The Incredible Jimmy Smith at the Organ – James Oscar Smith (1925/28-2005)

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  • #11482309  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Vorbemerkung: Die Posts bis und mit „Groovin‘ at Smalls‘ Paradise“ habe ich aus dem Hörfaden ausgelagert, da es nicht wirklich realistisch ist, dass ich zeitnah nochmal von vorne anfange – die Texte zu den ersten Alben sind also etwas gar knapp geraten – und der Fokus liegt, ungewöhnlich für wenn ich so ein Projekt angehe, auf den Alben und nicht auf den Sessions, weil ich das alles im Rahmen der laufende Blue Note-Umfrage wieder anhöre.

    Prolog: Das Geburtsjahr von Jimmy Smith ist nicht eindeutig geklärt. Meist liest man 1925, aber manchmal auch 1928. Zu seinen Anfängen steht im Post zu den Februar 1957er-Session unten etwas mehr, auch zu seiner Entdeckung durch Babs Gonzales – letzteres würde an sich in diesen Post hier gehören, den Gonzales brachte Smith mit Blue Note in Verbindung, und das führte dazu, dass er zwischen Februar 1956 und Februar 1957 in unglaublich schneller Folge fast ein Dutzend Alben einspielte.

    Februar 1956: Die erste Session

    Jimmy Smith – A New Star, A New Sound (Vol. 1) | Das ist schon eine Ansage, holy holy! Mir wird schon im Opener wieder klar, warum Smith für mich für alle Zeiten der grösste Organist sein wird – seine Sounds gefallen mir einfach wahnsinnig gut, und dann ist da natürlich seine Begabung, was Improvisation/Storytelling angeht … ungeschlagen im Fach, finde ich (und klar, ändert nichts an meiner ebenfalls immensen Wertschätzung von Patton – dessen Alben unterm Strich besser wegkommen dürften im grossen BN-Ranking-Spass – und Larry Young, der nochmal in einer ganz anderen Dimension unterwegs ist … wir rechnen ja auch nicht Hawkins gegen Coltrane ab und müssen uns für die eine Seite entscheiden :yes: )

    So sein Debut zu starten, das ist eine Ansage!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #11482349  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    März 1956: Das zweite Album

    Jimmy Smith – A New Star, A New Sound (Vol. 2) | Für Album Nr. 2 ist Donald Bailey an Bord, der treueste Smith-Sideman der ersten Jahre. Und der Opener ist einmal mehr eine Ansage:

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11482377  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Juni 1956: The Incredible Jimmy Smith Vol. 3 – und ein halbes Bonusalbum obendrein

    Jimmy Smith at the Organ (aka The Incredible Jimmy Smith Volume 3) | Aus der Zeit, als Katalognummern noch wichtiger waren als Albumtitel ;-) – und ja, Thornel Schwartz ist auf diesen Aufnahmen wirklich gut! Die Doppel-CD von 1997, aus der ich die Sachen anhöre („Doubletime Series“*) enthält noch eine LP-Seite Bonusmaterial: auf ein kurzes „Gone witz the Wind“ (von der Session zu „Vol. 2) folgen Smiths Original „Jamey“, in dem Schwartz auch mal kurz den Cowboy-Gitarren-Effekt auspackt, ein sehr schönes „My Funny Valentine“ und noch ein tolles Smith-Original, „Slightly Monkish“, in dem Bailey vielleicht zum ersten Mal richtig nutty drums spielt (alle drei von den zwei Sessions, aus denen Vol. 3 zusammengestellt wurde). Schon diese Trias hätte Smith auf jeden Fall einen Platz in der Geschichte der Jazz-Orgel verdient – doch im Rückblick ist das ja bloss der Prolog, der übrigens innert vier Monaten, zwischen dem 18. Februar und dem 18 Juni 1956 entstand.

    *) Joe Hendersons „The State of the Tenor“, die zwei Alben von Don Grolnick, die beiden Volumen von Freddie Hubbard Live im La Marchal, Blakey im Birdland mit Morgan/Mobley/Timmons, Turrentine Up at Minton’s – was gab’s sonst noch in der Reihe? Die alte 2-CD-Ausgabe von Kenny Dorham im Bohemia war glaub ich älter und lief noch nicht unter der Überschrift?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11483575  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    August 1956: Royalty Treatment – Zwei Live-Alben aus dem Baby Grand

    Jimmy Smith – Live at the Club Baby Grand (Vols. 1 & 2) | Das erste Live-Dokument von Jimmy Smith und immer noch mit seinem ersten Trio mit Donald Bailey am Schlagzeug und Gitarrist Thornel Schwartz (Mitch Thomas, der auf Vol. 1 die Band ansagt, nennt ihn „Swartz“, vermutlich hätte er sich besser mit „sh“ statt „sch“ geschrieben). Nach diesen Live-Aufnahmen wirkten Schwartz und Bailey über zehn Jahre später nochmal bei einem Smith-Album mit „Respect“ (Verve, 1967), auf dem aber noch weitere Musiker zu hören sind (ich kenne es nicht).

    Alfred Lion und Rudy Van Gelder gingen für diese Aufnahme für einmal etwas weiter, nämlich nach Wilmington in Delaware ins Baby Grand, einen typischen Club der Art, wie ihn Orgeljazzer – und damals auch noch für längere Zeit Jimmy Smith – bespielten. Bob Blumenthal schreibt in seinen Liner Notes zu den RVG-Reissues von 2007 (im Textteil, der in Vol. 1 und Vol. 2 zu finden ist: „Leonard Feather does not come out and say it explicitly [in seinen originalen Liner Notes], but his description of the room and its audience leaves no doubt that the Baby Grand was located in, and catered to, what at the time would have been called the Negro community – just like the Atlantic City spot where Babs Gonzales first encountered Smith, and Small’s Paradise in Harlem where Smith made his uptown Manhattan debut.“

    Dass Smith schon nach drei Alben (und erst wenigen Monaten) im August 1956 (frühere Ausgaben schrieben fälschlich Oktober) die gleiche Behandlung mit zwei Live-Alben kriegte, wie sie davor nur Blakey 1954 im Birdland und ein Jahr später mit den originalen Jazz Messengers erhielt, zeigt, wie steil sein Aufstieg damals war.

    Los geht es auf Vol. 1 mit der allerletzten Nummer des Abends, einer rasanten – und mitreissenden – Version von „Sweet Georgia Brown“. Im folgenden „Where or When“ (das auch als zweiteilige Single ausgekoppelt wurde), glänzt Bailey wieder mit einer tollen Begleitung, während Schwartz, wie Blumenthal schreibt, „a tone comfortably in-between jazz and rhythm & blues that made him a fitting (if minor) second voice in the trio“ zum besten gibt. Dieser Ton ist tatsächlich anders als jener der späteren Smith-Gitarristen und ich finde ihn gerade auch sehr attraktiv. Gut möglich, dass ich 2007, als die beiden Volumen in der RVG-Reihe neu erschienen, etwas übersättigt war mit Smith und ihnen nicht gebührend Beachtung schenkte. Ich mag keinen Zeilenkommentar zu den Aufnahmen schreiben, höre sie jetzt einfach mal wieder an (vermutlich erst das dritte oder sogar zweite Mal seit 2007, dass ich die CDs anhöre).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11484009  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Oh Mann ist das guter Stoff! Ich glaub ich mach einfach eine Top 30 mit Jimmy Smith, ok? Habe 31 Alben in der Liste, „Plays Pretty“ kann raus, und dann bin ich auch gleich fertig ;-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    soulpope
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    gypsy-tail-windOh Mann ist das guter Stoff! Ich glaub ich mach einfach eine Top 30 mit Jimmy Smith, ok? Habe 31 Alben in der Liste, „Plays Pretty“ kann raus, und dann bin ich auch gleich fertig

    Das Leben könnte so einfach sein  ;-) ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11485051  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    The Complete February 1957 Jimmy Smith Blue Note Sessions: 5 Alben in 3 Tagen; die ersten Sessions mit Bläsern und Blue Note-Regulars

    An drei Tagen im Februar 1957, ein Jahr nach seinen ersten Aufnahmen, bestand Smith mit Bravour seine dritte Feuertaufe. Ca. 200 Kilogramm wog die B3, das Modell von Hammond, das Smith damals spielte. Der zugehörige Leslie-Verstärker noch einmal 50 Kilogramm. Die „portable“ Orgel kam 1935 auf den Markt. Doch als Smith an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Februar erstmals auf diverse Musiker der „Blue Note-Familie“ traf, hatte von diesen vermutlich noch keiner je mit einem Organisten gespielt.

    Obwohl es die elektronischen Orgeln schon über zwei Jahrzehnte gab, waren Sessions von angesehen Jazzmusikern mit Orgel höchst selten, eins der raren Beispiele ist die von Lester Young mit Glenn Hardman aus dem Jahr 1939. Der wichtige Pionier für die moderne Musik war William Strethen „Wild Bill“ Davis, der ab 1949 an der Orgel aufnahm – er verliess dafür seinen sicheren Job mit Louis Jordan’s Tympany Five. Milt Buckner, der zur Band von Lionel Hampton gehörte, folgte: er übertrug seinen „block chord“-Stil recht erfolgreich auf die Orgel. Davis‘ Nachfolger bei Louis Jordan war Bill Doggett, und auch er spielte bald erfolgreich die Orgel, ist allerdings dem Rhythm & Blues zuzurechnen. Jackie Davis und Sir Charles Thompson sind andere frühe Vertreter der Orgel. Sie nutzten die Orgel für Single-Lines und für anschwellende, massive Akkorde (vgl. Wild Bill Davis‘ Orgel-Arrangement von Basie/Heftis „April in Paris“: mehr oder weniger eine Orchestrierung für die Orgel).

    Letzten Endes übertrugen sie alle pianistische Konzepte auf das neue Instrument, und es blieb Jimmy Smith vorbehalten, einen organischen Stil zu entwickeln, der das wahre Potential der Orgel offenbarte. Er kam am 8. Dezember 1925 in Norristown, Pennsylvania, zur Welt. Sein Vater – wie Smiths Mutter ein Pianist – wurde sein erster Lehrer, aber Bud Powell und sein Bruder, die im benachbarten Willow Grove lebten, waren ebenfalls wichtige Einflüsse: „‚I knew Bud and his brother well,‘ Smith said in a 1957 interview, ‚in fact, Richie and I used to play cowboys together. I would go over to their place every day … I watched Bud, and dug his hands, and marveled at that unique attack he always had.“ (aus den Liner Notes von Bob Blumenthal zu „The Complete February 1957 Jimmy Smith Blue Note Sessions“, aus denen ich mich auch für den Text oben schamlos bediene, und ich entnehme auch die folgenden Zitate aus anderen Liner Notes dem Mosaic-Booklet.)

    Smith gewann bald erste Auszeichnungen, spielte im Radio und trat mit seinem Vater in Nachtclubs auf. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs diente er in der Navy im Pazifik und kehrte dann nach Philadelphia zurück. Da begann er, sich ausbilden zu lassen, studierte bis 1950 Harmonie und Musiktheorie an der Halsey Music School (Clifford Brown war in derselben Klasse), Kontrabass an der Hamilton School of Music (irgendwoher kam ja das Wissen um die Basslinien!) und Klavier an der Ornstein Music School. Zur selben Zeit spielte Smith mit der R&B-Combo von Don Gardner und hörte in der Zeit (je nach Quelle 1952 oder 1954, das scheint ungeklärt zu sein) Wild Bill Davis und begann, sich für die Orgel zu interessieren.

