Stan Getz

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  • #8074047  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    LoplopDanke für die Empfehlungen, gypsy. Getz ist einer meiner Favoriten, habe aber große Lücken. Besondere Highlights sind für mich neben den frühen Roost und Prestige Aufnahmen „Focus“, „Anniversary“ und „Serenity“.

    Die „Stan Getz Plays“ hab ich oben noch unterschlagen… sie findet sich auch im Hip-O-Select 3CD-Set. Dort ist übrigens mit „Flamingo“ ein Unglück geschehen, es ist nämlich die Live-Version reingerutscht (von „Stan Getz at the Shrine“ – die ist ebenfalls zu empfehlen und wie „Stan Getz in Stockholm“, die „Jazz Giants ’58“ und die meisten [alle? mir fehlt nämlich immer noch ein richtiges Exemplar des grossartigen „Jazz Samba Encore“!] Bossa-Alben in der Verve Originals Reihe erschienen).
    Die Studio-Version findet man auf „Stan Getz & The Cool Sounds“. Der Inhalt dieser CD ist ansonsten entweder im West Coast 3CD-Set oder im Hip-O-Select Set zu finden, sie ist aber auch für sich genommen ganz schön.

    Für Dich böten sich dann mal sicher die „People Time“-Box an, ebenso „Mickey One“ und eben „Stan Getz Plays“ oder das Hip-O-Select Set, in dem sonst die ganzen Interpretations-Sessions/Alben mit Bob Brookmeyer zu hören sind (zu denen als Ergänzung dann eben „At the Shrine“ benötigt wird und für Komplettisten noch „& the Cool Sounds“, die ich zum Glück eh schon lange hatte… die erschien vor einigen Jahren in der „LPR“-Reihe (damals als arg limitiert verkauft, was bei einigen Titeln auch zu stimmen scheint… später morphte sie über einige Zwischenschritte und mit unterschiedlichem Tempo in Europa und den USA in die „Originals“-Reihe… die Getz CD ist jedenfalls noch zu finden, etwa hier).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #8074049  | PERMALINK

    alexischicke

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    Hab mir die Stan Getz 70er Aufnahmen von columbia angehört und ich finde sie sehr gemischt.

    Das Album „Two worlds“ von 75 ist meiner Meinung nach ein müder Abklatsch der Samba Alben der 60er.

    „Forest Eyes“ von 79 wurde für einen Soundtrack aufgenommen und das zündet meiner Meinung nach auch nicht.

    „Captain Marvel“ gefällt mir ausgesprochen gut mit der Return to Forever Band.Auch die Alben wo er mit einem Quartett spielt sind fein.

    Das Album mit „jimmy rowles“ ist nett, aber kein Meisterwerk.

    „children of the world“ geht Getz mit dem ganzen Orchestra etwas unter.

    War Getz in den 70ern auch noch bei anderen Labels?

    --

    #8074051  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Du schreibst nichts zu „The Master“ – das find ich ganz gut!

    „The Peacocks“ halte ich für eins der besseren Getz-Alben ganz allgemein (so ca. Top-12 oder Top-15).

    Und ja, Getz war auch noch bei Verve in den frühen 70ern, erschienen auch anderswo zahlreiche Live-Aufnahmen… schau hier rein:
    http://jazzdisco.org/stan-getz/

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    #8074053  | PERMALINK

    alexischicke

    Registriert seit: 09.06.2010

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    danke gypsy,dass du mich auf seine Columbia Alben aufmerksam gemacht hast.

    hab viel musik von Getz, aber hab trotzdem keinen guten Überblick über sein Schaffen.

    Mein Lieblingsalbum bleibt „Stan Getz with Oscar Peterson Trio“.

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    #8074055  | PERMALINK

    alexischicke

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    Hat Getz euerer Meinung nach zuviel aufgenommen? Gefallen euch die Balladen von Stan Getz?

    --

    #8074057  | PERMALINK

    asdfjkloe

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    Beiträge: 6,893

    alexischickeHat Getz euerer Meinung nach zuviel aufgenommen? Gefallen euch die Balladen von Stan Getz?

    ach, das ist irgendwie relativ…

    ZUVIEL kann es nie werden, wenn es gut ist…

    Ich meine, dass zum Schluß seines Schaffens einiges erschienen ist, dass man vielleicht unter der Rubrik ‚Zuviel‘ einordnen könnte.

    Bei allem Anderen kann ich persönlich, bis auf einige Ausnahmen, nicht genug bekommen, vor allem seine Aufnahmen aus den Fünfzigern liebe ich…

    Da ich ein grundsätzlicher Freund von Jazzballaden im Allgemeinen bin, bin ich im Besonderen ein Freund Getz’scher Balladen….

    --

    #8074059  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, Getz war fraglos einer der grossen Balladen-Interpreten. Unter den Tenorsaxern kommt mir spontan am ehesten Dexter Gordon in den Sinn, der ähnlich eindrücklich Balladen spielte.

    Zuviel… glaub nicht, aber wie will man das schon messen. Man braucht ja nicht mehr zu kaufen, als man haben oder hören will. Was die späten Aufnahmen betrifft, die mag ich eigentlich sehr gerne… also die akustischen Quartett-Alben mit Neely, Hersch oder Barron, da finde ich nichts zuviel, kenne aber auch bei weitem noch nicht alles. Aber Getz‘ Spätwerk halte ich für ein recht gutes Spätwerk (das grossartigste Spätwerk im Jazz kommt allerdings von Chet Baker, würd ich spontan und ohne längeres Nachdenken mal behaupten).

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    #8074061  | PERMALINK

    tejazz

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    Also, die Getz/Barron-Aufnahmen vor seinem Tod sind richtig gut. Das ist schon eine Art Vermächtnis, das man sich von vielen Jazzmusikern gewünscht hätte.

    Das „zuviel“ kommt einem vielleicht nur vor, weil man heute auf sein Werk zurückblickt. In den Jahrzehnten ist eben viel zusammengekommen.
    Und: Früher profitiertenen Musiker selten sonderlich von den Plattenverkäufen. Seit den 50-ern änderte sich das und Getz war da bei Granz sicher in einer Sonderstellung, aber das war in seinen frühen Jahren bestimmt nicht so eindrucksvoll. Man spielte viel und auch oft als sideman, um etwas Geld in die Taschen zu bekommen. Dazu kam, daß man als „Nebeneffekt“ in Gemeinschaft spielte, was (oft) auch den eigenenen Fähigkeiten zugute kam.

    Dazu unzählige Mitschnitte und Zusammenstellungen. Das verzerrt auch das Bild.

    Und Balladen konnte er. Lester auch.

    --

    #8074063  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    tejazzAlso, die Getz/Barron-Aufnahmen vor seinem Tod sind richtig gut. Das ist schon eine Art Vermächtnis, das man sich von vielen Jazzmusikern gewünscht hätte.

    Dass die Duos aus Kopenhagen zu den allerbesten Aufnahmen von Getz gehören habe ich ja schon oft geschrieben, ja!
    Ich hab sie oben nicht mehr einzeln erwähnt… das gesamte Spätwerk von Getz (also ungefähr, was er in den 80ern aufnahm) bewegt sich aber nicht ganz auf dem Niveau der Duos… sonst wäre Getz‘ Spätwerk dem Baker’schen ebenbürtig!

    tejazzUnd Balladen konnte er. Lester auch.

    Ja, an den dachte ich nicht, hab mich eher unter ungefähren Generationsgenossen umgeschaut. Neben Gordon müsste man da wohl auch noch Lucky Thompson erwähnen. Und Don Byas unter den etwas älteren.

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    #8074065  | PERMALINK

    tejazz

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    Ich hatte grade wieder DER SAXOPHONIST von John Clellon Holmes gelesen.
    Da war die Querverbindung Lester – Getz fast früher als der Gedanke da.
    Soll also nicht der Balladen-Wettkampf werden.

    --

    #8074067  | PERMALINK

    alexischicke

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    der einziger Ausreißer nach unten vom Spätwerk ist „Apasionado“ da ist mir zuviel Pop mit Bossa Nova vermischt.

    Ansonsten sind alle Quartett Aufnahmen und Duo auf ganz hohem Niveau.Sein „People Time“ ganz große Klasse!!

    hab von ihm noch ein Konzert von München 1991, dort erleben wir einen gut gelaunten Stan Getz,von seiner Krankheit merkt man da nichts.

    --

    #8074069  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Zum Hip-O-Select 3CD Set Stan Getz Quintets: The Clef & Norgran Studio Albums ist jetzt der korrekte Studio-Master von „Flamingo“ (im Set findet sich auf CD3#9 die Live-Version vom Album „Stan Getz at the Shrine“) als kostenloses MP3 erhältlich:
    http://www.hip-oselect.com/scr.public.product.asp?product_id=FE6C05C9-AC22-4B14-89C0-036CDB30B163&cat_id=D1A76E84-C7EF-42B5-A176-D09C914BB38D
    Wir haben das Set zwar bisher im Jazz Reissues-Thread (hier, hier und hier) besprochen, aber ich dachte ich erwähne das auch hier im Getz-Thread, damit’s möglichst alle Betroffenen sehen.
    Wer den Track auf Tonträger haben will greife zu „Stan Getz & the Cool Sounds“, einem Album, das aus fünf Sessions zusammengesetzt wurde, die ansonsten auf dem Hip-O-Select und dem 3CD-Set „East of the Sun: The West Coast Sessions“ zu hören sind (Verve-Aufnahmen von 1955-57 im Quartett/Quintett mit Lou Levy, Leroy Vinnegar, Shelly Manne sowie Conte Candoli und auf den letzten Stücken von ’57 Stan Levey an Mannes Stelle).
    „Stan Getz and the Cool Sounds“ gab’s vor ca. 10 Jahren in der Verve LPR-Reihe auf CD, „Stan Getz at the Shrine“, die äusserst lohnenswerte Live-Ergänzung zum Hip-O-Set, erschien 2009 in der „Verve Originals“ Reihe auf CD. Vinyl dürfte wohl schwierig zu finden sein… mit Verve Originalen hab ich bisher noch fast keine Versuche gewagt.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8074071  | PERMALINK

    tejazz

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    Mann, kaum ist man ein paar Tage außer Gefecht gesetzt, hat man Mühe, wieder auf den letzten Stand zu kommen.

    Vinyl: Gibt es recht gut aus Japan, aber nicht immer alles. Ich habe keine Ahnung, wie oft der Verve-Katalog dort aufgelegt wurde, aber 4 – 5 mal sicher. Nicht immer jede Platte, aber es gab dann auch in Sachen David Stone Martin- (cover) reissues sowie mit Schwerpunkt Clef bzw. Norgran (12′-LPs).
    Getz war aber immer gut vertreten. Selbst Best of-LPs verschiedener Verve-Zeiten gab es aus Japan .

    Die MGM-reissues aus den frühen 60-ern sind aber auch für Preise (meist deutlich) unter € 20,00 zu bekommen. Diese Platten sind in der Regel auch besser erhalten, haben manchmal aber ein anderes cover.
    GETZ AT THE SHRINE ist ein gutes Beispiel. Eigentlich ein DSM-Motiv (2 LP-Box mit booklet, aber auch 8 x 7′-set, ebenfalls mit -kleinformatigem- booklet), später dann ein gelbes cover mit Getz-Portrait plus gezeichnetem Saxophon. Aber die Musik ist nicht anders. Man sollte nur eine Titelliste führen, um nicht doppelt zu kaufen.

    Aber: Wehret den Anfängen! Oder man braucht einen starken Charakter. Ich wollte damals bloß ein paar Bebop/West Coast-LPs kaufen, weil das ja mein Hauptgebiet war/ist. Das ist keine 15 Jahre her.
    Ich mag nicht mehr zählen, es geht auf 4.000 Platten (Schellack, 7′, 10′ & 12′) zu.

