Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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  • #11863573  | PERMALINK

    Anonym
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    Registriert seit: 01.01.1970

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    @latho Danke für die Begründung nebst Quelle zum Thema Genozid. Ich verstehe das Argument, möchte ihm aber nicht folgen. Ich kann auch nicht recht begreifen, wie Lewy nach seinem eigenen Kapitel IV noch zum Ergebnis kommt, dass es sich nicht um Genozid handle.

    Aber sei’s drum. Wie auch immer man es nennen mag und wie auch immer man das Mischungsverhältnis zwischen völkermörderischer Intentionalität und seuchenbedingten Kollateralschäden bestimmen will – dass es sich um eine monumentale Leidensgeschichte und ein Massensterben der indigenen Bevölkerung handelte,  bleibt ja unbestreitbar.

    Und dieses Elend kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem elenden Abschluss, dieses halbe Jahrhundert war ja ein einziges langes Rückzugsgefecht einer dem Untergang geweihten Kultur, hierher gehören auch die Apachenkriege, endend mit Tod oder Deportation der Männer, Frauen und Kinder der Apachen.

    Genau in dieser Zeit hat Karl May seinen Winnetou angesiedelt, was aus heutiger Sicht schräg genug ist. Aber an Karl May will ich nicht rumkritteln, Glanz und Elend dieses Kerls wären einen eigenen Thread wert. Haargenau in dieses historische Panorama indes heute noch mal so eine Winnetou-Geschichte zu setzen, ist halt schon eine sensationelle Ignoranz, eine gewaltige Achtlosigkeit gegenüber der Leidensgeschichte der Apachen zwischen 1850 und 1900 und auch eine brachiale Ignoranz gegenüber all den vielen mittlerweile geleisteten künstlerischen, filmischen, literarischen Versuchen, dieser Zeit gerecht zu werden, von Walter Hill Geronimo-Film bis Alvaro Enrigues grandiosem Buch oder zuletzt „Hostiles“ mit Christian Bale.

    Dass die Apachen für ihre Grausamkeit im Krieg berühmt waren, gehört durchaus auch zum ganzen Themenkomplex und bleibt in den drei oben genannten Beispielen ja auch nicht ausgespart. Aber domestiziert wird in solchem Winnetou-Pillepalle von heute eben das ganze Entsetzen jener Zeit.

    Ein Grund, um das Zeug zu canceln? Nein. Aber ein Grund, den Machern so einen Pfusch argumentativ, im Medium der gut begründeten Rezension, um die Ohren zu hauen. Das vertrete ich ja seit den Anfangsseiten dieses Threads: Nicht das Verbot oder die Tabuisierung oder das Canceln sollte hier das Mittel der Wahl sein, sondern der Verriss.

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    #11863575  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    bullschuetz@latho Danke für die Begründung nebst Quelle zum Thema Genozid. Ich verstehe das Argument, möchte ihm aber nicht folgen. Ich kann auch nicht recht begreifen, wie Lewy nach seinem eigenen Kapitel IV noch zum Ergebnis kommt, dass es sich nicht um Genozid handle. Aber sei’s drum. Wie auch immer man es nennen mag und wie auch immer man das Mischungsverhältnis zwischen völkermörderischer Intentionalität und seuchenbedingten Kollateralschäden bestimmen will – dass es sich um eine monumentale Leidensgeschichte und ein Massensterben der indigenen Bevölkerung handelte, bleibt ja unbestreitbar. Und dieses Elend kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem elenden Abschluss, dieses halbe Jahrhundert war ja ein einziges langes Rückzugsgefecht einer dem Untergang geweihten Kultur, hierher gehören auch die Apachenkriege, endend mit Tod oder Deportation der Männer, Frauen und Kinder der Apachen. Genau in dieser Zeit hat Karl May seinen Winnetou angesiedelt, was aus heutiger Sicht schräg genug ist. Aber an Karl May will ich nicht rumkritteln, Glanz und Elend dieses Kerls wären einen eigenen Thread wert. Haargenau in dieses historische Panorama indes heute noch mal so eine Winnetou-Geschichte zu setzen, ist halt schon eine sensationelle Ignoranz, eine gewaltige Achtlosigkeit gegenüber der Leidensgeschichte der Apachen zwischen 1850 und 1900 und auch eine brachiale Ignoranz gegenüber all den vielen mittlerweile geleisteten künstlerischen, filmischen, literarischen Versuchen, dieser Zeit gerecht zu werden, von Walter Hill Geronimo-Film bis Alvaro Enrigues grandiosem Buch oder zuletzt „Hostiles“ mit Christian Bale. [nachträgliche Korrektur: in Hostiles geht es um dieselbe Zeit, aber um Kommantchen]

    Dass die Apachen [und andere] für ihre Grausamkeit im Krieg berühmt waren, gehört durchaus auch zum ganzen Themenkomplex und bleibt in den drei oben genannten Beispielen ja auch nicht ausgespart. Aber domestiziert wird in solchem Winnetou-Pillepalle von heute eben das ganze Entsetzen jener Zeit. Ein Grund, um das Zeug zu canceln? Nein. Aber ein Grund, den Machern so einen Pfusch argumentativ, im Medium der gut begründeten Rezension, um die Ohren zu hauen. Das vertrete ich ja seit den Anfangsseiten dieses Threads: Nicht das Verbot oder die Tabuisierung oder das Canceln sollte hier das Mittel der Wahl sein, sondern der Verriss.

     

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    #11863579  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sorry. Wie kann ich die versehentlich angerichtete Doublette löschen?

