Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Bob Dylan in Salzburg (11.06.08)
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Ich hab lang gezögert, ob ich überhaupt zum Konzert fahren soll. Was ich auf Youtube an aktuellen Mitschnitten gesehen habe, war, was Dylans Stimme betrifft, nun endgültig zum fürchten und außerdem muss ich zugeben, dass ich nicht ernsthaft daran geglaubt hab, dass die „neuen“ Blues- und Rockn’Roll Arrangements mit dem Country-Style (und Harmoniegesang !) konkurrieren können, mit denen Charlie Sexton und Larry Campbell die Konzerte um die Jahrtausendwende zum glänzen gebracht haben. Als ich Dylan 2003 das letzte Mal in Wien gesehen habe, war die Band Personal- und soundmäßig gerade „im Umbau“ begriffen und das Konzert war zwar nicht schlecht, aber auch nicht direkt vielversprechend, in Bezug auf eine große Zukunft dieses Musikers und seiner Band.
Nun ja, also eigentlich wollte ich nicht fahren, aber wie das so ist mit einer alten Liebe, im letzten Moment trifft man sich dann doch mit ihr, zumindest wenn man in der Zeitung liest, dass sie am Vortag in Wien toll gewesen sein soll. Das Publikum in Salzburg war durchmischt wie bei solchen Gelegenheiten immer, tendenziell vielleicht sogar ein bisschen jünger als bei den letzten Konzerten, die ich von Dylan gesehen hab. Die Halle war blöderweise durchgehend bestuhlt, was für die Ticketkäufer der teuren vorderen Reihen, nach dem obligatorischen Stage Rush bei der ersten Nummer sicher bitter war. So werden aus den besten Plätzen die Schlechtesten – aber was solls, ich war jedenfalls froh von hinten ein bisschen mitrushen zu können und irgendwo im Mittelgang zum stehen zu kommen – denn das Konzert im Sitzen zu erleben, wäre ja wirklich schwachsinnig gewesen. Immerhin war das Motto Blues & Roll & schwere Gitarren.
Damit zur Musik: Die Sorge um die Dylans Singstimme war berechtigt, sie ist tatsächlich im Arsch! (und das sag ich als einer, der sie bis vor ein paar Jahren in Diskussionen noch vehement verteidigt hat). Aber der Mann weiß sich zu helfen. In den besten Momenten (und davon gab es einige) spuckte er die Sätze so entschlossen und grimmig aus, wie wenn es sich um lauter letzte Worte handeln würde. Unterstützt von einer Bandgewitter, das es tatsächlich „endzeitlich“ blitzen und donnern lässt, werden Nummern wie „Till I Fell In Love With You“, „High Water Everywhere“ aber auch „It’s Allright Ma“ oder „All Along The Watschtower“ zu einem wirklichen Live-Erlebnis, das sich weder auf Youtube, noch auf Tonbandmitschnitten adäquat abbilden lässt. In mir erwachten jedenfalls die Bilder von Masked And Anonoymus und ich dachte, dass diese Musik der eigentliche Soundtrack dieses Filmes sein sollte. Oder der Soundtrack des Weltuntergangs – je nachdem. Schwächen zeigte das Konzept nur bei den von mir eigentlich sehr geschätzten Crooner Nummern – die funktionieren mit einer Halle um die Ohren und einer langen Reihe von Konzerten in der Kehle einfach nicht so gut wie auf Platte. Schade, da hilft auch die nette Bühnenbeleuchtung nichts. Aber alles in allem war es ein tolles Live-Konzert (und eines, um das ich mich nicht bemühen werde, es auf Band zu ergattern, da würde die Stimmung nicht funktionieren) das einmal mehr den Schluss nahelegt, dass Dylans aktuelle Stärke sicher auch die ist, dass er genau weiß wie er (s)eine sehr gute Band einsetzen muss, damit sie seine Schwächen kaschieren und so aus (mittlerweile) begrenzten Mitteln immer noch tolle Konzerte werden können. Es wurden sicher wieder viele Erwartungen enttäuscht.
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Werbungkann deinen aussagengang gut nachvollziehen, aber erst nach den ersten zwei nummern ist bob erst so richtig in fahrt gekommen. die band hat sich auch manchmal verhauen, aber das ist eben live musik…
das da dylan nicht eine ö3 show liefert ist das einzig klare an diesem Abend, sonst war alles abstrahiert und improvisiert…
hat mir sehr imponiert…--
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Schlagwörter: 2008, Bob Dylan, Konzertbericht, Live
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