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Sun Ra, eine der exotischsten Gestalten im an exotischen Gestalten nicht gerade armen Universum des Jazz. Sein Mythos strahlt so stark wie seine Musik, so dass beides kaum noch voneinander zu unterscheiden ist.
Es gibt verschiedenste Interpretationen seines Arkestras und seines Werks: musikalische Avantgarde, afro-futuristische Vision, idealistischer gesellschaftlicher Gegenentwurf, psychotische Realitätsverleugnung, und selbst eine Theorie des Arkestras als schwuler Kommune ist mir schon zu Ohren gekommen. (Der Musiker und Autor Thomas Meinecke vertritt diese These angeblich.)
In jedem Fall finden sich in der Musik Sun Ras die verschiedensten Elemente Schwarzer Musik: Traditioneller Swing, R’n’B und Free Jazz in den verschiedensten Kombinationen und wechselnden Gewichtsanteilen. Ich kenne gar nicht mal so viel von SR, aber selbst dann ergibt sich ein Bild, in dem sich die verschiedenen Elemente seiner Musik abwechselnd in den Vordergrund schieben und gleichberechtigt nebeneinander existieren.
Einen guten Überblick scheint mir wirklich die GREATEST HITS zu bieten.(ACHTUNG! DER TITEL IST NATÜRLICH IRONISCH GEMEINT!) Hier sind all diese verschiedenen Elemente versammelt und die Platte macht wirklich Spaß. Gute späte Platten sind auch SOMEWHERE ELSE und BLUE DELIGHT.
THE SINGLES kenne ich noch nicht. Die Platte ist jedoch bereits auf dem Weg zu mir und ich erwarte mir nichts anderes davon als einen tieferen Einblick in die schillernd bunte Klangwelt des Großen Extraterristischen.
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Highlights von Rolling-Stone.deDie besten Gitarristen aller Zeiten: Keith Richards
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WerbungFriedrichSun Ra, eine der exotischsten Gestalten im an exotischen Gestalten nicht gerade armen Universum des Jazz. Sein Mythos strahlt so stark wie seine Musik, so dass beides kaum noch voneinander zu unterscheiden ist.
Es gibt verschiedenste Interpretationen seines Arkestras und seines Werks: musikalische Avantgarde, afro-futuristische Vision, idealistischer gesellschaftlicher Gegenentwurf, psychotische Realitätsverleugnung, und selbst eine Theorie des Arkestras als schwuler Kommune ist mir schon zu Ohren gekommen. (Der Musiker und Autor Thomas Meinecke vertritt diese These angeblich.)
In jedem Fall finden sich in der Musik Sun Ras die verschiedensten Elemente Schwarzer Musik: Traditioneller Swing, R’n’B und Free Jazz in den verschiedensten Kombinationen und wechselnden Gewichtsanteilen. Ich kenne gar nicht mal so viel von SR, aber selbst dann ergibt sich ein Bild, in dem sich die verschiedenen Elemente seiner Musik abwechselnd in den Vordergrund schieben und gleichberechtigt nebeneinander existieren.
Einen guten Überblick scheint mir wirklich die GREATEST HITS zu bieten.(ACHTUNG! DER TITEL IST NATÜRLICH IRONISCH GEMEINT!) Hier sind all diese verschiedenen Elemente versammelt und die Platte macht wirklich Spaß. Gute späte Platten sind auch SOMEWHERE ELSE und BLUE DELIGHT.
THE SINGLES kenne ich noch nicht. Die Platte ist jedoch bereits auf dem Weg zu mir und ich erwarte mir nichts anderes davon als einen tieferen Einblick in die schillernd bunte Klangwelt des Großen Extraterristischen.
F.
Jetzt habe ich mir doch mal etwas Mühe gegeben und muss mir dann trotzdem dieses Halbwissen gefallen lassen. Wir wäre es, wenn du wieder in deinen Talking Heads Thread verschwindest? (Unfreundlich? Natürlich nicht. Nur eine begenzte Zeit zu leben).
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)icculus66Jetzt habe ich mir doch mal etwas Mühe gegeben und muss mir dann trotzdem dieses Halbwissen gefallen lassen. Wir wäre es, wenn du wieder in deinen Talking Heads Thread verschwindest? (Unfreundlich? Natürlich nicht. Nur eine begenzte Zeit zu leben).
Aha?
Dann erklär doch bitte einmal ein bißchen Sun Ra, wie Du ihn siehst und hörst. „hardest swinging bands ever“? Da würde ich doch gerne noch etwas mehr lesen … Ich möchte mein Halbwissen gerne ergänzen. Ich bin gespannt!
