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Sängerin und Komponistin Lisa Gerrard im Theaterhaus
Medusen und Megären
Eine große Dame mit eisigem Lächeln und gefrorenen Gesten, die uns ihren nackten Arm aus dem weißen, mit einer Schleppe beschwerten Abendkleid derart huldvoll entgegenstreckt, als wolle sie uns segnen. Die Luft um Lisa Gerrard, australische Soundtrack-Diva („Gladiator“, „Mission Impossible“), scheint eiskalt, ihr Erscheinen im Theaterhaus ähnelt eher einem Ritual, einer Messe bei Minus-Temperaturen, als einem Konzert. Die Gerrard lässt uns mit eindringlicher, ja durchdringender Altstimme frösteln, erzählt von Liebe und Mord, von Medusen und Megären, von „Elysium“ und „Sacrifice“ (Songtitel), mal flüsternd, mal heulend, stets Mark und Bein erschütternd.
Als Indie-Ikone der 80er inspirierte sie mit ihrer Band Dead Can Dance eine Ambient- und Tribal-Techno-Klangkultur, die auch Gerrards aktuelle Musik prägt. Vier Herren an elektronischen Gerätschaften liefern die melodisch und harmonisch reduzierten, dafür soundtechnisch aufgemotzten Klangflächen dazu. Doch die Gerrard setzt vor allem eins in Szene: ihre klassisch ausgebildete Ausnahmestimme, die sonst nichts braucht, keine Melodien, keine Akkordwechsel, keine Arrangements. Die mit Licht und Schatten auskommt, mit einer Bühneninszenierung aus fließenden weißen Tüchern und huldvollen Gesten in gleißenden Scheinwerfern. Weil auch Gerrards Musik diese visuelle Qualität hat, die sich in älterem Dead Can Dance-Material ebenso findet wie in Soundtrack-Stücken und solchen des neuen Albums „The Silver Tree“. Schwebende elektronische Sounds oder Stammes-Rhythmen mit Sequenzer-Pochen, die das Material in den Dienst einer „Transformation von Leblosigkeit in Lebendigkeit“ stellen, wie Gerrards Partner Brendan Perry einst das Ansinnen von Dead can Dance beschrieb.
Stuttgarter Nachrichten 17. November 2007 von ried
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