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    #11863591  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Gar nicht, du kannst nur den Inhalt rauslöschen.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11863611  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    nicht_vom_forum

    Faschistisch? Nichts natürlich. Ich habe „Missionarischen Eifer“ aber auch nicht mit „faschistoid“ gleichgesetzt. Das finde ich übrigens eine ähnliche Aufweichung des Begriffs „Faschismus“, wie Du sie bei „Rassismus“ beklagst.

    Danke.

    Lese morgen nach, sehr interessante Diskussion, aber als 1956 – Geborener:

    Mir hat Karl May in seinen Büchern eine fremde, spannende Welt beschrieben, sei es im wilden Kurdistan oder beim edlen Apachen. Für mich als 8- oder 12-jährigem Bücherfresser kulturelle Aneignung in Reinkultur. Wäre eine Zeitlang gerne selbst Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah gewesen. Die Toleranz allen Menschen gegenüber habe ich zumindest früh und teilweise von Karl May.

     

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    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #11863617  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    lathoDer Zeitgeist ist 2022 so dumm, dass auch simpelste historische Zusammenhänge und Kontexte nicht mehr erfasst werden. Von daher ist es vielleicht richtig, dass der Ravensburger Verlag hätte aufpassen müssen, weil irgendwelche halbgebildeten Pisa-Kids bei Twitter Rabatz machen. Aber ansonten bedeutet der „Zeitgeist von 2022“ nur, dass sich vor allem Verlage und Verleger vor dem kleinsten Anzeichen von shitstorm verstecken.

     
    Danke.

    Hat eigentlich jemand schon den Kinderfilm gesehen?

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    #11863719  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Steht heute auf dem Programm. Ich werde berichten.

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    #11863801  | PERMALINK

    hurley

    Registriert seit: 20.04.2019

    Beiträge: 2,156

    Linke Spießer als kulturelle Sittenwächter. Auweia. Winnetou war nie was anderes als ein fiktiver Abenteuerfilm, bei dem es um Freundschaft, Zusammenhalt etc pp geht. Den neuen Film werde ich mir aber mit meiner Tochter am WE auch mal  anschauen.

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    All I Can Do Is Be Me, Whoever That Is.
    #11863825  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,224

    hurleyLinke Spießer als kulturelle Sittenwächter. Auweia. Winnetou war nie was anderes als ein fiktiver Abenteuerfilm, bei dem es um Freundschaft, Zusammenhalt etc pp geht.

    Hugh, der Weiße Mann hat gesprochen.

    #11863833  | PERMALINK

    klausk

    Registriert seit: 17.05.2008

    Beiträge: 19,699

    Es ist genau diese „interkulturelle“ Freundschaft zwischen den Blutsbrüdern gewesen, die viele von uns damals in ihren Bann gezogen und begeistert hat. Nscho-tschi komplettiert die positive Kernaussage. So what?

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    There is a green hill far away I'm going back there one fine day. I am free because I am the soul bird
    #11863835  | PERMALINK

    cycleandale
    ALEoholic

    Registriert seit: 05.08.2010

    Beiträge: 10,342

    wahr

    hurleyLinke Spießer als kulturelle Sittenwächter. Auweia. Winnetou war nie was anderes als ein fiktiver Abenteuerfilm, bei dem es um Freundschaft, Zusammenhalt etc pp geht.

    Hugh, der Weiße Mann hat gesprochen.

    Und recht hat er auch.

    --

    l'enfer c'est les autres...
    #11863837  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,224

    cycleandale

    wahr

    hurleyLinke Spießer als kulturelle Sittenwächter. Auweia. Winnetou war nie was anderes als ein fiktiver Abenteuerfilm, bei dem es um Freundschaft, Zusammenhalt etc pp geht.

    Hugh, der Weiße Mann hat gesprochen.

    Und recht hat er auch.

    Der Weiße Mann als solcher hat immer recht, sonst würde er ja nicht jedem die Welt erklären müssen.

    #11863935  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    hurleyLinke Spießer als kulturelle Sittenwächter. Auweia. Winnetou war nie was anderes als ein fiktiver Abenteuerfilm, bei dem es um Freundschaft, Zusammenhalt etc pp geht. Den neuen Film werde ich mir aber mit meiner Tochter am WE auch mal anschauen.

    Sorry, aber das ist ganz gewiss auf mehreren Ebenen nachweislich so grundfalsch, dass es mir zu aufwendig ist, die Fehlerhaftigkeit dieser Aussage durchzudeklinieren. Ich finde, es ist keine Lösung, wenn wir uns dümmer stellen, als wir sind, und so tun, als sei „Winnetou“ nichts als das, was wir als Halbwüchsige darin sehen konnten.

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    #11863937  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Das Problem beginnt schon damit, dass es um nichts als Abenteuerfilme gehe. Man kann gegen diese Filme eine Menge vorbringen und sicher auch das eine oder andere für sie – aber dass die Filme mit Mays Büchern etwa so viel zu tun haben wie Mays Bücher mit der Realität im Nordamerika des 19. Jahrhunderts (nämlich wenig), dürfte doch unstrittig sein.

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    #11863943  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Und wenn wir über die Bücher reden: Die sind eine faszinierende Lektüre. Aber sicher keine eindimensionale. Völkische Größenphantasien, mystische Versöhnungsphantasien, religiöse Schwärmerei, obsessive Fesselungsszenen (an denen sich mal ein Psychoanalytiker abarbeiten könnte), ziemlich üble Ethnostereotypen (vor allem in den Durchdiewüstebänden), sehr sympathische Toleranzpredigten und vor allem an die Weissen gerichtete Habgierverurteilungen, dazu eine bemerkenswerte Fülle an Crossdressern, genderfluiden Gestalten und unzertrennlichen Mann/Mann-Paaren … In den Büchern gibt es auch, wenn man sie heute noch mal liest, viel zu entdecken.

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