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gypsy-tail-wind
Bill Frisell / Thomas Morgan – Moods, Zürich – 25.04.2023fast nerdig eigentlich (die beiden Stofftiere vor Frisells Amp, auf dem Foto unten zu erkennen, verstärkten den Eindruck – weiss jemand, was es mit denen auf sich hat?)
angeblich geschenke von fans, die er vor den verstärker legt. als ich ihn solo gesehen habe, meinte er, er würde sich durch sie nicht so allein fühlen.
danke für den bericht, klingt nach einem schönen, eher entspannten konzert.
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WerbungHa ha, na dann … Und da ist auch wieder das Mikro, das vorm Verstärker hängt – das gehört also wohl wirklich auch zum Set-Up. Und ja, entspannt war’s definitiv – im ersten Set vielleicht zu sehr, aber das zweite war dann ein Stück besser (griffiger, fokussierter, vertiefter …)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind
Bill Frisell / Thomas Morgan – Moods, Zürich – 25.04.2023
Bill Frisell (g), Thomas Morgan (b)Sehr schöner Bericht @gypsy-tail-wind!
Ich habe Bill Frisell früher öfter mal live erlebt, ihn bei den mindestens letzten zwei Gelegenhieten in Berlin aber verpasst. Bin/war ja Fan von BF, zumindest bis in die 2000er / 2010er Jahre.
Ich finde seine Musik hat oft etwas verhaltenenes, aber untergründig manchmal unheimliches und spannendes. Dabei schlafen manchem Hörer die Ohren ein, mancher findet es gemütlich, manchem geht das auf die Nerven und mancher wird dadurch in Hochspannung versetzt. BF wirkt als Mensch ja auch wie ein stilles Wasser. Und die sind ja bekanntlich …
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Steve Coleman & Five Elements – Moods, Zürich – 02.05.2023
Steve Coleman (as), Jonathan Finlayson (t), Rich Brown (elb), Sean Rickman (d)Das war ein phänomenaler Abend im Moods letzten Dienstag! Ähnlich gut gefüllt wie bei Frisell die Woche davor – aber mit viel später eintrudelndem Publikum. Mein Begleiter und ich landeten wieder auf denselben Plätzen, erste Reihe ganz links, was gut war, ziemlich direkt vor Coleman. Allerdings war Rickman zu meiner Verblüffung gar nicht so laut – obwohl er ordentlich zulangt und sein Ding über die zwei Stunden ziemlich kompromisslos durchgezogen hat (vielleicht wär’s mir von vorne rechts tatsächlich anders vorgekommen?). Angekündigt war ein einziges Set von ca. 90 Minuten, aber am Ende wurden daraus knapp zwei Stunden. Und die hatten es wirklich in sich.
Coleman fing solo an, spielte eine sich allmählich verändernde Phrase, etwas etüdenhaft, mit einem rhythmischen Stottern in den Pausen, irgendwann stiess Finlayson mit einzelnen Tönen dazu, dann stiegen Brown (er ist nicht Anthony Tidds Nachfolger, oder?) und Rickman ein. Coleman konstruierte seine Soli meist nach demselben Schema wie das Intro: eine Phrase, die dann wiederholt und abgewandelt wurde, immer mit Pausen dazwischen, und dennoch mit der Zeit wahnsinnig dicht. Sein Ton ist klasse, seine Phrasierung enorm präzise – und mit der Rhythmusgruppe fügt sich das zu einer Klangwalze, die einen schon mal fast überrollen kann – aber die sich eben doch auch irgendwie selbst beherrscht, ein wenig zurücknimmt, nie völlig ausbricht. Finlayson war manchmal einfach Teil dieses Gefüges, seine Soli eher Gruppenmomente, kurze Phrasen, während derer Coleman nach seinem Solo oft nahtlos weiterriffte. In den besten Momenten wurde Finlayson zur puckishen Gegenkraft und brach auch ein wenig aus dem gut geölten Betrieb aus, brachte einen ganz anderen Atem rein.