    1955 folgten drei intensive Monate, in denen Smith sich im Selbststudium das Orgelspiel aneignete. In den Liner Notes von Leonard Feather zu „A Date with Jimmy Smith Vol. 1“ (BLP 1556) ist davon die Rede: „I made a deal with a studio in Philadelphia where they sell organs, and they let me practice there for a dollar an hour. Finally I got enough money for a down payment on my own organ … I put it in a warehouse and I took a big sheet of paper and drew a floor plan of the pedals. Anytime I wanted to gauge the spaces and where to drop my foot down on which pedal, I’d look at the chart.
    „I was paying a guy about five bucks to let me spend three hours a day stuck in the back of that warehouse, because I couldn’t take th organ anywhere else in the neighborhood. Sometimes I would stay there four hours, or maybe all day long if I’d luck up on something and get some new ideas, using different stops … I’d eat breakfast and then take my lunch to the warehouse with me and stay there until I was satisfied that I’d done what I needed to for that day.“

    Im Sommer 1955 war Smith so weit, dass er zeigen wollte, was er gelernt hatte. Er kriegte einen Solo-Gig in einem Club in Atlantic City. Die Sensation wurde von Babs Gonzales in den Liner Notes zu Smiths ersten beiden Alben, die wie „A Date with …“ und „At Club Baby Grand“ im Doppelpack mit identischem Rückcover erschienen:

    „Within three days the news reached me about this ‚insane‘ organist and I drove down to dig for myself. What I heard was a cat playing forty choruses of GEORGIA BROWN in pure ‚Nashua‘ tempo and never repeating. I heard futuristic, stratospheric sounds that were never before explored on the organ.“ Im September hatte Smith sein eigenes Trio, und Babs Gonzales war sein Manager. Er kontaktiere Alfred Lion von Blue Note, dem Label, das auch Gonzales‘ Karriere lanciert hatte (und, das geht gerne vergessen: Gonzales‘ „Three Bips and a Bop“-Session war die ersten Modern Jazz-Session von Blue Note). (Nashua war ein damals erfolgreiches Rennpferd.)

    Im Januar 1956 trat Smith erstmals in New York auf, im Smalls‘ Paradise in Harlem. Lion hörte ihn und nahm ihn umgehend unter Vertrag. Ein Gig Downtown im Cafe Bohemia folgte und war ebenso wichtig für seinen Durchbruch – doch noch wichtiger waren seine Blue Note-Alben, die ab Februar 1956 in schneller Folge entstanden. Das Repertoire von Smith war von Beginn an breit: alte Standards, aktuelle Pop-Songs, eigene Blues-Stücke, aber auch moderne Jazz-Originals von Kollegen wie Horace Silver, Thelonious Monk oder Dizzy Gillespie standen auf dem Programm. „The Champ“ von Gillespie wurde zum sensationellen Opener von Smiths Debut-Album.

    Als Smith am 11., 12. und 13. Februar in die Manhattan Towers Studios ging (im Wohnzimmer der Van Gelders war für sowas nicht genügend Platz vorhanden), traf er also erstmals auf Musiker, die nicht zu seiner Working Band gehörten und nahm erstmals mit Bläsern im Rahmen einer typischen „blowing session“ auf. Lou Donaldson, Hank Mobley und Donald Byrd waren am ersten Tag zur Stelle, zudem Smiths neuer Gitarrist Eddie McFadden, und Blue Note-Mainstay Art Blakey – es entstanden auch zwei Trio-Nummern mit McFadden/Blakey. Am zweiten Tag waren Donaldson, Kenny Burrell und Blakey, aber auch McFadden und Smiths regulärer Drummer Donald Bailey dabei, es entstanden Trio und Quartett-Nummern entweder mit Burrell/Blakey/Donaldson oder mit McFadden/Bailey/Donaldson, aber auch ein zwei Duos von Smith mit Donaldson.

    Am dritten Tag kam dann nur noch das Working Trio vorbei: Smith, McFadden und Bailey – Smith nahm auch zwei Solos auf, und für ein Stück spielt nochmal Blakey das Schlagzeug. Die fünf LPs, die von diesen drei Sessions zusammengestellt wurden, mischten ziemlich bunt Aufnahmen der drei Sessions. Und es wurde sogar noch weiteres Material aufgenommen: ein Alternate Take von „Plum Nellie“ wurde nur als Single veröffentlicht, ein Stück von der ersten und zwei von der dritten Session kamen erstmals im Mosaic-Set zum Vorschein – auch ohne die Single etwas mehr Musik, als eine Plattenseite damals enthielt.

    A Date with Jimmy Smith Volume One öffnet mit „Falling in Love with Love“, dem ersten Stück, das am ersten Tag aufgenommen wurde. So lange Spielzeiten wie auf den vier Stücken, die am ersten Tag in Sextett-Besetzung entstanden, hatte es bei Blue Note bisher nie gegeben: 16, ja 17 Minuten dauerten die längsten der Stücke. Das erste der fünf Alben öffnet mit „Falling in Love with Love“, Byrd präsentiert das Thema und es wird rasch ein typischer Messengers-Groove aufgebaut, in den Smith sich bestens einfügt. Mobley spielt ein schönes erste Solo. McFadden beginnt gut, doch bringt Blakey ihn aus dem Konzept und sein Solo endet vorzeitig und ohne richtigen Abschluss. Smith rettet die Situation mit einem tollen Solo, und jetzt klappt auch die Kommunikation mit Blakey perfekt. Byrd und Donaldson folgen – die beiden sind zwar ein klarer „match“, aber es gibt erneut Unsicherheiten: die Orgel beginnt zunehmen das Sax zu überdecken – wollte Smith signalisieren, dass Donaldson allmählich zum Ende kommt, oder war er ev., wie Blumenthal spekuliert, 16 Takte verschoben in der Form? Donaldson zieht sein Solo jedenfalls unbeirrt durch, aber auch im der abschliessenden Rekapitulation des Themas schleicht sich bei Byrd dann noch eine Unsicherheit ein. Das ist echt kein schlechtes Stück oder so, aber ich frage mich unweigerlich, ob Lion ein paar Jahre später auf einem weiteren Take bestanden hätte?

    Gemäss den Take-Nummern (die Mosaic-Box ist mehr oder weniger chronologisch sortiert [innerhalb der Sessions], um die Stücke im LP-Kontext zu hören, muss man zwischen den drei CDs ständig umherspringen) gab es allerdings ganz wenige Takes. Die fortlaufend Nummern der Master Takes sind 3-6 und 8-9, d.h. es gab nur zwei nicht erfolgreiche Takes zu Beginn und einen dazwischen. Das zweite Stück vom ersten Tag ist das erste der beiden im Trio, „First Night Blues“ – das erste unveröffentlichte im Set, fast 9 Minuten lang, und hier passt dann auch gleich alles, McFadden wirkt viel entspannter und spielt ein langes Solo. Smiths souveräne Beherrschung der Basspedale erlaubt ihm, mit der linken Hand zu „compen“, was wiederum die Gitarre von der „four to the bar“-Rolle à la Freddie Green befreit, und dazu führt, dass auch McFadden ziemlich interessantes Zeug hinter Smith spielen kann. Der Abschluss der Nummer hat, wie Blumenthal schreibt „big-band style“, danach spielt Smith eine unbegleitete Coda – das wurde bald zum Markenzeichen. Dass Musik solcher Güte zurückgehalten wurde, mag heute seltsam scheinen, doch Blue Note schwamm ja förmlich in Smith-Aufnahmen.

    „How High the Moon“ entstand am dritten Tag, als Smith mit seiner Working Band – Eddie McFadden und Donald Bailey – im Studio war. Und es war der fünfte komplette/veröffentlichte von neun Takes. Smiths Einstieg lässt bei dem relaxten Tempo und dem Groove unweigerlich an Erroll Garner denken, ein blumiger Einstieg, der aus dem alten Schlachtross eine entspannte Sache macht, was aber keine Sekunde zu Unverbindlichkeit führt. Bailey setzt mit Besen immer wieder tolle Akzente – und das Stück beschwört die lockere Atmosphäre herauf, die am dritten Tag in den Manhattan Towers geherrscht haben muss. Vermutlich war inzwischen allen klar, dass sie Musik für drei oder vier LPs im Kasten hatten, und von der Pflicht ging es zur Kür über – die Gäste, die illustren Gäste, die auch beim Rookie-Leader für etwas Nervosität und Anspannung gesorgt haben mögen, waren wieder weg (bis auf Art Blakey, der für eins der grossen Highlights aus Smiths-Schallplattenkarriere nochmal vorbeischaute, mehr dazu unten).

    Das erste Album schliesst mit dem 16minütigen „Funk Oats“ – ein noch längerer Jam also, und natürlich einmal mehr ein Blues (aus Smiths Feder), das Tempo langsamer – zu recht fühlt Blumenthal sich an die Jam-Sessions erinnert, die Gene Ammons oder Kenny Burrell damals für Prestige aufnahmen. Donaldson legt hier als erster los, spielt ein tolles Solo, das von Smith mit viel Sinn für Raum begleitet wird. Byrd folgt – und wenn ich ihn hier höre, wird mir einmal mehr klar, dass die wieder gewonnene Freude an seinem Spiel im Rahmen des intensiven Blue Note Wiederhörens definitiv zu meinen grössten Gewinnen bisher zählt. Hinter Byrd begleitet das Trio aktiver, es beginnt, sich zu „spüren“, Dinge auszuprobieren – dass Blakey erneut bei Smith-Sessions auftauchen sollte, ist keine Überraschung, wenn man das hier hört. Mobley folgt mit einem tollen Solo, unter das Smith gegen Ende ein paar „suspended“ Akkorde legt, die danach bei McFadden wieder auftauchen und wohl signalisieren sollen, dass zu einem Ende gekommen werden sollte.

    A Date with Jimmy Smith Volume Two ist ähnlich aufgebaut. Die zwei Sextett-Jams umrahmen hier aber keine Trio-Nummer sondern das erste der beiden Duos mit Donaldson, mit denen der zweite Tag in den Manhattan Towers begann. „I Let a Song Go out of My Heart“ ist die längste Aufnahme der Session (16:59) und nimmt die A-Seite der LP ein – es war das letzte Stück der ersten Session. Nach einem Intro des Trios stellt Donaldson das Thema vor. Auch hier typische Jam-Session-Atmosphäre, aber nach erfolgreicher Session sind alle wesentlich entspannter als davor. Blakey springt im ersten Solo von Donald Byrd für den zweiten Chorus in Double Time – und der Fokus geht ein wenig verloren. Mobley folgt, und er bringt das Tempo nach am Ende seiner zweiten Bridge wieder runter – wohl weil er vermeiden will, dass es noch einmal einen solchen Moment wie in Byrds Solo gibt. Dann ignoriert er aber Smiths Signal, sein Solo zu beenden – und das gleiche wiederholt sich danach bei McFadden (hier besonders locker drauf): beide spielen sie noch einen dritten Chorus. Lou Donaldson spielt dann sogar vier, steigt eng am Thema ein und endet auch wieder ganz nah an Ellingtons Melodie. Einmal mehr bleibt er vollkommen unbeirrt davon, was Smith hinter ihm alles anstellt – Donaldson, Smith und Blakey in eng verzahntem Groove, das gab es bei den nächsten Smith-Jam-Sessions wieder („The Sermon“), und es ist schon hier ein grosses Vergnügen. Smith selbst spielt dann – wie Byrd am Anfang – nur zwei Chorusse, die zweite Bridge in double time. Das Schlussthema spielen Donaldson un Mobley dann gemeinsam, und Smith hängt eine unbegleitete Kadenz an, die an die Wurzeln des Instruments, die ja nicht im Jazz liegen, erinnert, und diese erste Session ausserhalb seiner Working Band (und Seite A der zweiten LP von den Februar-Sessions) hervorragend ausklingen lässt.

    Die zweite Session öffnete mit „I’m Getting Sentimental Over You“ im Duo. Smiths Basspedale bilden das Walking-Fundament für Donaldson, der nah am Thema bleibt. Smith bringt hier zweimal die so typischen anschwellenden gehaltenen Akkorde – alte Schule konnte er auch, aber er macht das recht geschmackvoll, und das Resultat ist eine konzise, schöne Ballade, in der Donaldson seinen schönen Ton glänzen lässt.

    Den Abschluss der LP macht „Groovy Date“ von Hank Mobley, 13 Minuten lang und die vorletzte Nummer der ersten Session (davor entstand noch „Zing Went the Strings of My Heart“ im Trio (siehe „The Sounds of Jimmy Smith“). Zweimal Zwei Takte Bläser und zwei Takte Drum-Break und dann solieren über Rhythm-Changes, so lautet hier das Rezept. Auch hier legt Donaldson als erster los und ist mit Smith inzwischen perfekt kompatibel. Jeder folgende Solist hängt jeweils einen Chorus mehr an, und hier ist es Donald Byrd, der zuerst den Drum-Roll von Blakey und dann auch noch Smiths Stoppsignal ignoriert. Mobleys Einstieg ist etwas ruppig, sein Blatt macht nicht recht mit, doch er fängt sich und zitiert im vierten Durchlauf Parkers „Steeplechase“. McFadden steigt etwas spät ein, mit einem Lick, das Smith hinter Byrd gespielt hatte – und greift im Lauf seines Solos das „Steeplechase“-Zitat noch einmal auf. Dann folgen zwei Chorusse mit Fours der Bläser mit Blakey, bevor die Fanfare die tolle Performance beendet.

    Ein Zwischenfazit: an die Höhenflüge aus dem Baby Grand kann das Material hier nicht ansetzten – zu sehr sind die Musiker noch auf der Suche nach ihrer Rolle im Setting mit einer Orgel. Donaldson und Blakey schlagen sich dabei hie und da noch besser als der neue Gitarrist, der allerdings nicht wegen Smith da und dort kleinere Probleme haben dürfte. Die Sextett-Session legt jedenfalls einen Grundstein für so das monumentale „The Sermon“, das gar nicht so lange auf sich warten lässt.

    Jimmy Smith at the Organ Volume One | Die LPs Nr. 3 und Nr. 4 erschienen erneut im Paar mit identischen Rück-Covern. Vol. 1 ist das einzige der Februar Alben, die ganz bei einer der Sessions entstanden sind, nämlich der zweiten – bei der aber neben Donaldson wie schon erwähnt zwei Rhythmusgespannen anwesend waren: Kenny Burrell und Art Blakey sowie Eddie McFadden und Donald Bailey. Das Album öffnet mit dem zweiten Take des Tages, dem zweiten Duo von Smith mit Donaldson, über Gershwins „Summertime“. Das Stück ist wieder nur etwas mehr als vier Minuten lang, aber Donaldson darf hier auch einen Chorus improvisieren und macht das sehr geschmackvoll. Smith selbst spielt ein tolles Solo, das seinen Sinn für Dramatik demonstriert – ein behutsamer Einstieg in eine LP, die doch die neue Sensation, den hart arbeitenden (schwitzenden, sich verrenkenden, grimassierenden) „incredible Jimmy Smith“, präsentiert.

    Für den Rest der LP sind Burrell und Blakey an Bord – das hier ist Burrells erste Begegnung mit Smith, und sie sollte sich als noch bedeutender entpuppen als die von Smith und Blakey. „There’s a Small Hotel“ entstand als zweitletztes Stück des Tages (auch hier gibt es bloss drei Take-Nummern, die nicht an Master Takes vergeben wurden). Der Groove ist knackig, es passt alles, Burrell spielt das erste Solo, das sich zwischen funky Blues und moderner Jazzgitarre bewegt. Dann folgt Smith mit einem fabelhaften, langen Solo. Burrells Comping und Blakeys sich immer wieder ändernde Akzente sorgen für eine tolle Begleitung – und dann gibt es Exchanges von Smith und Burrell, zuerst jeweils acht Takte, dann Fours. Und es folgt ein Durchgang mit klassischen Fours von Smith/Burrell mit Blakey, bevor Blakey auch noch ein ausgewachsenes Solo spielt. Fast 12 Minuten dauert das Stück und zählt wohl zu den Highlights dieser Sessions.

    „All Day Long“, das letzte Stück der Session, steht am Anfang der B-Seite, auf der auch Lou Donaldson wieder dabei ist. Burrell hatte sein Stück einen Monat früher für eine Prestige-Session aufgenommen, der es dann auch gleich den Titel gab. Smith walkt einen Chorus, bevor Burrell das Thema vorstellt. In den Soli von Donaldson und Burrell gibt es Doubletime-Passagen, bei Smith bleibt das Tempo durchgehend langsam, es gibt in seinem Solo einen dieser tollen Morsecode-Momente, wie er sie hie und da einstreute. Das ist maximal entspannt – eben: der Ausklang einer weiteren erfolgreichen Session, bei der Musik für fast zwei LPs eingespielt wurde (Vol. 2 enthält auch Stücke vom dritten Tag, vom zweiten erschien – wie vom ersten – noch ein Stück auf dem fünften Album, zudem gab es den erwähnten Alternate Take von einem Titel, der als Single erschien).

    „Yardbird Suite“ beschliesst die LP – es war die zweite Charlie Parker-Nummer in Folge, die eingespielt wurde. Das Thema hier ist sicher eins von Parkers melodischsten, einprägsamsten. Burrell spielt im Thema die Bridge. Donaldsons Solo ist kurz, Burrell folgt mit einem superben Solo, in der Mitte spielt er komplexe, repetitive Motive. Smith folgt mit einem noch tolleren Solo, von Burrell und Blakey angestachelt, mit dem der Organist in der Folge ein paar Runden achttaktige Exchanges spielt. Auch das eine umwerfende Performance von einer Güte, wie sie am ersten Tag nicht gelingen wollte. Burrell, Donaldson und Blakey – das wird offensichtlich – waren „naturals“, die sich mit Smith sofort bestens zurecht fanden.

    Jimmy Smith at the Organ Volume Two | Auf Vol. 2 sind neben Burrell und Blakey auch Eddie McFadden und Donald Bailey zu hören. Auf Seite A sind erneut zwei Stücke von der zweiten Session zu hören, den Auftakt macht Smiths Original „Plum Nellie“, dem vierten Stück der Session (nach den zwei Duos mit Donaldson und einem Trio mit McFadden/Bailey, das auf der fünften LP landete). Dabei sind neben dem Leader hier Lou Donaldson, Eddie McFadden und Donald Bailey. Das langsame Tempo ist, wie Blumenthal schreibt, „the ultimate test for jazz improvisers“ – und auch hier stimmt alles. Smith präsentiert das Thema mit grösster Lockerheit, McFadden spielt ein starkes Solo, Lou Donaldson folgt – und den Blues konnte er ja wirklich. Danach übernimmt Smith und beschliesst sein Solo mit einer tollen Block-Chord-Passage, bevor McFadden das Stück beschliesst. Im direkt anschliessend aufgenommenen Single-Take kriegen die Solisten jeweils nur zwei statt drei Chorusse, und McFadden kriegt am Ende Gesellschaft von Donaldson – ein zweiter Take des Stückes war an sich überhaupt nicht nötig, ich kann mich Blumenthal anschliessen, der findet, dass nur Smith die Spannung des ersten Takes hält (dass der zweite Take extra für eine Single-Veröffentlichung entstand, bezweifle ich, der Master ist mit 7:37 für eine zweiseitige Single kaum zu lang, und die Veröffentlichungen aus den drei Sessions hat Alfred Lion ja später recht bunt zusammengestellt, dass im Studio schon so konkrete Überlegungen angestellt wurden, kann ich mir kaum vorstellen … zudem wurden diverse Albumtracks – wie schon bei Smiths bisherigen LPs – ebenfalls in Single-Auskopplungen herausgebracht).

    Das zweite Stück der ersten Seite ist das erste Parker-Stück, das zwischen „Plum Nellie“ und „Yardbird Suite“ entstand, „Billie’s Bounce“. Kenny Burrell und Blakey übernehmen hier wieder, und man denkt unweigerlich an „Au Privave“, das dasselbe Quartett plus Lee Morgan und Tina Brooks ein Jahr später aufnahm. Auch hier gelingt alles, und besonders Kenny Burrell glänzt in allen Rollen: im Unisono-Thema mit Donaldson, als erster Solist mit warmem Ton, mit Riffs hinter Donaldson und tollem Support in Smiths Solo. Donaldson ist im ersten Chorus mal wieder etwas zum Scherzen aufgelegt (eine Eigenheit, die manche – ich tendiere auch dazu – eher als Defizit auslegen), doch danach ist er „all business“ und spielt ein fabelhaftes Solo, von Blakey hart angetrieben (Donaldson war ja, das sollte nicht vergessen werden, auch bei den Live-Sessions von Blakey mit Clifford Brown und Horace Silver im Birdland 1954 hervorragend aufgelegt). Smith ist einmal mehr beeindruckend, dann führt ein ruppiger Splice zu Blakeys Solo über – und der Schluss ist dann leider ähnlich ruppig wie der Splice, auch wenn Blakeys Solo gut ist. Bevor ich mit der B-Seite weitermache, höre ich mir nochmal „Yardbird Suite“ an – das Stück wurde übrigens als Smiths Beitrag ausgewählt, als 1969 zum 30. Geburtstag des Labes eine Zusammenstellung erschien.

    Die B-Seite der LP entstand am dritten Tag. „The Duel“, die mit 10:25 Minuten längste Nummer der Session und die eine, für die Blakey nochmal mitwirkte (und McFadden aussetzte), öffnet die B-Seite. „The Duel“ ist ein 32taktiges Smith-Original. In seinem grossartigen Solo spielt Smith teils über die Form, es gibt aber eine absteigendes Interlude und freie Passagen die – und da fällt endlich der Name des gestrigen Geburtstagskind – durchaus an die Klangwelt von Sun Ra erinnern. Dass dieses phänomenale Stück in den letzten Jahren völlig vergessen geraten sein dürfte, hat auch damit zu tun, dass es von den „Date with“ und „At the Organ“ Alben jeweils drei Japan-CDs gab, ansonsten aber seit 30 Jahren keine vernünftigen Reissues (auch nicht im Premium-Vinyl-Segment – für „A Date with“ sprang immerhin vor ein paar Jahren Fresh Sound mit einem Twofer in die Bresche, aber da hatte bestimmt niemand Zugriff auf die Mastertapes).

    „Buns a Plenty“ war das Stück, das direkt davor entstand – Take 9 einer Session mit 12 Takes, von denen nur Takes 1, 2 und 5 nicht veröffentlichungswürdig sind (Takes 3 und 12 aber im Mosaic-Set erstmals auftauchten). Damit endet die LP nach dem umwerfenden „Duel“ wieder sehr entspannt – und die kulinarische Blues-Trilogie findet nach „Funk’s Oats“ und „Plum Nellie“ ihren Abschluss. McFadden legt ein aufgeräumtes Solo vor, und dann übernimmt Smith und schaltet gleich ein paar Gänge höher. Bei Donald Bailey kann man bei diesen Sessions (Tage 2 und 3) zuhören, wie er immer mehr in die Musik Smiths hineinzuwachsen scheint, wie er anfängt, seine im besten Sinnn seltsamen, überraschenden Akzente zu setzen. Smith streut kurze Riffs ein, spielt am Ende eine lange Drone … und so wird aus dem entspannten Blues, der ein wenig an „Bags‘ Groove“ erinnert, auch wieder eine grosse Performance.

    The Sounds of Jimmy Smith, das fünfte Album, das Blue Note aus den Februar-Sessions zusammenstellte, enthält auf der A-Seite und zum Auftakt der B-Seite vier Stücke vom dritten Tag. Neben „The Duel“ mit Blakey waren Eddie McFadden und Donald Bailey zugegen doch Smith nahm auch – erstmals – zwei unbegleitete Solo-Stücke auf, „The Fight“ in der Mitte der A-Seite und „All the Things You Are“ zum Auftakt der B-Seite.

    „There Will Never Be Another You“ wurde direkt vor „How High the Moon“ (A Date with, Vol. 1) eingespielt und kommt in einem ähnlichen Garner-Groove daher. Smith klingt altmodisch, zieht viele Register, das hat was von „roller rink“ und Fats Waller, aber der Groove ist charmant, mittelschneller „four to the bar“-Beat (von McFadden, und hinter dessen Solo dann von Smith), den Bailey an den Besen etwas auflockert.

    Es folgt das erste Solo-stück, „The Fight“ (der dritte fertige Take der Session, „Another You“ ist der vierte). Hier assoziiert Smith frei, Thema sei die Trennung von Manager/Förderer Babs Gonzales. Los geht es mit einem Riff und Changes, die ein wenig an „Tune Up“ erinnern, klanglich ist Smith hier näher an einer Kirchenorgel als je zuvor, auf eine Art „chant“ folgen marchähnliche Passagen. Smith hatte anscheinend ein paar Akkordabfolgen festgelegt und der Rest entstand dann ganz spontan.

    Die Mischung aus Waller/Garner/Roller-Rink kommt für „Blue Moon“ zurück, eine weitere maximal relaxte Performance, in der McFadden im Solo etwas häter in die Saiten greift und ein wenig an Burrell erinnert. Die B-Seite öffnet mit dem ersten Solo der Session, „All the Things You Are“ – „I took part of the introduction from Ravel, with a touch of Johann Sebastian for flavor“, zitiert Leonard Feather Smith in den originale Liner Notes. Smith hatte ja seine ersten Auftritte an der Orgel als Solist, und so ist das teilweise auch eine Rückkehr zu den nicht dokumentierten Anfängen im Jahr, bevor Blue Note ihn unter Vertrag nahm. Auch hier spielt Smith jedenfalls mit grösster Lockerheit auf – man erhält den Eindruck, ihm am Ende eines langen Abends zuzuhören, das Publikum ist schon gegangen, an der Bar wird aufgeräumt, und Smith spielt noch für sich selbst eine Art Meditation über die Geschichte seines Instruments.

    Das mittlere Stück der B-Seite ist „Zing Went the Strings of My Heart“ überschrieben und entstand in der Mitte der ersten Session, mit McFadden und Blakey, ohne die drei Bläser. „Zing“ hat eine 56taktige Form (AABA mit 16taktigen A-Teilen), während das Smith-Stück hier eine 32taktige ABAC-Form hat. Der A-Teil klingt nach „Zing“, der B-teil eher nach „Falling in Love with Love“ (das davor auch eingespielt wurde – Opener der ersten Session und des ersten Albums, siehe oben), während der C-Teil von „Indiana“ entliehen ist. Was auch immer der Name des Stückes ist, es ist ein schneller Romp, in dem der neue an der Gitarre am Anfang und am Schluss seine Vertrautheit mit Charlie Christian demonstriert, während dazwischen ein langes Smith-Solo steht (auch das ist mit 8:35 eine lange Performance) und Blakey sich besonders hinter Smith ordentlich ins Zeug legt, mit einem knackigen Beat und ziemlich tollen Fills und seinen patentierten Rolls.

    Am Ende des Albums steht dann „Somebody Loves Me“, das mit McFadden/Bailey bei der mittleren Session an dritter Stelle aufgenommen wurde, direkt nach den zwei Duos mit Lou Donaldson, der hier aussetzt. Schon in McFaddens Solo kommt eine soulige Blues-Stimmung auf, die sich bei Smith dann noch weiter ausbreitet, während Bailey für erfrischende Fills sorgt. Dass die drei dabei locker durch das Arrangement des Themas navigieren, zeigt, wie eingespielt Smiths Trio inzwischen war – auch mit dem neuen Mann an der Gitarre.

    In der Mosaic-Box sind von der dritten Session noch zwei Bonustracks erschienen, die zusammen mit „First Night Blues“, der anderen Trio-Nummer der ersten Session, auch als Bonustracks auf dem RVG-Reissue von „Sounds“ landeten: mit „The Third Day“ von Smith geht es los, einem 32taktigen Stück mit hübscher Melodie und ansprechenden Changes. Smiths Solo klingt stellenweise ziemlich wagemutig, und trotzdem ist auch das total locker dahingespielt. Den Ausklang der Session machte dann eine achtminütige Version von Ray Nobles „Cherokee“ (seit Parkers Variante „KoKo“ in die Bebop-Annalen eingeschrieben). Hier ist das Trio in Höchstform zu hören und es ist äusserst bedauerlich, dass das Stück nicht früher ans Licht kam. McFadden spielt nach Smiths langem Solo eine seiner bis dahin besten Improvisationen, und Bailey, der in der ganzen Session super aufspielt, darf in der abschliessenden Bridge zum ersten Mal acht Takte (statt nur Fours wie bisher) spielen (wobei er ja eh kein solistischer Drummer war, das sollte sich ja auch kaum ändern).

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    soulpope
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    gypsy-tail-wind  The Sounds of Jimmy Smith ….

    Scheene Cover Art ….

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    #11485081  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Mai, Juli und November 1957: Balladen und Overkill

    Jimmy Smith Plays Pretty Just for You | Im Mai ging Smith mit seinem Trio (Eddie McFadden, Donald Bailey) bereits wieder ins Studio, dieses Mal bei Van Gelder in Hackensack, NJ (je nach Quelle waren es auch wieder die Manhattan Towers Studios). Es entstand ein Balladen-Album, das nach der ziemlich intensiven Musik der bisherigen zehn (!) Alben einen recht schönen Kontrapunkt bietet (die Alben, inklusive diesem hier, waren gemäss Discogs auch alle schon 1956/57 auf dem Markt). Smith pflegt sanfte Sounds, manchmal wieder von der nostalgischen, dick aufgetragenen Sorte, aber auch dann bleibt sein Spiel lebendig und facettenreich. McFadden darf hie und da seine Gitarre singen lassen, Bailey ist – wir haben es schon im Februar gehört – auch mit Besen ein ansprechender und kreativer Drummer. Für sich genommen echt kein Highlight, aber wo ich gerade mitten in Smiths Musik stecke ein schöner Ruhepunkt dazwischen.

    Acht Stücke finden sich auf dem Album, von „Autumn in New York“ über „The Very Thought of You“ (von Ray Noble, dem auch „Cherokee“ zu verdanken ist) und „I Can’t Get Started“ hin zu „Jitterbug Waltz“ von Fats Waller, natürlich ein Referenzpunkt für Smith, auch wenn sein Stil ganz anders ist. Ein neuntes Stück entstand bei der Session, und es erschien viel später auf dem Album „Cherokee“ (TOCJ 1612, eine japanische CD von 1996). Eine Smith-Lücke, von der ich noch gar nichts wusste, und es kommt noch besser: es gibt nämlich gleich noch zwei, „Lonesome Road“ (TOCJ 1615, auch CD, Japan, 1996) und „Jimmy Smith Trio + LD“, das schon 1985 als LP (BNJ 61013) und 1996 erneut als TOCJ 1610 als CD ebenfalls nur in Japan erschien.



    Der Rest von „Cherokee“ wurde am 3. Juli mit dem Trio aufgenommen, am 4. Juli stiess Lou Donaldson zum Trio. Und „Lonesome Road“ entstand dann am 20. November 1957 wieder mit dem Trio, fünf Tage nach den phänomenalen Live-Aufnahmen aus dem Smalls‘ Paradise („Groovin‘ at Smalls‘ Paradise“ Vols. 1 & 2). Die drei Studio-Sessions sind fast reine Standards-Programme, zwischen die das eine oder andere nostalgische nugget eingestreut wurde (auf „Lonesome Road“ gibt es „Margie“, „Blue Lou“ und „Danny Boy“. Auf dem Album mit Donaldson gibt es Goodmans „Soft Winds“, „Round Midnight“ und zwei Smith-Originals. Teils tauch auch Material auf, das bereits im Februar oder live im Smalls‘ aufgenommen wurde: „Laura“, „Cherokee“, „Somebody Loves Me“, „On the Sunny Side of the Street“ und „What Is This Thing Called Love“ von „Cherokee“ wurden alle anderswo tatsächlich – in anderen Aufnahmen – veröffentlicht). Trotzdem irgendwie ein Schock, dass es da drei Smith-Alben gibt, die alle seit 1996 nicht mehr erschienen sind, und von denen ich noch nicht mal wusste („Plays Pretty“ kriegte ich auch erst mit, als es 2019 in Japan wieder aufgelegt wurde – Smith-Komplettist war damals, als ich drei Viertel meiner Blue Note-Bestände kaufte, kein erklärtes Zeil, das ergab sich eher so, seine Diskographie richtig studiert habe ich auch nie).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11485109  | PERMALINK

    blueberry

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    danke für den langen und sehr informativen Text über Jimmy Smith … großartig!

