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Aus dem Hörtagebuch ausgelagert:
Friedrich … Aber bei Nelson ist in meiner Erinnerung meist höchste Vorsicht geboten. Der hat ja sogar ein ganzes Thelonious Monk-Album versaut. Oder Jimmy Smith, der hat ja auch Aufnahmen mit Lalo Schifrin gemacht, die sind toll. Aber wenn draufsteht „Arranged by Oliver Nelson“: Finger weg!
Das ist jetzt hoffentlich nur der Unwissenheit geschuldet! Ernsthaft, ich möchte gerade ein berlinerisch-fadengrades „Sag mal spinnst Du?!“ raushauen!
Das erste Verve-Album Smiths stellt jedes Schifrin-Album in den Schatten (und ich mag „The Cat“ seeeerhr gerne! Oder auch die Sachen mit Dizzy Gillespie) und ist auch besser als viele von Smiths Blue Note-Alben.
Zudem hat Nelson – auch als Arrangeur – eine ganze Reihe toller Alben eingespielt. Wer davon die Finger lässt, ist selber Schuld
Alle diese Arrangeure waren auch (teils in erster Linie) Lohnarbeiter, die quasi im Akkord gearbeitet haben. Auch Nelson, der gewiss einige Dinge in den Sand gesetzt hat. Aber er hat eben auch Alben gemacht, von denen praktisch alle Arrangeure des Jazz nur träumen können. Und ich meine jetzt explizit nicht nur „Blues and the Abstract Truth“ und andere Small Group-Alben. Die Frage ist halt, ob Nelson zuviel gemacht,,zuvieke Aufträge angenommen hat, zu schnell gearbeitet hat – seine Hinterlassenschaft ist ja trotz frühem Ableben gross, von Konstanz kann man nicht wirklich reden. Aber von Schlock wie ihn ein Sebesky üblicherweise verantwortet hat, eigentlich auch nie … irgendwelche spannenden Ideen findet man immer, selbst auf dem Monk-Album.
Wir hätten hier ja einen Thread über Arrangeure, vielleicht verschiebe ich das später mal dorthin.
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weiterhin aus dem Hörtagebuch (ein kopierter halber Post):
gypsy tail wind … ein anderer Aspekt, der zu beachten ist bei diesen Alben (seien es welche von Smith oder Montgomery oder wem auch immer): der Wechsel zu Verve, das ja gerade von MGM übernommen wurde, ermöglichte solche opulenten Produktionen (für das Evans/Ogerman-Album z.B. gab es vier Sessions, mit Orchester, vielleicht noch Overdub-Sessions dazu). Blue Note oder andere der damals teils schon darbenden Indies konnten sich sowas nur selten mal leisten: Nelson hat mit „Joyride“ auch für Stanley Turrentine ein tolles Album arrangiert – beste Version von „River’s Invitation“? … bei Verve gab es hie und da Big Band Alben (Ray Brown feat. Cannonball Adderley), auch bei Riverside (ebenfalls Adderley, oder auch Wes Montgomery mit Streichern) kam sowas mal vor, aber Bethlehem z.B. hatte sich ja mit der opulenten Einspielung von „Porgy & Bess“ übernommen und ging daran zugrunde … sowas wollten und konnten Alfred Lion oder auch Orrin Keepnews gewiss nicht riskieren und so zogen eben gerade die Musiker, die den Crossover-Erfolg suchten, weiter … andere blieben und scheiterten daran (oder trotzdem) (in denke da z.B. an Grant Green, der ja den Erfolg suchte aber nicht wirklich fand, und darob auch musikalisch irgendwie abhanden kam, so halb wenigstens). Und anderso gingen ja ganze Label zugrunde auf diesem Pfad (World Pacific mit Chet Baker Plays Beatles und Bud Shank Plays Stones und all dem seichten Blödsinn – da gibt es wirklich ganz übles Zeug).
Wenn ich ab und zu generelle Vorbehalte äussere, so liegt das auch daran, dass mein Interesse für solche Experimente (die ja oft auch oder eher Anbiederungen waren) sich in Grenzen halten, dass ich in den meisten Fällen die schnörkellosen Jazz-Alben aus der Zeit davor viel mehr schätze. Das ist bei Montgomery ganz klar so, bei Smith bin ich etwas gespalten … von beiden gab es bei Verve hervorragende Aufnahmen aber eben auch geschlecktes Mittelmass, mit grosser Kelle angerichtet (fiel mir am Wochenende zum ersten Mal auf: in der Montgomery-Box sind tatsächlich die Chart-Positionen – Jazz, Pop, R & B – angegeben … und in vielen Fällen ging so gesehen die Rechnung von Creed Taylor wohl auf – besser werden die Alben dadurch nicht und das Phänomen mit dem hübschen weissen Mädchen auf dem Cover wurde auch nicht umschifft).
zuletzt geändert von gypsy-tail-wind
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba