Island

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    Schaut auf dieses Land!

    Pop vom Polarkreis: Mit Klangkönigreichen krempeln isländische Bands die Musikwelt um.

    Island ist weit. Weit ab vom Schuss, jedenfalls geographisch. Am nördlichen Polarkreis lugt es aus dem Atlantik, und die Hauptstadt Reykjavík hat die Ausmaße von Göttingen. Island ist nah. Popmusikalisch. Eine Keimzelle innovativer Ideen. Seit einiger Zeit krempeln isländische Bands mit einzigartigen Konzepten die Musikwelt um. Die „New York Times“ ernannte Reykjavík bereits zum globalen Rocklabor, Blur-Sänger Damon Albarn sieht ein neues Ibiza. Und in Island? Wird unterdessen auf vulkanischem Boden weiter produziert.

    In den Achtzigern ein erstes Lebenszeichen: Björk, damals noch mit ihren Sugarcubes, etablierte Island auf der musikalischen Weltkarte. Heute werden junge Bands wie Múm und Sigur Rós international gefeiert. Denn ihre Musik klingt beeindruckend eigen.

    Sigur Rós produzieren Klangkönigreiche. Mit einem Cellobogen erzeugt Sänger Jónsi Birgisson Töne auf seiner Gitarre und singt in einer Sprache, die niemand versteht: Für Sigur Rós hat er Hopelandish erfunden. Es geht um den bloßen Klang von Tönen und Wörtern. Darum, die Musik in ihren kleinsten Teilchen wiederzuentdecken: Ein Sigur-Rós-Song entsteht im Hörer selbst – eigenartig und brillant ist das. Konsequenterweise hat das aktuelle Album der vier Isländer keinen Titel, die Songs auch nicht. Ihre diesjährige Deutschlandtour war ausverkauft.

    Múm-Songs dagegen haben Titel, die ganze Geschichten erzählen: „Don’t be afraid, you have just got your eyes closed“ ist so einer. Der Musik hört man an, woher sie kommt. Sie ist klar wie nordische Luft, dafür sorgen schematisch strukturierte Beats, Glockenspiele und viele hohe Töne. Und dann schießt aus dieser transparenten Melange – Laptop-Sound mit klassischen Instrumenten – plötzlich etwas empor, so zauberhaft und fragil wie eine Schneeflocke auf der Fingerspitze: das Múm-Gefühl.

    Isländische Musiker sind sich einig, dass ihre Kreativität von den extremen Landschaften ihrer Heimat beeinflusst wird. Bei Thule, Islands größtem Independent-Label, weiß man, warum Isländer die Musik machen, die sie machen. Zum einen sei es die Isolation des Landes, die isländischen Musiker eine gewisse Immunität gegen europäische und amerikanische Trends zu verleihen scheine. Und dann sei da noch das Wetter, o ja, das Wetter. Alle 15 Minuten ändere es sich, man erwarte also ohnehin ständig das Unerwartete.

    Was es letztlich auch ist. Thule hat schon wieder zwei neue Bands parat: Apparat Organ Quartet, ein Pop-Orgelquartett. Und Trabant, die vor knapp zwei Monaten erstmals in Deutschland auftraten. Verkleidet als Beatles und später dann halb nackt spielten sie auf hohem Niveau einen Sound, als würde Monty Python auf dem Mars rocken. Sie fließt, die isländische Kreativität. Und fließt und fließt und fließt.

    Island live in Niedersachsen: Am Wochenende spielen Sigur Rós, Björk und Gus Gus beim Hurricane-Festival in Scheeßel. Infos unter http://www.hurricane.de im Internet

    Joanna Itzek

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