Re: Gottfried Benn

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dr-nihil

Registriert seit: 08.07.2002

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Mag Benn sehr. Auch manche Prosatexte (mit „Gehirne“ fängt man da wohl am besten an) sowie manche Essays (darunter sind natürlich auch inhaltlich sehr bedenkliche) von ihm.
Und man sollte Benn nicht auf seine frühen morbiden Gedichte aus der „Morgue“ reduzieren.

Eines meiner liebsten Benn-Gedicht ist zum Beispiel dieses:

Turin II
In deinen letzten Tagen
vor deiner letzten Nacht,
was hast du wohl für Fragen
in deiner Seele gedacht?

In Vor- und Nachgefühlen
den Vers, der nie verblich:
auf welchen schwarzen Stühlen
woben die Parzen dich?

Oder vor Drachentronen
hat dich der Pfeil erreicht,
wo Ming und Mandschu wohnen
und nie das Gold verbleicht?

Wo Schwarz und Gold sich trinken
wem Stuhl und Tron gebracht,
wohin kann der versinken -:
trug das dich in die Nacht?

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