Antwort auf: Jahresrückblick 2018

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Michio Yagi und Tony Buck bei ihrem Konzert am Météo Music Festival in Mulhouse diesen Sommer – mein Jazzkonzert des Jahres. Das Jahr war in Sachen Jazz etwas weniger toll als die vergangenen paar Jahre, auch weil das Angebot in Zürich etwas dünner wurde und der erste Jazzclub im Ort eine Programmpolitik fährt, die mich immer weniger anspricht. Diverse Opern und Klassikkonzerte fand ich eindrücklicher als was ich in Sachen Jazz dieses Jahr erlebte, aber es kam dennoch vieles zusammen.
 
 
: : Konzerte : :

Die Liste ist trotzdem ziemlich lang, und wo ich sie jetzt durchsträhle (hoffentlich alle Klassik-Konzerte entfernt habe), kommen auch viele tolle Erinnerungen zurück. Es ist wohl wie schon 2017, als der Herbst in Sachen Jazz auch nicht viel brachte (damals verpasste ich durch meinen langen Urlaub zwischen den Jobs auch noch das komplette Unerhört Festival), die erste Jahreshälfte und der Sommer dafür umso mehr.

Die Festivals in St. Johann in Tirol im März und dann im Sommer in Mulhouse waren sicherlich die grossen Highlights, bei ersterem ist mir am eindrücklichsten das Solo-Set von Mette Rasmussen in Erinnerung, die dann in Mulhouse wieder im Duo mit Sofia Jernberg zu hören war.

Das grosse Highlight in Mulhouse waren dann die zwei Konzerte von Michiyo Yagi, einmal im Solo und dann im Duo mit Tony Buck – das führte auch zu einigen CD-Anschaffungen, das Solo-Album „Seventeen“ (Zipangu, rec. 2005), ein zweites auf PNL („Angular Mass“ mit PNL und Lasse Marhaug; „Soul Stream“, mit denselben plus Joe McPhee, hatte ich schon, neben der „Long Story Short“-Box von Brötzmann die einzigen Aufnahmen mit Yagi, die mich aber in keinster Weise auf das eindrückliche Live-Erlebnis vorbereiteten), sowie drei auf Yagis eigenem Label (glaube ich zumindest) Idiolect, „Decayed – Live! at Aketa No Mise“ von 2017 (rec. live 2015 mit PNL und Ingebrigt Haker-Flaten) und die zwei des Duos Dojo (Yagi und Drummer Tamaya Honda), von denen ich Vol. 2 ziemlich teuer aus Japan einkaufte, weil es in Mulhouse schon ausverkauft war, bis ich zum Entschluss kam, dass ich möglichst alles von Yagi mitnehmen will, was es gab (ein oder zwei CDs mit Elliott Sharp liess ich dann stehen, hatte eh schon zuviel eingekauft, es liegen noch immer ungehörte CDs herum). (Ach so: PNL=Paal Nilssen-Love, norwegischer Drummer und Namensgeber seines eigenen Labels.)

In St. Johann beim Artacts gefiel mir auch Susanna Santos Silva sehr gut – im Gegensatz zu jaimie branch, die ich leider bei dem Konzert mit Dave Rempis (sehr eindrücklich, ihn hatte ich noch nie live gehört), Ingebrigt Haker Flaten und Tollef Ostvang ziemlich schwach fand. Santos Silva war mit der Gruppe Life and Other Transient Storms (SSS, Lotte Anker, Sten Sandell, Torbjörn Zetterberg und der etwas nervige Jon Fält) zu hören, die mir zunächst vom Festival fast am besten gefallen hatte, aber das Solo-Set von Rasmussen wuchs dann doch nochmal, während Life vielleicht etwas zu sehr auf die Wohlfühl-Ecke abgezielt hatte, was mir aber erst mit etwas Abstand richtig klar wurde – quasi ECM-Free Jazz mit grossen Bögen, und diese Bögen (oder das Gelaber drüber, dessen ich mich sicher auch schon unzählige Male habe schuldig gemacht – Asche auf mein Haupt, eine Geissel ist grad nicht zur Hand und einen Haselstrauch hab ich nicht im Garten) nerven halt manchmal auch ganz schön.

Ken Vandermark war in St. Johann der diesjährige artist in residence – er überzeugte schon am Vorabend des Festivalstarts mit einem Solo-Auftritt, der länger geriet, als dem Cüpli-Publikum lieb war, dann war vor allem sein Duo mit Terrie Hessels (aka Ex) super – aber auch das Konzert von Shelter mit dem Trompeter Nate Wooley, Steve Heather am Schlagzeug und dem irren Gitarrenbearbeiter Jasper Stadhouders, den ich davor auch nicht kannte. Das grosse Abschluss-Set, das unter dem Namen „Entr’acte“ lief und diverse andere Musikerinnen vereinte, die mit anderen Bands beim Festival auftraten, war ebenfalls gut, aber man hätte die Band gerne auf eine zehntägige Tour geschickt und danach nochmal gehört, wenn sie sich von den Vorlagen etwas freigespielt gehabt hätten …

David Murray’s Infinity Quartet feat. Saul Williams verpasste ich vor ein paar Jahren mal in der Roten Fabrik in Zürich (ich glaube mich zu erinnern, dass @atom dort war?) – hörte die Gruppe dafür gleich zweimal, zuerst im Moods und dann am Eröffnungsabend des Météo. Beides feine Konzerte, die zwei Sets im Moods wurden in Mulhouse quasi in ein überlanges komprimiert und entsprechend ging die Band druckvoller und von Beginn an konzentrierter zur Sache, was denn auch den kleinen Unterschied machte.

