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M. Ward – Transfiguration of Vincent
An dieser Stelle muss ich einfach dem öffentlich-rechtlichem Radio danken. Ohne deren Leute beim (jetzt) Nachtclub hätte ich so einige Künstler total verpasst. Nachts ab 12 hörte ich dort zum ersten Mal Joni Mitchell, Stephen Jones (aka Baby Bird), Femi Kuti, Idlewild, Chet Baker (die Jazzsendungen am Samstag Abend!) und eine Myriade weiterer Künstler. Unter anderem auch M. Ward vor wenigen Wochen. ‘Transfiguration of Vincent’ ist das dritte Album des Howe Gelb Schützlings aus Portland und schlicht grandios.
M. Ward verbindet Folk, Blues und Country mit ein wenig Pop und klingt dabei relativ einzigartig. Klar, Thomas wartet hinter mancher Ecke, manche Melodien scheinen von alten Bluesplatten erträumt und einige Sounds sind in bester Lofi Tradition. Aber nie wirkt es vordergründig geklaut. Immer inspiriert. Und da, wo es z.B. die White Stripes mit Hype und Konzept gerade mal auf zwei Songs schaffen, liefert Herr Ward eine Reihe von richtigen Hits ab. Gleich die Einführung ‘Vincent O’Brien’ setzt textlich (‘He only drinks when he’s sad and he’s sad all the time. So he drinks the whole night through, yeah he drinks in the daytime too.’) und vor allem musikalisch Zeichen. Eine flotte Folkerzählung, die der Sänger mitfühlend vorträgt, wird von Noisegitarren traktiert und findet immer wieder einen grandiosen Refrain der Hoffnung. Mit ‘Sad, sad song’ geht es grandios weiter. Eine Art Orgel schafft genau die richtige düstere Atmosphäre für diese Geschichte über Verlassenheit und Suche. Desweiteren herauszuheben: Das heitere ‘Outta my head’ (mit wunderbarer Tremologitarre), der Countryrocker mit Polkabeat und herrlich schrägem Refrain ‘Helicopter’ und das schrullige ‚Fool says‘ mit herzerweichender Pointe. Am Ende intoniert M. Ward dann (nur mit Gitarre und Harmonika) Bowies ‘Let’s dance’ als Folkballade. Und man bleibt mit offenem Mund vor der Anlage knien. Unheimlich. Verstörend. Anders.
Ein wunderbares Album also. Und das mit geringsten Mitteln. Gitarren, Schlagzeug, Bass und ein paar Klavier- oder Orgeltöne. In seiner Reduziertheit jedoch nicht so vordergründig existenzialistisch wie die letzte Platte von Bonnie Billy. Hier gibt es dann doch einen gewissen Popanteil, der leider bei vielen anderen ‘independent Songwritern’ nicht zu finden ist, die dann oft so langweilig wie Catpower oder Smog klingen. M. Ward klingt selbst in den rein instrumentalen Zwischenstücken nie langweilig. Er kanns einfach. Danke NRD Info.
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