Gottfried Benn

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  • #27915  | PERMALINK

    brunomeier

    Registriert seit: 21.09.2005

    Beiträge: 9

    Zeit für BENN, den grossen deutschen Lyriker!
    Aktuell wie nie!
    Wer mag, kennt ihn?

    --

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    #3776003  | PERMALINK

    filter

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,922

    Hatte mal einen Bürger, der mir unter dem Synonym Gottfried Benn einen poetischen Brief über eine ihn störende Hecke schrieb. (Sorry, leicht themenfremd)

    --

    Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.
    #3776005  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,880

    Ich schätze einige seiner frühen Gedichte sehr. Ein paar Briefwechsel mit Hindemith habe ich ebenfalls mal angelesen. All das habe ich aber einige Jahre nicht mehr gelesen.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #3776007  | PERMALINK

    sunspot

    Registriert seit: 18.10.2003

    Beiträge: 6,513

    Folgendes wurde mir von einem mitfühlenden Fori (aber nicht hier) zugeschickt, schliesslich müsste ich als Rammstein-Hörer sowas besonders zu schätzen wissen:

    Gottfried Benn: Schöne Jugend

    Der Mund eines Mädchens,
    das lange im Schilf gelegen hatte,
    sah so angeknabbert aus.
    Als man die Brust aufbrach,
    war die Speiseröhre so löcherig.
    Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
    fand man ein Nest von jungen Ratten.
    Ein kleines Schwesterchen lag tot.
    Die andern lebten von Leber und Niere,
    tranken das kalte Blut und hatten
    hier eine schöne Jugend verlebt.
    Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
    Man warf sie allesamt ins Wasser.
    Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!

    Schreibt der immer so? :lol:

    --

    #3776009  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,880

    Ein häufig wiederkehrender Topos ist bei ihm das Vergängliche und Morbide, was zum einen durch seine Tätigkeit als Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und durch sein späteres Krebsleiden erklärbar ist.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #3776011  | PERMALINK

    sunspot

    Registriert seit: 18.10.2003

    Beiträge: 6,513

    Das klingt aber nicht gerade verlockend…

    --

    #3776013  | PERMALINK

    nes

    Registriert seit: 14.09.2004

    Beiträge: 61,722

    BrunoMeierZeit für BENN, den grossen deutschen Lyriker!
    Aktuell wie nie!
    Wer mag, kennt ihn?

    Ich.
    Habe seine Biographie gelesen, und alles, was ich von ihm in die Finger bekam.
    Wie atom schon sagte, seine Werke sind recht morbide…was aber mit seinem Beruf zusammenhing.

    --

    #3776015  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,880

    Man sollte aber nicht nur auf diese biographischen Linien achten, sie stehen seiner lyrischen Qualität nämlich sehr häufig im Weg.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #3776017  | PERMALINK

    nes

    Registriert seit: 14.09.2004

    Beiträge: 61,722

    Schon klar.
    Ich meinte *Doppelleben*.

    Lyrisch ist der Mann toll.

    --

    #3776019  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    Schon zu Schulzeiten mein absolutes Lieblingsgedicht:

    Gottfried Benn – Kleine Aster

    Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
    Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
    zwischen die Zähne geklemmt

    Als ich von der Brust aus
    unter der Haut
    mit einem langen Messer
    Zunge und Gaumen herausschnitt,
    muss ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
    in das nebenliegende Gehirn.
    Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
    zwischen die Holzwolle,
    als man zunähte.
    Trinke dich satt in deiner Vase!
    Ruhe sanft,
    kleine Aster!

    Der Kontrast der Verganglichkeit und der natürlichen Schönheit der Natur- sehr schön

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #3776021  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Cocain

    Den Ich-zerfall, den süßen, tiefersehnten,
    Den gibst Du mir: schon ist die Kehle rauh,
    Schon ist der fremde Klang an unerwähnten
    Gebilden meines Ichs am Unterbau.
    Nicht mehr am Schwerte, das der Mutter Scheide
    Entsprang, um da und dort ein Werk zu tun
    Und stählern schlägt –: gesunken in die Heide,
    Wo Hügel kaum enthüllter Formen ruhn!
    Ein laues Glatt, ein kleines Etwas, Eben-
    Und nun entsteigt für Hauche eines Wehns
    Das Ur, geballt, Nicht-seine beben
    Hirnschauer mürbesten Vorübergehns.
    Zersprengtes Ich – o aufgetrunkene Schwäre –
    Verwehte Fieber – süß zerborstene Wehr -:
    Verströme, o verströme Du – gebäre
    Blutbäuchig das Entformte her.

    ich mag den mann ja auch.

