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Das tut bei der Diskussion wenig zur Sache, aber ich bin längst zu einer weiten Definition von Hard Bop umgeschwenkt (im Hard Bop-Thread lässt sich das noch anders nachlesen, in meinen frühen Zeiten hier im Forum), in der Platz ist für Lateef, für Coltrane, Mingus, den frühen Cecil Taylor, den Riverside/Columbia-Monk, für Andrew Hill (und ja, die „Blue Note Avantgarde“) … Hard Bop war eine Art letzter „Mainstream“ des Jazz, in dem dieser noch in grösseren Kreisen gehört wurde (es gab in den Sechzigern noch Blue Note-Singles in den Jukeboxes, wenigstens da, wo Afro-Amerikaner unterwegs waren) – und genau vor diesem Hintergrund halte ich eine weit gefasste, inklusive Definition von Hard Bop (wie David Rosenthal sie in seinem Essay auch vertritt) auf jeden Fall für sinnvoll.
Lateef selbst stammte natürlich auch der älteren Generation, hatte seine Sporen in Big Bands abverdient, u.a. mit Dizzy Gillespies Bebop-Big Band, es gibt da auch Aufnahmen von ein, zwei Lateef-Soli – daneben waren da frühe Bebopper und Swing-to-Bop-Leute wie Ernie Henry, James Moody, Joe Gayles, „Big Nick“ Nicholas (ihm ist Coltranes „Big Nick“ gewidmet), Cecil Payne, Don Byas, Budd Johnson, John Brown, Howard Johnson, Ray Abrams, Leo Parker und Sonny Stitt dabei, um nur die Saxophonisten zu nennen.
Bei Lateefs Sidemen ist der Background wohl dann bereits ein anderer, aber sie stammten ja aus der unglaublich reichen Szene Detroits, die die Ostküste damals buchstäblich mit Talenten überschwemmte – und die ich als einen Kern des Hard Bop betrachte, auch wenn es da wiederum Leute wie Hank Jones oder Tommy Flanagan gab, die eine Spur eleganter, wenn man will „gemässigter“ waren als die hartgesottenen Hard Bop-Vertreter (Sonny Clark, Horace Silver).
Den Background in den Big Bands teilte sich Lateef aber auch mit anderen Hard Bop-Grössen: Art Blakey etwa war in der legendären Band von Billy Eckstine dabei, auch Johnny Griffin zog mit grossen Bands durch die Lande (z.B. mit Lionel Hampton, wo auch ein Illinois Jacquet auftauchte … sowie zwei Freunde aus Kalifornien, der spätere Ellingtonian Britt Woodman und der junge Charles Mingus). Doch die eigentliche Hard Bop-Lehranstalt waren damals die Rhythm and Blues-Bands, die Sound und wohl auch Spielhaltung der Hard Bopper prägten.
Woher jetzt Lateefs „Morning“ kommt, das ja nicht von diesem Planeten scheint, das ist damit natürlich ganz und gar nicht erklärt, das ist mir klar.
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