Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Calexico am 15.08.2018 in Erlangen (E-Werk)
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1. Akt: Heiße Musik im Plattenladen
Vor einem Konzert gibt’s einen Kurzauftritt im örtlichen Plattenladen. Ist das heute schon Standard? Calexico hatten es jedenfalls so gehalten, und für 15 Uhr einen Gig im „Bongartz“ angekündigt – der Laden war dann natürlich komplett überfüllt.
Calexico erschienen in Gestalt von Joey Burns, begleitet von Sergio Mendoza (Akkordeon). Und – Überraschung – die beiden Hauptpersonen der abendlichen Support-Band „Me + Marie“ waren ebenfalls dabei und eröffneten den Auftritt (übrigens leise und dezent begleitet von Burns und Mendoza!). Joey Burns scheint an „Me +Marie“ einen Narren gefressen zu haben, jedenfalls lobte er sie über den grünen Klee und betonte mehrfach, wie gut man zusammenarbeite. Und „Marie“ revanchierte sich später mit dem Satz, man sei jetzt seit 3 Konzerten gemeinsam auf Tour, und sie habe mit Calexico ganz wunderbare Menschen kennengelernt. Mir kam das durchaus ernst gemeint vor, nicht gespielt.
Von Burns/Mendoza hören wir u.a ihren „Sunken Waltz“, sowie eine überraschende und ganz allerliebste Coverversion des Beatles-Songs „You’ve Got To Hide Your Love Away“.
Burns redete fast so viel, wie er sang, über Gott und die Welt: über die Wichtigkeit von kleinen Plattenläden (Applaus vom Personal!) und Lokalzeitungen, über ein nahegelegenes Spielzeuggeschäft, das er vorher besucht hatte, über das Fehlen von Klimaanlagen in Deutschland (draußen 26°, drinnen 50 Personen im Laden…) Ungemein leutselig und sympathisch, und trotz eines eher unauffälligen Aussehens eine sehr präsente Persönlichkeit, finde ich! Und ein prima Sänger!
Zwischenspiel
Noch vor dem Konzert Abendessen mit einem Bekannten, der zusammen mit mir das Konzert besuchte. Nach dem Essen folgende Unterhaltung:
Ich: Ein wenig Bewegung wäre jetzt gut. Die werden wir sicherlich im Konzert haben.
Er: Glaub‘ ich nicht, die Musik von Calexico ist doch eher Shoegazing.2. Akt: Arizona oder Mexiko?
Der „Große Saal“ im Kulturzentrum „E-Werk“ in Erlangen fasst offiziell 1000 Personen, und nach meiner Schätzung waren die auch anwesend.
Ab 20 Uhr gab’s zunächst „Me + Marie“, netten Indie-Rock mit ein paar „catchy“ Melodien, und erheblich flotter und unterhaltsamer vorgetragen als das, was ich mir vorher auf YouTube angesehen hatte.
Nach einer längere Umbaupause begann etwa um 21 Uhr der Auftritt von Calexico, die ca. 1 h 45 min spielen sollten – ohne weitere Pause. (Oder noch etwas länger? ich hab‘ am Ende nicht mehr auf die Uhr gesehen.)
7 Musiker auf der Bühne, darunter 2 Trompeter – der Sound erinnerte stellenweise an Mariachi. Und: Keine Spur von „Shoegazing“! Burns, Convertino und ihre Freunde spielten erheblich flotter, lauter und druckvoller, als ich es von ihren Alben kenne. Am ganzen Abend vielleicht drei langsame Stücke zum Luftholen, darunter das wunderbare „Girl in the Forest“ vom aktuellen Album.
Ich muss zugeben, ich bin absolut kein Experte für Calexico und hatte sie vor ihrem aktuellen Album für etliche Jahre ziemlich aus dem Blickfeld verloren. Aber ich mag ihren Sound und Stil generell; für mich ist das eine ziemlich perfekte Kombination aus Kunst und Party, und ebenso aus „Arizona“ und „Mexiko“. Mit dieser Haltung wurde ich im Konzert absolut nicht enttäuscht, auch wenn ich mir zwischendrin paar leisere Töne gewünscht hätte. (Aber die kann ich mir ja daheim reinziehen…)
Apropos „leise“: Ich fand’s wie immer viel zu laut und habe ab der zweiten Nummer Ohrstöpsel getragen. Über die Qualität des Sound kann ich daher wenig sagen; mein Begleiter (mit ungeschützten Ohren) fand sie „ganz ok“, aber die Lautstärke hat auch er kritisiert.
