Arbeiterlieder

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  • #2751  | PERMALINK

    b-b-grunt

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 782

    Vor ein paar Jahren beschäftige ich mich einmal intensiver mit Arbeiterliedern. Anfangs sehr verschämt, denn was wusste ich junger Student (und noch dazu vom Land) schon die Erfahrungen die hinter diesen Lieder steckten. Doch Lieder wie „Die Internationale“, „Die Arbeiter von Wien“, „Das Solidaritätslied“ und viele andere, berührten mich emotional dennoch stark. Ich erarbeitete mir ihre Hintergründe, aber immer wenn diese Lieder gesungen wurden, was damals auf unserer Fakultät doch noch regelmäßig passierte, hatte ich ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Aus ihrem Kontext gerissen kam es mir immer upassend vor diese Lieder zu singen. Dann kam ich (um mir das Studium zu finanzieren) selbst unter die Arbeiter (in einem Möbellager um genau zu sein) und was musste ich feststellen: Niemand kannte hier diese Lieder. Da war ich dann froh dass sie zumindest im Gedächtnis von ein paar Studierenden aufgehoben waren… Jetzt hör ich gerade die Hannes Wader Arbeiterlieder Aufnahmen und ich hab noch immer ambivalente Gefühle gegenüber diesen ArbeiterInnen- und Partisanenliedern. Es ist gut dass sie aufbewahrt sind und somit ihren Platz in der kollektiven Erinnerung unserer Gesellschaft einnehmen können und von dort aus auch immer wieder zum Wiederstand motivieren können, wenn es gilt politisch gegen Unrecht aufzutreten. Trotzdem ist mir nicht ganz klar in welcher Situation es passend ist sie zu singen, und ob Hannes Wader einen solchen passenden Augenblick erwischt hat….

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    If you dance, you might understand the words better. David Byrne
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    #638555  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,939

    Das ist eine gute Frage: „Wo passts hin?
    Ich hab viele Jahre aktiv in der SPD mitgearbeitet. Da wurde dann am Ende der Orsvereinsversammlungen immer „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ gesungen.
    Und selbst da, wo es wirklich hingepasst hätte, haben sie vorher schon immer den Text verteilt, weil ihn die meisten garnicht auswendig kannten. Zugegebenermassen, ich auch nicht. Das fand ich schon etwas peinlich.

    Am meisten berührt mich die „Internationale“ heute immer noch, wenn ich sie von Pete Seeger höre.
    Er bringt sie mit einer unheimlichen Intensität rüber.
    Genauso gehts mir bei Pete Seeger mit „Quantanamera“.
    Wo es mich dann schaudert, dass dieses Lied zu einem absoluten Gröhl und Sauf-Lied verkommen ist.

    Gruss, Zappa’s Franz :twisted:

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #638557  | PERMALINK

    mitchryder

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 25,961

    Vor ein paar Jahren beschäftige ich mich einmal intensiver mit Arbeiterliedern. Anfangs sehr verschämt, denn was wusste ich junger Student (und noch dazu vom Land) schon die Erfahrungen die hinter diesen Lieder steckten. Doch Lieder wie „Die Internationale“, „Die Arbeiter von Wien“, „Das Solidaritätslied“ und viele andere, berührten mich emotional dennoch stark. Ich erarbeitete mir ihre Hintergründe, aber immer wenn diese Lieder gesungen wurden, was damals auf unserer Fakultät doch noch regelmäßig passierte, hatte ich ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Aus ihrem Kontext gerissen kam es mir immer upassend vor diese Lieder zu singen. Dann kam ich (um mir das Studium zu finanzieren) selbst unter die Arbeiter (in einem Möbellager um genau zu sein) und was musste ich feststellen: Niemand kannte hier diese Lieder. Da war ich dann froh dass sie zumindest im Gedächtnis von ein paar Studierenden aufgehoben waren… Jetzt hör ich gerade die Hannes Wader Arbeiterlieder Aufnahmen und ich hab noch immer ambivalente Gefühle gegenüber diesen ArbeiterInnen- und Partisanenliedern. Es ist gut dass sie aufbewahrt sind und somit ihren Platz in der kollektiven Erinnerung unserer Gesellschaft einnehmen können und von dort aus auch immer wieder zum Wiederstand motivieren können, wenn es gilt politisch gegen Unrecht aufzutreten. Trotzdem ist mir nicht ganz klar in welcher Situation es passend ist sie zu singen, und ob Hannes Wader einen solchen passenden Augenblick erwischt hat….

    Ich weiß nicht so richtig, ob ich wohl einer der letzten Aktiven bekennenden Arbeiterlieder Sänger bin, aber für mich war es gut, daß mein Vater mich als Kind und später sogar freiwillig zu den Gewerkschaftstreffen mitnahm. So kenne ich noch viele der Arbeiterlieder und in meinem Plattenregal befindet sich nicht nur Hannes Wader, sondern auch Hein und Oss (B.B. Grunt wirds freuen) und über Degenhardt, Liederjan, Zupfgeigenhansel und den anderen ganz zu schweigen.

    Also stimmt mit an: Brüder zur Sonne zur Freiheit…

    Gruß

    Mitch

    P.S. Im alten Forum hatte ich mal einen Thread zum 1 Mai eröffnet, der kaum besucht war… schade

    --

    Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de
    #638559  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 86,939

    Mein Gott Mitch, Zupfgeigenhansel und Liederjan hab ich wirklich schon etwas vergessen gehabt.
    Finds immer wieder fantastisch, auf was für wunderbare Sachen man hier wieder aufmerksam gemacht wird.
    Ich hab ein Taschenbuch, „Lieder der Arbeiterbewegung“, das ich immer wieder mal in die Hand nehm. Sind schon sehr bewegende Sachen dabei.
    Denke gerade an das „Lied der Moorsoldaten“.
    Aber ich denke, wir leben bedauernswerter Weise in einer Zeit, wo solche Lieder einfach nicht mehr ankommen. Wenn Arbeiter schon FDP wählen, das sagt alles.

    Gruss, Zappa’s Franz :twisted:

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    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.04.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8887-240404-allerhand-durcheinand-100  
    #638561  | PERMALINK

    b-b-grunt

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 782

    Anhand von Liedern lässt sich ja auch die Stimmung der Linken recht gut verfolgen. Zuerst wurde von der Hoffnung auf eine besseren Welt gesungen (Arbeiter von Wien, Internationale, ….), dann von den Erfahrungen der Kämpfe die man für diese bessere Welt zu führen hatte (Bella Ciao, Thälmann Kolonne ….). Irgendwann wurde man des Kämpfens müde und wollte Frieden (Give Peace A Chance, …) und wenigstens eine gesunde Umwelt (Mein Freund der Baum, ….), wenns schon keine gerechte Weltordnung geben kann. Bin gespannt wie sich der dritte Weg musikalisch niederschlägt. Müssten irgendwelche „Kriege-brauchen-wir-schon-wenn-unsere-wirtschafltichen-Interessen-gefährdet-sind-aber-schlagen-sollen-sich-die-für-uns-Lieder“ sein.

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    If you dance, you might understand the words better. David Byrne
    #638563  | PERMALINK

    b-b-grunt

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 782

    Fällt mir gerade eine politische Frage ein. Als Österreicher kenn ich mich ja in der deutschen Geschichte nicht so gut aus, aber ich hab einmal gehört dass die KPD verboten ist. Weiß jemand von euch wann sie verboten wurde und warum?

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    If you dance, you might understand the words better. David Byrne
    #638565  | PERMALINK

    joerg-koenig

    Registriert seit: 09.08.2002

    Beiträge: 4,078

    Fällt mir gerade eine politische Frage ein. Als Österreicher kenn ich mich ja in der deutschen Geschichte nicht so gut aus, aber ich hab einmal gehört dass die KPD verboten ist. Weiß jemand von euch wann sie verboten wurde und warum?

    Die wurde 1956 wegen Verwassungswidrigkeit verboten, machte illegal weiter und ging 1968 in der DKP auf.

    „Sing mir ein kleines Arbeiterkampflied,
    eines das fetzt, eines das swingt
    und werktätige Menschen zum Nachdenken bringt.“
    (Foyer Des Arts)

    --

    Wenn wir schon alles falsch machen, dann wenigstens richtig.
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