Who's (Be)Bop?

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  • #2430083  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

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    Originally posted by dagobert@21 Nov 2004, 18:03
    aber irgendwie wird die liste eher länger als kürzer <_< :lol: Wie auch meine Liste(n)... <_< Plötzlich fühle ich mich so verstanden! ;)

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    #2430085  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    In meinem Wörterbuch (ganz einfach der Duden „Die deutsche Rechtschreibung“) steht bei Finale u.a.: Musik Schlussstück, -satz.
    Ich weiß nicht, warum da mehr hineingedeutet werden muss.

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    #2430087  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Muss ich mich ein bisschen korrigieren: Highlight des Albums ist nicht der Titeltrack, sondern vor diesem „Fleurette Africaine“. Was für eine Spannung liegt bloß in diesem Stück!!!

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    #2430089  | PERMALINK

    dagobert

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 8,584

    das ist ja super: ich höre bei „fleurette africaine“ aber auch gar nichts von einer spannung. es ist harmonie, die ich dort heraushöre (ganz besonders dukes spiel)! werde heute abend versuchen, es nachzuvollziehen.

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    #2430091  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Originally posted by dagobert@26 Nov 2004, 10:49
    es ist harmonie, die ich dort heraushöre

    Ja, in etwa vergleichbar mit der Harmonie, die deine Aussagen und die meinigen zu „Money Jungle“ erzeugen. ;)

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    #2430093  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Nachdem dagobert die erste, Banana Joe die zweite, will ich einfach mal zu später Stunde (bin, glaube ich, nachts am kreativsten – oder klingt auf jeden Fall cool) die nächste Runde bzw. Etappe unserer Reise durch die Welt des Jazz´ einleiten. Und zwar mit folgendem Album:

    Meine zweite Jazz-Offenbarung: Die Bekehrung

    War „Black Saint and the Sinner Lady“ meine erste Offenbarung, was den Jazz angeht, so ist das hier meine zweite: Duke Ellington „Black, Brown and Beige“.
    „Part I“ fängt an und man muss sich die Frage stellen, was im Folgenden eigentlich noch passieren soll. So monumental, so mächtig hat sicher selten ein Musikalbum begonnen. Duke Ellingtons Orchester ist irgendwo ganz weit über uns. Später, soviel sei vorweg gesagt, wird es noch größer, vorerst jedoch geht Duke Ellington einen ganz anderen Weg. „Part I“ selbst wird zum Stück der Gegensätze. Die herkulischen, von einer tonnenschweren Rhytmusabteilung getragenen Klänge des Orchesters werden immer wieder unterbrochen durch leichtere, einfachere, teilweise sogar fast beschwingte Teile. Plötzlich begegnet uns diese einsame, jammernde Trompete. Eine solche ist sie nur kurz, denn dann wird sie auf einmal unglaublich fröhlich, wirft dem Hörer mehrmals ein unwiderstehliches „Lalala La“ entgegen um das anschließend noch mal zu wiederholen: aber ganz zart und mitfühlend. Die ganze Palette menschlicher Gefühle scheint in diesen ersten acht Minuten und siebzehn Sekunden abgedeckt zu werden. Ein Song so bedeutungsvoll wie das Leben selbst. Von da aus könnte sich „Black, Bown and Beige“ jetzt theoretisch in jede Richtung bewegen…
    Was folgt ist Besinnlichkeit. Das Posaunen-Solo von John Sanders, die gezupfte Geige, alles wirkt streicherlastiger und alles ist in „Part II“ ruhiger als zuvor noch. Voller leiser Schönheit und Harmonie. Dann: Duke zerstört mit scharfen, kantigen Pianoklängen genau diese Harmonie – doch er ist selbst derjenige, der schon nach kurzer Zeit in seinem Soloteil sie uns wiederbringt. In Zeitlupe wird daraufhin in traumhaften Solos von Harry Carney am Baritonsaxophon und von Harold Baker an der Trompete „Part II“ ans Ende getragen. Ein wahrhaft zärtlicher Gute Nacht-Kuss. Diese Sinnlichkeit von „Part II“ lässt erahnen, was im zweiten Abschnitt des Albums sowieso deutlich wird: „Black, Brown and Beige“ ist reinste Spiritualität, ja, Religion. Was im übrigen keineswegs ausschließt, dass Duke Ellington nicht auch mal Lust hat zu feiern, wo wir bei „Part III (aka Light)“ wären. Eingeleitet von Harold Bakers emporsteigender Trompete entwickelt sich „Light“ zu einem swingenden Stück musikalischer Fröhlichkeit. Immer wieder stößt man auf ganz feine, kleine Momente, die schlichtweg Spaß machen. Und wenn dann in der letzten Minute von „Part III“ noch einmal zwei Gänge hochgeschaltet wird und die Musik erst so richtig Fahrt aufnimmt, fällt es mehr als nur schwer ruhig zu halten.
    Aber genug getanzt! „Part IV (aka Come Sunday)“. Mahalia Jackson.
    Ich sagte „Spiritualität“, ich sagte „Religion“, all das findet man jetzt auch textlich wieder, aber noch viel mehr, so viel mehr in dieser Stimme von Mahalia Jackson. Duke Ellington und sein Piano sind anwesend, aber der Meister tut gut daran sich weit in den Hintergrund zurückzuziehen und Platz zu machen für diese erhabenste Stimme, die man sich vorstellen kann. Jetzt ist es soweit, das ist noch mächtiger als der Anfang. Als nach gut zwei Minuten das Orchester meint wieder etwas mehr von sich hören zu lassen, weicht Mahalia Jackson nicht zurück, im Gegenteil ihre Stimme wird noch größer. Fast ehrfürchtig klingen die leisen Beckenschläge von Sam Woodyard angesichts dieser Größe. Die Größe Gottes? Für mich ist es die Größe des Lebens, die in „Black, Bown and Beige“ ihren musikalischen Ausdruck findet. Ein so positives Album.
    Am Ende von „Come Sunday“ hört man wieder nur Duke Ellington und Streicher und natürlich Mahalia Jacksons Summen. Nein, sie summt nicht, sie beschwört.
    Die folgende Instrumentalversion von „Come Sunday“ kann man auch als ein Zwischenspiel inmitten der beiden Stücke mit Mahalia Jackson betrachten. Ein Zwischenspiel, das gewiss auch ein emotionales Durchschnaufen erlaubt, aber ebenfalls das Geigenspiel von Ray Nance, welches hier gewissermaßen Mahalias Stelle einnimmt, ist alles andere als gefällig. Bevor das Stück vom Orchester beendet wird, gelingt es Nance zusammen mit Duke Ellington den wunderbarsten, kleinen Moment des Albums heraufzubeschwören. Da ist sie wieder, diese Besinnlichkeit, diese pure Schönheit. Eine Schönheit, von deren vielfach vergrößerte Entsprechung man ein letztes Mal in “Part VI (23rd Psalm)” gefesselt wird. Wieder die stimmliche Macht der Mahalia Jackson. Nach ziemlich genau einer Minute und zehn Sekunden ein vokaler Ausbruch, welcher eigentlich ausreichen müsste um alles Böse dieser Welt zu vertreiben. Und nach zwei Minuten: Mahalia Jackson holt ein letztes Mal aus. Man ist endgültig bekehrt. Pathos? Nein. Eine gemeine Abwertung wäre das! Reinheit, Glaube, das Gute.
    Ich wurde zwar irgendwann mal konfirmiert, aber nun habe ich etwas wahrhaftig Religiöses entdeckt. Amen, Duke Ellington.

    --

    #2430095  | PERMALINK

    wowee-zowee

    Registriert seit: 19.12.2003

    Beiträge: 4,994

    @ Nihil

    Dein Text ist bestimmt großartig. Ich werde ihn aber erst lesen, wenn ich meine Kritik fertig habe. Ich lasse mich imer zu sehr beeinflussen :).

    --

    #2430097  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    Originally posted by wowee zowee@2 Dec 2004, 10:51
    Dein Text ist bestimmt großartig.

    Er ist in der Tat großartig! (Ich habs schon gelesen ;)) Meine tiefste Verneigung! Mein Ansatz wird ein wenig anders ausfallen, doch mehr dazu wenn ich soweit bin.