Calexico steigerten im Laufe des Konzerts Stimmung und Tempo, und während das Publikum am Anfang – wie üblich in Erlangen – etwas verhalten reagierte, ging am Ende, spätestens im Zugaben-Block, die Post ab. (Das Publikum in meiner Nähe war z.T. lauter als die Band.) Am Ende hatte die Atmosphäre in der Halle eher mit dem Dschungel Mittelamerikas zu tun als mit eine Sommernacht in der Wüste Arizonas. Kommentar von Joey Burns dazu: „Immer noch besser als auf dem letzten Open-Air-Konzert, wo wir wegen Regen und Sturm abbrechen mussten.“
Große Überraschung im Zugaben-Block: Me + Marie kamen nochmal auf die Bühne, man spielte mehrere Nummern miteinander, und der Höhepunkt darunter (für mich) war „Sad Song To Dance“ (von Me + Marie) mit Joey Burns als Sänger – klasse! (Bitte tut euch den Song nicht in der Version auf YouTube an; dort ist er ein Schlafmittel.) Die sollten das echt als Co-Produktion veröffentlichen!
Ach ja: Joey Burns merkte in einem seiner Wortbeiträge ausdrücklich an, dass die Band, obwohl aus den USA kommend, nicht für die aktuelle amerikanische Politik stehe; keines der Bandmitglieder befürworte die Politik von Donald Trump. Respekt, sage ich nur!
Mein Fazit:
Kaputt und nassgeschwitzt am Ende, aber glücklich; 34 EUR waren gut angelegt.
Bilder…
… aus der Lokalzeitung: klick
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Freut mich, dass dir das Konzert so gut gefallen hat. War im März in Berlin auch schwer begeistert. Da spielten allerdings noch The Mexican Institute Of Sound als Vorgruppe.
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Was genau ist daran ein Schlafmittel?
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Im vergleich zu den Interpretationen im Vorprogramm und dann in den Zugaben empfinde ich den Gesang hier als lustlos. Kann natürlich sein, dass der Eindruck besser ist, wenn man nur das Video kennt. Die Komposition an sich ist ja nicht schlecht.
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Software ist die ultimative Bürokratie.Ok, einen Vergleich habe ich nicht, da Me + Marie im Frühjahr nicht mit dabei waren. Ich kannte die Band auch gar nicht und bin heute Morgen eher zufällig über Sad Song To Dance gestolpert und war dann doch recht angetan. Was Du als lustlos empfindest, soll vermutlich aber genau so sein.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Ein Mitschnitt des Konzerts (offenbar nicht komplett, da nur 55 min lang) wird am 9. September auf Bayern 2 zu hören sein: klick.
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Software ist die ultimative Bürokratie.Nachtrag.
Bilder von dem erwähnten „Plattenladen-Gig“ am Nachmittag:
Joey Burns
Joey Burns und Marie (von der Vorgruppe „Me + Marie“)--
Software ist die ultimative Bürokratie.Heute abend kommt das Konzert nochmal im Radio:
Mittwoch, 29. Dezember 2021
20.05-21.00 Uhr
Bayern 2Radio Mitschnitt – Bayern 2-Konzerthighlights – Calexico
Aufnahme des Konzerts vom 15. August 2018 im E-Werk in Erlangen
Moderation: Judith SchnaubeltDer Bayerische Rundfunk schreibt dazu in seiner Sendungsankündigung:
„Setlist
End of the World
Fortune Teller
The Town & Miss Lorraine
Voices in the Field
Girl in the Forest
Stray
Eyes Wide Awake
Sunken Waltz
Music Box
Another SpaceBesetzung
Joey Burns – Gesang, Gitarre
John Convertino – Schlagzeug, Perkussion
Jairo Zavala Ruiz – Gitarre, Lap-Steel-Gitarre, Gesang
Jacob Valenzuela – Trompete, Vibraphon, Keyboard, Gesang, Perkussion
Martin Wenk – Trompete, Vibraphon, Gitarre, Akkordeon, Flügelhorn, Background-Gesang, Perkussion
Scott Colberg – Kontrabass, E-Bass
Sergio Mendoza – Keyboard, Gitarre, Akkordeon, PerkussionTon & Technik
Christian Jaeger, Bernd Stoll, Wolfgang Harrer“--
"Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus) -
Schlagwörter: Calexico, Joey Burns, John Convertino, Konzerte
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