Eine Spur enttäuschend war in Mulhouse dann der Auftritt von Joe McPhee mit dem alles in allem aber ganz guten Projekt A Pride of Lions (mit Daunik Lazro u.a.). Die CD dieses Projektes ist sehr ähnlich wie das Konzert, besser gefällt mir „Journey to Parazzar“ von McPhee im Trio mit John Edwards und Klaus Kugel (siehe unten, Tonträger).

Ebenfalls etwas enttäuschend bzw. vor allem einfach zu lang war dann das Set der Sons of Kemet – das mit dem „Aufhören, wenn’s am schönsten ist“, müssen die Jungs offensichtlich noch lernen, 90 Minuten sind definitiv 30 zuviel, gerade wnn man davor schon mehrere Sets gehört hat.

Das Taktlos-Festival, eine Woche nach dem Artacts in St. Johann (2019 sind beide am selben Wochenende, mal sehen, ob ich zuhause bleibe oder ins Tirol fahre), fand erstmals nicht mehr unter der Leitung von Fredi Bosshard statt sondern unter der neuen Trägerschaft, die sich teils aus denselben Leuten zusammensetzt, die hinter dem Unerhört stehen und die sonst das eine oder andere in Zürich am Laufen haben (und dieser „Kuchen“ hat wohl auch damit zu tun, dass mich das Angebot derzeit oft eher etwas enttäuscht – und wenn dann selbst der erwähnte Club, das Moods, auch noch eine ähnliche Schiene fährt – ist halt billiger als Bands aus dem Ausland einzuladen, klar – dann wird das etwas viel … nichts gegen die lokalen Kräfte, aber Gäste muss man ja nicht immer in gemeinsamen Projekten präsentieren, andere Musiker haben andere Ideen und es lohnt vielleicht auch, einfach mal zuzuhören und nicht immer irgendwelche gemeinsamen Projekte aufzustellen, die dann eben oft auch projekthaft bleiben – aber gut, das interessiert hier niemanden und es wäre wohl auch ein leichtes für jemanden, der das Jazz-Angebot in Zürich eifriger nutzt als ich es tue, mein Genörgel zu bestreiten – aber ein Einzelkämpfer wie Fredi Bosshard, der eben nicht zum Label- und MusikerInnenkuchen gehört, war schon sehr viel wert, und den gibt es leider seit seinem Abgang in den Ruhestand nicht mehr).

Dennoch, ich hörte auch in Zürich einige schöne Konzerte, etwa den enorm spielfreudigen Gitarristen Julian Lage mit seinem Trio, das fabelhafte Trio von Sylvie Courvoisier (siehe auch Tonträger), die grossartige Sheila Jordan, die nichts von ihrem Charisma eingebüsst hat, das Trio FLY mit Mark Turner, Larry Grenadier und Jeff Ballard, Elina Duni solo und dann im Rahmen des Unerhört mit der Gruppe AKSHAM, dann eben David Murray/Saul Williams, „Big Satan“ um Tim Berne und mehr. Unbedingt erwähnenswert sind auch Konzerte von Pierre Favre (der mit zwei Posaunen, Gitarre und Kontrabass ein Monk-Programm spielte) und des WHO Trios (Wintsch-Hemingway-Oester – letzterer auch der Bassist bei Favre).

Auch nach Willisau zog es mich wieder, nur für das Eröffnungskonzert dieses Mal, wo der Luzerner Saxophonist Christoph Erb im Trio mit den zwei Chicagoern Jim Baker und Frank Rosaly ein grossartiges Set hinlegte. Die analogen Synthesizer zirpten und fiepsten, der Flügel grollte, die Trommeln brummten und trieben, während Erb darüber Motive legte, da eine halbe Melodie, dort ein repetitives Lick, gedämpft und dann wieder auftrumpfend, alles sehr organisch ohne klare Spaltung in Solist und Begleiter und doch oder gerade deswegen mit grösster Souveränität dargeboten. Hingefahren bin ich wegen des zweiten Sets, das die Schwerstarbeiter von The Thing (Mats Gustaffson, Ingebrigt Haker-Flaten und PNL) mit dem legendären James Blood Ulmer zusammenbrachte. Das war rohe Musik, ruppig und kantig, vielleicht etwas zu fleissig von The Thing und etwas zu poserhaft von Gustafsson, Ulmer hätte sicherlich noch mehr machen können (oder wollen), wenn um ihn herum nicht schon diese ununterbrochene Geschäftigkeit geherrscht hätte – aber eine knappe Stunde lang in seinem dunklen, resonanzreichen Sound zu baden war schon eine tolle Erfahrung, zweifellos.

Über das Unerhört schrieb ich ja erst kürzlich – auch die diesjährige Ausgabe fand ich in ihrer hartnäckigen Mischung von lokalen Leuten mit Gästen (Hawkins/Theiler, Teju Cole/Courvoisier) oder von Sets von lokalen Bands mit Sets von Gästen etwas bemühend – und dann eben auch etwas zu sehr im Projekthaften steckenbleibend. Allerdings muss ich dazu anfügen, dass manche Bands (Peter Bruun, Théo Céccaldi) auch als solche eher wie Projekte rüberkamen denn wie eingespielte Bands – zuviel Konzept, zuviel Kopf … auch der Witz, selbst das Spontane, ist her erwollt – und das merkt man doch recht schnell. Das Highlight des Unerhört (von dem ich aber dieses Jahr – auch weil ich das Programm mässig fand und eh zuviel los hatte – nur ca. ein Drittel hörte) war für mich denn gleich das Eröffnungskonzert, das Trio Kaja Draksler/Petter Eldh/Christian Lillinger (siehe auch nochmal unten bei den Tonträgern). Das Piano spielte kleine Motive, stark rhyhtmisiert, sich verdichtend, schichtend, und immer wieder mit dem Effekt des: „wie kommt das hier hin, warum/wie habe ich das verpasst?“ – während Eldh und Lillinger darunter quasi eine permanente Aushandlung des Beats betreiben, der nie auseinanderfliegt, aber eben fortwährend zerdehnt und dann wieder gestaucht wird, eine Art kollektiver Stottergroove, der zugleich fragmentiert aber auch erstaunlich flüssig ist.

Unbedingt erwähnenswert ist dann noch Chicago London Underground, die ich im Mai in Padua hörte – Chad Taylor hinterliess auf mich den stärksten Eindruck. Leider ging seine verstärkte Mbira kaputt und kam daher nicht richtig zum Einsatz, aber das Set war sehr toll – und gerade im Hinblick auf Jackson (den ich wie Rob Mazurek noch nie live gehört hatte) bewahrheitete sich mal wieder, dass ein Live-Erlebnis die Wahrnehmung enorm schärfen kann. Er findet sich jetzt direkt neben Marcus Gilmore und Nasheet Waits (den ich ja zweimal mit Murray hörte) ganz oben in der Galerie der zeitgenössischen Drummer. (Das Duo-Album von Jason Brandon Lewis mit Taylor entdeckte ich gerade erst in diesen Tagen, danke für den Hinweis @vorgarten!)

Schön war – nochmal mit Alexander Hawkins, der ja auch bei Chicago London Underground dabei war – dann auch das Wiedersehen/hören mit Matana Roberts, die am Taktlos ein etwas zielloses Solo-Set mit zuviel Elektronik und zuwenig Ideen spielte, das am Ende aber doch ganz gut war, die danach aber mit Hawkins und Lucas Niggli zum freien Trio antrat, das bewies, dass man sie keinesfalls abschreiben sollte, auch wenn es um sie in letzter Zeit etwas stiller geworden ist. Dass Roberts mich dann nach dem Konzert auch tatsächlich wieder erkannte, war natürlich noch erfreulicher, damit hatte ich nach all den Jahren nun wirklich nicht gerechnet (aber der „chocolate Santa“, den ich ihr mal mitbrachte, als sie vor einigen Jahren im Dezember solo in Luzern spielte, machte Eindruck).

Die diesjährige Taktlos-Ausgabe, ich erwähnte oben kurz die neue Trägerschaft, wurde von Lucas Niggli kuratiert (2019 ist Manuel Troller dran, es wird jedes Jahr jemand anderes an der Reihe sein, mit der Aufforderung, durchaus auch selber zu spielen, was den oben geschilderten Entwicklungen natürlich zusätzlich Vorschub leistet; Namen für die 2019er-Ausgabe sind leider auch zweieinhalb Monate vorher noch immer nicht bekannt, würde langsam Zeit) und er programmierte sehr bunt: von Galina Ustvoslkaja bis hin zu Koœnig, dem trommelnden und synthesizerspielenden Rapper/Sänger, der ein tolles Late Night Solo-Set hinknallte). Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, aber ein Kammermusikkonzert mit so sperriger Musik wie jener von Ustvolskaja mal in völlig anderem Umfeld zu hören, fand ich schon sehr interessant (und das Konzert war gut).

In Sternen, inklusive Links zu den Posts über die betreffenden Festivals und Konzerte:

* * * *1/2
Michiyo Yagi/Tony Buck – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 23.8.(Bericht)
Mette Rasmussen – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 10.3. (Bericht)
Matana Roberts/Alexander Hawkins/Lucas Niggli – Taktlos, Zürich, Kanzlei Club – 17.3. (Bericht)
Chicago London Underground – Padova, Cinema Torresino – 19.5. (Bericht)
Life and Other Transient Storms (Susana Santos Silva/Lotte Anker/Sten Sandell/Torbjörn Zetterberg/Jon Fält) – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 10.3. (Bericht)
Erb/Baker/Rosaly – Jazzfestival Willisau – 29.8. (Bericht)
Julian Lage – Zürich, Moods – 11.1. (Bericht)
Kaja Draksler/Petter Eldh/Christian Lillinger „Punkt.Vrt.Plastik“ – Unerhört, Winterthur, Alte Kaserne – 23.11. (Kurzbericht)
Sylvie Courvoisier Trio – Zürich, Moods – 6.5. (Bericht)
Fred Frith/Hans Koch – Zürich – 25.5. (Bericht)
Sofia Jernberg/Mette Rasmussen – Météo, Mulhouse, Motoco (Friche DMC) – 23.8. (Bericht)
Sheila Jordan & Big Band der Hochschule Luzern – Zürich, Moods – 51.5. (Bericht)
Sylvie Courvoisier/Julian Sartorius – Unerhört, Zürich, Theater Rigiblick – 26.11 (Kurzbericht)
Shelter (Ken Vandermark/Nate Wooley/Jasper Stadhouders/Steve Heather)- artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 9.3. (Bericht)
FLY (Mark Turner-Larry Grenadier-Jeff Ballard) – Zürich, Moods – 15.1. (Bericht)
Ken Vandermark & Terrie Hessels – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Galerie der LLA Weitau – 10.3. (Bericht)
Michiyo Yagi Solo – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 22.8. (Bericht)
Elina Duni – Zürich, Moods – 11.5. (Bericht)
Alexander Hawkins/Elaine Mitchener Quartet – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 11.3. (Bericht)
AKSHAM (Elina Duni/Marc Perrenoud/David Enhco/Florent Nisse/Fred Pasqua) – Unerhört, Zürich, Moods – 2.12. (Kurzbericht)

* * * *
WHO Trio (Michael Wintsch-Gerry Hemingway-Bänz Oester) – Zürich, Museum Rietberg – 19.6.
Marc Ribot’s Ceramic Dog – Unerhört, Zürich, Rote Fabrik – 1.12. (Kurzbericht)
James Blood Ulmer with The Thing – Jazzfestival Willisau – 29.8. (Bericht)
Peter Evans Ensemble – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 25.8. (Bericht)
Beat Keller/Jason Kahn + Urs Leimgruber/Raphael Loher/Vincent Glanzmann – Zürich, WIM, 21.12. (Bericht)
David Murray „Infinity Quartet“ feat. Saul Williams – Météo, Mulhouse, Théâtre de la Sinne – 21.8. (Bericht)
Ken Vandermark „Entr’acte“ – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 11.3. (Bericht)
David Murray Infinity Quartet feat. Saul Williams – Zürich, Moods – 8.2. (Bericht)
A Pride of Lions – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 24.8. (Bericht)
Pierre Favre Quintett – Zürich, Theater Stok – 1.6. (Bericht)
Jaimie Branch/Dave Rempis/Ingebrigt Haker Flaten/Tollef Ostvang – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 9.3. (Bericht)
Tim Berne-Marc Ducret-Tom Rainey „Big Satan“ – Moods, Zurich – 20.02.2018 (Bericht)
Sons of Kemet – Météo, Mulhouse – 24.8. (Bericht)
Pascal Niggenkemper Solo – Météo, Mulhouse, Chapelle Saint-Jean – 23.8. (Bericht)
Ken Vandermark – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Museum – 8.3. (Bericht)
Peter Evans Solo – Météo, Mulhouse, Chapelle Saint-Jean – 22.8. (Bericht)

* * *1/2
Urs Leimgruber/Jean-Marc Foussat + Christoph Gallio/Valentin Dietrich – Zürich, WIM – 26.10. (Bericht)
Joey Baron/Robin Schulkowsky – Unerhört, Zürich, Rote Fabrik – 1.12. (Kurzbericht)
Kœnig – Taktlos, Zürich, Cafe Bar Volkshaus – 17.3. (Bericht)
Splitter Orchester – Météo, Mulhouse, La Filature – 25.8. (Bericht)
Laurent de Wilde „New Monk Trio“ – Zürich, Moods – 5.6. (Bericht)
Eve Risser/Marco von Orelli + Pascal Niggenkemper/Ricardo Jacinto/Félicie Bazelaire – Zürich, WIM – 21.9. (Bericht)
Dieb13 & Didi Kern – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 11.3. (Bericht)
Depart & Jean-Paul Bourelly – Zürich, Moods – 23.1. (Bericht)
Charles Hayward/Tony Buck – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 24.8. (Bericht)
Alexander Hawkins/Yves Theiler „Hommage à Cecil Taylor“ – Unerhört, Zürich, Helferei – 29.11. (Kurzbericht)
Hyper Fuzz – Taktlos, Zürich, Kanzlei Club – 17.3. (Bericht)
SHIJIN: Jacques Schwarz-Bart, Malcolm Braff, Laurent David, Stéphane Galland – Moods, Zürich – 18.02.2018 (Bericht)
Pat Thomas Plays Thelonious Monk – Météo, Mulhouse, Théâtre de la Sinne – 21.8. (Bericht)
Nicole Mitchell Solo – Météo, Mulhouse, Motoco (Friche DMC) – 23.8. (Bericht)

* * *
Ahmed – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 22.8. (Bericht)
Matana Roberts – Taktlos, Zürich, Kanzlei – 15.3. (Bericht)
Joke Lanz/Gilles Grimaître – Lucerne Festival, Luzern, Open Box, Luzerner Theater – 8.9. (Bericht)
Joe Williamson – artacts ’18, St. Johann in Tirol, St. Nikolaus Kirche, Weitau – 10.3. (Bericht)
Jean-Luc Guionnet/Robin Hayward – Météo, Mulhouse, Chapelle Saint-Jean – 25.8. (Bericht)
This Is Not This Heat – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 25.8. (Bericht)
Théo Ceccaldi „Freaks“ – Unerhört, Zürich, Moods – 2.12. (Kurzbericht)
Système Friche II „Le Chant des Pistes“ – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 23.8. (Bericht)
Teju Cole’s „Shadow Point“ with Sylvie Courvoisier/Tom Arthurs/Julian Sartorius – Unerhört, Zürich, Theater Rigiblick – 26.11. (Kurzbericht)

* *1/2

Peter Bruun’s „All Too Human“ – Unerhört, Winterthur, Alte Kaserne – 23.11. (Kurzbericht)
Martin Mallaun/Elisabeth Harnik/Melvyn Poore – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 10.3. (Bericht)
Nimmersatt feat. John Rose – Météo, Mulhouse, Noumatrouff – 22.8. (Bericht)
Elisabeth Flunger/Thomas Berghammer/Alessandro Vicard & Jakob Gnigler – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 9.3. (Bericht)
Jon Rose Solo – Météo, Mulhouse, Chapelle Saint-Jean – 24.8. (Bericht)

* *
Wolfgang Mitterer „Grand Jeu 2“ – Météo, Mulhouse, Église Sainte-Marie – 24.8. (Bericht)
Andrea Massaria/Clementine Gasser – artacts ’18, St. Johann in Tirol, Alte Gerberei – 9.3. (Bericht)
Splitter Orchester/Jean-Luc Guionnet – Météo, Mulhouse, La Filature – 24.8. (Bericht)
Streifenjunko – Météo, Mulhouse, Motoco (Friche DMC) – 22.8. (Bericht)
 
 
: : Die Tonträger : :

Ich habe wie üblich viel eingekauft, v.a. in der Klassik blieb so einiges ungehört liegen und kommt daher nicht in die Jahresliste(n). Fünfer hörte ich dieses Jahr keine. Dass aber das MD/Coltrane-Set Maximalbewertung kriegt, ist klar, das ist derart beeindruckende Musik, dass alles andere lachhaft wäre!

Ansonsten liegen eher die Veteranen vorn: Louis Moholo-Moholo’s Five Blokes, mitgeschnitten wenige Tage bevor ich im April 2017 fürs Intakt in London Festival dort war (ich hatte noch überlegt, die Reise zu verlängern, aber es wäre zu teuer geworden), Henry Threadgill mit seinem neuen „14 or 15 Kestra: Agg“, Barre Phillips mit seinem wundervollen letzten (?) Solo-Album (ich hoffe, es wird nicht sein letztes Album werden) und natürlich noch einmal Cecil Taylor, wobei ich nicht ganz sicher bin, ob das Konzert aus Poschiavo (Uncoll Festival 1999, eigentlich auch eher eine Archivalie) wirklich nicht schon früher erschienen ist (auf dem Free Jazz Blog gibt es eine sehr ausführliche Besprechung), mit dem Drummer Tony Oxley 2008 in Berlin (mein einziges Taylor-Konzert war auch mit Oxley, im Herbst 2009 in Strasbourg), und dann die Hommage, die John Zorn auf seinem Label Tzadik herausbrachte, Winged Serpents: Six Encomiums for Cecil Taylor, auf der sechs Pianisten in Solo-Stücken dem Meister ihren Tribut zollen.

Ansosten sind zwei jüngere Pianistinnen mit Trios weit oben vertreten, Sylvie Courvoisier und Kaja Draksler, die ich ja beide auch wieder live hören konnte dieses Jahr, Courvoisier gleich mehrmals. Das gilt auch für den Posaunisten Samuel Blaser, der bei Pierre Favre mit dabei war (neben Nils Wogram übrigens, das machte grossen Spass) und dessen Werk auf Platte ich auch mal etwas tiefer erkunden sollte. Auf dem neuen Album legt erstmal Oliver Lake los, der als Gast auf zwei Stücken spielt, wie auch Wallace Roney (auf einem davon sind sie gemeinsam dabei), ansonsten sind Russ Lossing, Gerry Hemingway und der Bassist Masa Kamaguchi an Bord. Blaser glänzt mit einem tolle, runden Ton und dennoch einer Flüssigkeit, die selten ist, wobei er nie den, äh, Elefantencharakter des Instruments verleugnet. Ist vielleicht etwas geschliffen, was da auf der CD landete, aber dennoch: chapeau! Russ Lossing, übrigens, ist auch auf dem jüngsten, bereits 2008 eingespielten Album des rätselhaften Saxophonisten Michael Adkins vertreten, dem dieses Jahr bei Hat erschienenen „Flaneur“.

Mit Adkins sind wir bei den stillen Alben, und da gab es erst kürzlich von Don Byron/Aruán Ortiz eine sehr schöne Überraschung, mit einem Programm, das von von Geri Allen bis zu Frederic Mompou reicht. Unbedingt erwähnen möchte ich auch Mike Westbrook, der sein insgesamt drittes (Nr. 2 fehlt mir, Nr. 1 ist schon ein halbes Leben her) Solo-Album vorlegte. Sehr schön auch das zweite Album von Myra Melford’s Snowy Egret, die sich zwischen traumhaften Momenten mit Ron Miles und zickigen Gitarren/Bassgitarren-Grooves bewegen, die mich immer wieder an Threadgill erinnern (Ellman und Takeishi gehörten zusammen zur Band Zooid, die in gewisser Hinsicht ähnlich filigran war; Ellman ist auch beim „14 or 15 kestra: Agg“ wieder dabei). Das Konzert 2016 am Jazzfest Berlin war leider so spät an der Reihe, dass ich kaum noch Aufnahmefähig war, aber die Stimmung des Albums fühlt sich doch fast so an, wie ich es erinnere (das erste Album, das man damals schon hätte kennen können, wenn der stillen Myra Melford denn etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt würde, habe ich auch gerade gekauft, es liegt aber noch ungehört auf einem der vielen Stapel).

Versuchsanordnung in Sternen:

* * * *1/2
Louis Moholo-Moholo’s Five Blokes – Uplift the People
Henry Threadgill 14 or 15 Kestra: Agg – Dirt … and More Dirt
Sylvie Courvoisier – D’Agala
Barre Phillips – End to End
Kaja Draksler/Petter Eldh/Christian Lillinger – Punkt.Vrt.Plasik
Daniel Carter/William Parker/Matthew Shipp – Seraphic Light
Samuel Blaser – Early in the Mornin‘
Cecil Taylor – Poschiavo
Charlie Haden/Brad Mehldau – Long Ago and Far Away
Michael Adkins – Flaneur
Myra Melford’s Snowy Egret – The Other Side of Air
Don Byron/Aruan Ortiz – Random Dances and (A)Tonalities
Cecil Taylor – Conversations with Tony Oxley
James Brandon Lewis/Chad Taylor – Radiant Imprints
Mike Westbrook – Starcross Bridge
Joe McPhee/John Edwards/Klaus Kugel – Live at Parazzar
Daniel Levin/Chris Pitsiokos/Brandon Seabrook – Stomidae

* * * *
Marc Ribot – Songs of Resistance
Henry Threadgill – Double Up, Plays Double Up Plus
David Murray feat. Saul Williams – Blue for Memo
Roscoe Mitchell Montreal-Toronto Art Ensemble – Ride the Wind
Randy Weston – Sound
Brian Marsella – Outspoken: The Music of the Legendary Hasaan
Roscoe Mitchell/Matthew Shipp – Accelerated Projection: Live at Sant’Anna Arresi
Kris Davis & Craig Taborn – Octopus
Martial Solal – My One and Only Love
Susana Santos Silva – All the Rivers
John Zorn/Various Artists – The Book Beriah
Dave Holland – Uncharted Territories
Aruán Ortiz Trio – Live in Zurich
Christoph Erb/Michael Vatcher – Yellow Live
Elina Duni – Partir
Various – Winged Serpents: Six Encomiums for Cecil Taylor
Roberto Ottaviano – Eternal Love
Daunik Lazro/Joe McPhee/Joshua Abrams/Guillaume Séguron/Chad Taylor – The Bridge Sessions 08: A Pride of Lions

* * *1/2
Ambrose Akinmusire – Origami Harvest
Steve Coleman and Five Elements – Live at the Village Vanguard Vol. 1 (The Embedded Sets)
Violaine Cochard/Édouard Ferlet – Plucked ’n Dance
Sons of Kemet – Your Queen Is a Reptile
Nicolas Masson – Travelers
Marc Ribot’s Ceramic Dog – YRU Still Here?
Angelika Niescier/Christopher Tordini/Tyshawn Sorey – The Berlin Concert

* * *
Karl Berger – In a Moment
Sophie Alour – Time for Love
Brad Mehlau – After Bach
Stefan Aeby Trio – The London Concert

Historiches:

* * * * *
Miles Davis – The Last Tour: Bootleg Series Vol. 6

* * * *1/2
Thelonious Monk – Mønk [Copenhagen 1963]
Woody Shaw – Live in Bremen 1983
Mike Westbrook Concert Band – The Last Night at the Old Place
John Coltrane – Both Directions at Once
Serge Chaloff – Buvette Club, Rock Island, February 1953
Martial Solal – Martial Solal Solo Piano – Unreleased 1966 Los Angeles Sessions (Volume 2)

* * * *
Wes Montgomery – In Paris: The Definitive ORTF Recording (LP Nov 2017 RSD)
Dexter Gordon – In the Cave: Live at Persepolis Utrecht 1963
Grant Green – Slick! Live at Oil Can Harry’s
Art Pepper – Unreleased Art Pepper Vol. 10: Toronto
Jack Sels – Minor Works
Erroll Garner – Nightconcert
Dexter Gordon – Espace Cardin 1977
Art Blakey – Live in Scheveningen 1958 (The Lost Recordings)
Woody Shaw – Tokyo ’81

* * *1/2
Jazz from Carnegie Hall – 1er Oct. 1958 (Live in Paris)
Prince – Piano & A Microphone 1983
Ben Webster – Valentine’s Day 1964 Live
Dexter Gordon Quartet – Tokyo 1975
Grant Green – Funk in France: From Paris to Antibes (1969-1970)
Charles Mingus – Jazz in Detroit/Strata Concert Gallery/46 Selden

* * *
Blossom Dearie – The Lost Sessions from the Netherlands

Ein paar Kommentare zu den Historischen Sachen: Miles Davis, die Tour vom Frühjahre 1960 mit Coltrane, läuft quasi ausser Konkurrenz. Die 1963er-Session (das ist sie, ein Album nur halb bzw. wenn man Coltranes damaliges Niveau kennt eben nicht) von John Coltrane war den Hype nicht ganz wert, ist aber schon super – er ist in der Tat ein Musiker, von dem ich noch jeden Schnipsel kaufen würde (bei Charlie Parker täte ich das auch, wenn das nicht schon in der LP-Ära mit chaotischen Ausgaben angefangen hätte, da scheitert man aber heute schon daran, dass es nicht mal eine anständige Diskographie gibt, die auch die ganzen Live-Mitschnitte berücksichtigen würde … ein Dschungel).