Schönen Sonntag noch,
Jürgen
PS.: Welche – weit verbreitete – Sichtweise auf Sun Ra ich ja noch gar nicht erwähnt habe: Sun Ra der Schalartan! Wie glaubwürdig ist ein Mann, der felsenfest behauptet: „Ich komme vom Saturn!“
PPS.: Der TH-Thread wird sowieso noch fortgesetzt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Friedrich
PS.: Welche – weit verbreitete – Sichtweise auf Sun Ra ich ja noch gar nicht erwähnt habe: Sun Ra der Schalartan! Wie glaubwürdig ist ein Mann, der felsenfest behauptet: „Ich komme vom Saturn!“Wenn ich schon verarscht werden soll, dann bitte professionell. Wenn jemand behauptet vom Saturn zu sein, dann soll er das auch durchziehen und nicht dauernd durchblicken lassen, dass er in Wirklichkeit aus Alabama stammt. Wie auch immer: Diese Saturn-Geschichte sollte keinesfalls von der großartigen Musik ablenken, die Sun Ra geschaffen hat. Meine erste Empfehlung seiner Musik wäre immer noch „Jazz in Silhouette“.
PS: Es gibt keinen Grund in einem Forum mit Namen zu unterschreiben.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Wenn ich schon verarscht werden soll, dann bitte professionell. Wenn jemand behauptet vom Saturn zu sein, dann soll er das auch durchziehen und nicht dauernd durchblicken lassen, dass er in Wirklichkeit aus Alabama stammt. Wie auch immer: Diese Saturn-Geschichte sollte keinesfalls von der großartigen Musik ablenken, die Sun Ra geschaffen hat.
Wieso verarschen? „Diese Saturn Geschichte“ – wie Du es nennst – sollte in der Tat nicht von der Musik Sun Ras ablenken. Im Gegenteil: Sun Ra hat mit seinem Arkestra ein Gesamtkunstwerk inklusive philosophischem Überbau geschaffen. Das eine ist von dem anderen gar nicht zu trennen und deswegen muss man es auch im Zusammenhang betrachten.
Sun Ra presents a unified conception, incorporating music, myth, and performance into his multi-leveled equations. Every aspect of the Sun Ra experience, from business practices like Saturn Records to published collections of poetry to his 35-year career in music, is a manifestation of his equations. Sun Ra seeks to elevate humanity beyond their current earthbound state, tied to outmoded conceptions of life and death when the potential future of immortality awaits them. (…) ‚In this era of ‚practical‘ things men ridicule even the existence of God. They scoff at goodness while they ponder with befuddled minds the phantasmagoria of materiality. They have forgotten the path which leads beyond the stars.‘
(Quelle: Wikipedia)
nail75PS: Es gibt keinen Grund in einem Forum mit Namen zu unterschreiben.
Hoppla, das passiert mir manchmal. Ist das schlimm?
Gruß,
Friedrich
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)hallo zusammen
[IMG]http://www.abload.de/img/sunrakwe7.jpg
aus dieser Auswahl verschiedener SunRa CDs wäre meine Empfehlung
die ganz unten, das
Great Lost SunRa Album ( Symbal & Crystal Spears )
die CD – Sun Ra Standards
das Sun Ra Sextet „at The Village Vanguard“
Sun Ra – Sound Sun Pleasure
The Sun Ra Arkestra meets Salah Ragab in EgyptDie CD – Sun Ra Sextet at the Village Vanguard ist eine Aufnahme mit ganz hervorragender Klangqualität.
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gruß ingo--
hallo
Ich verstehe Sun Ra nicht als engstirnigen, strengen Zeitgenossen, der sich dem verschlossen hat, was Musik schon immer begleitet hat: Theater. In der Oper oder Operette werden Geschichten erzählt, vertont, warum sollte Sun Ra nicht was ähnliches zugestanden werden. Er kommt halt nur nicht aus der europäischen Ecke des Musiktheaters. Wer weiss, vielleicht har er ja Mozart geliebt? Von Charlie Parker ist bekannt, daß er Johann Sebastian Bach verehrt hat.