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    #11485245  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    November 1957: Live in Harlem

    Jimmy Smith – Groovin‘ at Smalls‘ Paradise (Volume 1) | Im August war Smith wieder in den Manhatttan Tower Studios und nahm eine ganze Menge Musik auf, die auf den Alben „The Sermon“, „Home Cookin'“ und „Confirmation“ (letztere 1979 in der LT-Series erschienen) herauskam. Dafür gab es dann aber im Februar 1958 noch eine zweite Session, weswegen ich lieber beim Working Trio bleibe und mit diesem in den Club Smalls‘ Paradise gehe, wo Blue Note 1m 15. November aufnahm, um erneut zwei Live-Alben zu produzieren.

    Vol. 1 öffnet mit einem der grossen Highlights aus Smiths Diskographie, einer über 10 Minuten langen, langsamen Version von Avery Parrishs „After Hours“, einem der letzten, an dem Abend aufgenommenen Stücke. Smith gehören ca. die ersten fünf Minuten, dann spielt McFadden ein Solo, das vom Ton und den Linien her wieder ein wenig an Kenny Burrell erinnert. Es geht langsam weiter mit „My Funny Valentine“ – mit einem Intro, das wieder an Erroll Garner denken lässt. Smith spielt hier am Ende eine seiner Solo-Kadenzen.

    Auf der B-Seite der LP sind „Slightly Monkish“ zu hören, Smiths Hommage an Thelonious, und zum Ausklang „Laura“ – letzeres auch ein Highlight, einmal mehr mit einer atemberaubenden Solo-Coda. Smiths drittes Live-Album sollte also auch eher ein Gegenpol zur bewegten Musik sein, die Blue Note bis hierhin vor allem von ihm veröffentlicht hatte. Und das Material so zu hören ist eine neue Erfahrung für mich, da ich die Musik bisher nur in Form der der Doppel-CD kannte – und halt in der dortigen chronologischen Abfolge angehört hatte. Wenn die Februar-Sessions gebündelt „more than the sum of its parts“ sind, so ist das für mich wohl auch hier der Fall: diese erste LP-Konfiguration packt mich weniger, auch wenn die Performances erstklassig sind – dramaturgisch überzeugt mich das jetzt, mit „Slightly Monkish“ als einzigem deutlichen Stimmungswechsel, nicht restlos.

    Jimmy Smith – Groovin‘ at Smalls‘ Paradise (Volume 2) | Auch das zweite Volumen öffnet im langsamen Tempo, mit „Imagination“, dem ersten Stück, das an dem Abend mitgeschnitten wurde. Nach der Rubato-Eröffnung fällt die Band in Time und swingt ziemlich hart – was bei dem langsamen Tempo natürlich hohe Schule ist. Es ist auch nicht so, dass es diesen langsamen Stücken an Intensität oder Ideenreichtum fehlen würde – aber der Flow der gespielten Musik mit schnellen und langsamen Nummern, mit Blues und Balladen, „The Champ“, „Walkin'“ und alten Standards, mit Höheflügen und packenden Performancens in allen Feldern, ist schon was völlig anderes als die erste LP.

    Vol. 2 geht nach dem Opener mit „Just Friends“ (der letzten Nummer des Abends, nach „After Hours“, danach folgten noch zwei Stücke, die aber als „rejected“ markiert sind und nicht veröffentlicht wurden) mittelschnell weiter, sehr aufgeräumt mit McFadden im Lead.

    Der Spannungsbogen von Vol. 2 gefällt mir jedenfalls etwas besser, denn „Lover Man“ ist zwar natürlich die nächste Ballade, aber Smith spielt über dem langsamen Tempo der Rhythmusgruppe ein wunderbares Doubletime-Solo, das aber nie aus der Stimmung ausbricht – und nach McFadden greift Smith gleich noch einmal zu. Dann aber die nächste unverständliche Entscheidung: drehte man die Platte, ging es mit „Body and Soul“ weiter – und weil die Stücke sich ja sogar ein wenig ähneln, merkt man im ersten Moment kaum, dass ein neues angefangen hat und nicht noch einmal „Lover Man“ läuft: Smith wieder in Doubletime mit schlankem, schönen Ton, darunter die weiche Gitarre, die kargen Drums … aber einmal mehr spielt Smith ein tolles Solo, schrammt rasch an „Somewhere over the Rainbow“ vorbei, kostet in der Bridge die Changes aus (die ja schon sehr anders sind als die von „Lover Man“).

    Was ich hier jetzt nicht rekonstruieren kann sind die viereinhalb Minuten, die aus „Indiana“ anscheinend weggekürzt wurden – habe mich schon gewundert, denn Seite B dauert auf der RVG-CD fast 26 Minuten. Eine ältere TOCJ-Ausgabe beziffert das statt auf 15:40 aber auf 11:07, das ist nach dem 10minütigen „Body and Soul“ realistischer. Am Abend folgten die zwei Stücke übrigens in umgekehrter Reihenfolge aufeinander – aber ich weiss leider nicht, wo die Set-Breaks stattfanden (Take-Nummern gibt es auch hier bei jazzdisco.org, und die entsprechen wie bei den Februar-Sessions den Angaben bzw. Reihenfolgen der CD-Reissues). Und jetzt, mit „Indiana“, gibt es nach einer halben Stunde nochmal einen richtigen Wechsel, ein schnelles Stück, in dem McFadden so richtig zum Zug kommt und Smith erst nach fast 11 Minuten zu seinem eigenen tollen Solo ansetzt. Warum muss das am Schluss stehen, warum blieb Lion nicht einfach bei der Reihenfolge des Abends, wo die beiden Stücke der B-Seite umgekehrt zu hören waren?

    Die Wiederveröffentlichung dieser Aufnahme als Doppel-CD in der RVG-Serie 1999 war für mich eine grosse Überraschung – ich kannte da mindestens schon „Back the Chicken Shack“, „The Sermon“ und die Doppel-CD mit den ersten drei Studio-Alben, sicherlich auch „The Cat“ auf Verve, ein paar weniger wichtige Blue Note-Alben wie „Softly As a Summer Breeze“, „Six Views of the Blues“ und vermutlich auch schon „Crazy! Baby“ und „Home Cookin'“ – aber auf das Level, das Smiths Improvisationen im Smalls‘ (das ist die korrekte Schreibweise, nehme ich an, der Gründer hiess mit Nachnamen Smalls, aber man liest überall andere Varianten und der Wiki-Eintrag ist so vollendet faul, dass das Apostroph einfach ganz weggelassen wird) bietet, war ich trotzdem nicht recht vorbereitet. Die RVG-Ausgabe rekonstruiert den Ablauf des Abends; ein paar Stücke sind als „rejected“ markiert und wurden nie veröffentlicht, die 1999er-Ausgabe enthält aber fast eine Dreiviertelstunde neues Material, das im Gegensatz zu Rollins im Vanguard oder Blakey und Dorham im Bohemia auch in Japan nicht erschienen ist.

    Das Bonusmaterial der Doppel-CD von 1999 sind vier weitere lange Stücke, das erste ist „Walkin'“ über 11 Minuten und besonders gut, mit einem von Smiths herausragenden Blues-Soli – und nach McFadden ein paar Runden Fours mit Bailey. Ebenfalls toll ist die snappy Version von „I Can’t Give You Anything But Love“ mit einem gelöst aufspielenden Bailey und seinen Rumpel-Drums und einem kleinen „Blue Moon“-Zitat von Smith (das Stück hat Smith 1962 für seine Fats Waller-Hommage auf Blue Note erneut eingespielt). Dann ist da noch „It’s Only a Paper Moon“, der Pop-Song von 1932, den ich sehr gerne mag, mit einem weiteren langen McFadden-Solo zum Aufakt (die ersten fünf der zehn Minuten sind seine). Und schliesslich ist da noch, das einzige neue Stück aus der zweiten Hälfte der Aunahmen, „The Champ“, der erste Hit von Smith, der vermutlich live kaum fehlen durfte – hier dauert die Version fast 14 Minuten, es geht mit einem Solo-Intro los, das ganz anderes erwarten lässt, doch nach einer gute Minute setzt das Riff ein und ab geht die Post. Das ist dann die catchy Musik, die auf den Alben ein wenig zu kurz kommt. Und ich bin jetzt etwas ratlos, was ich mit der Liste machen soll … vermutlich mogle ich Vol. 2 in die Top 30, weil es sonst halt für mich auch nicht stimmt.

    Bob Blumenthal rekapituliert in den neuen Liner Notes für die RVG-Ausgabe kurz die Bedeutung des Clubs: „The Hottest Spot in Harlem“ sei 1925 an seine neue Adresse gezogen, so u.a. für ein Jahrzehnt Charlie Johnson’s Paradise Orchestra als Hausband gespielt habe – in der Band machte sich Benny Carter als Saxophonist wie als Arrangeur erstmals einen Namen. Danach sei der Club auch Heimat von Willie Gant, Elmer Snowden und Hot Lips Page gewesen. In den Sechzigern habe die Basketballgrösse Wilt Chamberlain den Club gekauft und Ray Charles sei dort aufgetreten.
    Vor dem Umzug, noch an der ersten Adresse, hätte Basie im Smalls gespielt und Clara Smith gesungen, während Ethel Waters dort gewesen sein – und an der neuen Adresse hätten u.a. auch Bix Beiderbecke oder Jack Teagarden gespielt (so Leonard Feather in den Liner Notes).
    https://en.wikipedia.org/wiki/Smalls_Paradise
    Oben rechts im Foto (Quelle ist der verlinkte Wiki-Artikel) ist Ed Smalls zu sehen, der Gründer und bis 1955 Inhaber:

    PS: die Setlist des ganzen Abends gemäss jazzdiscog.org:

    tk.1 Imagination – Blue Note BLP 1586
    tk.2 Walkin‘ – Blue Note 7243 4 99777 2 3
    tk.3 My Funny Valentine – Blue Note BLP 1585
    tk.4 It’s Only A Paper Moon – Blue Note 7243 4 99777 2 3
    tk.5 I Can’t Give You Nothing – Blue Note 7243 4 99777 2 3
    tk.6 Laura – Blue Note BLP 1585
    tk.7 Indiana – Blue Note BLP 1586
    tk.8 Body And Soul – Blue Note BLP 1586
    tk.9 The Champ – Blue Note 7243 4 99777 2 3
    tk.10 Lover Man – Blue Note 45-1704, BLP 1586
    tk.11 Slightly Monkish – Blue Note BLP 1585
    tk.12 Lover Man – rejected
    tk.13 After Hours – Blue Note 45-1703, BLP 1585
    tk.14 Just Friends – Blue Note 45-1704, BLP 1586
    tk.15 Rhapsody In Blue – rejected
    tk.16 Indiana – rejected

    BLP 1585 = Vol. 1 (1958)
    BLP 1586 = Vol. 2 (1958)
    7243 4 99777 2 3 = RVG 2-CD (1999)

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    thelonica

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    gypsy-tail-wind Jetzt bin ich im Smalls‘ Paradise – und da folgt eine Ernüchterung: Vol. 1 war ja quasi ein Balladenalbum und fällt aus der Top 30 – das reicht mir in der Konstellation nicht! Mal schauen, wie es Vol. 2 ergeht. Am Fazit, dass die Doppel-CD meine liebste Smith-Aufnahmen bleiben dürfte, ändert das nicht (da sind ist ja auch noch genügen Bonusmaterial für eine Vol. 3 dabei), aber ich bin gerade etwas ernüchtert.

