Lieder ohne Worte – Delias Kreis der Davidsbündler

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  • #5893801  | PERMALINK

    der-optimismus

    Registriert seit: 01.11.2006

    Beiträge: 483

    Salue Clara,

    endlich wieder im Kreise der Davidsbündler. Toller Beitrag von dir und ich konnte einiges an Wissen deinerseits für mich neu verbuchen.

    Übrigens gibt es da eine Parallele zischen C.Schumann und Joseph Joachim.
    Beide verstanden sich als „Diener der Musik“.
    Sie waren beide Interpreten, die sich doch – ob willentlich oder nicht – dem musikalischen Werk unterordneten.
    Somit standen beide immer im Schatten der Komponisten, deren Werke sie darboten.
    Dies allein nötigt schon den ihnen gebührenden Respekt uns ab.

    Gruss Thomas

    --

    Sobald jemand da ist, der sich zu fragen vermag, weshalb es etwas und nicht nichts gibt, gib es immer etwas.
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    #5893803  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 3,860

    DER.OptimismusSalue Clara,

    endlich wieder im Kreise der Davidsbündler. Toller Beitrag von dir und ich konnte einiges an Wissen deinerseits für mich neu verbuchen.

    Übrigens gibt es da eine Parallele zischen C.Schumann und Joseph Joachim.
    Beide verstanden sich als „Diener der Musik“.
    Sie waren beide Interpreten, die sich doch – ob willentlich oder nicht – dem musikalischen Werk unterordneten.
    Somit standen beide immer im Schatten der Komponisten, deren Werke sie darboten.
    Dies allein nötigt schon den ihnen gebührenden Respekt uns ab.

    Gruss Thomas

    Guten Abend Thomas,

    Vielen Dank!
    Die Parallele hatte ich auch im Hinterkopf, als ich den Text geschrieben habe. Ich hielt es aber nur für eine These, da hab ich es leider draußen gelassen. Jetzt weiß ich ja, dass ich richtig lag mit meiner Vermutung, danke dafür! :bier:

    Komponiert haben dabei ja beide trotzdem, Clara schaffte es bis zum Opus 23 (die unveröffentlichten mal nicht gerechnet), Joseph immerhin bis zur 13. Berühmt sind sie aber eben dafür, die Werke anderer zu interpretieren. Clara was ihren Mann angeht, Joseph als Brahms-Kumpane. Der hatte ihm ja bereits 10 Jahre vor dem Doppelkonzert schon sein Violinkonzert in D-Dur quasi auf den Leib geschneidert.

    Gehe ich eigentlich recht in der Annahme, dass es Aufnahmen direkt mit Joseph Joachim als Interpreten gibt? Ich habe keine Ahnung mehr wo ich das in den Untiefen des Netzes gefunden habe, aber ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass er im Alter von 72 Jahren, also anno 1903, vor ein Aufnahmegerät getreten ist und die Chose noch heute auf CD/LP erhältlich ist?

    Gruß,
    Clara

    Edit: Ja natürlich gibt es Aufnahmen. Direkt auf Amazon erhältlich. Guten Morgen, Clara. :-)

    --

    #5893805  | PERMALINK

    der-optimismus

    Registriert seit: 01.11.2006

    Beiträge: 483

    Bach, Bourrée aus der Partita für Violine solo in b-moll.
    Bach, Adagio aus der Sonate für Violine solo in g-moll.
    Joachim, Romanze in C-Dur.
    Brahms, Ungarischer Tanz Nr. 1 in g-moll.
    Brahms, Ungarischer Tanz Nr. 2 in d-moll.

    So Clara, hab mal recherchiert, die o.g. Aufnahmen gibt es wohl von Joachim selbst.
    Als alte Grammophone Schellack – wäre schon was wert!;-)

    Gruss Thomas

    --

    Sobald jemand da ist, der sich zu fragen vermag, weshalb es etwas und nicht nichts gibt, gib es immer etwas.
    #5893807  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 3,860

    .

    --

    #5893809  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 3,860

    DER.OptimismusBach, Bourrée aus der Partita für Violine solo in b-moll.
    Bach, Adagio aus der Sonate für Violine solo in g-moll.
    Joachim, Romanze in C-Dur.
    Brahms, Ungarischer Tanz Nr. 1 in g-moll.
    Brahms, Ungarischer Tanz Nr. 2 in d-moll.

    So Clara, hab mal recherchiert, die o.g. Aufnahmen gibt es wohl von Joachim selbst.
    Als alte Grammophone Schellack – wäre schon was wert!;-)

    Gruss Thomas

    Ich seh das erst jetzt, sorry. :angel:
    Das klingt auf jeden Fall schonmal sehr gut, vielen Dank!

    Im Moment habe ich zwar leider kein Geld auf der hohen Kante, aber ich bin ja noch jung, da geht sicher noch was. ;-) Interessiert wäre ich auf jeden Fall. Mit welcher Summe müsste man bei einem Original rechnen?

    --

    #5893811  | PERMALINK

    der-optimismus

    Registriert seit: 01.11.2006

    Beiträge: 483

    ClaraSchumannIch seh das erst jetzt, sorry. :angel:
    Das klingt auf jeden Fall schonmal sehr gut, vielen Dank!

    Im Moment habe ich zwar leider kein Geld auf der hohen Kante, aber ich bin ja noch jung, da geht sicher noch was. ;-) Interessiert wäre ich auf jeden Fall. Mit welcher Summe müsste man bei einem Original rechnen?

    Hallo Clara,

    ich werde mich da mal kundig machen, was Preise betrifft.

    Kurz noch zu Gould, sehe das ähnlich wie du. Er ist ein faszinierender Techniker auf dem Klavier, aber seine Interpretationen kommen für mich einfach zu kühl, will sagen ohne Tiefgang rüber.
    Das klingt alles sehr perfekt, zu steril!
    Kann auch sein das er die Romantiker aussen vor lässt, weil er sich nicht in diese Werke gefühlsmässig hinein versetzen kann, so wie eine Martha Argerich.

    --

    Sobald jemand da ist, der sich zu fragen vermag, weshalb es etwas und nicht nichts gibt, gib es immer etwas.
    #5893813  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,857

    Gloria(…) verwies alle anderen auf einen zweiten Rang.

    Mhm. Und womit? Mit dem weihevollen Kitsch seiner späten „Goldberg Variationen“ Einspielung hast du ja bisher die denkbar ungünstigste Aufnahme hierzu ausgewählt. Dein religiöses Pathos dabei würde sich sogar selbst Gould verbitten, denke ich.

    --

    I'm making jokes for single digits now.
    #5893815  | PERMALINK

    der-optimismus

    Registriert seit: 01.11.2006

    Beiträge: 483

    Nietzsche sagte einst: Gott ist tot! Glenn Gould bezeugt (mit dieser Aufnahme von 1981), dass Gott, für die Dauer einer Kantate, einer Fuge auferstehen kann. Amen.

    ——————————————————————————–

    Nietzsche sagte auch, werft die Götzenbilder von ihren Sockeln!

    @Gloria: Du lässt so eben Gott in der Person Glenn Gould wieder auferstehen.
    Musiker, ob Gould, Waitz, Dylan oder die Beatles sind Menschen wie wir alle, mit ihren Schwächen und Stärken. Sie üben in Form der Kunst ihre Arbeit aus, wie alle anderen auch – nicht mehr und nicht weniger.
    Vom Göttlichen sind sie weit entfernt, dafür hinterlassen sie zu viel menschlichen Müll.

    Wir können ihre Arbeit als hervorragend oder schlecht einordnen, sie bewundern oder verschmähen, aber ein was sollten wir lassen, für sie wie Derwische ums Goldene Kalb tanzen!

    --

    Sobald jemand da ist, der sich zu fragen vermag, weshalb es etwas und nicht nichts gibt, gib es immer etwas.
    #5893817  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Um die letzte Diskussion eine Klammer gesetzt, wollte ich mich nur mitteilen, da ich gerne hier mitlese. Ich finde es bedauerlich, dass es wohl dabei bleiben wird, da meine Fachlichkeit eher nicht ausgeprägt ist, aber das ist so wunderbar in Ordnung. Ich freue mich über die bisher getroffene Auswahl und den sehr schönen und ansprechenden Stil.
    Und vielleicht gibt es mal was über Zemlinsky’s Symphonie 1, Schönberg’s Gurreliedern, der Symphonik von Louise Farrenc oder den Tondichtungen von Dvorak. ;)

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #5893819  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 3,860

    katharsisUm die letzte Diskussion eine Klammer gesetzt, wollte ich mich nur mitteilen, da ich gerne hier mitlese. Ich finde es bedauerlich, dass es wohl dabei bleiben wird, da meine Fachlichkeit eher nicht ausgeprägt ist, aber das ist so wunderbar in Ordnung. Ich freue mich über die bisher getroffene Auswahl und den sehr schönen und ansprechenden Stil.
    Und vielleicht gibt es mal was über Zemlinsky’s Symphonie 1, Schönberg’s Gurreliedern, der Symphonik von Louise Farrenc oder den Tondichtungen von Dvorak. ;)

    Vielen, vielen Dank dir dafür!

    Das mit den Fachlichkeiten ist in keinster Weise Hals- oder Beinbruch.
    Ich habe mich ja selbst erst vor zwei Jahren, also mit 20, brahms-ähnlich über ein „Vorsprechen“ bei Robert Schumann kopfüber ins Getümmel gestürzt, ohne Vorkenntnisse und jetzt läuft die Sache einfach aus Liebe zur Materie und mit jedem Werk lerne ich selbst noch gleich was mit dazu.
    Vorallem stehe ich aber auch gerade an der ersten Weiche für eine berufliche Orientierung und versuche hierdurch ein wenig durch „learning by doing“ meinen Schreibstil zu schulen. Ein großes Danke also auch für die Einschätzung des Stils.

    Fühl dich herzlichst willkommen hier!

    Die Wünsche sind auf jeden Fall auch vorgemerkt, wenn nichts mehr dazwischen kommt, kommen jetzt noch drei Vorstellungen von meiner Seite aus, dann mache ich mich an die Bearbeitungen von Wünschen.

    --

    #5893821  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 3,860

    7. Felix Mendelssohn Bartholdy – Notturno aus „Ein Sommernachtstraum“, Op. 61

    Im Jahre 1960 wurde posthum ein Buch des tschechische Schriftsteller Jiri Weil mit dem Titel „Mendelssohn is on the roof“ veröffentlicht, das sich mit dem Leben in Prag zu Zeiten der Nazi-Besatzung beschäftigt.
    Ein SS-Offizier hat davon Wind bekommen, dass sich unter den Statuen berühmter Komponisten, die auf dem Dach des Prager Konzerthauses stehen, auch eine Statue des jüdisch-stämmigen Felix Mendelssohns befindet und ordnet an, dass diese ohne Verzögerung sofort entfernt werden muss.
    Die dafür angeheuerten Arbeiter haben jedoch ihre Not mit der Aufgabe, da keine der Statuen Insignien oder andere Beschriftungen aufweisen um den Dargestellten zu identifizieren.
    „Welche von diesen ist Mendelssohn?“ wird gefragt.
    Der SS-Offizier weißt auf die Rassenlehre hin und erklärt, sie müssten nach der Statue suchen, die die längste Nase mit einem Höcker und einem großen, unförmigen Kinn aufweist.
    Mit dieser Anleitung machen sich die Arbeiter an die Arbeit. Der Offizier überwacht die Sache, eine Statue wird ausgesucht, die die gegebenen Merkmale alle erfüllt und vom Dach geholt.
    Doch oh, die Panik ist groß, die Schmach wohl noch größer.
    Es war die Statue von Richard Wagner, die sie erwischt haben.

    Heute vor genau 160 verstarb Felix Mendelssohn Bartholdy im Alter von nur 38 Jahren an einem Gehirnschlag. Zum Gedenken wird hier nun seine Schauspielmusik zu Shakespears Sommernachtstraum aufgeführt, der Hochzeitsmarsch daraus dürfte allseits bekannt sein, ich möchte auf jeden Fall noch auf das nicht minder großartige Notturno hinweisen. Dem Anlass entsprechend mach keine großen Worte, hier könnt ihr direkt in das Werk reinhören.

    --

    #5893823  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

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    Heute Abend kommt übrigens im NDR-Radio ein viertelstündiges Special von 19:05 bis 19:20 Uhr anlässlich des Todestages.

    --

    #5893825  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 3,860

    So, ich lasse heute mal andere reden: ;-)

    Der Podcast zu Mendelssohn

    Und noch dazu gefunden, noch vom Oktober, zum Geburtstag von Nicolo Paganini, auch ein Podcast.

    --

    #5893827  | PERMALINK

    claraschumann

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    Beiträge: 3,860

    8. Robert Schumann – Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur, „Rheinische“, Op. 97

    Geht man nicht chronologisch nach Veröffentlichungsdatum sondern nach dem Zeitraum an der Schumann an seinem Werk arbeitete, so ist diese Sinfonie seine letzte, enstanden während der letzten beiden Monate im Jahre 1850. (Die Vierte, die Frühlingssinfonie, war bereits 1841 fertig, aber erst später veröffentlicht worden). Im Kontext seines Lebenslaufes gesehen enstandt die Rheinische in einem letzten Moment des Glückes, zwischen zwei Krisen, der Beruflichen in Dresden und der entgültigen Persönlichen ab 1854.

    Bevor ich nun gleich mit einer persönlichen Meinung ankomme, dämpfe ich zuerst mit viel Biographischem ab. :angel:

    Wie bei der Schottischen von Mendelssohn, stammt die Bezeichnung „Rheinische“ nicht vom Komponisten selbst, sondern wurde nachträglich von Außenstehenden hinzugefügt. Der Titel verweißt dabei auf die Entstehungszeit, nach dem erzwungenen Umzug der Schumanns von Dresden nach Düsseldorf, erzwungen deshalb, weil Robert in der sächsischen Hauptstadt großen berufliche Niederlagen und geziehltem Mobbing ausgesetzt war.
    Nachdem es ihm bereits 1844 verwehrt blieb, die Nachfolge von Felix Mendelssohn als Direktor an dessen Leipziger Konservatoriums anzutreten, zog er mit seiner Familie zuerst odyseengleich nach Dresden. Die Zeit dort blieb allerdings geprägt von krankhaften Nervenschwächen und Angstzuständen und nur unter großen Anstrengungen bewerkstelligte Schumann die dortige Arbeit an seiner zweiten Sinfonie, die zu der damaligen Zeit jedoch keinen Erfolg erziehlen konnte. Auch Bemühungen um eine Festanstellung an Konzert- oder Opernhäusern in der Stadt scheiterten. In einer finanziellen Notlage steckend, erreichte Schumann 1849 eine Nachricht aus Düsseldorf, die ihm eine Stelle als Städtischer Musikdirektor anbot. Zuerst zögerte die Familie, da ihr das Rheinland fern und unbekannt war, doch sie hatte fast keine wirkliche Wahl.

    Der Empfang in Düsseldorf war herzlich und Balsam für den krisengeplagten Robert, zu dessen Begrüßung hatte das Orchester und der Chor der Stadt einige seiner Stücke einstudiert und es gab einen eigens ihm gewidmeten Ball. Diese Begeisterung für den Zwickauer Komponisten steckte ihn selbst an und wie besessen machte er sich im Zuge dieser euphorischen Welle an die Arbeit der Dritten Sinfonie.

