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Ich habe heute morgen zweimal die „The Style Council in concert“ durchgehört und beschlossen, dass dieser Part von Wellers-Karriere doch einen eigenen Thread verdient hat:
Ich bin auf Weller gestoßen (worden!) als The Jam gerade aufgelöst war und die ersten TSC-Singles in England erschienen waren (Herbst 83). In Deutschland kam dann das „Introducing“-Mini-Album heraus und das fand ich klasse. The Jam waren toll, aber die neuen souligen, jazzigen Songs waren in der damaligen Musikszene doch etwas sehr besonderes und haben mir vor allem diese Stile erstmals erschlossen. „Café Bleu“, das erste „richtige“ Album kam dann 1984, begleitet von der wunderbaren Single „My ever changing moods“ mit den tollen B-Seiten „Spring, Summer, Autumn“ und „Micks Company“ und TSC waren der beste Newcomer Europas (lassen wir R.E.M. mal den Titel für Amerika…). „The Gospel“ suckte zwar und auch „Strengh of your nature“ langweilte irgendwann, aber der Rest ist Spitze und vor allem die Bilder auf dem Cover (und dem nur in UK erhältlichen Booklet) transportieren ein Lebensgefühl und Flair, das eine smarte Weiterentwicklung des Mod-Revival-60s-Style von den Jam-Tagen war.
Und dann gab’s auf jedem Cover einen Text von „The Cappuchino Kid“ – wer sich hinter diesem Pseudonym verbarg wurde nie ganz gelüftet – es spricht einiges dafür, dass es Paulo Hewitt war. Diese Texte haben mein Pennäler-Englisch ganz schön gefordert, und ich glaube so richtig kann ich sie erst heute verstehen. Aber es war eine spannende, neue und vor allem verdammt stylische Welt, die sich da öffnete und es war aufregend, daran Teil zu haben.
Es kamen mit „You’re the best thing“, „Shout to the top“ und „Walls come tumbling down“ weitere Singles mit Spitzen-B-Seiten und dann „Our favourite shop“! Diesmal gab’s keine Ausfälle mehr. Ein Meisterwerk. Die Texte, zum großen Teil sehr politisch in der Mid-80s-Anti-Thatcher/Reagan (und pro Labour) Bewegung und mit Blick auf ein vereinigtes Europa bzw. global („Internationalists“).
Und sie kamen auf große Europatour und haben auch die 2000er Hallen gefüllt. Ich sah TSC in der alt-ehrwürdigen Musikhalle Hamburg und es war nicht nur ein Popkonzert, sondern ein gesellschaftlicher/kultureller/polistischer Event! Am eindrucksvollsten war für mich der Moment, als Paul allein auf der Bühne stand und „A stones throw away“ spielte. Es gibt da einen Break, der in der Studioversion von einem Streicherakkord gefüllt wird. Live füllte Weller diese Stelle mit einem Flagolet-Akkord auf der halbakustischen Jazzgitarre und wenn ich an diesen Moment denke, kommt sofort wieder die Gänsehaut über mich….
Leider haben sie dieses Niveau nicht gehalten. Das Nachfolger-Album „The Cost of loving“ wurde von einer öden Singleauskopplung („It didn’t matter“) angekündigt und in zwei Versionen veröffentlicht. Version 1 war die normale LP mit Coverphoto, Version 2 eine Doppel-Maxi-Single in (ans weisse Album angelehnte) orangem Klappcover. Heute ärgere ich mich, dass ich die Version 1 gekauft habe, Version 2 erschien mir damals ein wenig suspekt und umständlich (nach 2 Liedern immer umdrehen…). Egal, es waren eigentlich nur 5 1/2 gute Songs neben 4 schwachen auf der Platte und ich war dann doch ziemlich enttäsucht.
Richtig schwach war aber dann das Konzert 87 im CCH. War von Euch jemand da? Weller hat einen auf cooler, gelangweilter, abgehobener Popstar gemacht, kaum Gitarre gespielt und nichts von der Leidenschaft an den Tag gelegt, die seine Auftritte zuvor (und auch in den 90ern wieder) ausgemacht hat.
