Antwort auf: Miles Davis

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vorgarten

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12. juni 1972. „jabali“ und „ife“ werden eingespielt. line-up: miles, garnett, maupin, an den tasten nur williams und liston smith, henderson am bass, zwei drummer (al foster und billy hart), keine sitar, nur mtume und badal roy als percussionisten (neben hart).

„jabali“ ist ein sexy verschleppter minimal-groove über 11 minuten, über den soliert wird (gerne auch zu zweit), während um henderson herum alle ein bisschen das material variieren, sounds ausprobieren, aussetzen, verdichten, kommentieren. die schichtwerk-idee kommt eigentlich nur im einsatz der tabla zum tragen, die wieder leicht neben dem beat hängt, als sei sie separat aufgenommen worden. außerdem vielleicht in der unabhängigkeit, mit der die beiden drummer synchron agieren (als könnten sie nicht wirklich hören, was der andere gerade spielt).

losins diskografie gibt nicht preis, wer hier das (alt?-)flöten-solo spielt, garnett und maupin kämen ja beide infrage, aber garnett wäre sonst gar nicht zu hören.

„ife“, das später auf BIG FUN landen wird und als komposition auch ins live-repertoire eingeht, ist ein etwas spannenderer jam, der aber im prinzip ähnlich funktioniert: bass-riff von henderson, zwei unabhängig dazu festgelegte drum-figuren, die minimal mit dem groove spielen, hier gibt es ein simples bläser-motiv, percussion und keyboards wuseln darum herum. der flow verändert sich wie auf handzeichen dabei fortwährend. liston smith zitiert zwischendrin die originalakkorde von „it’s about that time“, während williams die spacigen arp-synth-sounds ausprobiert, die vorher hancock eingebracht hat.

um die 8-minuten-marke unterbricht ein rubato-moment (miles & maupin) den groove, der danach umso toller wieder beginnt. richtige soli gibt es eigentlich nicht, mal spielt maupin ein paar töne, mal garnett, mal miles; es geht eigentlich nur darum, wie man aus repetitionen trance herstellt, ohne dass sich langeweile einstellt. gegen ende der langen 21 1/2 minuten hat sich das tempo komplett entschleunigt und die melancholische, introvertierte trompete von miles setzt im setting von orgel und congas eine ziemlich verhangene atmosphäre. „That’s enough. Let’s hear some of that, Teo…“

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