    Das hatte ich so auch abgespeichert und ich mag die Aufnahmen eigentlich schon ganz gerne. Die Balladen sind halt teilweise etwas weird, hier besonders „Laura“ (über 10 Minuten sogar). So kennt man es eigentlich nicht von Jimmy Smith.

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    #11485327  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    thelonica

    gypsy-tail-wind
    Jetzt bin ich im Smalls‘ Paradise – und da folgt eine Ernüchterung: Vol. 1 war ja quasi ein Balladenalbum und fällt aus der Top 30 – das reicht mir in der Konstellation nicht! Mal schauen, wie es Vol. 2 ergeht. Am Fazit, dass die Doppel-CD meine liebste Smith-Aufnahmen bleiben dürfte, ändert das nicht (da sind ist ja auch noch genügen Bonusmaterial für eine Vol. 3 dabei), aber ich bin gerade etwas ernüchtert.

    Das hatte ich so auch abgespeichert und ich mag die Aufnahmen eigentlich schon ganz gerne. Die Balladen sind halt teilweise etwas weird, hier besonders „Laura“ (über 10 Minuten sogar). So kennt man es eigentlich nicht von Jimmy Smith.

    Dass Smith nicht auch „etwas weird“ kann, halte ich eher für eine etwas bösartige Unterstellung derjenigen, die nicht genau hinhören mögen oder sowieso die Nase über Organisten rümpfen (weil die ja eh „populär“ sind usw.) ;-)

    Gerade live kommt schon mehr zum Vorschein bei ihm als im Studio – und ich denke Lion war ja auch nicht unbedingt, derjenige, der schräge Sachen besonders unterstützte … aber live liess sich das natürlich nicht stoppen. Ich bin, nachdem ich jetzt auch das Bonusmaterial aus dem Smalls‘ angehört habe, wie üblich begeistert von den Aufnahmen – finde einfach die Zusammenstellung der zwei LPs nur mässig repräsentativ (also von den ca. 50 Minuten (mittel-)schneller Musik vs. 70 Minuten Balladen wurde halt 10 von ersterer und 70 von letzterer auf die LPs gepackt).

    Aber Live-Aufnahmen gab es danach für Blue Note ja leider keine mehr – zumindest nicht im Trio, denn es folgte ja noch „Cool Blues“ (das erst verspätet erschien), aber da handelt es sich quasi um die dritte Jam-Session, die einfach gleich vor Publikum ausgetragen wurde.

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    gypsy-tail-wind
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    August 1957 & Februar 1958: The Sermon – Jam-Sessions, 2. Runde

    Smith hatte in einem irren Tempo Sessions für Blue Note aufgenommen – aber anders als andere Musiker, bei denen es ähnlich losging und dann teils auch schon wieder vorbei war oder massiv langsamer weiter ging, lief es bei Smith auch in den folgenden Jahren mehr als Rund. Gemäss Discogs kamen die ersten fünf Alben 1956, die nächsten sechs 1957 heraus. Das muss die ziemliche Marktsättigung gewesen sein und es wäre interessant, die effektiven Verkaufszahlen pro Album zu kennen, im Vergleich mit anderen erfolgreichen Alben aus der Zeit. Die beiden Volumen aus dem Small’s erschienen 1958, und ein drittes Album folgte in dem Jahr noch, das erste von Smith aus der 4000er-Reihe:

    Am 25. August 1957 ging Smith erneut mit einer grossen Gruppe von Blue Note-Regulars in die Manhattan Towers Studios in New York (Tonmeister Rudy Van Gelder war stets dabei, auch bei den Live-Aufnahmen). Lee Morgan, der kurz nach Smith unter Vertrag genommene Trompeter (der mit kurzen Unterbrüchen bis zu seinem frühen Tod für das Label aufnahm), Curtis Fuller (der 1957 vier Sessions als Leader machen konnte und danach weiterhin als Sideman präsent war), George Coleman, der junge Saxophonist aus Memphis, der später auch bei Miles Davis spielen sollte und als Sideman auch bei einem Album von Morgan mitwirkte (er beschränkt sich hier aufs Altsaxophon), dazu einmal mehr Kenny Burrell als Verstärkung an der Gitarre, sowie das reguläre Trio von Smith mit Gitarrist Eddie McFadden un Drummer Donald Bailey.

    Aufgenommen wurden bei der Session acht Stücke, zwei landeten auf der B-Seite von „House Party“, ein weiteres auf „The Sermon!“, zwei bzw. eines auf den LT-Series-Alben „Confirmation“ und „On the Sunny Side“, und zwei schliesslich auf der Japan-LP „Special Guests“ (1984). (An manchen Orten, auch in Blumenthals neuen Liner Notes für das RVG-Reissue, steht, es seien sieben Stücke aufgenommen; das nicht mitgezählte ist „Litte Girl Blue“ im Trio mit Burrell/Bailey, das auf „On the Sunny Side“ landete.)

    Die zweite Session, aus der „House Party“ und „The Sermon“ zusammengestellt wurden, folgte exakt ein halbes Jahr später am 25. Februar 1958, ein Jahr nachdem Smith erstmals im Format der Studio-Jam-Session aufgenommen hatte – von dieser Session stammt das obige Foto mit Smith und Burrell sowie Alfred Lion im Hintergrund. Nun war das Line-Up noch toller: Lee Morgan und Kenny Burrell waren wieder dabei, Lou Donaldson und Art Blakey kehrten zurück, und Tenorsaxophonist Tina Brooks stiess auch noch dazu. McFadden und Bailey, die regulären Smith Sidemen, kamen ebenfalls zum Zug. Dieses Mal wurden fünf Stücke fertig gestellt: zwei für die A-Seite von „House Party“, zwei für „The Sermon!“, und eines für „Confirmation“.

    Zur Edition der CDs ist auch noch eine Bemerkung nötig: die alten McMaster-Ausgaben sortierten das Material chronologisch: „Houseparty“ (sic) enthielt die ersten fünf Stücke vom August 1957 („Little Girl Blue“ fehlte auch hier), „The Sermon!“ die letzten beiden vom August und alle fünf vom Februar 1958. Anscheinend gab es darüber (und ähnlich zu den CD-Reissues von „No Room for Squares“ und „The Turnaround“) so viele Beschwerden, dass für die RVG-Editionen die Originalkonfigurationen wieder hergestellt und die Bonustracks weggelassen wurden – bis auf einen, „Confirmation“, der ans Ende der RVG-CD von „House Party“ gepackt wurde, womit auf den beiden CDs die gesamte 1958er Session enthalten ist, aber so einiges von der 1957er unter den Tisch fiel.

    Die Sessions, chronologisch:

    Manhattan Towers, NYC, August 25, 1957
    Lee Morgan, trumpet #1-4,6,8; Curtis Fuller, trombone #2-4,7,8; George Coleman, alto sax #1-4,8; Jimmy Smith, organ; Eddie McFadden, guitar #1-3,6; Kenny Burrell, guitar #4,5,8; Donald Bailey, drums.

    1. tk.2 J.O.S. – Blue Note BLP 4011, CDP 7 46546 2
    2. tk.3 What Is This Thing Called Love – Blue Note LT-992, CDP 7 46546 2
    3. tk.4 Just Friends – Blue Note BLP 4002, CDP 7 46546 2
    4. tk.5 Cherokee – Blue Note LT-992, CDP 7 46546 2
    5. tk.6 Little Girl Blue – Blue Note LT-1092, (J) TOCJ-5941/44
    6. tk.8 ‚S Wonderful – Blue Note (J) BNJ-50101, CDP 7 46097 2, (J) TOCJ-5941/44
    7. tk.9 Blue Room – Blue Note (J) BNJ-50101, CDP 7 46097 2
    8. tk.11 Blues After All – Blue Note BLP 4002, CDP 7 46546 2

    Manhattan Towers, NYC, February 25, 1958
    Lou Donaldson, alto sax #3,4; Jimmy Smith, organ; Eddie McFadden, guitar; Donald Bailey, drums.

    1. No Way Out – rejected
    2. unknown title – rejected
    3. tk.5 Lover Man – Blue Note BLP 4002, BN-LA400-H2, CDP 7 46097 2
    4. Strike Up The Band – rejected

    Lee Morgan, trumpet; Lou Donaldson, alto sax #1,2,4; Tina Brooks, tenor sax #1,2,4; Jimmy Smith, organ; Kenny Burrell, guitar; Art Blakey, drums.
    1. tk.12 Confirmation – Blue Note LT-992, CDP 7 46097 2
    2. tk.13 Au Private – Blue Note BLP 4002, CDP 7 46097 2
    3. tk.14 Flamingo – Blue Note BLP 4011, BST 89901, CDP 7 46097 2
    4. tk.15 The Sermon – Blue Note 45-1879, BLP 4011, BST 89901, BN-LA400-H2, (J) NP-9020C, CDP 7 46097 2

    * Blue Note BLP 4002, BST 84002 Jimmy Smith – House Party
    * Blue Note BLP 4011, BST 84011 Jimmy Smith – The Sermon!
    * Blue Note LT-992 Jimmy Smith – Confirmation
    * Blue Note LT-1092 Jimmy Smith – On The Sunny Side
    * Blue Note BN-LA400-H2 Jimmy Smith
    * Blue Note BST 89901 Jimmy Smith’s Greatest Hits!
    * Blue Note (J) BNJ-50101 Jimmy Smith – Special Guests
    * Blue Note CDP 7 46546 2 Jimmy Smith – House Party
    * Blue Note CDP 7 46097 2 Jimmy Smith – The Sermon!
    * Blue Note (J) TOCJ-5941/44 Various Artists – Rare Tracks: The Other Side Of Blue Note 4000 Series
    * Blue Note (J) NP-9020C Various Artists – Blue Note Jazz

    (Bei „Little Girl Blue“ fehlt die für unsereins offensichtlichste Angabe: die CD „Standards“ [CDP 7 821282 2] von 1998 enthielt den Track und vier weitere [vom 15. Juli 1958] von „On the Sunny Side“, sowie sieben weiter, davor unveröffentlichte Stücke vom 24. Mai 1959.)