Brown/Richman spielten quasi zwei Stunden ohne zu atmen durch – Brown sehr laut, im Soundgefüge die Konstante, und mit dem E-Bass natürlich stets korrekt auf den pitches – womit Coleman manchmal ein wenig spielte, aber auch in der Hinsicht brachte die freier atmende Trompete mit ihrem brüchigeren Ton immer wieder schöne Kontraste ins Gefüge. Nach einer halben Stunde oder so schien die Band auf einem anderen Level zu sein, und da blieb sie für den Rest. Da und dort tauchten Versatzstücke bekannter Themen auf – einmal gab’s ein richtiges Parker-Stück („Barbados“?), andere Male einen fett groovenden 5/4 oder einen angedeuteten Tango. Als Set-Closer spielten sie dann irgendwie sehr unironisch „America the Beautiful“ – als Hymne eigentlich, aus der dann aber auch wieder – bei den Band-Intros, denen das Stück auch dient, traute sich von den anderen drei niemand, Coleman anzusagen, obwohl sie alle ein Gesangsmikro vor sich hatten (shut up and play, ein Grinsen im Gesicht hatten sie alle mal und angespannt wirkten sie nicht – aber Coleman machte schon mal auf Kosten von Finlayson Faxen, die das Publikum lachen liessen … nicht direkt ein feiner Zug; ich hab auf dem Foto einen der seltenen Momente eingefangen, in denen Brown eine Regung zeigte – es hiess: keine Videos, Fotos ohne Blitz in den ersten 15 Minuten). Gesungen bzw. gesummt haben nur Coleman und Finlayson: ein vertracktes, bebop-artiges Stück am Ende, das dann halt nicht gespielt sondern unisono gesungen wurde (und das war der Moment: Finlayson hielt sich das eine Ohr zu, um sich selbst zu hören, was Coleman zum Anlass des Spottes nahm – ohne das Finlayson das mitgekriegt hat, denke ich).
Die Musik des Quartetts hatte einen tranceartigen Effekt – was auch mit der Klangwalze zu tun hatte: die fast nie unterbrochenen schnellen Bassriffs (einmal gab’s einen Standard und Brown fiel in einen Walking Bass – für sowas hat Coleman auch mal wem rasch was ins Ohr geflüstert, oder Finlayson gab eine nicht ausgesprochene Anweisung weiter … das ist also nicht alles durchgetaktet), die Beats, die sich zwar stets änderten, aber doch immer gleichartig und sofort erkennbar blieben – letzteres fand ich sehr beeindruckend. Etwa wenn Rickman im zweiten Teil von „America“ quasi parallel zu seinem patentierte Five-Elements-Beat noch einen fetten New Orleans Shuffle dazu spielte – ohne den Hauptbeat im geringsten zu durchbrechen. Da gab’s also diesen binären, auf minimale Akzentverschiebungen ausgerichtete, spitzen Hauptbeat, und dazu einen sehr freien, fett groovenden zweiten Beat dazu. Ähnlich schon davor einmal, als ein Stück zu hören war, das wie ein (angedeuteter) Tango klang. Coleman brach im Lauf des Abends aus den unzähligen Riffs immer stärker und länger aus, spielte fliessende Soli, deren Phrasen er gegen Ende des Abends hin – à la Jackie McLean – immer öfter mit kurzen Schreien oder Seufzern quittierte. Der Weg in die Garderobe sei zu weit, drum spielen man einfach direkt noch eine Zugabe, meinte er nach „America“ – und ganz zum Ende schmeichelte er dem Publikum ein wenig: er komme hier immer wieder gerne hin, toller Raum („wie bei jemand zuhause“), gutes Publikum, gute Atmosphäre, er kenne nur drei Clubs, die so seinen: das Porgy & Bess in Wien, das New Morning in Paris und eben das Moods; da passsiere mit der Musik etwas: entweder höbe sie völlig ab – oder sie sinke in den Abgrund. Letzteres war nun zum Glück an dem Abend in Zürich nicht passiert.