    --

    #8074073  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Marc Myers meint, Stan Getz‘ Quintett der 50er sei die Antwort der Ostküste auf Gerry Mulligans erfolgreiches Quartett aus Kalifornien gewesen. Der Sound von Getz ist allerdings bedeutend wärmer und im Gegensatz zu Mulligan stilitisch viel mehr aus einem Guss. Getz greift die Musik der kleinen Combos aus der Swing-Ära, auf, reichert sie aber mit einem gehörigen Schuss modernem Jazz an. Auch war Al Haig sein Lieblingsbegleiter – ganz wie bei Charlie Parker.

    „I like to play simply, to hold back some of my ideas,“ Getz told Metronome magazine in 1950. „Listen to Bird; you know he’s holding back, that he’s always got something in reserve. You can’t play everything you know.“

    Der wunderbare Zauber der frühen Sessions (man höre nur mal „Imagination“, Roost!) mag ein paar Jahre darauf etwas verflogen sein, Getz klingt auf den ersten Verve-Sessions vom Dezember 1952 mit Duke Jordan und dem fabelhaften Jimmy Raney in der Tat recht zurückhaltend. Sein Ton ist gefestigt, da ist immer noch dieser samtene Hauch, die leicht korrodierte Oberfläche, die Patina – aber der Ton ist eben auch gehärtet, stabil, Getz schien angekommen zu sein.

    Die Band mit Bob Brookmeyer, die im Zentrum des Hip-O-Select 3CD-Sets Stan Getz Quintets – The Clef & Norgram Studio Albums steht, entstand über ein paar Monate hinweg. Im November spielte Getz im Birdland in New York und trat am 14. auch in der Carnegie Hall auf. Anlass war ein grosses Konzert mit Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Billie Holiday und dem Orchester von Duke Ellington. Duke Jordan sprang am Piano für Gerry Kaminsky ein und war von da an für eine Weile Getz‘ regulärer Pianist – er ist denn auch auf den Sessions für Stan Getz Plays (10″) sowie drei Stücken von The Artistry of Stan Getz (10″) zu hören (abzüglich „How High the Moon“ vom zweiten Album waren sie alle auch auf der 12″ LP „Stan Getz Plays“ zu hören). Ebenfalls entstanden in dieser Konfiguration – Getz, Raney und Duke Jordan sowie Bill Crow am Bass und Frank Isola an den Drums – Getz‘ letzte Aufnahmen als Leader für Roost. Mit Norman Granz hatte Getz meines Wissens zum ersten Mal überhaupt einen exklusiven Vertrag – er sollte in den kommenden Jahren nicht nur mit seiner eigenen Band aufnehmen sondern auch bei diverse All Star-Sessions mitwirken, in den ersten Jahren etwa mit Dizzy Gillespie und Lionel Hampton.

    Anfang 1953 verliess Jimmy Raney die Band und Getz machte sich auf die Suche nach einem neuen musikalischen Partner. Drummer Frank Isola empfahl ihm Bob Brookmeyer. Die ersten Aufnahmen dokumentieren die Band im März Hi-Hat in Boston (zwei vergriffene CDs von Fresh Sound). Das Vorbild für den Sound war wohl das Quartett von Gerry Mulligan mit Chet Baker – die verschlungenen Linien wollten Getz und Brookmeyer allerdings noch nicht ganz gelingen. Getz war im Spätsommer 1952 in Kalifornien aufgetreten und hatte da auch eine Woche lang Mulligans Platz im dessen Quartett eingenommen, als dieser versuchte, seine Drogensucht loszuwerden – cold turkey.
    Am Schlagzeug sass in Boston Al Levitt, Brookmeyer bekam mit „Darn That Dream“ bereits ein eigenes Stück, in dem Getz ganz aussetzt. Die Aufnahmen leiden zum Teil unter ziemlich üblem Sound, man kann Getz‘ Ton oft mehr erahnen als hören. Dennoch sind sie ein Dokument von Wert, das erste Zeugnis der mit Unterbrüchen über Jahrzehnte währenden Zusammenarbeit von Getz und Brookmeyer.

