Antwort auf: Miles Davis

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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vorgarten 6./7. märz 1970. noch bevor BITCHES BREW veröffentlicht ist, wird das miles sextet auf die new yorker fillmore-bühne gebucht. es sind die abschiedskonzerte von wayne shorter in dieser band – und es ist ein würdiger abschied. der grafikhölle des covers zum trotz (ich habe die ausgabe mit dem blauen hintergund), genauso den verzerrungen im ton (der sound hat trotzdem druck und tiefe), geht es hier von anfang an zur sache und ist doch eine hochkommunikative angelegenheit. natürlich ist hier alles vier mal aggressiver und mindestens doppelt so schnell als im studio, aber die band ist gleichzeitig auch flexibler, was von vor allem am befreiten spiel von dave holland hört. shorter ist umwerfend, überblasend, explodierend (dazu airto auf der trillerpfeife!), vergleichbar seiner tour-de-force auf SUPER NOVA, corea zerlegt einen spielzeugladen, zwischendurch sind aber plötzlich duette drin, ganz intime, flüchtige momente – die impulse dazu kommen immer von jemand anderem. „masqalero“ z.b. läuft lange zeit auf einem rock-riff, aber spätestens ab shorters solo ist das wieder ein flexibles postbop-gebilde, das nicht mehr nach vorne geht, sondern strudel bildet. jeden moment kann etwas unerwartetes passieren. zum beispiel die basslinie zum eben erst geprobten „willie nelson“, die holland einspeist, obwohl miles gerade erst „it’s about that time“ angespielt hat.

Da bin ich bei Dir …. die Band ist heiss und Wayne Shorter entfacht partiell Fegefeuer ….

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