Klassik

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  • #557337  | PERMALINK

    kingberzerk

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    katharsisBruch und Mendelssohn, alles schöne Konzerte. Aber in hundertfacher Ausführung? Ich weiß nicht. Wie viele Einspielungen der je beiden anderen Bruch’schen und Mendelssohn’schen Violinkonzerte gibt es denn? Oftmals sind es natürlich die Meisterwerke, die mehrfach aufgenommen werden, aber sind die anderen denn minderwertiger, uninteressanter?

    Brilliant lizenziert meines Wissens nur. Das aber dermaßen günstig, dass sich die Majors nicht wundern müssen, wenn ihre eigenen Neuauflagen liegen bleiben. Manchmal denke ich mir, dass in den Chefetagen nur Affen sitzen und Bananen essen.

    Auch dies ist ein Kritikpunkt in dem Buch. Allerdings sind die Bruch- und Mendelssohn-Konzerte seit je her ein Prüfstein für Geiger, so wie das Beethoven-Konzert oder die Sonaten und Partiten von Bach. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich Geiger dafür interessieren, wie andere Geiger Bruch, Mendelssohn, Bach oder Beethoven interpretieren. Ich zum Beispiel habe die späten Beethoven-Quartette in mehrfacher Ausfertigung und die Klaviertrios kann man auch in mehr als einer Fassung hören, geschweige denn die Klaviersonaten. Ein Buch wie Joachim Kaisers „Beethovens 32 Klaviersonaten“ beschreiben auch ganz gut, wieso das so ist. Schön allerdings ist der Idealzustand: wenn man die Interpretation gefunden hat, nach der sich alle anderen für einen erübrigen.

    Sergiu Celibidache sagte, es sei viel schwieriger, mit einem wunderbaren Orchester ein Stück zu erarbeiten, denn ein guter Flötist hat eben nicht nur eine, zwei oder drei Möglichkeiten, ein Solo zu spielen oder eine Passage zu gestalten, sondern weitaus mehr.

    Schwerer zu verstehen ist allerdings, wieso immer neue Gesamteinspielungen der Beethoven-Symphonien auf den Markt mussten. Obwohl, zu verstehen ist es eigentlich ganz gut: weil es Geld brachte.

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    #557339  | PERMALINK

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    kingberzerkIch zum Beispiel habe die späten Beethoven-Quartette in mehrfacher Ausfertigung

    Welche Einspielungen hast Du denn und welche schätzt Du besonders?

    --

    #557341  | PERMALINK

    kingberzerk

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    clasjazWelche Einspielungen hast Du denn und welche schätzt Du besonders?

    Mir sind die Einspielungen des Melos Quartetts (Deutsche Grammophon, 1986) geblieben, weiterhin die vom Quartetto Italiano (Philips, Aufnahmedatum späte Sechziger, neu aufgelegt in der „Classics“-Serie) und dem Budapest String Quartet (Columbia, Vierziger; neu aufgelegt von Sony). Wie ist es bei Dir?

    Alle drei Einspielungen auf CD, Streichquartette auf Vinyl höre ich nur noch im Ausnahmefall im Gegensatz zu Pop. Die inzwischen vergriffene Melos-Aufnahme war immer mein Favorit, die des Quartetto Italiano mag ich inzwischen ebenso gern. Die Budapester steht für sich. Ich hatte auch die Ausgabe des Suske-Quartetts, die war auch sehr empfehlenswert, aber mit dem Melos-Quartett und dem Quartetto Italiano brauchte ich sie nicht mehr. Gehört hatte ich noch das Amadeus-Quartett und das Emerson Quartett, doch es ist wohl Geschmackssache, dass mich deren Aufnahmen nicht erreichen.

