Jack DeJohnette

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  • #11328807  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    vorgarten

    soulpope

    vorgarten

    soulpopeund es hiesse Eulen nach Athen tragen um über die Vorzüge von einem sax/b/dr bzw Dave Holland und Jack Dejohnette zu fabulieren –

    ja, aber findest du nicht auch, dass dejohnette hier anders spielt, viel krawalliger? – mich hat das jahrelang sehr irritiert, ich höre das auch immer noch so, aber mittlerweile verstehe ich das als respektvolle herausforderung. deshalb habe ich das album hier nochmal eingebracht, ich kann es mir aus seiner entwicklung heraus nicht recht erklären (am ehesten aus der arbeit mit jarrett und peacock), vielleicht hat auch der fette, aber ziemlich kühle sound der aufnahme damit zu tun.

    Hab das schon länger nicht gehört, schwer zu sagen …. aber womöglich auch eine Art Reaktion auf das Spiel von Coleman …. ?

    interessant, dass du coleman so dominant hörst. stimmt vielleicht, ich bin womöglich zu vertraut mit seinem spiel, um das zu beurteilen. aber hier sorge ich mich immer um ihn, so wie dejohnette da losprescht…

    Steve Coleman hat einen markanten Ton und Vortrag, wodurch er naturgemäß auch polarisiert …. das ist wahrlich keine schlechte Scheibe, ich war/bin womöglich Opfer meiner hohen Erwartungen …. im Trio ist natürlich mehr Spielraum gegeben und DeJohnette nutzt diesen halt intensiv/extensiv ….

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    #11348269  | PERMALINK

    vorgarten

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    nächste runde special edition, die über ricky schultzs kleines zebra-label bei der talente-scountenden mca gelandet ist. die besetzung ergibt auf den ersten blick keinen sinn: 3 herren aus den jahrgängen 1942, 44 und 45, allerdings nicht aus gemeinsamer nachbarschaft, treffen auf drei 20 jahre jüngere musiker, die gerade erst an ihren debütalben basteln (osby für jmt, thomas für enja, plaxico 3 jahre später für muse). osby spielt allerdings schon seit ein paar jahren in der live-formation, bringt thomas und vasconcelos mit, während goodrick und dejohnette ja schon eine gemeinsame geschichte haben, die sich „directions“ nannte.

    das album ist irre, schwer zu verdauen, fantastisch oft, aber mit den vorherigen sachen nicht zu vergleichen. der frühe digitale kälte-mix setzt auf effekte, macht da irgendwas aus den drums, auf dass sie wie geschosse klingen, stapelt alles in der mitte zusammen, auch das artifizielle grand piano, die drum computer, den synth, die gitarre, vasconcelos‘ kleines schlagwerk, einen fetten e-bass, so dass man fast denken könnte, eine mono-aufnahme zu hören, käme nicht von links die shakuhachi von thomas und von rechts das chirurgisch schneidende altsax von osby herein. die kompositionen sind überkandidelt, wollen das durcheinander abbilden und in szene setzen, und schaffen das auch, so dass immer wieder was wegsackt und was neues plötzlich aufblitzt. zum durchatmen kommen ein paar percussion- und vokalisationseinlagen von vasconcelos, am besten aber funktioniert das klassische special-edition-material, verzögerte explosionen im thema, dann ein heißer schneller swing und die powersoli der saxofonisten – und da lassen sich thomas und osby einiges einfallen, das niemals saxofonklischees evoziert.

    großartig und offensichtlich sehr inspirierend für den leader ist die einheit mit dem neuen bassisten, lonnie plaxico, der als einziger der jüngeren schon einige erfahrungen hat (jazz messengers, die blanchard/harrison-band, aber auch david murray und die debütalben von steve coleman und cassandra wilson) – er spielt einen unglaublich druckvollen walking bass und auch die elektrische variante ist bei ihm nicht von schlechten eltern. toll finde ich aber auch mick goodrick, der auf zurückhaltende art immer das richtige anbietet, mit vielen tollen, völlig sicher integrierten sounds, luftig, jubilierend, harmonisch komplex, dann wieder ganz funktional.

    verrücktes zeug in schnellem wechsel, mal klingt die musik wie ein sportsendungs-jingle, dann wieder wie ein zusammenstürzender gletscher, manchmal kitschig, manchmal glatt, manchmal überraschend komplex und auf eigenartige weise emotional, weil es ja eben doch sechs einzigartige stimmen sind, die sich unter den sounds nicht begraben lassen. ein quantensprung von dejohnette, allerdings in eine richtung, die ich nicht erwartet hätte.