Sehr schön sind die Releases von Dexter Gordon (besonders Utrecht 1963, Espace Cardin mit Al Haig ist aber auch toll, ebenso Tokyo mit Drew/NHOP/Tootie Heath) und Woody Shaw (besonders das phantastische Konzert aus Bremen, Tokyo klingt etwas problematisch). Sie zwei Martial Solal-Alben auf Fresh Sound sind super (und zwei Neuheiten gibt es auch noch – ganz schön viel für einen 91jährigen, der sich eigentlich zurückgezogen hat), ebenso die Monk aus Copenhagen 1963. Serge Chaloff ist eine echte Rarität und sehr schön, die Mike Westbrook vom letzten Abend im alten Ronnie Scott’s (der war mit seinem Club weitergezogen, aber der Lease lief noch weiter und so war Platz für etwas abenteuerliche Klänge da) ist ebenfalls sehr toll, wenngleich klanglich eher roh.

Die Gitarren-Relesaes haben alle ihre Schwächen, aber Wes Montgomery in Paris finde ich wohl am schönsten (hat eigentlich keine Schwäche, ist halt der gepflegte Wes, der bei mir selten mehr als vier Sterne kriegt); Grant Green im Oil Can Harrs’s erlaubt einen Schnappschuss in die Vergangenheit, ein sehr funky Club-Gig, der mir grossen Spass macht; Green in Paris und Antibes leidet beide Male unter unpassenden Drummern, ist aber dennoch hörenswert, die Diskographie ist ja nicht gerade riesig und zumal das Live-Material aus Antibes ist äusserst intensiv – Tenorsaxer Claude Bartee hört man möglicherweise nirgends so gut wie hier.

Sehr schön ist auch das jüngste Set von Art Pepper (verdient wohl einen halben mehr, die Gordon in Utrecht ev. auch), ebenso die Zusammenstellung (einigen) Raritäten und (vielen) Radio-Mitschnitten vom legendären belgischen Tenorsaxophonisten Jack Sels, die zudem sehr liebevoll gemacht ist.

Noch ausstehend ist bei mir das Eric Dolphy-Set von Resonance (ich warte auf die CD-Ausgabe, da kommen auch noch Etta Jones und Cannonball Adderley, wenn ich mich nicht irre), ebenfalls warte ich noch auf die jüngste CD des Niederländischen Jazz-Archivs (das hinter der Gordon in Utrecht steht), ein Jazz at the Philharmonic-Konzert aus Amsterdam 1960.

noch der Entdeckung harren:

Lucas Niggli – Alchemia Garden
Alexander von Schlippenbach/Globe Unity Orchestra – Globe Unity: 50 Years
Evan Parker/Barry Guy/Paul Lytton – Music for David Mossman: Live at Vortex London
Jonas Labhart/Laura Schuler/Berni Doessegger – track,*’s
Urs Leimgruber – Broken Silence
Keith Jarrett – La Fenice

sowie in Sachen Historisches:

Duke Ellington – In Coventry 1966

Bei Globe Unity war ich da und irgendwie stand mir der Kopf noch nicht danach, das Konzert wieder anzuhören, für die anderen fehlte bisher schlicht die Zeit …
 
 
: : Vermisst : :

Die Liste der seit 2018 vermissten hat @vorgarten schon genannt, besonders schmerzhaft traf mich neben Cecil Taylor ein weiterer Pianist, Randy Weston. Zudem Buell Neidlinger, dessen Weg sich um 1960 mit jenem von Taylor kreuzte, der aber auch ganz andere Dinge im Lebenslauf hatte (Herbie Nichols, John Cage, Eagles, Elvis Costello, Roy Orbison … was einer, der auch Session-Musiker in L.A. war, halt damals so machte).

Ebenfalls sehr traurig bin ich über den Abgang von Tomasz Stanko, dessen Musik der letzten 10, 12 Jahre ich gerade erst am Entdecken bin, nachdem ich ihn im Laufe des Quartetts mit Marcin Wasilewski ein wenig aus den Augen verloren hatte. Sein letztes Album „Grey December“ finde ich sehr schön. Stanko war übrigens im November 2016 auch dabei, als die Globe Unity Truppe in Berlin auftrat – davor hatte ich zweimal das erwähnte Quartett gehört, wobei mir das erste Konzert (Sommer 2002) am besten in Erinnerung blieb, obwohl das im Rahmen eines unmöglichen Anlasses stattfand (ein Empfang des polnisches Konsulates oder so, aber „Fremde“ waren zugelassen, so sie vom Konzert Wind bekamen, was ich zufällig tat).

Gildo Mahones, Jerzy Milian, Erich Kleinschuster, Jack Costanzo, John „Jabo“ Starks und Coco Schumann möchte ich auch noch erwähnen. Und Charles Aznavour und Morgana King auch gleich noch, von den Rändern …
 
 
: : Entdeckungen : :

Was sonstige Entdeckungen betrifft, führe ich darüber kein Buch und hörte auch dieses Jahr Klassik und Jazz und anderes wild durcheinander, also keine Garantie auf Vollständigkeit …

Die von @vorgarten erwähnte Scheibe von PMP (Paul Motian-Marc Johnson-Masabumi „Poo“ Kikuchi), „Miles‘ Mode“, machte auch mir grossen Eindruck, in Sachen Kikuchi auch die Doppel-CD „Concerto“ von Masahiko Togashi/Kikuchi (rec. 1991). Gerade kamen von Togashi auch die Reissues seiner zwei „Sessions in Paris“ an, die erste mit Don Cherry und Charlie Haden, die zweite mit Albert Mangelsdorff, Takashi Kako und JF Jenny-Clark. Das Reissue von „Spiritual Moments“ (mit Steve Lacy und Kent Carter) ist auch geordert, hoffe das klappt.