    Weshalb mir ausgerechnet die Melos-Aufnahme und das Quartetto Italiano so gut gefallen, liegt sicher an der Interpretation des cis-Moll-Quartetts op. 131 und des a-Moll-Quartetts op. 132 (der Anfang für mich war das B-Dur-Quartett op. 130). Der 4. Satz des op. 131 und der 3. Satz des op. 132 bedeuten mir viel. Beide Ensembles nehmen sich Zeit, beide versuchen nicht zu überrumpeln, beide entwickeln Bögen über sehr viele Takte; beiden gelingt es aus meiner Sicht auch sehr gut, sowohl Dynamik als auch Tempo mit einer konsistenten inneren Spannung zu vermitteln und dabei auch dem Individuellen der Stimmen Tribut zu zollen. In allen Aufnahmen habe ich nicht das Gefühl, dass die Interpreten mit den Instrumenten ringen müssen, um das zu vermitteln, worum es ihnen geht. Außer vielleicht bei der Großen Fuge, aber die sagt mir ohnehin wenig.

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    #557343  | PERMALINK

    Anonym
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    kingberzerkMir sind die Einspielungen des Melos Quartetts (Deutsche Grammophon, 1986) geblieben, weiterhin die vom Quartetto Italiano (Philips, Aufnahmedatum späte Sechziger, neu aufgelegt in der „Classics“-Serie) und dem Budapest String Quartet (Columbia, Vierziger; neu aufgelegt von Sony). Wie ist es bei Dir?

    Melos … die habe ich mit Beethoven versäumt, wahrscheinlich aus den gleichen Gründen wie Du sie hattest nach ihnen und dem Quartetto Italiano. Das Melos-Quartett ist für mich aber wenigstens sehr mit Schubert verbunden, die früheren Aufnahmen; im Konzert habe ich sie nur einmal gesehen, Wilhelm Melcher kroch fast auf die Szene, aber dann an der Geige war alles leicht.

    Welches Quartett von Beethoven ich zuerst gehört habe, weiß ich nicht mehr. Aber ich weiß, dass ich angefangen habe, wirklich zu hören mit den späten Quartetten, die erste Einspielung war dann die vom Guarneri-Quartett, op. 132 und 95. Mit einem unglaublich langen dritten Satz, einer Dehnung, die nicht zerfällt, sondern sich ausbreitet, als wolle sie nie enden. Danach dann LaSalle, die ich in ihrer Knappheit und dem Klangreichtum auch sehr schätze, bis heute. Und dann bin ich natürlich auch irgendwann zu den Budapestern gelaufen, nachdem ich sie mit Mozart reichlich liebgewonnen hatte. Und höre sie auch heute immer wieder, ich habe aber nicht die späten Quartette mit ihnen, nur die „Große Fuge“. Was stört Dich an ihr? Ich höre sie als Gegen- und Mitentwurf zum Schlusssatz von op. 106. Vielleicht sollte man sie wirklich einmal langsam spielen, auffächern. Haben die Guarneri-Leute das gemacht oder jemand anders?

    Dann habe ich mir die alten Juillards besorgt; was Du über die Bögen schreibst, gehalten über lange Takte, ist da auch, auch bei den „mittleren“ Streichquartetten. Eine ganz große Einspielung, aber wohl auch nicht mehr zu bekommen.

    Damit war ich lange Zeit versorgt. Wollte aber doch noch einmal etwas anderes hören und habe dann, bei 2001, zum Gewandhaus-Quartett gegriffen. Die bleiben, seltsam, immer etwas unterhalb … Aber ein klarer Klang.

    Von den Razumowskij-Quartetten habe ich noch die Borodins, irgendwann mal mitgeschnitten aus dem Radio – wie so oft, ziehen sie mich sehr an. Ich glaube, die haben die Quartette auch vollständig eingespielt, aber ich konnte mich noch nicht aufraffen.

    Und keine andere Vinyl-Box würde ich lieber wieder auflegen als die Schostakovich-Streichquartett-Box mit ihnen (und dem Beethoven-Quartett).

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    #557345  | PERMALINK

    kingberzerk

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    clasjazMelos … die habe ich mit Beethoven versäumt, wahrscheinlich aus den gleichen Gründen wie Du sie hattest nach ihnen und dem Quartetto Italiano.

