinnen unter den Popsängerinnen zählt.

    Schön geraten ihr und den Begleitern (neben dem „Perkussionisten“ ein Pianist und ein Keyboarder) die Stücke aus den Filmmusiken, die sie bekanntgemacht haben. Den richtigen Film im Kopf imaginiert man aber bei den älteren Songs ihrer einstigen Band Dead can Dance. Mit ihr hat Lisa Gerrard in den achtziger und neunziger Jahren so etwas wie einen Ethno-Gothic-Sound kreiert, und wenn sie in ihrem sphärischen Gesang in fremd klingende Sprachen wie das Gälische wechselt, wenn die Musik nicht nach breitem Motion-Picture-Soundtrack klingt, sondern ein zart gebrochener, schwebend leichter Indie-Beat ist – dann klingt das einfach grandios.

    Ihre wahre Kraft entfalten diese Songs bei diesem feinen Konzert im Theaterhaus übrigens am besten, wenn man einfach nur die Augen schließt. Manche Dinge muss man einfach nicht sehen.

    Stuttgarter Zeitung 17. November 2007 von Jan Ulrich Welke

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    #5686409  | PERMALINK

    masureneagle

    Registriert seit: 05.11.2004

    Beiträge: 1,562

    Sängerin und Komponistin Lisa Gerrard im Theaterhaus

    Medusen und Megären

    Eine große Dame mit eisigem Lächeln und gefrorenen Gesten, die uns ihren nackten Arm aus dem weißen, mit einer Schleppe beschwerten Abendkleid derart huldvoll entgegenstreckt, als wolle sie uns segnen. Die Luft um Lisa Gerrard, australische Soundtrack-Diva („Gladiator“, „Mission Impossible“), scheint eiskalt, ihr Erscheinen im Theaterhaus ähnelt eher einem Ritual, einer Messe bei Minus-Temperaturen, als einem Konzert. Die Gerrard lässt uns mit eindringlicher, ja durchdringender Altstimme frösteln, erzählt von Liebe und Mord, von Medusen und Megären, von „Elysium“ und „Sacrifice“ (Songtitel), mal flüsternd, mal heulend, stets Mark und Bein erschütternd.

    Als Indie-Ikone der 80er inspirierte sie mit ihrer Band Dead Can Dance eine Ambient- und Tribal-Techno-Klangkultur, die auch Gerrards aktuelle Musik prägt. Vier Herren an elektronischen Gerätschaften liefern die melodisch und harmonisch reduzierten, dafür soundtechnisch aufgemotzten Klangflächen dazu. Doch die Gerrard setzt vor allem eins in Szene: ihre klassisch ausgebildete Ausnahmestimme, die sonst nichts braucht, keine Melodien, keine Akkordwechsel, keine Arrangements. Die mit Licht und Schatten auskommt, mit einer Bühneninszenierung aus fließenden weißen Tüchern und huldvollen Gesten in gleißenden Scheinwerfern. Weil auch Gerrards Musik diese visuelle Qualität hat, die sich in älterem Dead Can Dance-Material ebenso findet wie in Soundtrack-Stücken und solchen des neuen Albums „The Silver Tree“. Schwebende elektronische Sounds oder Stammes-Rhythmen mit Sequenzer-Pochen, die das Material in den Dienst einer „Transformation von Leblosigkeit in Lebendigkeit“ stellen, wie Gerrards Partner Brendan Perry einst das Ansinnen von Dead can Dance beschrieb.

    Stuttgarter Nachrichten 17. November 2007 von ried

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    #5686411  | PERMALINK

    saldek

    Registriert seit: 21.11.2007

    Beiträge: 10

    ich war am 16.11. in Dresden und es war klasse. Das beste Konzert das ich bisher besucht habe. Hat jemand eine Setlist von Dresden?
    Also auf den ersten Blick sollte es die selbe wie die Stuttgarter sein, aber ganz sicher bin ich mir nicht. In Dresden gabs z.B. keine zweite Zugabe, trotz langer Standing Ovation, allerdings ging nach der ersten Zugabe auch gleich das Licht an. Insofern sind dann recht viele auch aufgebrochen. Auf jeden Fall war es klasse.

    naja wie geschrieben, hat jemand eine setlist?

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