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AutorBeiträge
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Zeit für BENN, den grossen deutschen Lyriker!
Aktuell wie nie!
Wer mag, kennt ihn?--
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WerbungHatte mal einen Bürger, der mir unter dem Synonym Gottfried Benn einen poetischen Brief über eine ihn störende Hecke schrieb. (Sorry, leicht themenfremd)
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.Ich schätze einige seiner frühen Gedichte sehr. Ein paar Briefwechsel mit Hindemith habe ich ebenfalls mal angelesen. All das habe ich aber einige Jahre nicht mehr gelesen.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Folgendes wurde mir von einem mitfühlenden Fori (aber nicht hier) zugeschickt, schliesslich müsste ich als Rammstein-Hörer sowas besonders zu schätzen wissen:
Gottfried Benn: Schöne Jugend
Der Mund eines Mädchens,
das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach,
war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!Schreibt der immer so? :lol:
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Ein häufig wiederkehrender Topos ist bei ihm das Vergängliche und Morbide, was zum einen durch seine Tätigkeit als Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und durch sein späteres Krebsleiden erklärbar ist.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Das klingt aber nicht gerade verlockend…
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BrunoMeierZeit für BENN, den grossen deutschen Lyriker!
Aktuell wie nie!
Wer mag, kennt ihn?Ich.
Habe seine Biographie gelesen, und alles, was ich von ihm in die Finger bekam.
Wie atom schon sagte, seine Werke sind recht morbide…was aber mit seinem Beruf zusammenhing.--
Man sollte aber nicht nur auf diese biographischen Linien achten, sie stehen seiner lyrischen Qualität nämlich sehr häufig im Weg.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Schon klar.
Ich meinte *Doppelleben*.Lyrisch ist der Mann toll.
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Schon zu Schulzeiten mein absolutes Lieblingsgedicht:
Gottfried Benn – Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmtAls ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muss ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!Der Kontrast der Verganglichkeit und der natürlichen Schönheit der Natur- sehr schön
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Cocain
Den Ich-zerfall, den süßen, tiefersehnten,
Den gibst Du mir: schon ist die Kehle rauh,
Schon ist der fremde Klang an unerwähnten
Gebilden meines Ichs am Unterbau.
Nicht mehr am Schwerte, das der Mutter Scheide
Entsprang, um da und dort ein Werk zu tun
Und stählern schlägt –: gesunken in die Heide,
Wo Hügel kaum enthüllter Formen ruhn!
Ein laues Glatt, ein kleines Etwas, Eben-
Und nun entsteigt für Hauche eines Wehns
Das Ur, geballt, Nicht-seine beben
Hirnschauer mürbesten Vorübergehns.
Zersprengtes Ich – o aufgetrunkene Schwäre –
Verwehte Fieber – süß zerborstene Wehr -:
Verströme, o verströme Du – gebäre
Blutbäuchig das Entformte her.ich mag den mann ja auch.
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Mag Benn sehr. Auch manche Prosatexte (mit „Gehirne“ fängt man da wohl am besten an) sowie manche Essays (darunter sind natürlich auch inhaltlich sehr bedenkliche) von ihm.
Und man sollte Benn nicht auf seine frühen morbiden Gedichte aus der „Morgue“ reduzieren.Eines meiner liebsten Benn-Gedicht ist zum Beispiel dieses:
Turin II
In deinen letzten Tagen
vor deiner letzten Nacht,
was hast du wohl für Fragen
in deiner Seele gedacht?In Vor- und Nachgefühlen
den Vers, der nie verblich:
auf welchen schwarzen Stühlen
woben die Parzen dich?Oder vor Drachentronen
hat dich der Pfeil erreicht,
wo Ming und Mandschu wohnen
und nie das Gold verbleicht?Wo Schwarz und Gold sich trinken
wem Stuhl und Tron gebracht,
wohin kann der versinken -:
trug das dich in die Nacht?--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
DR.NihilUnd man sollte Benn nicht auf seine frühen morbiden Gedichte aus der „Morgue“ reduzieren.
das ist richtig.
Tristesse
Die Schatten wandeln nicht nur in den Hainen,
davor die Asphodelenwiese liegt,
sie wandeln unter uns und schon in deinen
Umarmungen, wenn noch der Traum dich wiegt.Was ist das Fleisch – aus Rosen und aus Dornen,
was ist die Brust – aus Falten und aus Samt,
und was das Haar, die Achseln, die verworrnen
Vertiefungen, der Blick so heiß entflammt:Es trägt das Einst: die früheren Vertrauten
und auch das Einst: wenn du es nicht mehr küßt,
hör garnicht hin, die leisen und die lauten
Beteuerungen haben ihre Frist.Und dann November, Einsamkeit, Tristesse,
Grab oder Stock, der den Gelähmten trägt –
die Himmel segnen nicht, nur die Zypresse,
der Trauerbaum, steht groß und unbewegt.Gottfried Benn (1954)
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Mag Gottfreid Benn auch. Aber der hat meinen Hermann Hesse ganz übel beleidigt. Und da verstehe ich wirklich keinen Spaß! :lol:
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I fake it so real, I am beyond fake and someday, you will ache like I ache
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
MongolomFolgendes wurde mir von einem mitfühlenden Fori (aber nicht hier) zugeschickt, schliesslich müsste ich als Rammstein-Hörer sowas besonders zu schätzen wissen:
Gottfried Benn: Schöne Jugend
Der Mund eines Mädchens,
das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach,
war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!Schreibt der immer so? :lol:
Ich glaub, dass hatten wir mal vor zehn Jahren im Deutsch-Unterricht gelesen. Gerade an diesem Tag ging es mir (psychisch) eh schon miserabel, und da musste ich dann noch diesen Text da ertragen. In mir hat sich alles zusammengezogen.
Gottfried Benn ist doch bekannt für seine verstörenden medizinisch-pathologischen Verse, war ja hauptberuflich Arzt. Hab mal in einer Ausgabe von National Geographic eine Reportage über ihn gelesen.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent! -
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