    Wilhelm Melcher gesehen, wie schön, hätte ich auch gern.

    Eigentlich ist mir schon das Budapester zu viel, aber erstens Geschenk und zweitens bin ich doch ab und an neugierig. Letztlich aber bin ich in den meisten Fällen doch kein Freund historischer Aufnahmen. Da haben schon Fachleute versucht, mich zu bekehren, Budapest war auch so eine Initiative, und eigentlich sind Melos und die Italiener doch inzwischen schon selbst historische Aufnahmen, und in dieser Hinsicht schätze ich viele historische Einspielungen.

    Möglicherweise wäre dies eine Annäherung: Je weniger Interpretationen der Werke mir bleiben, desto besser, die tolle Suske-Aufnahme konnte ich so leichten Herzens wieder weggeben, aber weniger als das geht auch wieder nicht. Dennoch höre ich bei mir unbekannten Einspielungen häufig hin, neulich erst wieder bei der Sechsten Mahler. Aber ich suche eigentlich keine neue, außer die Gelegenheit drängt sich geradezu auf. Lieber im Konzertsaal überraschen lassen, dem Repertoire folgen oder wie auch immer.

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    #557347  | PERMALINK

    Anonym
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    kingberzerkWilhelm Melcher gesehen, wie schön, hätte ich auch gern.

    Das war bewegend, ich meine den Klang. Ein meisterhaftes Streichquartett-Ensemble im Konzert bleibt leider doch etwas anderes als von Konserve. Aber ich gönn’s mir selten; bei Melos hatte übrigens schon Ida Bieler die zweite Geige in der Hand.

    Möglicherweise wäre dies eine Annäherung: Je weniger Interpretationen der Werke mir bleiben, desto besser, die tolle Suske-Aufnahme konnte ich so leichten Herzens wieder weggeben, aber weniger als das geht auch wieder nicht. Dennoch höre ich bei mir unbekannten Einspielungen häufig hin, neulich erst wieder bei der Sechsten Mahler. Aber ich suche eigentlich keine neue, außer die Gelegenheit drängt sich geradezu auf. Lieber im Konzertsaal überraschen lassen, dem Repertoire folgen oder wie auch immer.

    Abgesehen von den Überraschungen im Konzertsaal, die mir meist doch etwas zu wenig weit gingen, kann ich das gut nachvollziehen. Dennoch gibt es ja die Entdeckerphasen und-begeisterungen, nur, irgendwann kristallisiert sich dann doch diese oder jene Aufnahme heraus.Was die „historischen Aufnahmen“ angeht – ich höre die grundsätzlich gleich wie neuere, den Unterschied mache ich beim ersten Hören nicht, der Klang mag oft übel sein, bestimmte Interpretationsgepflogenheiten seltsam – weil da für heutige Ohren eben meist noch etliche andere drübergelaufen sind -, aber das ich bei Leib- und Magenstücken noch nach neueren Leuten suche, kann ich kaum sagen. Das müssen dann schon „Zufälle“ sein.

    Bei Beethoven habe ich übrigens das großartige Busch-Quartett vergessen, auch mit Schubert sind sie, obwohl uralt, für mich an vielen Tagen oder vielmehr Nächten unerreicht oder zumindest nicht übertroffen. Wobei sicherlich auch zu sagen ist, dass Interpretationen so verschieden sein sollten, dass sie nicht mehr vergleichbar sind, sondern für sich und nebeneinander stehen. Nach denen suche ich meist.

    Mahlers Sechste, was war denn das?

    --

    #557349  | PERMALINK

    kingberzerk

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    clasjazWas die „historischen Aufnahmen“ angeht – ich höre die grundsätzlich gleich wie neuere, den Unterschied mache ich beim ersten Hören nicht, der Klang mag oft übel sein, bestimmte Interpretationsgepflogenheiten seltsam – weil da für heutige Ohren eben meist noch etliche andere drübergelaufen sind -, aber das ich bei Leib- und Magenstücken noch nach neueren Leuten suche, kann ich kaum sagen. Das müssen dann schon „Zufälle“ sein.