    --

    #3776023  | PERMALINK

    dr-nihil

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 15,356

    Mag Benn sehr. Auch manche Prosatexte (mit „Gehirne“ fängt man da wohl am besten an) sowie manche Essays (darunter sind natürlich auch inhaltlich sehr bedenkliche) von ihm.
    Und man sollte Benn nicht auf seine frühen morbiden Gedichte aus der „Morgue“ reduzieren.

    Eines meiner liebsten Benn-Gedicht ist zum Beispiel dieses:

    Turin II
    In deinen letzten Tagen
    vor deiner letzten Nacht,
    was hast du wohl für Fragen
    in deiner Seele gedacht?

    In Vor- und Nachgefühlen
    den Vers, der nie verblich:
    auf welchen schwarzen Stühlen
    woben die Parzen dich?

    Oder vor Drachentronen
    hat dich der Pfeil erreicht,
    wo Ming und Mandschu wohnen
    und nie das Gold verbleicht?

    Wo Schwarz und Gold sich trinken
    wem Stuhl und Tron gebracht,
    wohin kann der versinken -:
    trug das dich in die Nacht?

    --

    #3776025  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    DR.NihilUnd man sollte Benn nicht auf seine frühen morbiden Gedichte aus der „Morgue“ reduzieren.

    das ist richtig.

    Tristesse

    Die Schatten wandeln nicht nur in den Hainen,
    davor die Asphodelenwiese liegt,
    sie wandeln unter uns und schon in deinen
    Umarmungen, wenn noch der Traum dich wiegt.

    Was ist das Fleisch – aus Rosen und aus Dornen,
    was ist die Brust – aus Falten und aus Samt,
    und was das Haar, die Achseln, die verworrnen
    Vertiefungen, der Blick so heiß entflammt:

    Es trägt das Einst: die früheren Vertrauten
    und auch das Einst: wenn du es nicht mehr küßt,
    hör garnicht hin, die leisen und die lauten
    Beteuerungen haben ihre Frist.

    Und dann November, Einsamkeit, Tristesse,
    Grab oder Stock, der den Gelähmten trägt –
    die Himmel segnen nicht, nur die Zypresse,
    der Trauerbaum, steht groß und unbewegt.

    Gottfried Benn (1954)

    --

    #3776027  | PERMALINK

    0-ii

    Registriert seit: 03.09.2005

    Beiträge: 1,198

    Mag Gottfreid Benn auch. Aber der hat meinen Hermann Hesse ganz übel beleidigt. Und da verstehe ich wirklich keinen Spaß! :lol:

    --

    I fake it so real, I am beyond fake and someday, you will ache like I ache
    #3776029  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    MongolomFolgendes wurde mir von einem mitfühlenden Fori (aber nicht hier) zugeschickt, schliesslich müsste ich als Rammstein-Hörer sowas besonders zu schätzen wissen:

    Gottfried Benn: Schöne Jugend

    Der Mund eines Mädchens,
    das lange im Schilf gelegen hatte,
    sah so angeknabbert aus.
    Als man die Brust aufbrach,
    war die Speiseröhre so löcherig.
    Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
    fand man ein Nest von jungen Ratten.
    Ein kleines Schwesterchen lag tot.
    Die andern lebten von Leber und Niere,
    tranken das kalte Blut und hatten
    hier eine schöne Jugend verlebt.
    Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
    Man warf sie allesamt ins Wasser.
    Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!

    Schreibt der immer so? :lol:

    Ich glaub, dass hatten wir mal vor zehn Jahren im Deutsch-Unterricht gelesen. Gerade an diesem Tag ging es mir (psychisch) eh schon miserabel, und da musste ich dann noch diesen Text da ertragen. In mir hat sich alles zusammengezogen.

    Gottfried Benn ist doch bekannt für seine verstörenden medizinisch-pathologischen Verse, war ja hauptberuflich Arzt. Hab mal in einer Ausgabe von National Geographic eine Reportage über ihn gelesen.

    --

    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
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