    „So schnell sich die Schumanns von der rheinischen Mentalität fesseln ließen, so schnell kam allerdings auch die Ernüchterung: Die im Wortsinn praktizierte „Kommste heut nicht, kommste morgen“-Einstellung des Orchesters machte ihm zu schaffen. War es dann mal vollständig, kämpfte er gegen verpatzte Einsätze. Als die Blechbläser einmal aus Achtlosigkeit das in eine falsche Tonart transponierende Instrument gegriffen hatten, gab es statt eines Einsehens gleich eine Diskussion. Und der Chor schwatzte und lachte während der Proben. Schumann fühlte sich nicht ernst genommen. Schon Ende 1851 überlegte er, das Amt niederzulegen, aber ein sechstes Kind (Eugenie) hatte sich angekündigt.
    Nachdem Schumann nach einer Pause im Dezember 1852 wieder als Dirigent auftrat, gab es erste Rücktrittsforderungen. Schumann war zutiefst verletzt.“
    Quelle

    Nun aber zur Sache.
    Ich lasse nichts und niemanden persönlich an „meinen“ Robert rankommen, meiner Begeisterung für ihn liegt auch viel Privates zu Grunde und vorallem die Umstände unter denen ich ihn „kennengelernt“ habe. Das ist und bleibt unkaputtbar, spielt hier nun aber nicht wirklich eine Rolle.
    Tatsache ist meine These, dass er in dem Bereich der Sinfonik von anderen Zeitgenossen tatsächlich um ein paar Längen geschlagen wird.
    Nun kann das Problem mit Sicherheit auch an mir liegen, aber tatsächlich, fernab davon, dass ich nie sagen würde, sie währen nicht gut, die ersten vier Sätze dieses Werkes brauchten sehr, sehr lange um mich wirklich zu berühren. Es gibt den äußerst großartigen feierlichen, fünften Finalsatz und da höre ich ganz klar zu was Schumann fähig ist, aber er braucht einigen Anlauf hier bei mir.
    Habe ich zu oft seine Klavierwerke gehört und mich viel zu sehr darauf verlagert?
    Ich höre die Kinderszenen und spüre große innige Freude, ich höre die Papillons oder die drei Romanzen und noch etliches Anderes am Klavier und habe gleich eine ganze schillernde Pallette an Emotionen. Und ganz wichtig, ich höre die Geistervariationen und komme an die Stelle wo Worte zur Beschreibung fast gänzlich versagen, aber bis auf den bereits erwähnten großen Schluss-Satz, der definitiv mit dem letzten Satz der Schottischen von Mendelssohn mithalten kann, ihn vielleicht noch ein wenig übertrifft, macht er mir die Sache nicht ganz leicht.

    1. Lebhaft
    2. Scherzo. Sehr mäßig
    3. Nicht Schnell
    4. Ferierlich & 5. Lebhaft

    --

    #5893829  | PERMALINK

    claraschumann

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 3,860

    9. Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 5

    Ich bin noch jung und disziplinlos, ich darf mich hier noch etwas im Kreis drehen, unpünktlich sein und wahllos Werke rezensieren, wie sie mir in die Hände fallen. Da kommt es dann gleich zu Beginn zu ein paar Doppelungen obwohl noch einige andere Schlange stehen, von den Wünschen habe ich aber keinen vergessen!

    Von Zeit zu Zeit verlasse dann auch ich meinen bisherigen Trampelpfad und begebe mich auf Neue Bahnen um eine neue Kraft der Musik zu entdecken. Nachdem ich nun einen ersten Satz grundlegender Werke Schumanns und anderen üblichen Verdächtigen mein Eigen nenne, fühlte ich mich angeregt manche neuen, bedeutenden Talente kennenzulernen, wenn es auch schwerere Kost darstellt und deren Produktionen mehr einem engeren Kreise bekannt sind.
    Eines schönen Tages hatte ich mich jedenfalls in die Stadt aufgemacht und war auf ein nettes Angebot gestoßen, fünf klassische Werke zum Preis von vieren zu erstehen, was ich sehr gerne annahm.
    Und dabei ist er zu mir gekommen, ein junges Blut aus Kalischt/Böhmen, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet in den schwierigsten Satzungen der Kunst, mir kurz vorher von einem bekannten Forumianer (;-)) empfohlen.
    Um bereits im Äußeren alle Anzeichen eines künftigen Genies zu erkennen, muss ich gestehen, bin ich noch ein wenig zu jung und ungeübt, doch der Herr Komponist tat den Mund auf und sprach folgendes:

    „Unter dem ganzen Heere der Nachbeter, die sich bis heute nicht entblöden, Schumann von oben herab zu behandeln und zu belächeln, hat Wagners Irrtum und heftige Parteilichkeit bedauerlichen Schaden angerichtet.“

    …und da wusste ich, das ist ein Berufener.

    ———–

    Um nun mit meinen eigenen Worten zu sprechen, das hier vorliegende Werk ist mein erstes Werk von Gustav Mahler überhaupt, ich habe mich zuvor noch nicht mit ihm beschäftigt, nun aber eingesehen, dass ich dies dringend nachholen muss.

    Wie immer zuerst zur geschichtlichen Einordnung dieser Sinfonie.

    Nachdem Mahler am 25. Februar 1901 fast an einer schweren Darmblutung verstorben wäre und nur durch das sofortige Eingreifen befreundeter Ärzte gerettet wurde, begab sich der Komponist auf eine dreiwöchige Genesungsreise nach Kroatien, damals noch zu Österreich-Ungarn zugehörig.
    Den Sommer desselben Jahres verbrachte er am Wörthersee, wo er sich über den ersten Satz, den Trauermarsch, an die Arbeit seiner fünften Sinfonie machte.
    Seine Frau Alma, der das Komponieren von Seiten ihres Mannes verboten worden war, war zum blosen Kopieren der Noten befehligt worden. Zwei Jahre später besorgte auch sie die endgültige, druckfähige Reinschrift und nocheinmal ein Jahr später, am 18. Oktober 1904 wurde die Sinfonie in Köln unter Anwesenheit des Komponisten uraufgeführt.

    Von allen Sinfonien Mahlers wird seine Fünfte als beliebtestes und bekanntestes Werk bezeichnet, wohl auch nicht zuletzt durch seine Einsetzung als musikalische Untermalung zu Lucchino Viscontis Film „Tod in Venedig“.
    Grundsätzlich schuf Mahler viel Neues mit seinem Werk in der Welt der sinfonischen Musik, wohl passend zum Beginn des noch neuen und jungen 20. Jahrhunderts.
    Formal hatte sich die Sinfonik bisher in vier oder fünf festen Sätzen bewegt, Mahler unterteilte seine fünfsätzige fünfte Sinfonie nocheinmal auf in drei Teile.
    Der erste Teil umfasst den ersten und zweiten Satz, die jeweils noch aus drei Untersätzen bestehen.
    Der zweite Teil gehört dem in fünf Untersätze aufgegliederten dritten Satz alleine.
    Der dritte und letzte Teil beinhaltet den vierten Satz, das weltberühmte 10-minütige Adagietto aus oben genanntem Film, sowie den fünften, finalen Satz, der noch einmal unterteilt ist in drei Untersätze.

    Alles klar? :teufel:

    Mit einer Länge von über siebzig Minuten schafft die Mahler’sche Sinfonie so viel in einem einzigen Stück wie die Schottische und die Rheinische von Mendelssohn und Schumann zusammen.
    Wer vor relativ schwerer Kost und der Länge des Werkes keine Angst hat, findet hier auf jeden Fall einen guten und intensiven Begleiter durch den November und den Rest der dunklen Jahreszeit hindurch.
    Ich höre grade eine Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Lorin Maazel.

    Trauermarsch part 1
    Trauermarsch part 2
    Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz part 1
    Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz part 2
    Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell part 1
    Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell part 2
    Adagietto
    Rondo-Finale. Allegro part 1
    Rondo – Finale. Allegro part 2

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