    Jimmy Smith’s House Party | Die erste Seite der Platte stammt von der Session vom Februar 1958. Mit Charlie Parker geht es los: „Au Privave“, vorgestellt von Lee Morgan an der Trompete, der für die Wiederholung des Themas von Lou Donaldson und Tina Brook. Das Tempo ist mittelschnell, Burrell und Blakey die Rhythmusgruppe, Smith selbst spielt das erste Solo, wirkt entspannter und lockerer als ein Jahr davor bei den Jams mit den Bläsern. Locker und entspannt heisst natürlich nicht, dass es nicht mit dem gebotenen Ernst zur Sache ging. Lee Morgan, ein paar Wochen davor 20 geworden, ist nach Smith an der Reihe. Blakey und Smith streuen Riffs ein, die wie abgesprochen klingen, aber auch spontan entstanden sein können. Morgans Solo ist hervorragend – die Gestaltung des Tones, die Phrasierung, die Linien … schlicht umwerfend. Lou Donaldson wirkt danach zu Beginn mit seinen Bird+Blues-Klischees nicht sehr frisch, aber das Zusammenspiel mit Smith und Blakey funktioniert einmal mehr hervorragend und er steigert sich schnell. Auch hinter Donaldson tauchen von Smith Riffs auf, die die fünfzehnminütige Performance auch zu strukturieren helfen. Brooks übernimmt fliegend von Donaldson, seine Delivery und sein Ton weniger blumig, sehr direkt – und so gut, dass Alfred Lion ihm einen Monat später die erste Session als Leader gewährte (mit Lee Morgan, Art Blakey sowie Sonny Clark und Doug Watkins). Danach ist auch Kenny Burrell an der Reihe, und für ihn ist das einmal mehr ein idealer Rahmen – warum nahm er eigentlich damals nicht auch als Leader richtig gute Alben mit Organisten auf? Jedenfalls ist das eine superbe Performance, die nicht zuletzt an „Yardbird Suite“ erinnert, das ein Jahr früher entstanden war.

    Die erste Seite endet mit „Lover Man“, Donaldsons Balladenfeature, au dem er von Smiths regulärem Trio mit Eddie McFadden und Donald Bailey begleitet wird. Das ist eine schöne Einspielung, bei der Donaldson mit der gebotenen Ruhe vorgeht. Auch die Doubletime-Passage, die Smith eher eher zu bremsen scheint, während Baileys Beat sehr leicht bleibt, bricht nicht zu sehr aus der Stimmung aus – die Skepsis darüber, ausgerechnet dieses Stück zum Feature zu machen, legt sich jedenfalls … besser als hier kriegt man Donaldson in den Fünfzigern kam zu hören.

    Das Schema für Seite 2 ist ähnlich: ein 15minütiger Jam über „Just Friends“ und dann wieder ein kürzeres Stück, „Blues After All“ von Kenny Burrell. Die Musik wurde im August 1957 aufgenommen. Das Thema von „Just Friends“ gehört Eddie McFadden, der auch das erste Solo spielt. Das Trio ist längst bestens eingespielt, Bailey streut im Hintergrund eine seltsame Schepper-Fills ein. Smith übernimmt, der Groove wird härter. Dann übernimmt Lee Morgan, mit blechernem, leicht säuerlichen Ton, weniger spitz aufspielend als im Opener. Dann ist George Coleman dran und spielt ein Solo, das sich wie ein langer Steigerungslauf ausnimmt und am Ende ganz hervorragend ist. Am Altsax klingt er auch viel mehr nach Parker als am Tenor, das damals bereits sein Hauptinstrument war … aber er spielt wesentlich klischeefreier als Donaldson, mit schlankerem, weniger runden Ton – der Ton ist definitiv Donaldsons grosse Stärke, da kann man echt wenig nörgeln! Curtis Fuller ist der letzte im Reigen – er war 1957 eine Art Geheimwaffe von Alfred Lion, nahm in rascher Folge vier Sessions als Leader auf, spielte mit John Coltrane, Bud Powell, Sonny Clark, Lou Donaldson, Lee Morgan und Clifford Jordan mit. Sein Solo gelingt vielleicht eine Spur weniger, aber ist ebenfalls recht gut, saubere Doubletime-Passagen, sein grosser, vokaler Ton … der Ausklang kommt dann wieder von McFadden.

    Das Album endet mit einem kurzen Blues, von Kenny Burrell, der McFaddens Platz einnimmt. Das Stück entstand ganz am Ende der Session und die Stimmung ist sehr entspannt. Coleman, Morgan, Fuller, Smith und Burrell spielen kurze Soli, in denen sie alle ihre Stärken zum Besten geben, gefolgt von

    Unterm Strich ist klar, dass die Tracks von 1958 eine Spur besser sind, die Stimmung der Session ist eine andere, Blakey sorgt – auch wenn er eher noch weniger spielt als Bailey – für einen tolleren Beat, der den Laden irgendwie besser am Laufen hält und für mehr Spannung sorgt – besonders, wenn auch noch Kenny Burrell dabei ist. Burrell, Smith und Blakey waren echt eine Traumformation und es ist sehr schade, dass sie nie ein ganzes Album im Trio aufgenommen haben.

    Jimmy Smith – The Sermon! | Die zweite Scheibe mit Musik von den beiden Jam-Sessions war „The Sermon!“, und hier gibt es zwei lange Tracks, eine halbe Stunde Musik, vom Februar 1958, sowie einen vom August 1957. Mir war das Album von den beiden immer schon das liebere, was v.a. mit dem 20minütigen Titeltrack zu tun hat, der die ganze A-Seite der LP einnahm – inspiriert von Horace Silver und ihm gewidmet. Smith spielt in diesem langen, wieder im mittelschnellen Tempo gespielten Blues-Jam das erste Solo, es gibt früh eine seiner Telegraphen-Passagen, dann zitiert er „Teach Me Tonight“ und improvisiert gleich eine Weile um die Melodie herum. Dann folgt Kenny Burrell mit einem feinen Solo, während – und natürlich sorgt Art Blakey wieder zwanzig Minuten lang für den passenden Beat. Tina Brooks folgt, er geht zunächst seine eigenen Wege, aber er landet bei „A Kiss to Build a Dream On“, ziemlich genau bei Halbzeit im Stück. Lee Morgan folgt, und Ira Gitler erwähnt in den Liner Notes, dass er – wie Donald Byrd und Louis Smith – das reiche Trompetenspiel von Clifford Brown fortführe. Morgan weiss natürlich ganz genau, wie er in so einer Nummer effektvoll spielt, fängt mit ganz einfach Motiven an, immer wieder neu angesetzt, mit längeren Pausen dazwischen, stottert sich allmählich warm und ist plötzlich mitten drin. Lou Donaldson, sowieso zitierfreudig – durchaus auch mal in unpassendem Kontext – zitiert dann gleich zu Beginn „The Continental“ und später „Ain’t Necessarily So“, aber sein Solo ist hier wieder mal ziemlich super, er wirkt fast schon nachdenklich, lässt sich Zeit, zeigt, dass er das mit dem Storytelling irgendwie schon auch drauf hatte (ich schrieb ja neulich irgendwo das Gegenteil – Donaldson ist echt kein Favorit von mir, aber wenn eine Orgel im Spiel ist, mag ich ihn praktisch immer). Ein Riff der Bläser mit ein paar Highnotes von Morgan führt zurück zu Smith, der das Stück abschliesst. Ich denke, dass das bis ahin mit Abstand die längste Nummer ist, die Blue Note mitschnitt – Lion war ja kein Verfechter der Blowing Session, aber so salopp und gerne auch mal sloppy wie z.B. bei Prestige wirkt das hier auch nie. Für mich ein Lieblingsstück aus Smiths Diskographie – und von Blue Note.

    Die B-Seite beginnt mit dem 12minütigen „J.O.S.“ (den Initialen des Leaders), dem wohl besten Stück der Session vom August 1957. Hier sind also wieder McFadden und Bailey dabei, zudem Morgan und Coleman (Fuller pausiert). Morgan ist in Spiellaune und ignoriert Smiths Stopp-Signal, das wie die Bremse eines Lastwagens klingt, wie Bob Blumenthal schreibt. Am Ende des Albums steht dann Morgans Balladenfeature, „Flamingo“, von der Februar-Session mit Burrell, Smith und Blakey – Gegenstück zu Donaldsons Feature über „Lover Man“ auf dem anderen Album, und wenigstens so schön.

    Bedauerlich übrigens, dass es kein Balladenfeature für Tina Brooks gab – „No Way Out“ sagt mir nichts, vielleicht war das oder das unbekannte Stück, das „rejected“ wurde, ja das Brooks-Feature; „Strike Up the Band“ wird üblicherweise in halsbrecherischem Tempo gespielt.

    Jimmy Smith – Confirmation | Mit Hilfe der alten CD-Ausgabe kann man sich nun auch das erste der nachgeschobenen Alben vollständig zusammensetzen. Los geht es mit dem 15minütigen „What Is This Thing Called Love“ (1957), dann folgt das zehnminütige „Confirmation“ (1958, der Bonustrack der RVG-CD von „House Party“), und auf Seite B das zwanzigminütige „Cherokee“ (wieder von 1957). Auf den 1957er-Tracks ist das Line-Up ja eindeutig, bis auf die Gitarre: McFadden spielt in „What Is This Thing“, Burrell in „Cherokee“. Auf dem Titeltrack hören wir die 1958er-Band mit Burrell und Blakey.

    „What Is This Thing“ gehört erstmal McFadden, er präsentiert allein das Thema und übernimmt das erste Solo. Fuller folgt, wirkt zwar etwas zögerlich, aber auch sehr stringent und am Ende ziemlich gut. George Coleman spielt das nächste Solo – und es bleibt für mich ungewöhnlich, ihn am Altsax zu hören. Er mag nicht so ein Groove-Spieler wie Donaldson sein, aber ich stelle mir schon vor, dass er auch für die 1958er-Session ein Gewinn gewesen wäre. Lee Morgan folgt, und am Ende setzt Smith selbst das Glanzlicht. Aber ich habe auch hier den Eindruck, dass bei der Session vom August 1957 irgendwie nicht alles richtig zusammen passt … und den Verdacht, dass das mit der Rhythmusgruppe zu tun haben könnte: McFadden/Bailey kriegen einfach nicht diesen maximal entspannten und doch so treibenden Groove hin, wie ihn Burrell/Blakey gerade auf „The Sermon“ so perfekt raushauen.

    Von der 1958er-Session stammt dann „Confirmation“, eine Parker-Nummer, deren Thema von den Bläsern ziemlich messy unisono (oder eben nicht ganz) dargeboten wird. Burrell spielt das erste Solo, und der Groove ist tatsächlich anders. Donaldson, Morgan und Brooks folgen – und die Soli werden für meine Ohre immer besser. Jedes Solo von Brooks ist mir natürlich eh willkommen. Er klingt hier, bei seinem Debut im Plattenstudio, gar nicht so weit weg von Hank Mobley, der im Vorjahr bei der ersten Studio-Jam-Session Smiths mitwirkte. Blakey dreht hinter ihm auf, und auch Smith wird zwischendurch sehr lebendig – der Handover zu seinem Solo ist dann fliessend und er sprüht einmal mehr vor Ideen.

    In „Cherokee“ ist Bailey mit Burrell zugange – der sorgt mit seinem singenden, resonanzreichen Ton schon im Thema, das er präsentiert, für eine andere Stimmung. Das Tempo ist rasant und Burrell spielt ein kurzes Solo, bevor Curtis Fuller übernimmt und findet sich sofort zurecht. Hier ist er es, der das erste Zitat einstreut: „Lazy Bones“, und später noch „I’m Beginning to See the Light“. Burrell folgt mit einem ausgewachsenen Solo, dann Lee Morgan, der sofort in die Vollen geht und dem es irgendwie gelingt, dass Bailey richtig aufwacht und lebendiger zu agieren beginnt. Coleman und erneut ganz zum Schluss der Leader folgen. Ich habe diese Aufnahmen (abgesehen vom Titelstück von „The Sermon“) seit langem nicht mehr angehört und bin von der Session vom 25. August 1957 gerade eher ein wenig enttäuscht, aber auch „The Sermon!“ kriegt nicht die im voraus prognostizierten vollen fünf sondern einen halben weniger.