    Einen dieser Zufälle erlebte ich mit András Schiff und den Französischen Suiten. Aus meiner Sicht gab es vorher nur Glenn Gould und Swjatoslaw Richter. Dann spielte Schiff sie ein und machte etwas für mein Gefühl gänzlich Neues daraus: Sehr zurückhaltend und erzählend, gar nicht auftrumpfend, eher versonnen und geradezu höflich, verglichen zu den stolzen Darbietungen seiner Kollegen. Inzwischen kann ich sie gar nicht mehr anders hören, besonders die G-Dur-Suite, außer meine Frau spielt sie.

    Bei Mahler VI. entdeckte ich zunächst die beiden letzten Sätze neu, vor allem natürlich das Finale, weil ich die Partitur zur Hilfe nahm. So wurde ich auf Details aufmerksam, die ich schließlich in Karajans Aufnahme aus den Siebzigern sehr überzeugend wiedergegeben fand. Zuvor hatte ich gedacht, diese Einspielung stehe besonders für Wucht und Kompromisslosigkeit. Doch Karajan, der sich ja ansonsten nicht allzusehr für Mahler engagiert hatte, gelang mit den Berlinern eine bemerkenswerte Nuancierung in Tempo und Ausdruck, und das war in den Siebzigern. Eine Leistung, die ich zuvor gar nicht so recht bemerkt hatte und das Entrückte hervorhob. Zuvor hatte ich die Symphonie eher vom Kopfsatz aus gehört und setzte alles dazu in Beziehung, fortan war es das Finale, das zentrale Bedeutung gewonnen hatte. Die magischen Passagen mit den verzauberten Celesta-Akkorden haben mich für diese Einspielung eingenommen. Eine schöne Brücke in die Gegenwart, der gebügelte Sound der DG war in diesem Fall ein Vorteil, Transparent ist die Tonkonserve zwar nicht so sehr, dafür aber die Interpretation der Partitur.

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    #557351  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Tortelier ist doch auch schon längst (in Deinem Sinne) historisch.
    Eine aktuelle Aufnahme, die ich ins Auge gefasst habe, ist die (anscheinend zweite) von Ophélie Gaillard:
    http://www.amazon.de/dp/B004NWHV6W/

    Diese Rede von „historisch“ finde ich etwas verwirrend, weil das Wörtchen doch oft für historiche Aufführungspraxis verwendet wurde – die nun weder Casals noch Tortelier pflegten, was mir am Ende auch ziemlich Wurscht ist … die Tortelier-Aufnahmen haben mit allerdings im Gegensatz zu jenen von Casals, die mich vor über drei Monaten in die Klassik abtauchen liessen, nicht sonderlich berührt, vielleicht höre ich sie morgen nochmal.

    Deine Überlegung mit dem Nimbus der alten, meinetwegen eben historischen Aufnahmen, habe ich aber auch schon angestellt. Interessant wäre das schon, aber man müsste als Vergleich wirklich aktuelle Aufnahmen beiziehen, nicht?

    Ein Beispiel, wo ich das zu tun gedenke, sind die Bach-Stücke für Solo-Violine. Ich habe neulich die Chiaconne von Isabelle Faust gehört (ihre zweite CD mit BWV 1001-1003 ist gerade erschienen, die erste mit BWV 1004-1006 schon eine Weile draussen) und war sehr angetan!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #557353  | PERMALINK

    kingberzerk

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    @ gypsy tail wind: Pardon, hatte die Passage wieder gestrichen. Hatte sie aber noch in der Zwischenablage.