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    #11348301  | PERMALINK

    vorgarten

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    hier die ganze band live 1988 in montreal, wo eigentlich alles klar wird. und dann taucht am ende noch pat metheny auf und spielt „the sphinx“ von ornette coleman. (SONG X war ja auch noch vorher – und nachher spielten dann metheny und thomas zusammen.)

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    #11349045  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    der visualscape: irgendwas temporäres im neonlichtflackern, ein parkdeck vielleicht. zu sub für große festivalbühnen, aber auch nichts für intimere settings.
    der audioscape: vollständig technifiziert, „playin through“ ist die redewendung in den credits, alle spielen durch irgendwas hindurch, pitch rider, effekt-module, vocoder, expander, die charismatischen stimmen sind als solche hörbar, haben aber einen elektronischen schatten. der soundingenieur tom mark kriegt die fast identische band ein jahr später breiter abgebildet, aber sie erzeugt immer noch einen leicht gewalttätigen statischen sound, in dem sich lokal kleine enegetische knoten bilden und halblaut explodieren. klischees werden keine hörbar, nirgends – aber die sounds fließen einfach nicht sanft rein, loopen stumpf und simpel was zusammen, was in der summe sich dann aber sehr komplex auswächst. nana vasconcelos fehlt, mit ihm das amazonische flirren, die sich auf natürlichem wege einstellenden psychedelischen ornamente, hier speisen die geräte, die alle „korg“ heißen, ihre elektrischen entladungen direkt ins digitale aufzeichnungsequipment.

    auch „one for eric“ wird so technifiziert, auch „the sphinx“ von ornette, er hatte bestimmt nichts dagegen. die drums von dejohnette habn einen artifiziellen parkdeck-hall. aber die becken klingen so gut wie immer, vielleicht noch eine spur besser. kaum zu fassen, oder vielleicht gerade doch naheliegend, dass diese musik hier das komplement zum standardspielen mit keith & gary war.

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    #11350879  | PERMALINK

    vorgarten

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    1991, also drei jahre später, für das japanische somethin’else-label (gehört zu toshiba) aufgenommen und an blue note lizensiert. das bläser-line-up ist mit osby und thomas nach wie vor fantastisch besetzt, aber goodrick ist raus und jack dejohnette spielt ausschließlich drums. die midi-orgie ist vorbei, alle klingen wieder nach jazzband, der sound hat luft. wäre da nicht der neue mann an den tasten, michael cain, nochmal ein paar jahre jünger als plaxico, osby und thomas – er spielt ein synthesizergeneriertes klavier, das berühmte yamaha grand piano, und zwei korgs für glissandi und schwebeflächen, die 1991 (als ich das album gekauft und recht schnell wieder aussortiert habe) schon etwas kitschig und altbacken klangen. allerdings spielt cain niemals kalt oder technisch, das passt zur neuausrichtung, die wieder dejohnette-dominiert ist (alle kompositionen sind von ihm) und eine esoterische, auf jeden fall freundlichere wende genommen hat.

    ich weiß allerdings nicht, ob ich das gut finde. die kalte dichte des vorgängers weicht hier ziemlich widerstandslos einer vom falschen klavier eingelullten harmlosigkeit, in der sogar tierlaute einen platz finden (da wäre vasconcelos wohl was spannenderes eingefallen). gut gespielt ist das natürlich ohne ausnahme, auch originell, sobald osby und vor allem thomas mal lospreschen. zwei stücke aus der „directions“-zeit werden neu betrachtet und machen die entwicklung deutlich, die dejohnette vor allem im sound genommen hat, „lydia“ und „where or wayne“.

    am ende das highlight, „monk’s plump“, ein blowing tune, das plötzlich freiheit atmet, luft bekommt, allen 5 spielern raum gibt, zwischendurch eine immense intensität entfaltet. top notch ist das 1991 nicht, wie die frühere special-edition-ausgabe zu ihrer zeit. dejohnette verlässt sich ein bisschen zu sehr auf die neuen impulse der jungen, die eigentlich was anderes wollen. sie wirken gezähmt, vielleicht auch gut so, wenn man sich ihre eigenen sachen der zeit anhört. aber der umgekehrte weg, osby & coleman mit von freeman im gleichen jahr, macht dann doch ein bisschen mehr spaß. jedenfalls mir. aber dieses mal bleibt die cd erstmal einsortiert.