Dieses Saturn Image kommt ja auch nicht in jedem seiner Konzerte rüber. In kleinen Besetzungen ist das doch kein Thema. Aber, ich kann mich auch irren. Stören kann mich das nicht. Mir gefällt seine Musik. Das ist in meinen Ohren wichtig.ingo
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FriedrichWieso verarschen? „Diese Saturn Geschichte“ – wie Du es nennst – sollte in der Tat nicht von der Musik Sun Ras ablenken. Im Gegenteil: Sun Ra hat mit seinem Arkestra ein Gesamtkunstwerk inklusive philosophischem Überbau geschaffen. Das eine ist von dem anderen gar nicht zu trennen und deswegen muss man es auch im Zusammenhang betrachten.
Ich meinte damit, man sollte es nicht als Argument gegen Sun Ra verwenden.
@sabi: Dir fehlen noch viele essentielle Sun Ra-Alben (so wie mir), darunter:
Jazz in Silhouette
Space Is The Place
The Magic City
Outer Space Employment AgencyDafür kennst Du einiges, das ich wiederum nicht kenne.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Ich meinte damit, man sollte es nicht als Argument gegen Sun Ra verwenden.
Natürlich nicht.
Aber wie ordnet man seine esoterische Philosophie und seine von ihm behauptete außerirdische Herkunft denn ein? Für bare Münze kann man vor allem letzteres ja wohl kaum nehmen. Alles bloß ein bisschen Theater? Dafür hat er seine exzentrischen Ansichten doch viel zu beharrlch vertreten und zu nicht einem einzigen Augenblick in seiner Karierre auch nur angedeutet, dass das vielleicht alles doch bloß eine Show-Einlage ist und er nach Feierabend in eine mehr oder weniger bürgerliche Existenz zurückkehrt. Mir scheint eher: „Diese Saturn Geschichte“ ist tatsächlich seine Wahrheit gewesen!!! Kann man seine Musik nehmen und „Diese Saturn Geschichte“ dabei einfach ignorieren? Er selbst hat beides untrennbar miteinander verbunden. Ich selbst sehe das alles natürlich distanzierter und daher etwas kritischer. Dabei muss ich aber irgendeine Sichtweise entwickeln, die für mich ein irgendwie stimmiges Bild ergibt.
Alles bloß Theater? Bloß ein bisschen Freak-Show? Oder doch große Philosophie? Oder vielleicht ist „Diese Saturn Geschichte“ eine zugespitzte Metapher für Sun Ras Gefühl der Fremdheit in einer rassistischen und materialistischen Gesellschaft?
Fragen über Fragen …
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)nail75
@sabi: Dir fehlen noch viele essentielle Sun Ra-Alben (so wie mir), darunter:Jazz in Silhouette
Space Is The Place
The Magic City
Outer Space Employment AgencyDa kann ich Dir n i c h t widersprechen.
Ein paar SunRa Alben habe ich noch als Schallplatten.
[IMG]http://www.abload.de/thumb/sunra_500ih5p.jpg [IMG]http://www.abload.de/thumb/sun_ra_label_500edod.jpg
Dies hier ist eine französische Ausgabe früher 50er Jahre SunRa Musik. Da war ich schon sehr froh, diese Doppel Scheibe entdeckt zu haben. Denn:
Kennengelernt hatte ich Sun Ra zunächst auf den Heliocentric Worlds Vol.1
Darauf der Track ‚Dancing in the Sun‘ swingt aber schon, wie ich finde. Zunächst schien mir das dennoch sperrig und schwer verdaulich, zumal mir sehr viel andere Jazz Musik zur Verfügung stand, die mir gut gefallen hat und die ich dann natürlich immer vorgezogen habe.Deine Empfehlungen werde ich mir bald anhören.