Mir ist das am Ende irgendwie immer noch wesensfremde Musik – aus vielerlei Gründen, auch den offensiven Machismo des Leaders, dem Rickman sich anzuschliessen scheint, fand ich nicht so schön; aber bedeutender sind natürlich die musikalischen Gründe, und da ist es das, was ich als Atemlosigkeit oder als Klangwalze nur unzureichend beschreiben kann. Aber mich darauf einzulassen hat sich ungemein gelohnt, ich fand das in vieler Hinsicht eine beeindruckende Performance, von Coleman, von der Band (wobei ich gerne etwas mehr von Finlayson gehört hätte – der kam etwas zu kurz, spielte nur zwei oder drei richtige Soli, die anderen liefen nach dem oben beschriebenen Schema ab).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavielen, vielen dank – es ist nicht einfach solch ein konzert zu beschreiben, ich hatte bei vielen formulierungen ein déjà-vu und konnte mich gut daran erinnern, dass ich früher nach ca. einer stunde auch völlig platt war, von der klangwalze überrollt. aber das wär mir vielleicht ähnlich gegangen, hätte ich früher das ornette coleman quartett gehört, das ja so ein schräges vorbild für die five elements ist (sound, kürzelmotive, darin freie variationen auf der grundlage von totalem aufeinandereingespieltsein, der gestus der permanenten originalität, auch die überforderungsabsicht…). ich hab die ja seit ca. 2006 nicht mehr live gesehen, aber so viel scheint sich da nicht verändert zu haben. rickman ist tatsächlich kein lauter drummer, er spielt sehr fein und holt die wucht woanders her, das fand ich live auch immer eine überraschung. rich brown kenne ich gar nicht.
„america the beautiful“ kann nur zutiefst ironisch gemeint gewesen sein…
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Danke – fiel mir echt schwer, Worte zu finden!
vorgarten
„america the beautiful“ kann nur zutiefst ironisch gemeint gewesen sein…Muss ja – aber es klang halt echt nicht so. Und es ist ja auch wirklich ein schönes Stück, wenn man den ganzen Bimbes mal weglässt.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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@ „gypsy“ : Dank für den bildhaften Bericht ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Erb-Mayas-Hemingway – Theater am Gleis, Winterthur – 31.05.2023
Christoph Erb (ts, ss), Magda Mayas (p, objects), Gerry Hemingway (d)Zum Abend in Winterthur letzte Woche wollte ich längst schon schreiben – das war super, schöne Stimmung, zwei ordentlich (heraus-)fordernde Bands – da kam fast ein wenig Festivalatmosphäre auf. Wegen des schönen Wetters (so heisst es, ich muss das hoffentlich nicht verstehen) kämen nicht mehr viele Leute zu Konzerten, so heisst es, es waren wohl nicht viel mehr als zwei Dutzend, gerade so, wie auch gestern im Moods.
Den Wahlluzerner Christoph Erb (er stammt aus Zürich) habe ich vor einigen Jahren schon einmal gehört, als er im Luzerner Hinterland das Jazzfestival Willisau eröffnete – ein fulminantes Set mit Jim Baker und Frank Rosaly, dem die nachfolgende Gruppe, wegen der ich eigentlich hingefahren war, James Blood Ulmer & The Thing, nicht gewachsen war. Das Trio mit der australischen Berlinerin Magda Mayas und dem ebenfalls Wahlluzerner Gerry Hemingway funktioniert ganz anders – und doch war das ein ähnlich umwerfendes Set.
Er spielte keinen konventionellen Ton, keine Phrase, keine Melodie in diesem Set. Stattdessen spielte er längere Töne, die mit Obertönen, sich verändernden Pitches, in Volumen, Lautstärke etc. ständig in Bewegung blieben. Mayas stand meist halb über den Flügel gebogen da, auf dessen Saiten sie Gegenstände platziert hatte, mit denen sie den Klang präparierte – auch das eine Arbeit mit vielen Klängen, Einzeltönen, Klangveränderungen, z.B. mit den im Bild sichtbaren Holzstäben oder auch mal mit einer losen Saite, die sie um eine Klavierseite zog. Hemingway fiel manchmal in Patterns oder knappe Grooves, aber auch er arbeitete die meiste Zeit am Sound. Wie das Trio dabei stets total fokussiert blieb und zugleich jede*r für sich – völlig vertieft wirkten sie – und alle zusammen die Musik formten, mit Timing, mit Aktion und Reaktion aber auch mit fast schon sturem Beharren … das gefiel mir ausserordentlich gut. Fordernd war das, aber auch sehr schön, wenn man sich darauf einlassen mochte. Und dazu war das kleine Grüpplein bereit, das erschienen war.