Danach habe ich Weller die Gefolgschaft gekündigt und so das viel bessere „Confessions of a popgroup“ ausgelassen – auch hier wurde vorab eine sehr schwache Single „Life at a top peoples health farm“ vorabgeschickt, die mich vollends abgeschreckt hat. Dabei hat dieses Album viel mehr zu bieten. Schöne „Piano-paintings“ auf der ersten Seite, ruhige, auf Klavier basierende, sehr schöne Songs. „It’s a very deep sea“ und „Changing of the guards“ (von dem Nicky Weller mir erzählt hat, das es ein Jam-leftover sei!) gehören zum besten, was Paul in seiner Karriere komponiert hat. Auf der zweiten Seite gab’s dann TSC-typischen Soul/Funk-Pop mit so Perlen wie „Why I went missing“ oder „How she trew it all away“. Getourt wurde mit dem Album nur noch vereinzelt im UK, wo die Platte auch bei weitem nicht mehr so erfolgreich war wie die vorherigen Alben.
Paul und Mick fühlten, dass sie etwas neues anfangen mussten und wendeten sich der damals gerade erst entstehenden House-Bewegung zu und produzierten ein Album, das völlig anders sein sollte als alles, was Weller zuvor und auch danach veröffentlicht hat. „Modernism – A new decade“ richtete sich auf die Clubszene, in denen Paul die Reinkarnation der Modbewegung vermutete und schockierte ob seiner Andersartigkeit die Polydor-Entscheidungsträger (bei denen er seit 12 Jahren Erfolgsalben herausgab) so sehr, dass sie sich weigerten, die Platte zu veröffentlichen. Paul und Mick wagten dennoch den Schritt in die neue Richtung, indem sie ein Konzert in der Royal Albert Hall ankündigten (natürlich sofort ausverkauft), auf dem sie konsequent als House-Act mit Gastrappern und -sängern und Live-DJs auftraten und nur für drei Songs zum Schluss das alte Coucil-Erbe aufleben liessen. Ich habe einen Bootleg von dem Abend, der zwar einen schlechten Sound hat, aber aus dokumentarischer Perspektive sehr interessant ist. Allerdings mag ich die Musik nicht. Ähnlich ging’s den meisten Weller-Fans, die von dem Gig ziemlich geschockt waren. Man muss TSC lassen, dass sie zu diesem Zeitpunkt mega innovativ waren und zu echten Pionieren der 90er House-Szene gerechnet werden müssen. Aber die Band war nicht mehr zu retten.
Als Freunde gingen Paul und Mick auseinander und wandten sich (trotzdem gemeinsam) der Acid-Dance-Szene in England zu. Weniger der Manchester-Szene, als der Londoner. So waren Paul und Mick Anfang der 90er in Produktionen von „Slam Slam“ (Paul’s Frau D.C. Lee), „Galliano“, „Young Desciples“ oder auch „Mother Earth“ verstickt. Dann wollte Paul wieder auf die Bühne und gründetet das „Paul Weller Movement“ und damit seine Solo-Karriere. „Modernism“ wurde im Rahmen des Boxsets „The complete adventures of TSC“ im Jahre 2000 veröffentlicht.
Die Alben:
„Introducing“ ****
„Café Bleu“ ****1/2
„Our favourite shop“ *****
„The Cost of loving“ **1/2
„Confessions of a popgroup“ ***1/2
„Modernism – A new decade“ *1/2 (halt nicht mein Ding!)Keep on burning!
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WerbungVerdammt „heikles“ Thema! Habe natürlich das Box-Set, aber nach zweieinhalb CDs packe ich überhaupt nichts mehr und ich äußere mich jetzt nur mal stichpunktartig.
Die „Introducing…“ neigt dazu unterschätzt zu werden und die „Café Bleu“ ist nicht wirklich gut. Die „…Shop“ ist für mich eine der besten Platten der 80er und zählt sicher zu Wellers Top 5. Bis dahin waren auch die Singles vom Allerfeinsten. Tja, dann kam der Einbruch! Die „The Cost…“ ist ziemlicher Müll und das bis dato schlechteste, was Weller zu verantworten hat (habe sie übrigens als Doppel-Maxi!). Ähnlich wie bei David Byrne scheint er sich nicht mehr um die Musik gekümmert zu haben und glaubte wohl etwas zu sagen zu haben. Was danach kam blieb mir äußerst fremd, aber ich werde beizeiten nochmals meine Lauscher auf Peilung stellen. :sauf:--
Shot a man in Reno just to watch him die...Mensch Jan, das hast Du aber schön zusammengefasst… :D
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"I know a few groovy middle-aged people, but not many." Keith Richards 1966Mensch Jan, das hast Du aber schön zusammengefasst… :D
Ganz meine Meinung! Glückwunsch und Dank! :sauf:
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Shot a man in Reno just to watch him die...Ganz aktuell von Nicky:
Also a quick reminder that Paul will be on Gary Crowleys show next Saturday evening along with Mick Talbot.. make sure you don’t miss it.
Das würde ich ja gern sehen/hören!
Vielleicht geht’s da um die DVD?
Oder eine kleine Reunion? :)--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Hmm…wenn ich es vielleicht mal schaffe, mich näher mit The Jam zu befassen, hole ich mir dann wohl auch mal ‚Our Favourite Shop‘. Aber im Moment ist so viel auf meiner Liste :roll:
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Gemach jj, das läuft Dir ja nicht weg. Besorg Dir mal die „Setting sons“ von The Jam, dann hörst Du sowieso erstmal nix anderes mehr für ein paar Tage! :D
Und im Weller-Forum habe ich gerade gelesen, dass man die Crowley-Show online hören kann und sie meist sogar als Archiv zur Verfügung stehen soll!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Genau, es läuft mir nicht weg. Das Geld aber irgendwie schon :roll:
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Die Style Council-Sachen mag ich jedoch überhaupt nicht.
Das ist so`n typischer 80er Style…nichts für mich.
Was meint ihr dazu?
Geb dir zum Teil völlig recht. Hatte, nachdem ich angefangen hatte, mich intensiver mit Paul zu beschäftigen, mal in 1-2 Alben reingehört und fands absolut furchtbar, hätte nie gedacht, dass ein von mir so geschätzter Songwriter so viel – mehr nach Easy-Listening-Soul-Pop klingenden – Müll produzieren könnte. Dachte ich.
Dann hat JanW. mir vor ca. 7-8 Monaten mal einen Teaser mit seinen 23 Favoriten gemacht und ich habe einige wirkliche Perlen entdeckt, die jeder mögen sollte, der auch das Album „Paul Weller“ mochte. Headstart for Happiness sowieso, aber vor allem das geniale My Ever Changing Moods und einige fantastisch groovende B-Sides wie die Instrumentals Mick’s Up und Mick’s Company, oder das tolle It Just Came To Pieces in My hand (leider nie auf seiner Solo-Tournee gespielt) oder das gespenstisch-intensive Ghosts of Dachau.
Zwar kann ich mit den späteren Sachen (so wie ich sie von Jan kenne), also „Cost of loving“ oder Confessions of a Pop Group“ wieder gar nichts anfangen, aber die Zeit davor lohnt wohl die Beschäftigung.Ich zumindest werde mir wohl irgendwann mal Cafe Bleu (84) und Our favourite shop (85) zulegen, die werden mich wohl kaum enttäuschen.
Und sie kamen auf große Europatour und haben auch die 2000er Hallen gefüllt. Ich sah TSC in der alt-ehrwürdigen Musikhalle Hamburg und es war nicht nur ein Popkonzert, sondern ein gesellschaftlicher/kultureller/polistischer Event! Am eindrucksvollsten war für mich der Moment, als Paul allein auf der Bühne stand und „A stones throw away“ spielte. Es gibt da einen Break, der in der Studioversion von einem Streicherakkord gefüllt wird. Live füllte Weller diese Stelle mit einem Flagolet-Akkord auf der halbakustischen Jazzgitarre und wenn ich an diesen Moment denke, kommt sofort wieder die Gänsehaut über mich….
du kleines glücksschwein du!! :D
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I'm forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air... Girls, go home! ...verdammt gut schaut er aus!Das Outfit war auch grauenhaft…
Paul mit nach hinten gegelten Haaren und weissem Anzug. :kotz:
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Paul mit nach hinten gegelten Haaren und weissem Anzug. :kotz:
Also jetzt interessieren mich TSC ja doch.
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Flow like a harpoon daily and nightlyPaul mit nach hinten gegelten Haaren und weissem Anzug. :kotz:
Also jetzt interessieren mich TSC ja doch.
Echt?
Deswegen? :-oÜbrigens, die Schuhe waren auch weiss. :lol: :twisted:
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ich fand das tsc outfit auch immer ausgesprochen cool.
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Paul mit nach hinten gegelten Haaren und weissem Anzug. :kotz:
noel g. sollte das auch bald machen. und dann POP POP POP!!!!
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Schlagwörter: Paul Weller, The Jam, The Style Council
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