    Die Japanische Ausgabe von „Confirmation“ (1981, zwei Jahre nach der US-LT-Veröffentlichung) hatte ein anderes Cover:

    Es bleiben drei Tracks von der 1957er-Session, das Trio (mit Burrell und Bailey) „Little Girl Blue“ von „On the Sunny Side“, sowie zwei, die auf der LP „Special Guests“ (Japan, 1984) herauskamen, „Blue Room“ und „‚S Wonderful“, ersteres ein Feature für Curtis Fuller (im Trio mit Smith und Bailey) und letzteres ein Feature für Lee Morgan (mit McFadden, Smith und Bailey):

    Auf dieser LP finden sich je zwei Stücke von drei Sessions – neben den beiden von 1957 in der Mitte der LP zum Auftakt die einzigen zwei veröffentlichten Stücke einer Session vom 13. Juni 1960 mit Stanley Turrentine, Sam Jones und Bailey (die dem CD-Reissue von „Prayer Meetin'“ als Bonustracks beigefügt wurden), und zuletzt die beiden Bonustracks vom 31. Januar 1963, als Smith ein Trio-Album mit Grant Green aufnahm (die beiden Stücke wurden dem CD-Reissue de Albums, „I’m Movin‘ On“, beigegeben).

    „‚S Wonderful“ ist eine wunderbar entspannte Nummer – hier scheint die ganze Last von der Band zu fallen, Morgan präsentiert das Thema, McFadden folgt mit einem schönen Beitrag und Smith liefert dann das Sahnehäubchen, bevor Morgan für ein zweites Solo zurückkehrt. Wenn ich mir diese Aufnahme und „Flamingo“ von der 1958er-Session anhöre, finde ich es sehr schade, dass Morgan sonst nicht mehr mit Orgel zu hören ist. Und bei Fuller liegt der Fall ähnlich, denn auch er ist auf „Blue Room“ maximal gut drauf – und das Klanbild – Posaune, Orgel, Drums – sehr attraktiv. Schade, dass damals niemand auf die Idee kam, auch mal ein Album von Lee Morgan mit mit Smith zu machen. Oder eins mit Fuller. So attraktiv die Jam-Sessions in ihren besten Momenten sind („The Sermon“, „Au Privave“, „J.O.S.“), so schön wäre ein ganzes Album in so einer kleineren Besetzung mit einer fokussierteren Band. Die personelle Trennung zwischen Jazz und dem „chitlin‘ circuit“ war aber wohl so stark, dass selbst bei Blue Note, wo ja echt nicht abschätzig auf Organisten herabgeblickt wurde, diejenigen Musiker, die auf beiden Seiten tätig waren, sehr wenige sind: Blue Mitchell wurde immer wieder bei Orgelsessions eingesetzt, das aber vor allem bei denen von Lou Donaldson, der ja selbst einer war, der in beiden Gebieten unterwegs war. Bei Burrell oder Blakey beschränkte sich das Mitwirken bei Orgel-Sessions vermutlich rein auf das Plattenstudio, bei Tina Brooks weiss ich das gerade nicht, aber es spielt insofern keine Role, als er bei Blue Note ja ziemlich schnell wieder raus fiel. Relevant ist da aber noch die dritte Jam-Session von Smith, aufgenommen 1960 und erst ein paar Jahre später auf zwei LPs veröffentlicht: neben Blue Mitchell sind dort auch Jackie McLean und Ike Quebec zu hören – letzterer nahm ja mit Freddie Roach zwei wunderbare Alben auf, McLean mit Orgel ist aber einmal mehr eine Seltenheit.

    Wie im Februar 1957 gab es auch ein Jahr später nicht nur eine Session. Am Tag darauf, am 26. Februar 1958, ging Smith mit McFadden, Bailey, Burrell … und nein, nicht Art Blakey sondern Philly Joe Jones, gleich noch einmal ins Studio. Fünf der elf Stücke laufen unter „rejected“, die anderen sech erschienen 1965:

    Jimmy Smith – Softly as a Summer Breeze | Los geht es mit der Ballade „These Foolish Things“ in sehr gemütlichen Tempo, Burrel präsentiert das Thema. Wie auf den nächsten drei Stücken sind hier Kenny Burrell und Philly Joe Jones zu hören. Letzterer hatte zwar davor nie mit Smith aufgenommen, aber wie sein Übername sagt, stammte er aus derselben Stadt und kannte Smith, wie Leonard Feather in den Liner Notes schreibt, „almost as far back as he can remember“

    „I think the first time we met, I must have been about ten years old, and Jimmy was eight,“ says Philly. „We didn’t go to the same school, but we were raised in the same wild Philadelphia neighborhood, and I remember him as a fine pianist.
    „Although we didn’t work together officially, he would drop by and sit in in clubs where I was working, or we would play together on after hours session. I first heard him trying out the organ a short time before he finally decided that this was his calling.
    „Jimmy’s never changed basically, though of course his control of the instrument is greater than ever. I guess you’ve heard about how every Christmas, if he can arrange to be in town, he’ll play carols on the pipe organ at Wanamaker’s in Philadelphia. He’s a real organist, no jive artist; it doesn’t have to be an electric organ for him–he can make anything holler!“

    Es folgt Monks „Hackensack“, ein Riff über die Changes von „Lady Be Good“ – und nach Burrells feinen Solo übernimmt Smith für eins seiner tollen, perfekt konstruierten Soli, während Jones im Hintergrund immer aktiver wird. Burrell steigt wieder ein und die Fours von ihm und Smith mit Jones beginnen. Ich wünsche mir, wenn ich dieses Stück höre, auch da sofort mehr – dass die zwei sich kannten ist das eine, das andere ist, dass sie perfekt zusammen spielen. Die A-Seite der LP schliesst dann wieder mit einer Ballade, „It Could Happen to You“, einmal mehr von Burrell vorgestellt. Smith übernimmt für die zweite Hälfte und gleitet aus dem Thema perekt in das Solo über. Burrell übernimmt dann noch einmal und ist wie immer an Smiths Seite hervorragend.

    Die B-Seite öffnet mit dem längsten Stück der Session, „Sometimes I’m Happy“, etwas über acht Minuten lang und die letzte Nummer mit Burrell und Jones – Feather schreibt, das Stück von Youmans sei von 1925 und fügt in einer Klammer an „the same year Jimmy was born“ (und Jones kam 1923 zur Welt, d.h. 1925 als Geburtsjahr von Smith ist wohl schon sehr wahrscheinlich, woher 1928 kommt, weiss ich nicht, aber steht halt so auf Wiki mit Verweis auf einen Nachruf). Das Tempo ist hier mittelschnell, der Groove sitzt von Anfang an perfekt, Smith spielt hinter Burrell – der einmal mehr die Melodie präsentiert – eine Four-to-the-Bar Begleitung, Jones gebraucht die Besen, kickt aber die Band auch so etwas härter als Bailey. Nach dem Thema greift er zu den Sticks, wenn Smith zum Solo ansetzt.

    Die letzten zwei Stücke der Session, die auch tatsächlich nach den obigen vier entstanden, sind dann mit McFadden und Bailey, der Working Band von Smith. Im Gershwin-Song „Someone to Watch over Me“ stellt McFaddden das Thema vor, der Closer ist dann dem Gast gewidmet, „One for Philly Joe“, Smith swingt hart und glänzt, wie Feather betont, mit seinen Basslinien.

    Smith nahm ja ab 1962 bereits für Verve auf, wo er schon für seinen Einstand mit dem phänomenalen „Bashin‘ – The Unpredictable Jimmy Smith“ nicht nur ein neues Attribut verpasst kriegte, sondern auch erstmals mit einer grossen Band (von Oliver Nelson arrangiert) aufnehmen konnte. Bis Anfang 1963 folgten noch ein paar letzte Blue Note-Session (ob der Titel „I’m Movin‘ On“, den eine dieser Sessions enthielt, ein Kommentar zum Label-Wechsel war, weiss ich nicht), für die letzte Session schaute auch Lou Donaldson noch einmal vorbei („Rockin‘ the Boat“). Smith hatte für Blue Note aber so viel aufgenommen, dass noch bis 1968 regelmässig neue Alben bei Blue Note erschienen. Und das war, wie „Confirmation“ und weitere verspätete Alben zeigten, noch längst nicht alles. Das wohl letzte Smith-Album für Blue Note erschien erst 2007 unter dem Titel „Straight Life“. Doch dazu kommen wir später …

    Die Connoisseur-CD (und die spätere RVG) von „Softly as a Summer Breeze“ enthalten als Bonus noch vier Tracks, die auf zwei Singles erschienen und mit dem Sänger Bill Henderson, dem Gitarristen Ray Crawford und Bailey am 14. Oktober 1958 in Van Gelders Studio aufgenommen wurden. Die vier Stücke sind gemäss ihrem Verwendungszweck zwischen 2:40 und 3:25 Minuten kurz, aber ziemlich gut.

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    Danke! das werd ich bei meinem naechsten Durchgang alles nochmal in Ruhe lesen… wegen dem Punkt an dem wir jetzt (bald) sind, gab es vor Jahren einen ziemlich interessanten .org Post, Erinnerungen an ein Francis Wolff Interview im englischen Radio

    According to a Leonard Woolf interview on BBC radio in ’69 (about the time he recorded „The flip“) Blue Note didn’t pay royalties – they paid cash. They paid more cash than their immediate competitors and also paid for rehearsal time. This was fine for the musicians until they got a hit record. When that happened, the aggrieved musician would turn up at the office and look for royalties. And be told to fuck off.

    JOS was the first one this happened to. „Midnight special“ and „Chicken Shack“ were both big hits; no royalties. So Jimmy went to Verve and recorded „Bashin'“, from which „Walk on the wild side“ was a big pop hit. But he still had a contract with Blue Note, under which he owed them 4 more LPs.

    So, early in 1963, he did four more sessions.

    31 Jan 1963 – I’m movin‘ on (with Grant Green)

    1 Feb 1963 – Bucket (Quentin & Donald)

    7 Feb 1963 – Rockin the boat (with Lou Donaldson)

    8 Feb 1963 – Prayer meetin‘ (with Stanley Turrentine)

    This WAS a big deal for Blue Note, because the last 3 were all hits. I love those four sessions – Jimmy was so relaxed and informal about them.

    Lou Donaldson and Donald Byrd got the same treatment, when they had hit albums. Lou went to Chess, Byrd to MGM. So did Grant Green, whose records were selling well, though not hits. Woolf implied that, when Lee and Horace had hits, they had to change the BN business plan – and this was a contributory factor in the decision to sell to Liberty.

    von hier… das sind Erinnerungen an eine Sendung, die 40 Jahre frueher im Radio gekommen war, mit der entsprechenden Vorsicht zu geniessen… aber es deckt sich eigentlich mit allem, was ich sonst so gehoert hab (bis auf den Namen Leonard Woolf)

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