Die Fermentierten – Theater am Gleis, Winterthur – 31.05.2023
Lino Blöchlinger (as, bsx), Flo Götte (g), Tobias Sommer (d)Nach einer Pause folgte das herausfordernde Set. Lino Blöchlinger ist den Fussstapfen seines Vaters entwachsen. Dieser war ein umtriebiger Musiker zwischen Jazz und Neuer Musik, freier Improvisation, Musical, Kinderliedern, der mit Leuten wie Jacques Demierre, Urs Voerkel oder Hans Koch gearbeitet hat, einen „heiter-melancholischen Avantgardisten“ nennt ihn Tom Gsteiger treffend im Historischen Lexikon der Schweiz – Urs Blöchlinger wählte mit 40 den Suizid. Lino spielt das Altsaxophon des Vaters – und etwas vom heiter-melancholischen Temperament scheint seine Musik auch geerbt zu haben. Die Fermentierten zelebrieren ein wuchtiges Unisono-Spiel, das oft mehr mit Dada und irgendwelchen Avant-Formen von Rock (die ich nicht kenne) zu tun hat denn Jazz. Es gab zwar im Gegensatz zum ersten Set für alle drei solistische Passagen, auch ein oder zwei ziemlich melodische Stücke – doch im Ohr bleiben die geradezu reingehämmerten Unisono-Stücke, in denen Blöchlingers Bass-Saxophon, Göttes Baritongitarre (so stand im Programm, sie klang tatsächlich eher tief und Götte spielt sonst meist Bassgitarre – aber mit Gitarren kenne ich mich bekanntlich nicht gut aus – kann da anhand des Fotos jemand was dazu sagen?) und Sommers hartes Getrommel die Musik voranpeitschten – steif irgendwie, repetitiv, gleichförmig … und am Ende doch faszinierend. Zu fassen kriegte ich das aber im Konzert nicht, und auch jetzt nicht mit Worten.
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PS: Auf der CD der Fermentierten von 2022 ist Valentin Baumgartner zu hören, der zwei Tage nach Abschluss der Sessions am 16. Juli 2021 mit 30 ei einem Unfall am Berg starb. Das Trio klingt auf der CD offener, verspielter, es gibt da auch leise Passagen, solistische Momente, in denen das Bass-Saxophon schön zu hören ist … das Set in Winterthur war im Vergleich ziemlich anders, klanglich weniger vielfältig, ungemein druckvoller. Wenn man in der Tube nach Blöchlinger sucht, findet man z.B. Aufnahmen aus dem Luzerner Mullbau, wo ich mal Matana Roberts solo gehört habe, oder aus dem Peppi Guggenheim, wo ich mit @vorgarten und @udw mal gesessen habe – und man findet was vom Projekt, das er der Musik seines Vaters gewidmet hat. (Full Disclaimer: Seitdem ich damals über den Auftritt von Erb/Baker/Rosaly in Willisau geschrieben hat, schickt mir Erb hie und da eine der Neuerscheinungen auf seinem Label, was immer eine Freude ist!)
Florian Arbenz feat. Nelson Veras & Hermon Mehari – Moods, Zürich – 09.06.2023
Hermon Mehari (t), Nelson Veras (g), Florian Arbenz (d)Gestern dann das wohl letzte Jazzkonzert der Saison (weiter geht es voraussichtlich Anfang September mit Akira Sakata) – nochmal im Moods und mit der ersten Combo der „Conversations“, die Florian Arbenz 2020 gestartet hat. Die Musik dieses Trio ist seit der Aufnahme (2020, im April 2021 veröffentlicht) durch zehn oder zwanzig Gigs nochmal ordentlich gewachsen. Auch hier gab es viele ungewohnte Sounds zu hören. Das fängt mit der Besetzung an, geht aber weiter, indem Arbenz auch eine Cajón einsetzte (dazu gehörte wohl der grossse Verstärker hinter Mehari) und die Klänge seiner Becken und Trommeln durch eine Art kleine elektrische Steel-Drum ergänzte, durch Tamburine, die er (am Rand des Fotos zu erkennen) auch mal auf die Trommeln legte und das ganze mit einem Tuch dämpfte. Auch Glocken kamen zum Einsatz, Arbenz spielte ml mit den Fingern, wechselte zwischen Sticks, Besen und Mallets hin und her. Nelson Veras‘ akustische Gitarre, klassisch bzw. brasilianisch gespielt (mit einem überlangen Daumennagel an der rechten Hand, auch das sehr klassisch), war klanglich der Kitt, darunter legte Arbenz seine Beats, darüber erhob sich Hermon Mehari strahlend schöne Trompete, stets offen gespielt, mit einem runden aber zarten Ton, scheinbar mühelos und ohne Druck. Viele der gespielten Stücke stammten von Arbenz (er sagte regelmässig an, was gespielt wurde), aber auch Musik von Mehari war zu hören, ebenso ein paar Standards, darunter „Olha Maria“ von Jobim, das auch auf der CD zu hören ist und in dem Veras‘ beeindruckendes Spiel besonders zur Geltung kam.
Nach wohl zwanzig stellenweise etwas zäh, vielleicht übermässig strukturiert, manchmal gar ein wenig verkopft wirkenden Minuten spielte das Trio eine tolle Version von Monks „Hackensack“, und ab da öffnete sich die Musik, wirkte entspannter, fliessender. Die Notenständer blieben aber auch fortan für Mehari und Veras wichtig, auch wenn Mehari zu einem Solo anhob blickte er oft nach rechts (ist auf dem Foto ja zu sehen), vermutlich um die Changes zu gucken … es gab auch freiere Stücke (z.B. „Circle“, das auch auf der CD zu finden ist) und immer wieder klasse Grooves, Mehari zeigte immer wieder ein breites Lachen, wenn er die Trompete absetzte, während Veras meist ziemlich regungslos da sass, seine Expressivität sich ganz in seine Gitarre kanalisierte. Am Ende des Sets gab es eine lange, hervorragende Version von „Freedom Jazz Dance“, in der nochmal die Qualitäten aller drei hervortragen: Die sich stets ändernden federnden Beats von Arbenz, zupackend und doch nie hart oder undifferenziert. Die unglaublich schön klingende, farbenreiche und rhythmisch fast noch ausdifferenziertere Gitarre von Veras, der scheinbar mühelos mit der Time umspringen kann, in einem Moment hinter, dann vor, neben oder wie völlig frei über dem Beat schwebend, der aber im völlige Einverständnis der drei jeden Moment in eine neue Richtung gehe konnte. Darüber die Trompete von Mehari mit diesem so zarten wie wunderschönen Ton, singend melodisch, sich in Arpeggi und rasende Läufen steigernd, doch immer luftig, mit Atem und Zeit, mit einem Gespür für Pausen.
Ein Highlight folgte dann gleich noch als Zugabe, eine betörende Version von „Body and Soul“, in der Mehari über sich hinauswuchs, während Veras die unverwechselbaren Changes auf ganz eigene Art und wahrlich vollkommen an der Gitarre skizzierte und Arbenz sich im Intro völlig zurückhielt und danach bloss mit Besen leise begleitete. Eine wahre Freude, der zugleich ausgeklügelte und dennoch spontane Kammerjazz dieses Trios, der eben auch nicht wirklich Kammerjazz ist sondern einfach ein am Ende auf allen Ebenen, von der Organisation bis zur Intuition, überzeugendes Musizieren.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadanke fürs beschreiben. die meisten der beteiligten kenne ich nicht und die frage der baritongitarre kann ich anhand des fotos nicht beantworten. aber veras‘ gitarre sieht sehr interessant aus.
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Ja, die Gitarre von Veras klang wirklich sehr schön. Hie und da hat er den obersten Schieber etwas verschoben, aber ich glaub das war nur die Lautstärke, die er damit etwas regulieren konnte.
