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Man kann es nicht oft genug wiederholen: Da ist er, Bob Dylan und dann lange nix, also niemand. „Love And Theft“ bestätigt in unheimlicher Weise seine Einzigartigkeit. „All songs written by Bob Dylan“ heißt es im Innencover. Aber woher kommen die Songs wirklich? „Well, the future for me is already a thing of the past…“ erzählt Dylan im wehmütigen, zu Billie Holiday zurückführenden „Bye And Bye“, das übrigens hervorragend in einen Woody Allen-Film passen würde — so wie „Floater (Too Much To Ask)“ und „Moonlight“. Schreitet die Zeit rückwärts, um in die Zukunft zu gelangen? Endet alles in der Unendlichkeit? „Where do you come from, where do you go?/ Sorry, that is nothing you would need to know…“
Der Mann mit der Maske spielt alte Lieder in neuen Texten, erzählt alte Stories in neuen Songstrukturen, was sich an manchen Stellen ziemlich verschroben anhört. Verschroben und — was mir bisher bei Hören irgendeines Dylan-Albums noch nie in den Sinn kam — ungemein sympathisch. Sympathisch vielleicht deshalb, weil das Dutzend Songs an vielen Stellen Humoresken beinhaltet. Hört euch nur mal das kuriose „Po‘ Boy“ an: „Othello told Desdemona ‚I’m cold, cover me with a blanket/ By the way, what happened to that poisoned wine?’/ She said ‚I gave it to you, you drank it'“. Der erste Longplayer Dylans im neuen Jahrtausend ist also eine Reverenz an die Musik zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, was sich so geschrieben nicht ungewöhnlich liest, aber seit „John Wesley Harding“ und „The Basement Tapes“ beschritt Dylan diesen Weg mit Eigenkompositionen nicht mehr in so auffälliger Weise. Rollender Rockabilly, rumpelnde bis Tempi wechselnde Blues- & Train-Songs, jazzy moments aus der Vaudeville-Ära, Swingin‘ Bluegrass-Tunes a la Texas Playboys und zumindest „High Water (For Charley Patton)“ als weiteres Highlight in seinem Songrepertoire bilden das Gebäude rund um Liebe und Diebstahl, Kartenspiele und Sintfluten — als schiene alles wieder von vorne zu beginnen.
Kurzum: „Love And Theft“ ist ein meisterliches Album des Meisters, eingespielt mit seiner besten Band seit The Band--
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WerbungStimmt.
Und wie sagt’s der Maestro selbst:
All my powers of expression
and thoughts so sublime
could never do you justice
in reason or rhyme.Das würde als Rezension auch schon genügen.
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.Habe mal letzten dezember eine Kritik zu dieser Scheibe verbrochen. Hier ist sie:
Bob Dylan: Love and Theft (Sony/Columbia)Es geht hier nicht um die Wertung der historischen Verdienste des Meisters oder irgendwelche Erwartungen, die man ihm gegenüber hegt (auch wenn man diese Dinge nie ganz ausblenden kann…). Die Welt braucht eigentlich keine neuen Dylan-Platten mehr, es gibt schließlich schon genügend viele, von denen eine ganze Menge mehr als nur wichtig oder gut ist resp. war.
Man legt die CD ein und das erste Stück hört sich wie folgt an: aus einem Bo Diddley-Beat wurden mittels eines Presslufthammers die Synkopen rausgebrochen, eine zickige Orgel fiept und die Gitarren schrubben in bester „Gib ihm“-Manier los. Und dann kommt der Gesang… Stimmlich ist Dylan so gut wie seit den Mittsiebzigern nicht mehr gewesen. Kraftvoll und dynamisch reißt sie einen vom Hocker und ich bin plötzlich hellwach. Was geht da ab? Es folgt eine wundervolle Ballade namens Mississippi, die in ihrer ergreifenden Schönheit einem sehr zu Herzen gehen kann. Wir hangeln uns vorwärts und landen via Rockabilly und Bar-Swing beim Chicago-Blues eines Muddy Waters. Ich will gar nicht im Detail auf die restlichen Stücke eingehen und sage nur, dass es in diesem Dreh weitergeht. Wir erleben einen rasanten Parforce-Ritt durch die amerikanische Musikgeschichte der ersten 60 Jahre des letzten Jahrhunderts. Das ist vielleicht alte Musik, aber altmodisch ist sie sicherlich nicht.
Dargebracht wird das ganze mit Energie und Frische einerseits und mit Ruhe und Abgeklärtheit andererseits. Als Musiker hat Dylan endlich die Leute aus seiner Tourband ins Studio mitgenommen und die Jungs klingen als würden sie schon seit zehntausend Jahren zusammenspielen. Die Rhythmusachse steht wie eine eins und die Gitarren duellieren sich, dass es eine Pracht ist. Stimmlich ist Dylan voll auf der Höhe und produktionstechnisch auch. Unter dem Pseudonym Jack Frost hat er selbst Hand angelegt und einen rauen, direkten und ungeschliffenen Sound erzeugt.
Und was machen die Texte? Ein Freund von mir meinte, dass die Platte viel zu fröhlich sei. Stimmt überhaupt nicht und geht auch gar nicht. In dieser Welt gibt es eh viel zu wenig zu lachen und das Teil kam bezeichnenderweise am 11. September raus. Dylan ist einerseits böse, zynisch und gemein (war er früher auch schon oft!), aber er wirkt plötzlich auch offen (!), zugänglich (!!) und verständlich (!!!). Das ist an dieser Stelle vielleicht keine wirkliche Qualität, aber es ist bezeichnend.
Es gäbe noch eine Menge zu sagen, aber es soll jetzt mal genügen. Dylan muss man anhören und man muss ihm zuhören. Man muss eigentlich nichts verstehen, aber wenn man sich darauf einlässt, versteht man ALLES.
Nein, die Welt hat diese Platte nicht gebraucht. Aber die Welt ist durch sie einen Hauch schöner und ich vielleicht ein bisschen weiser und milder und was weiß ich geworden.Wir haben Ende August und die Platte ist noch größer geworden! :sauf:
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Shot a man in Reno just to watch him die...Stimmt.
Unsicheren Kantonisten („Soll ich mir die Platte kaufen?“ „Soll ich ins Konzert?“) habe ich mit zwei Sätzen geantwortet: „Es ist Bob Dylan. Und er singt für uns.“
P. S.: Es hat in beiden Fällen nicht gewirkt.
P. P. S.: Ich hatte trotzdem Recht.
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.Stimmt.
Unsicheren Kantonisten („Soll ich mir die Platte kaufen?“ „Soll ich ins Konzert?“) habe ich mit zwei Sätzen geantwortet: „Es ist Bob Dylan. Und er singt für uns.“
P. S.: Es hat in beiden Fällen nicht gewirkt.
P. P. S.: Ich hatte trotzdem Recht.
Ignoranten ist eben nicht zu helfen……selbst schuld
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Manche lernen ’s halt nie! :sauf:
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Shot a man in Reno just to watch him die...Jaja, trotzdem schade.
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Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.hör sie grade.. dasses sowas noch gibt.. wirklich toll.
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five to sevenhör sie grade.. dasses sowas noch gibt.. wirklich toll.
So isses !!!!!!!!!
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grossartiges album. unter seinen 10 besten. bestimmt.
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Do you believe in Rock n Roll?Ich sag mal so: die beste Platte eines ex-Traveling Wilburys nach seiner Wilbury-Zeit.
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