    Zu den historischen Aufnahmen noch einmal kurz: Gern würde ich irgendwo antike, vorchristliche Einspielungen mit moderneren Aufnahmen verglichen sehen. Zum Beispiel:

    – Mahler V.: Bruno Walter, New York Philharmonic / Bernard Haitink, Berliner Philharmoniker
    – Furtwängers Salzburger Figaro / Marriner
    – Bachs Cellosuiten: Casals / Tortelier
    – Sonaten und Partiten: Milstein (50er) / Milstein (70er)
    – Bruckner III: Szell / Karajan

    Oder jemand schreibt, weshalb zum Beispiel eine Fritz-Reiner-Einspielung der „Salome“ so unschlagbar erscheint und jemand anderes kann seinen Favoriten damit vergleichen.

    Vielleicht, um zu sehen, was es mit dem Nimbus der historischen Aufnahme tatsächlich auf sich hat. Letzlich aber wäre der Aufwand wohl zu groß. Im Forum ist viel von alten Aufnahmen die Rede, aber selten von deren Eigenarten und deren Bedeutung.

    Ein tolles Beispiel gibt Jürgen Kestings Callas-Buch (Auszug hier), Joachim Kaisers Werk über die Interpretationen der Klaviersonaten Beethovens oder Martin Elstes “Meilensteine der Bach-Interpretationen“. Ich meine das auch gar nicht so akademisch, eher persönlich.

    Zum Beispiel weiß ich, dass die Feinbein-Gang Furtwänglers Figaro so legendär findet, aber die Begeisterung mag ich nicht teilen. Mir sagt eine – sehr gut besetzte – Allerweltsaufnahme wie die von Marriner einfach viel mehr.

    gypsy tail windDeine Überlegung mit dem Nimbus der alten, meinetwegen eben historischen Aufnahmen, habe ich aber auch schon angestellt. Interessant wäre das schon, aber man müsste als Vergleich wirklich aktuelle Aufnahmen beiziehen, nicht?

    Vielleicht müsste man gar nicht so streng sein. Eine Aufnahme aus den Dreißigern mit einer aus den Sechzigern zu vergleichen ist doch auch interessant oder Milsteins 50er-Sonaten mit den 70ern. Ich finde auch Mutis Bruckner aus den Achtzigern produktionstechnisch modern. Eigentlich auch Torteliers Suiten, verglichen mit Casals.

    gypsy tail windEin Beispiel, wo ich das zu tun gedenke, sind die Bach-Stücke für Solo-Violine. Ich habe neulich die Chiaconne von Isabelle Faust gehört (ihre zweite CD mit BWV 1001-1003 ist gerade erschienen, die erste mit BWV 1004-1006 schon eine Weile draussen) und war sehr angetan!

    Wohlan!

    --

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    #557355  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ach so, und ich antworte wieder ohne zu zitieren … danke, dass Du die Passage doch noch da lässt, damit man auch begreift, worauf ich antworte! :-)

    War heute übrigens länger im Mahler-Thread und hab mich über das dort aufgebauschte Gegensatzpaar Strauss und Mahler gewundert. Strauss ist einer der wenigen, den ich in den letzten Jahren, die sonst fast gänzlich dem Jazz gewidmet waren, gehört habe … die „Salomé“ hatte ich mir nach einer überzeugenden Germanistik-Vorlesung mal zugelegt (Karjan, mit Behrens, van Dam, Baltsa etc), dann auch das DG 3CD-Set von Böhm … aber ob das Favoriten ober überhaupt gute Einspielungen sind, kann ich nicht beurteilen.

    Von Mahler II gab’s heute abend dann spontan und spottbillig in gutem Zustand Bernstein mit dem LSO auf LP. Ist das ein tauglicher Einstieg oder soll ich damit noch warten, bis ich das Ding von anderswoher kenne?

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    #557357  | PERMALINK

    kingberzerk

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    gypsy tail windWar heute übrigens länger im Mahler-Thread und hab mich über das dort aufgebauschte Gegensatzpaar Strauss und Mahler gewundert.