Und das mit der Baritongitarre kann ich definitiv nicht beurteilen. Wiki meint, üblicherweise seine Quarte oder Quinte tiefer gestimmt, etwas länger, etwas dickere Saiten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Baritongitarre--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaNachdem endlich (ich bin jazzgigdepriviert ) das Programm vom Jazzfest Berlin draussen ist und eine ganze Menge toller Konzerte verspricht, hab ich heute auch das Programm des diesjährigen Unerhört Festivals entdeckt. Und dieders ist so gut, dass ich für eine Weile über das schlechte Jazzangebot in Zürich zu schimpfen aufhöre:
https://unerhoert.ch/?page_id=1537Am Murray-Abend bin ich verplant, das Borderlands Trio müsste ich mit Glück nach einem Klassik-Konzert noch schaffen… sonst könnte ich theoretisch alle Konzerte besuchen. Aber ist halt unter der Woche und ich werde arbeiten… dennoch: Shabaka Hutchings nochmal am Sax bevor er es weglegt, Myra Melford’s Fire and Water, das James Brandon Lewis Quartet, das Alexander Hawkins Trio, der Zeena Parkins-Abend …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaja, da ist schimpfen fehl am platz ist natürlich ein bisschen klassischer programmiert als das jazzfest (ob das wiederum wirklich ein kuratorisches gesamtkunstwerk wird, werden wir ja überprüfen), aber ich wäre da bei den meisten sachen gerne dabei.
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vorgartenja, da ist schimpfen fehl am platz ist natürlich ein bisschen klassischer programmiert als das jazzfest (ob das wiederum wirklich ein kuratorisches gesamtkunstwerk wird, werden wir ja überprüfen), aber ich wäre da bei den meisten sachen gerne dabei.
Vor allem halt einfach eine Konzertreihe, kein richtiges Festival… Schweizers haben täglich bis 17 oder 18 Uhr zu malochen, Nachmittagskonzerte und überhaupt ein dichteres Programm sind da nicht drin. Schade, ich nähme mir lieber zwei, drei Tage frei als zehn Tage übermüdet zu arbeiten und mittelmässig aufmerksam an Konzerte zu gehen
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!Ja, das ist mit dem Sax weglegen ist ein guter Grund, Hutchings nochmal hören zu gehen … mein voraussichtliches Programm (die kursiven könnte ich dazunehmen: da wäre Taborn die erste Option; Bennink wär sicher gut, aber Billiger Bauer muss nicht; Marcelo, Vogel, Augustin und Saito kenne ich alle gar nicht – und die Location-Wechsel an den Abenden mit 18-Uhr-Konzerten sind reichlich knapp – auch da wieder: das ist halt wirklich kein richtiges Festival – zu Augustin/Terzic und 3 Trios gehen und danach zum Hawkins Trio ist dann wohl ganz ausgeschlossen, aber vorher zu Vogel und dann zu Hawkins ist auch wieder nicht optimal, ca. 1,5 Stunden Pause):
Fr 24.11. – Galeano/Gorrea + Hutchings/Bekkas/Drake
Sa 25.11. – Myra Melford’s Fire and Water Quintet
So 26.11. – James Brandon Lewis Quartet
Di 28.11. – Alexis Marceo solo
Mo 27.11. – David Murry etc.(hier bin ich in der Tonhalle bei Francesco Piemontesi)
Di 28.11. – Han Bennink solo / Billiger Bauer
Mi 29.11. – Georg Vogel solo
Do 29.11. – Myslaure Augustin/Dejan Terzic + 3 Trios
Mi 29.11. – Alexander Hawkins Trio
Do 30.11. – Craig Taborn solo
Do 30.11. – Taiko Saito solo
Fr 1.12. – Borderlands Trio (hoffentlich, davor auch Tonhalle; Vallon/Courtois würd mich auch interessieren)
Sa 2.12. – Zeena Parkins + Niescier/Reid/Harris
So 3.12. – Olga Neuwirth: „coronAtion IV: whoever brought me here …“ (mit Niggli/Pacheco/Zytynska)
So 3.12. – Blooming Rhythms
So 3.12. – tbaWenn jemand in Sachen Marcelo, Vogel, Augustin doer Saito Empfehlungen hat, bitte her damit!
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