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ingo--
Zum Thema „Scharlatan“: Lassen wir nochmal Rene Mauchel aus besagtem 1982er Sounds-Artikel zu Wort kommen:
Zitat Anfang:
„… als Sun Ra mit seinem Intergalactic Research Arkestra 1970 erstmals nach Europa kam, zu den Donaueschinger Musiktagen und zu den Berliner Jazztagen, zerriß sich die Jazzkritik aus Ignoranz und Intoleranz das Maul über ihn. Als Beispiel der Bösartigkeit sei ein, übrigens immer noch publizierender, Horst Schade etwas ausführlicher zitiert, der nichts kapierte und auch nichts kapieren wollte: „Eher komisch denn kosmisch mutete der abstruse Hokuspokus des ‚Intergalaktischen Weltraum-Orchesters‘ von Sun Ra an. Die Naivshow der knallbunt gewandeten und mit Blechklunkern bekränzten Musiker, Tänzerinnen und Feuerschlucker ist allenfalls als belustigender Jahrmarktszauber hinnehmbar, nicht aber als bedeutender zeitgenössischer Musikbeitrag zu werten. Daß es Sun Ra mit seinem sphärischen Sendungsbewußtsein ernst ist und der Sonnenkultismus seiner Gruppe echter Überzeugung entspringt, muß angesichts der billigen Effekthascherei in Frage gestellt werden. Auf europäische Gemüter wirken die handgewerkelten Primitivsymbole wie aus dem Requisitenfundus zu ‚Peterchens Mondfahrt‘ herbeigeklaubt, und das einzige Außerirdische an der wirren Klangcollage dieser ‚All-Musik‘ sind die Lichtjahre, die Sun Ras Universum-Protagonisten von den mehr amüsierten als beeindruckten Zuhörern trennen. Sun Ras musikalisches Credo ist zu sektiererisch unbedeutend, als daß es auf dem Programm einer internationalen Festwoche gehört werden sollte.“
Und Sun Ras message handelte von Liebe, Freundschaft, Verständnis unter den Menschen und dem friedlichen Zusammenleben auf dieser Welt! Schades ätzendes Geschreibsel nennt zwar die Äußerlichkeiten, bezeugt aber auch das fundamentale Unvermögen eines kleingeistigen Mitteleuropäers, sich mit Dingen auseinandersetzen zu können, die seiner Wesensart fremd sind – wie eben diese Black Cosmic Music Sun Ras.“
Zitat Ende.Meines Erachtens sind die Aufnahmen aus Berlin und Donaueschingen von 1970 essentiell und unbedingt empfehlenswert. Es gibt eine DoCD von 1998 mit dem Titel „Black Myth / Out In Space“, auf der beide Shows kompiliert sind. Vielleicht könnt ihr auch noch die LP dazu finden: „It’s After The End Of The World“ (Produced by Joachim Ernst Berendt, MPS 1970, rerelease Universe 2003):
Das Bild auf dem Cover ist von Hieronymus Bosch „Der Garten der himmlischen Freuden“
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)icculus66Zum Thema „Scharlatan“: Lassen wir nochmal Rene Mauchel aus besagtem 1982er Sounds-Artikel zu Wort kommen:
Zitat: „ (…) der abstruse Hokuspokus des ‚Intergalaktischen Weltraum-Orchesters‘ von Sun Ra (…) belustigender Jahrmarktszauber (…) billigen Effekthascherei (…) handgewerkelten Primitivsymbole wie aus dem Requisitenfundus zu ‚Peterchens Mondfahrt‘ (…)“
Schades ätzendes Geschreibsel nennt zwar die Äußerlichkeiten, bezeugt aber auch das fundamentale Unvermögen eines kleingeistigen Mitteleuropäers, sich mit Dingen auseinandersetzen zu können, die seiner Wesensart fremd sind – wie eben diese Black Cosmic Music Sun Ras.“
Zitat Ende.Haha, das ist doch eher lustig!
Aber was ist denn genau die Wesensart dieser Black Cosmic Music? Das Sendungsbewusstsein Sun Ras ist kaum zu bestreiten und seine Ideale von Liebe, Frieden und Verständnis sind ja auch sehr löblich. Aber wieso beharrt er darauf, auf dem Planeten Saturn ein Erweckungserlebnis und eine Erleuchtung erfahren zu haben, die er seinem Publikum via Musik mitzuteilen hat? Und in welcher Art teilt sich das durch die Musik mit? Was ist das für ein Konstrukt und was für eine Funktion hat dieses Saturn Ding darin?
Ich selber glaube Sun Ra kein Wort von diesem Saturn Ding! Dennoch mag ich seine Musik, muss aber einen Teil seiner damit verbunden Philosophie abtrennen, oder zumindest für mich umdeuten. Ich meine: Ich kann mich nun wirklich nicht damit identifizieren. Ich höre mir die Musik an, behaupte, sie gut zu finden, aber muss gleichzeitig eingestehen, dass ich die darin eingeschriebene mystisch-kosmologische Philosophie ziemlich abstrus finde. Das ist paradox. Wie funktioniert Musik, die mir auf einer Ebene gefällt, die aber auf einer anderen Ebene zumindest fragwürdig ist? Soll man eine Ebene einfach ausblenden? Wird man damitder Musik gerecht?
Ich selber versuche dieses Saturn Ding eher als eine Art Metapher zu sehen. Sonst funktioniert das für mich nicht.
Wie hört oder seht Ihr das denn?