    Strauss und Mahler hatten ja einen regen Briefwechsel und Strauss war damals der erfolgreichere, der Mahler zu größerem Publikum verholfen hat. Er unterstützte Mahler dabei, Großproduktionen aufzuführen (ein Problem war, glaube ich, die aufwendige II. Symphonie, die Strauss bei einem Musikfestival auf die Beine zu stellen half und in Berlin hat er ihm auch unter die Arme gegriffen, aber da müsste ich noch mal genauer nachlesen). Auf jeden Fall wusste Mahler anfangs nicht so recht, wie er die teuren Konzerte finanzieren sollte, und Strauss ebnete ihm mit seinen Beziehungen den Weg.

    Aus diesem Briefwechsel und den Erinnerungen Almas geht wohl hervor, dass Mahler sich nicht in jeglicher Hinsicht von Strauss anerkannt fühlte und natürlich auch dessen Erfolg für sich ersehnte, aber wie gesagt: Es ist schon spät und ich müsste noch mal genau nachschlagen, und heutzutage kann ja jeder sehen, wie sich die Anerkennung und Wertschätzung des Schaffens von Strauss und Mahler entwickelt oder gewandelt hat.

    gypsy tail windStrauss ist einer der wenigen, den ich in den letzten Jahren, die sonst fast gänzlich dem Jazz gewidmet waren, gehört habe … die „Salomé“ hatte ich mir nach einer überzeugenden Germanistik-Vorlesung mal zugelegt (Karajan, mit Behrens, van Dam, Baltsa etc.), dann auch das DG 3CD-Set von Böhm … aber ob das Favoriten ober überhaupt gute Einspielungen sind, kann ich nicht beurteilen.

    Kann ich auch nicht beurteilen, auch wenn ich die Böhm-Einspielung mag. Gerade wegen Teresa Stratas. Da ist es mir das fast egal, dass in der Verfilmung Playback gesungen wird. Faszinierend finde ich Ljuba Welitsch. Aber Stratas eben auch, und die Musik muss ich vom Klang her nicht übersetzen.

    gypsy tail windVon Mahler II gab’s heute abend dann spontan und spottbillig in gutem Zustand Bernstein mit dem LSO auf LP. Ist das ein tauglicher Einstieg oder soll ich damit noch warten, bis ich das Ding von anderswoher kenne?

    Interessante Frage! Wenn ich die LP gekauft hätte, könnte ich wahrscheinlich gar nicht warten. Ich bin sehr von Bernsteins Live-Mitschnitt mit den New York Philharmonic eingenommen (DG). Die Tempi sind teilweise krass, aber genau so möchte ich das hören. Auf Vinyl ist mir diese Symphonie noch nie untergekommen, aber gerade diese Dymanik-Sprünge, diese Kluft zwischen äußerst leise und besonders laut, habe ich lieber auf CD.

    Bernsteins Live-Mitschnitt mit den New York Philharmonic war mein Einstieg und ist mir seitdem geblieben. Später habe ich auf DVD sein Konzert mit dem LSO gesehen, meine Vorliebe ist aber unverändert geblieben. Aber vielleicht wäre es bei Dir aber genau anders herum?

    Nachtrag: Sicher gibt es neben Bernsteins späterem Live-Mitschnitt andere wichtige Einspielungen. Wenn ich noch weitere Ausgaben probieren würde, dann Bernsteins erste Aufnahme mit den New York Philharmonic von 1963, Otto Klemperers EMI-Einspielung von 1968 oder Klaus Tennstedts 89er-Konzert mit dem London Philharmonic Orchestra, das 2010 erschien. Interessieren würde mich auch Bernard Haitink, sowohl mit dem Concertgebouw als auch mit den Berlinern, doch Decca ist nicht so mein Ding. Aber wer weiß? Vielleicht klingt sie ja doch eher nach Philips und ist nur lizensiert?

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    gypsy-tail-wind
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    kingberzerkKann ich auch nicht beurteilen, auch wenn ich die Böhm-Einspielung mag. Gerade wegen Teresa Stratas. Da ist es mir das fast egal, dass in der Verfilmung Playback gesungen wird. Faszinierend finde ich Ljuba Welitsch. Aber Stratas eben auch, und die Musik muss ich vom Klang her nicht übersetzen.