    Die ersten Studio-Aufnahmen mit Brookmeyer entstanden am 16. April 1953 in New York. Mit Pianist John Williams war wieder ein neues Mitglied zur Gruppe gestossen, Crow und Levitt waren nach wie vor dabei. Im Gegensatz zu den Dezember 1952 Sessions liess Granz diesmal auch anderes als Standards zu, Getz‘ Quintett spielte neben „Have You Met Miss Jones?“ drei Brookmeyer-Originals ein: „Rustic Hop“, „Cool Mix“ und „Erudition“.
    Der Leader und sein neuer Kollege spielen lebendig und gehen aufgestellt zur Sache, ihre Dialoge machen Spass und wirken engagiert und zupackend. Pianist John Williams trägt mit seinem warmem Sound und den sprudelnden Linien ebenfalls zum Erfolg der Session bei. Bassist Bill Crow walkt und Al Levitt bopt wohl eine Spur mehr als die meisten von Getz‘ Drummern.

    Eine Woche später folgte die letzte Prestige-Session von Getz – er nahm als Sideman für Jimmy Raney auf. Ebenfalls dabei waren Pianist Hall Overton, Red Mitchell am Bass und Getz‘ vormaliger Drummer Frank Isola.

    Im Frühling und Sommer war Getz wieder in Kalifornien, wurde mit Howard Rumseys Lighthouse All Stars mitgeschnitten (die Stücke können auf diesem Boot/Grey-Release gehört werden – einen Rumsey-Thread brauchen wir wohl eines Tages auch mal noch).

    Am 12. Juni nahm Dick Bock das erneute Gastspiel Getz‘ mit Mulligans Quartett auf – es ist auf der oben abgebildeten Blue Note Doppel-CD dokumentiert. Getz versucht sich einigermassen in den speziellen Sound einzugliedern, scheint aber immer mal wieder die Geduld zu verlieren und bricht aus dem Korsett aus. Was da genau vor sich ging werden wir wohl nie wissen, vermutlich ein grosser Kampf der Egos. Getz scheint Baker manchmal förmlich aus dem Weg zu drängen, das Zusammenspiel ist nachlässig, aber die beiden Bläser machen fast alles durch ihre schönen Soli wett. Baker klingt befreit – die Musik des Mulligan Quartetts hatte schon fast ihr Haltbarkeitsdatum erreicht, Baker war bereit, als Leader auf eigenen Füssen zu stehen und in der Lage sowohl dichte und konzentrierte kurze Soli wie auch lange Ausflüge ohne Einschränkungen zu blasen. Das deutet sich in diesen Sessions mit Getz eindrücklich an. Als Bonus enthält die Doppel-CD eine Session vom Sommer 1954, die Getz mit Bakers Quartett (Russ Freeman, Carson Smith, Shelly Manne) im leeren Tiffany Club gemacht hat – die drei aufgenommenen Stücke sind gemeinsam lang genug, als dass sie als 12″ LP hätten erscheinen können!

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    #8074075  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Den Sommer 1953 verbrachte Getz mit seiner Gruppe an der Westküste, trat länger im Zardi’s am Hollywood Boulevard auf. Über sieben Wochen arbeitete die Band – jetzt mit Teddy Kotick am Bass und Rückkehrer Frank Isola an den Drums – an ihrem Sound, gab sich den letzten schliff. Im Zardi’s entstand auch das Photo, das auf dem ersten Album zu sehen ist.

    BB: Soon after I started in the quintet, in mid-1953,
    we were at Zardi’s in Los
    Angeles. Stanley said something to me on the bandstand that sounded like the word “ape.” I gruffly called him off the bandstand, and we went in the back. I was angry. I asked him what he had called me. He said, “I called you bubbala.” I was hot and asked him what that word meant. He said, “Calm down, calm down. It’s OK. It’s a Jewish word. It’s friendly.”

    JW: What was Getz’s reaction?
    BB: Stanley was sort of surprised and amused that his kid trombone player wanted to beat him up. He asked the piano player, “Does Brookmeyer’s parents have money? To behave like that, I can’t imagine he needs this job.”

    JW: How did you and Getz get along after that?
    BB: Stanley liked me a lot. He thought I was intelligent,
    musical, funny. So we never had a problem again. When
    Stanley and I were playing in Los Angeles in 1953, we used to go across the park from the Tiffany Lounge to hear Gerry [Mulligan] and Chet [Baker] at the Haig. That was one of the greatest bands I had ever heard. The records give you only a small hint of what was going on there. When you heard that band live, in person, it was a whole different perspective. The sound was so fresh.

    aus Marc Myers Interview mit Bob Brookmeyer

    Am 27. Juli holte Norman Granz die Gruppe erstmals ins Studio, um das gewachsene Repertoire zu dokumentieren. Es folgten Sessions am 15. und am 22. August; insgesamt wurden fünfzehn Titel eingespielt, erstmals ging es für Getz um die Produktion einer LP und nicht einiger Singles – es war entsprechend mehr Raum für Improvisationen längerer Dauer. Die Gruppe swingt erneut fröhlich und selbstbewusst, Kotick sorgt für einen etwas stärkeren Beat, während Isola zurückhaltender agiert, beides gibt Williams mehr Raum für sein erdiges Piano. Getz klingt sicher und sein Ton hat diesen seidigen aber leicht matten Glanz, der perfekt mit Brookmeyers rauherem aber lyrischem Posaunenspiel passt.

    Auf Interpretations by the Stan Getz Quintet spielt Getz die Standards „Spring Is Here“, „Love and the Weather“, „Crazy Rhythm“ und „The Nearness of You“ sowie Ann Ronells „Willow Weep for Me“ und Johnny Mandels „Pot Luck“. Selbst Ronells Klassiker klingt in der Version dieser Band unbeschwerter als sonst, die Gruppe swingt überhaupt zupackend, gerade in den schnelleren Tempi wie in „Crazy Rhythm“, in dem Isola etwas mehr antreibt als sonst. Getz‘ Soli sind voll von wundervollen Momenten, im einen Moment honkt er beinahe, im nächsten spielt er eine wundersam verbogene und phrasierte Linie, die jedes Herz zum Schmelzen bringt. Das Zusammenspiel mit Brookmeyer ist dichter geworden, die beiden begleiten sich hie und da und spielen Fours ohne Drummer, überhaupt ist die Musik der Band hörbar zusammengewachsen.

    Auf Interpretations #2 sind nur vier Stücke zu hören: Brookmeyer „Minor Blues“ und drei weitere Standards, „Fascinatin‘ Rhythm“, „I Didn’t Know What Time It Was“ (im Hip-O-Set als „I Don’t Know…“ angegeben) und „Tangerine“. Die längeren Stücke sind noch besser, Brookmeyer steuert exzellente Soli bei, besonders in „I Didn’t Know What Time It Was“. Die Band wirkt gesetzter, ruhiger, der Beat ist klarer in diesen längeren Stücken aus den August-Sessions.

    Zwei letzte Stücke vom Juli fanden auf Interpretations by the Stan Getz Quintet #3 Unterschlupf: Ellingtons „It Don’t Mean a Thing“ und der „Varsity Drag“. Ellingtons Klassiker scheint Getz besonders wichtig gewesen zu sein: er nahm auch in der einen August-Session noch eine Version auf, die noch härter swingt, leider aber ausserhalb des Hip-O-Select 3CD-Sets bisher nie zu hören war.

    Norman Granz schrieb in seinen Liner Notes zum ersten „Interpretations“-Album folgendes:

    It is a truism that it is impossible to separate an artist and his playing hours from the man in his non-playing hours. How the artist represents or conducts himself, his attitude towards society about him and to life in general, are all reflected in his artistry. This is particularly true about Getz. He has a good deal of the schooled and finished musician about him, and that can be seen and heard in the execution of his instrument and in the flow of his musical ideas. Yet, there is something equally immature and undeveloped in the poignancy of his playing, in his tone, in his very „sound“. he literally, in many things, cries, and in that I think he reflects not only himself and his own feelings, but sometimes, society as a whole. Thus, when his playing lacks a certain vigor, it’s not because of the lack of musical ability, but rather the weakness of the man, and this, curiously, gives him a different sound and makes him different from his fellow artists in jazz. Jazz, after all, is one of the arts where the interpreter mirrors his own inner feelings and in a sense comments on his relationship to the world around him. You may not like what he has to say, or even how he says it, but I think you will find that Stan Getz’s comments on life are interesting in any event.

    Ein solches Statement muss 1953 ziemlich aufsehenerregend gewesen sein – Liner Notes waren eine noch junge Erscheinung und gerade Granz‘ Alben enthielten oft nur kurze, generische Texte, die nicht unterzeichnet waren.
    Man mag darüber streiten, ob Granz‘ Aussagen in jedem Fall zutreffend sind oder nicht, im Fall des frühen (und späten!) Stan Getz halte ich sie jedenfalls für schwierig von der Hand zu weisen.

    Die Worte Granz‘ sollten sich schon Ende 1953 in gewissem Sinne bewahrheiten. Getz kriegte im September keine Gigs mehr und löste die Band auf. Er war zwar weiterhin musikalisch aktiv, spielte mit Stan Kentons Band und nahm für Granz mit Dizzy Gillespie auf (eine weitere Version von „It Don’t Mean a Thing“ entstand). Im Dezember begann Getz‘ Welt zu zerfallen. Er wurde in seinem Mietshaus in Laurel Canyon wegen Heroingebrauchs verhaftet, ein paar Wochen später dasselbe in Seattle. Die berühmte Story, wie er beim Versuch, seine Sucht – cold turkey – loszuwerden, verzweifelt eine Apotheke zu überfallen versuchte. Er schluckte dann eine Handvoll Barbiturate in einem halbherzigen Selbstmordversuch. Das Bild des desorientierten jungen Getz auf dem Rücksitz des Streifenwagens erschien in der Tagespresse, Getz‘ Geheimnis war keines mehr, seine Drogenabhängigkeit gehörte fortan so sehr zu seinem Image wie sein schöner Ton.

    Norman Granz stand allerdings treu hinter Getz, unterstützte seine Frau finanziell (Getz hatte 1946 geheiratet, sein drittes Kind kam 1954 zur Welt, ein Geschoss tiefer im Los Angeles County-USC Medical Center als Getz ein paar Monate später eine seiner Strafen absass. Im Januar, zwischen zwei Arrest-Strafen, nahm Granz rasch eine Quartett-Session mit Getz auf. An seiner Seite fanden sich die lokale Grösse Jimmy Rowles, Bob Whitlock (der frühere Bassist des Mulligan Quartetts) sowie Max Roach, der auch bei der Gillespie/Getz-Session einen Monat zuvor mitgewirkt hatte. Die vier kurzen Standards erschienen allesamt auf 78 rpm Singles, man merkt der Musik nicht im geringsten an, in was für einer schwierigen Zeit Getz steckte. Im Hip-O 3CD-Set finden sich zudem zuvor unveröffentlichte Alternate Takes von „I Hadn’t Anyone ‚Til You“ (dessen Master erschein auch auf der oben abgebildeten LP „Tenor Saxes“) und „Nobody Else But Me“. Der Master von „Nobody Else“ und „Down By the Sycamore Tree“ erschienen später auch auf Stan Getz & The Cool Sounds, das vierte aufgenommen Stück, die A-Seite zu „Nobody Else“, war „With the Wind and the Rain in Your Hair“, ein selten gehörter Standard von Jack Lauwrence.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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