Mein Hard Bop-BFT, der ja in @vorgartens Post Niederschlag fand (Jimmy Owens, David Newman [Fathead ist übrigens kein netter Übername, Ray Charles nannte ihn „Brains“, aber „Fathead“ haftete ihm wohl schon seit der High School an], Johnny Coles) führte auch bei mir zu einer punktuellen Vertiefung, so hörte ich z.B. die Alben John Wright neu an, einiges von J.R. Monterose, Ernie Henry, Freddie Roach und anderen lief auch mal wieder …

Und auch eine kurze Erroll Garner-Phase gab es (ich glaub in deren Verlauf – ausgelöst hatte sie @nicht_vom_forum mit einer Nachfrage – wurde @vorgaren auf „Mambo Moves Garner“ aufmerksam?) mal wieder, die ist aber noch nicht abgeschlossen – neu eingekauft wurden neben dem Mambo-Album das „Nightconcert“, „Contrasts“ und die Fresh Sound Doppel-CD „Afternoon of an Elf“ mit einer ausführlichen Solo-Session, die hauptsächlich auf dem gleichnamigen Album und dem Album „Solitaire“ erschien, zudem den Hauptteil von „Erroll! In the Land of Hi-Fi“ ausmachte und noch für je einen Track auf „Misty“ und „Imagination“ reichte).

Dann – ich erwähnte Christoph Erb. Vor dem Konzert in Willisau kaufte und hörte ich endlich die hatOLOGY-Scheibe „… don’t buy him a parrot …“ und fand heraus, dass Erb hinter dem Label Veto steht, und dass er auf dem Label in der Serie Veto/Exchange seine regelmässigen längeren Aufenthalte in Chicago dokumentiert: Trios mit Baker/Rosaly (auf Willisau ist die Piano-Hälfte der Session, auf Veto die Synthesizer-Hälfte), mit Tomeka Reid/Keefe Jackson, mit Jason Adasiewicz/Jason Roebke, mit Fred Lonberg-Holm/Michael Zerang, mit Josh Berman/Fred Lonberg-Holm, mit Baker/Zerang, Duos mit Baker und Lonberg-Holm, Quartette mit Reid/Jackson/Lonberg-Holm und mit Roebke/Lonberg-Holm/Rosaly, zudem ein Solo-Album und eines der „Luzern-Chicago Connection“ (ohne Erb), die 2010 in Willisau auftrat (neben Roebke und Rosaly ist Jeb Bishop dabei, die Luzerner sind Isa Wyss, Hans-Peter Pfammatter und Marc Unternährer). Auf Delmark ist dazu ergänzen noch „Several Lights“ der Chicago Lucerne Exchange zu finden, die aus Berman, Unternährer, Jackson und Rosaly besteht, die alle auch in der grossen Band unter Jackson mitwirken, die auf „Just Like This“ zu hören ist (u.a. mit jaimie branch, damals noch mit Grossbuchstaben, Guillermo Gregorio, Jason Stein und Dave Rempis). Über die Veto/Exchange-Reihe wollte ich eigentlich mal einen Thread eröffnen, vielleicht kommt das ja noch.

Ein weiteres Hörprojekt, das noch nicht gediehen ist, wurde durch das Konzert von Chicago London Underground angeregt bzw. erneut angeregt: Rob Mazurek in allen Formen und Farben. Etwas mehr als ein knappes Dutzend CDs sind inzwischen da.

Eine verspätete 2017er-Entdeckung, die ich auch durch Erwähnung von @nicht_vom_forum genauer anschaute und dann bestellte, ist die Box „Sextet (Parker) 1993“ von Anthony Braxton, dem ich mich in unsteten Bewegungen immer wieder neu anzunähern versuche, ohne ihm so richtig auf die Schliche zu kommen. Die Box umfasst 11 CDs und ich habe mit Hören erst angefangen.

Ähnlich unfertig ist das Projekt ICP Orchestra – die monströse Box ist seit einigen Monaten da, Vereinzeltes darauf lief schon, einen Ersatz für die grauenvoll klingenden Herbie Nichols-Scheibe (ICP 025) habe ich gerade erhalten (man kann bei Susanna von Canon nachfragen, Email-Adresse kann ich gerne weitergeben) und freue mich darauf, denn die CD, wie man sie in der Box fand, ist wirklich praktisch unhörbar. Ebenfalls noch längst nicht durch bin ich mit dem deutlich kleineren Werkschau-Set des Willem Breuker Kollektief, „Out of the Box“, das auf 11 CDs einen grossen Karriererückblick bietet, mit thematisch zusammengestellten CDs, Konzertmitschnitten usw. Im Gegensatz zur ICP-Box, die zwar mit einem grossen Fotobuch aber ganz ohne Texte und mit lausigen Infos daherkommt (man kriegt nicht mal pro Album die Musiker anständig gelistet, aber zum Glück gibt es ja Discogs) enthält die Breuker-Box ein umfangreiches Booklet mit Kommentaren zu all den Aufnahmen.

Ich habe bestimmt Dutzende Dinge vergessen, aber das ist es jetzt mal für den Moment …

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