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)„Aber Naivität existiert nicht in schwarzer Kunst. Sie existierte nicht, als die tanzenden Girls des Cotton- Club im Harlem der zwanziger Jahre zu Duke Ellingtons jungle- Sounds den Show-Rummel des weißen Broadway ablaufen ließen; sie existiert nicht, wenn in der schwarzen Revival-Kirche der Prediger hofft, daß seine Gläubigen „noch heute abend!, gleich jetzt! per U-Bahn in den Himmel reisen“ mögen; sie existierte auch nicht, als Louis Armstrong „I Hope Gabriel Likes My Music“ sang.. Sie existiert allein in den Köpfen weißer Kritiker, und die sagen, indem sie Naivität oder Scharlatanerie konstatieren, nichts über die Musik- und schon gar nichts über Sun Ra- aber viel über sich selber: „den weißen Clown“ (Leroy Jones): „Sun Ras Musik ist der präziseste Ausdruck uralter schwarzer Existenz heute.“ (Joachim Ernst Berendt/Günther Hüsmann: Das Jazzbuch, von New Orleans bis in die achtziger Jahre, Fischer, 9. Auflage, Februar 2000, S. 522)
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icculus66…. Vielleicht könnt ihr auch noch die LP dazu finden: „It’s After The End Of The World“ (Produced by Joachim Ernst Berendt, MPS 1970, rerelease Universe 2003):
Das Bild auf dem Cover ist von Hieronymus Bosch „Der Garten der himmlischen Freuden“Hallo
—> Hier <--- Artikel gefunden für[SIZE=4][B][COLOR=Blue] [url href="http://search.ebay.de/Its-After-The-End-Of-The-World-sun-Ra_W0QQdfspZ32QQflocZ1QQfromZR40QQsaslcZ2QQsatitleZItQ27sQ20AfterQ20TheQ20EndQ20OfQ20TheQ20WorldQ20sunQ20RaQQsbrexpZWD2SQQssPageNameZWD2S"]It's After The End Of The World Sun Ra von ausländischen eBay-Verkäufern. zur Zeit 5 LPs, gruß ingo
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icculus66Jetzt habe ich mir doch mal etwas Mühe gegeben und muss mir dann trotzdem dieses Halbwissen gefallen lassen. Wir wäre es, wenn du wieder in deinen Talking Heads Thread verschwindest? (Unfreundlich? Natürlich nicht. Nur eine begenzte Zeit zu leben).
Halbwissen hin oder her. Bevor ich mich auf Deinen – sicher gut gemeinten – Rat hin aus diesem Thread verabschiede: Ich warte ja immer noch auf eine hoffentlich fundierte und weiterführende Aufklärung in Sachen Sun Ra von Dir. Wie verstehst Du denn dieses Saturn Ding?
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das von der Musik nicht abzukoppeln ist. Meine Interpretation (nur knapp beschrieben): Eine als Gesamtkunstwerk und Gegenentwurf verwirklichte Utopie eines Künstlers, der sich der Wirklichkeit einer als verkehrt (rassistisch, materialistsch, engstirnig etc. ff.) empfundenen Welt radikal entziehen will und muss. Die Musik Sun Ras ist ebenso Ausdruck davon wie seine Gedichte und natürlich auch sein Auftreten. Das alles bloß als nur ein bisschen Theater abzutun, halte ich für ein wenig oberflächlich.
Übrigens: THE SINGLES ist vor ein paar Tagen angekommen und wird von mir mit viel Freude gehört. Die beiden CDs bestätigten meine Sicht auf Sun Ra: In seiner Musik finden sich die verschiedensten Elemente Schwarzer Musik, von Doo Wop über Blues, Soul, Swing und Bop bis zu Free Jazz. Nicht zuletzt das macht den Reiz Sun Ras aus. Hört man sich dieses Panoptikum der Black Music an, stellt man auch fest, dass das alles gar nicht so weit auseinander liegt, sondern Teil des selben Amalgams ist. Und als Künstler nimmt Sun Ra bei seinen Ausflügen in noch nicht kartografiertes musikalisches Gebiet die Gefahr des Scheiterns gerne in Kauf. Das wird dann von manchen wohl auch mal fälschlich als Scharlatanerie interpretiert.
Intergalaktische Grüße,
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
Schlagwörter: Chicago, Cosmic Jazz, Free Jazz, Jazz, John Gilmore, Knoel Scott, Marshall Allen, Pat Patrick, Ronnie Boykins, Sun Ra
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