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    #11353669  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    soweit letztes special-edition-album von dejohnette, 1994 wieder auf somethin‘ else & blue note erschienen. vom konzept der nur von bass & schlagzeug angetriebenen blowing band, die sich einen reim auf die jazztradition macht, ist wenig übrig geblieben. gary thomas steht nunmehr als einziger blasmusiker im raum, mit cain, plaxico & dejohnette bildet er ein rumpf-quartett, zu dem hier gäste dazustoßen: marvin sewell, hier noch ganz am anfang seiner karriere (u.a. 15 jahre gitarrist von cassandra wilson), spielt eine schöne akustische und eine eher unverzerrte e-gitarre, paul grassi erweitert das beachtliche percussion-sortiment dieser aufnahmen, das von triangel bis zu holzblöcken geht, es gibt fast gar keine technik mehr hier, sehr dezente synthesizer, ein bisschen spuren-schichtung, eigentlich wird alles wieder auf die dimensionen des menschlichen körpers begrenzt, buchstäblich in gestalt von bobby mcferrin, der sowieso alle instrumente (und afrikanische und nativ-amerikanische sprachen) imitieren kann & möchte.

    musikalisch bewegt sich das sehr locker und gekonnt im rahmen von freien riffs, in die sich ungehetzte soli einmischen, das tollste ist natürlich von gary thomas, auf dem eher traditionell als „jazz“ arrangierten stück „seventh D“ (das andere ist eine „summertime“-version). war special edition vorher vor allem ein showcase für den komponisten dejohnette, kommt das meiste hier kollektiv und spontan zusammen. das kompositorische gespür bringen die beteiligten, die ja zu diesem zeitpunkt fast alle selbst bandleader sind, mit. sehr spürbar ist aber, dass alles von den drums her kommt, da entspringt die bewegung, da fließt und verwirbelt es sich fortlaufend, und wenn das vokabular hier ins esoterische übergeht, so ist das wohl im sinn der musik. das woodstock-flair setzte sich 1975 zwar anders in dejohnettes musik ab, die urbanen sound (m-base) haben es 20 jahre später genauso wenig über den hudson geschafft wie damals die formelhafte fusion.

    wenn man die special-edition geschichte zusammenfassen will, dann vielleicht so: vom dreck der new yorker straßen in einen kurzen wirbel ortloser drähte und verkabelungen, dann mit einem sprung über den großen fluß auf land.

    was zwischen hier und dem trioalbum mit ravi coltrane und matthew garrison passiert ist, kenne ich gar nicht. vielleicht höre ich da demnächst noch ein bisschen weiter.

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    #11353931  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    danke fuer de schoenen Texte – bei dieser Serie von Post-ECM Special Edition Alben bin ich noch voellig blank… die beiden Alben mit Michael Cain aus den spaetern 90ern fand ich dann wieder ziemlich gut

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    #11354021  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandricedanke fuer de schoenen Texte – bei dieser Serie von Post-ECM Special Edition Alben bin ich noch voellig blank… die beiden Alben mit Michael Cain aus den spaetern 90ern fand ich dann wieder ziemlich gut

    Genau so!

    Ausser, dass ich noch das tolle Trio mit Ravi Coltrane und Matthew Garrison habe ich auch noch – inkl. mit vorgarten geteilte wunderbare Konzerterinnerung beim Jazzfest Berlin vor einigen Jahren :-)

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    #11384471  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,022


    alternate history, kann man weiterposten wie es auf .org erschien: Miles‘ Lost Quintet but Chick and Jack have switched [..] seats.

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    #11698653  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    We Now Interrupt for a Commercial :-)

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    #11698809  | PERMALINK

    atom
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    Registriert seit: 10.09.2003

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    20 Spuren für Drums, yes!

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
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