    --

    You can't fool the flat man!
    #2430099  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Originally posted by wowee zowee@2 Dec 2004, 10:51
    @ Nihil

    Dein Text ist bestimmt großartig. Ich werde ihn aber erst lesen, wenn ich meine Kritik fertig habe. Ich lasse mich imer zu sehr beeinflussen :).

    Danke für die Vermutung, wowee, Danke für das Lob, Banana!

    Habe ich bisher aber auch so gemacht wie du, wowee. Die anderen nur überflogen bis ich selbst was hatte und dann nochmal genauer durchgelesen. Bisher gab es aber noch keine völlig unterschiedliche Auffassung von einem Album.

    --

    #2430101  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Gerade mal eine Frage, vielleicht an die Experten:
    Gibt es eigentlich Aufnahmen von der 43er-Uraufführung in der Carnegie Hall von „Black, Brown and Beige“?

    --

    #2430103  | PERMALINK

    dagobert

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 8,584

    Originally posted by wowee zowee@2 Dec 2004, 11:51
    Dein Text ist bestimmt großartig.

    bei so viel text wird wohl sogar bei nihil etwas vernünftiges drinstehen. (die bilder sind schon mal super) ;)
    aber ich kanns auch noch nicht beurteilen. habs noch nicht gelesen und werde wohl auch der letzte sein, der sich dazu äussern wird können. :(

    --

    #2430105  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Originally posted by dagobert@2 Dec 2004, 14:11
    bei so viel text wird wohl sogar bei nihil etwas vernünftiges drinstehen.

    Nach der „Money Jungle“-Diskussion gehend müsstest du in „Black, Brown and Beige“ eigentlich eine satanistisches BlackMetal-Jazz-Melange sehen. ;)

    --

    #2430107  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    Originally posted by DR.Nihil@2 Dec 2004, 14:52
    Gerade mal eine Frage, vielleicht an die Experten:
    Gibt es eigentlich Aufnahmen von der 43er-Uraufführung in der Carnegie Hall von „Black, Brown and Beige“?

    Bin kein Experte, weiß es aber zufällig: Die Carnegie-Hall-Auftritte des Duke gibt es als Doppel-CDs von Prestige bzw. Fantasy, auch den vom Januar 1943 mit der genannten Suite. Der Klang lässt allerdings zu wünschen übrig.

    Link zu Amazon

    Bei Amazon gibt's einen teuren Import. Zweitausendeins hatte die vor Jahren auch mal für billig im Programm, führt sie aber nicht mehr.

    --

    To Hell with Poverty
    #2430109  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Originally posted by Go1@2 Dec 2004, 15:23
    Bin kein Experte, weiß es aber zufällig: Die Carnegie-Hall-Auftritte des Duke gibt es als Doppel-CDs von Prestige bzw. Fantasy, auch den vom Januar 1943 mit der genannten Suite. Der Klang lässt allerdings zu wünschen übrig.

    Danke, sehr schön!

    Ja, der Klang von solchen Aufnahmen ist ja, wie ich mir denke, meistens schlecht. Habe Benny Goodman in der Carnegie Hall von 1938. Da ist das Rauschen auch sehr laut.
    Aber ich liebe „Black, Bown & Beige“ und da interessiert mich das auch schon sehr.

    --

    #2430111  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    Muss ja sagen, ich finde den Text besser als das Album. Irgendwie hat BBB nie so bei mir gezündet. Finde andere Ellington Alben schöner und eindringlicher. Aber nach Lesen des Textes werde ich es mir heute Abend nochmals anhören. Viellicht ändere ich ja meine Meinung noch.

    Originally posted by DR.Nihil@2 Dec 2004, 15:28
    … der Klang von solchen Aufnahmen ist ja, wie ich mir denke, meistens schlecht. Habe Benny Goodman in der Carnegie Hall von 1938. Da ist das Rauschen auch sehr laut.

    Ja, komisch eigentlich, dass die neue gemasterte Version viel lauter rauscht als die 80er CD. Dafür ist der Klang als solcher aber bei dem neuen Remaster viel differenzierter. Ingesamt ein wunderbares Album.

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