    Da habe ich Verwirrung gestiftet bzw. zu präzisieren vergessen, dass ich das Böhm 3CD-Set mit den „Tone Poems“ meinte … von „Salomé“ habe ich nur die Karajan-Aufnahme.

    kingberzerkInteressante Frage! Wenn ich die LP gekauft hätte, könnte ich wahrscheinlich gar nicht warten. Ich bin sehr von Bernsteins Live-Mitschnitt mit den New York Philharmonic eingenommen (DG). Die Tempi sind teilweise krass, aber genau so möchte ich das hören. Auf Vinyl ist mir diese Symphonie noch nie untergekommen, aber gerade diese Dymanik-Sprünge, diese Kluft zwischen äußerst leise und besonders laut, habe ich lieber auf CD.

    Ich werde wohl später einfach mal reinhören … eine schlechte Adresse für Mahler scheint Bernstein generell ja nicht zu sein. Ob die LPs was taugen … ich werde es hören. Ich finde es interessant, dass die LP vs. CD-Gräben in der Klassik anscheinend recht anders verlaufen als im Jazz oder dem Rock!

    kingberzerkNachtrag: Sicher gibt es neben Bernsteins späterem Live-Mitschnitt andere wichtige Einspielungen. Wenn ich noch weitere Ausgaben probieren würde, dann Bernsteins erste Aufnahme mit den New York Philharmonic von 1963, Otto Klemperers EMI-Einspielung von 1968 oder Klaus Tennstedts 89er-Konzert mit dem London Philharmonic Orchestra, das 2010 erschien.

    Du sprichst hier nur von der zweiten Symphonie, ja?

    Weil ich die Tage grad immer wieder bei Horowitz lande, hier ein hübscher kleiner Fund … er spielte im Weissen Haus, Nancy fiel vom Stuhl:

    Nichts passiert, aber der gute Volodya war sichtlich erheitert:


    (v.l.n.r.: Ronald Reagan, Wanda Toscanini Horowitz, Vladimir Horowitz, Nancy Reagan)

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    kingberzerk

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    gypsy tail windDu sprichst hier nur von der zweiten Symphonie, ja?

    Genau.

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    gypsy-tail-wind
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    Okay, danke!

    Ich gehe gleich nochmal ins Antiquariat, wo ich die LPs herhatte, es gibt dort massenhaft LP-Boxen zu Spottpreisen und üblicherweise in sehr gutem Zustand … muss mir mal ein paar Notizen machen und im Empfehlungen-Thread dann nachfragen. Mahler gab’s soweit ich sah wenigstens bei den Boxen nicht, Doppel-LPs ohne Box sind aber beim Rest einsortiert und um den komplett zu durchforsten braucht man wenigstens eine Stunde.

    Die Brahms Kammermusik-Box von Philips dürfte aber schon was sein, oder?
    http://www.ebay.com/itm/BRAHMS-COMPLETE-CHAMBER-MUSIC-GRUMIAUX-SEBOK-STARKER-PHILIPS-15-LP-6768146-MINT-/280954420036?pt=Music_on_Vinyl&hash=item416a303b44
    Der Inhalt ist wohl identisch mit der CD-Ausgabe hier:
    http://www.amazon.com/Brahms-Complete-Chamber-Music-Box/dp/B0000041LM

    Eine 3LP-Box mit den vier Brahms-Sinfonien (Columbia, Walter) war auch da, die LPs sahen fast neu aus, die Box etwas abgegriffen aber intakt – für sechs Franken sollte ich sie wohl auch einfach mal mitnehmen.

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    kingberzerk

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    gypsy tail windIch werde wohl später einfach mal reinhören … eine schlechte Adresse für Mahler scheint Bernstein generell ja nicht zu sein.

    Eine sehr gute Möglichkeit, Bernstein mit Mahler kennenzulernen, bietet die 11-CD-Box der Deutschen Grammophon anlässlich des Jubiläums 2010 für unschlagbare 33 Euro oder so für alle Symphonien.

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