Re: 2016: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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gypsy-tail-wind
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Kris Davis Solo / Kris Davis-Christoph Irniger Duo – Zürich, 17.5.

Gestern Abend also endlich Kris Davis, im privaten Rahmen am noblen Zürichberg – als sie im November 2014 am Unerhört spielte, habe ich das leider verpasst, wie überhaupt das ganze Festival (wo es auch Steve Coleman zu hören gegeben hätte). Der Raum, eher die Räume, bieten Platz für 70-80 Leute – und auch für einen Flügel. Anwesend waren Patrick Landolt von Intakt Records, ebenso Irène Schweizer, die gerne auftaucht, um andere Pianistinnen und Pianisten zu hören.

Es begann mit einem Solo-Set von Kris Davis. Sie klebte zunächst sehr an den Noten (es hiess in der Vorankündigung, dass sie irgendwelche Stücke spielen würde, die sie auf Auftrag geschrieben hätte), das wirkte alles etwas eng, etwas kontrolliert – und sollte sich als Vorbote des Duo-Sets entpuppen. Doch dieses erste Stück war wohl auch eine Art Aufwärm-Übung, etwas Finger-Gymnastik zum Auftakt. Das zweite Stück begann ganz einfach, nahezu Trivial, ein paar Melodiefetzen, eine Linie, fast schon kitschig. Doch was danach geschah, stand auf einem anderen Blatt. Kris Davis verfügt über eine enorm kraftvolle linke Hand, mit der sie Ostinati hämmerte, die teils von Lennie Tristano zu stammen schienen, die Rechte spielte auseinanderfallende Linien, Cluster, dichte Tonblöcke, aber entlockte dem Instrument auch bezaubernde Klänge, um dann minutenlang in der obersten Oktave telegrammartige repetitive Muster zu klöppeln, oder aber in zweihändige Passagen zu fallen, in denen die Hände sich ganz allmählich rhythmisch immer weiter auseinanderbewegten – ein enorm faszinierender Effekt, der technisch wohl nahezu unmöglich hinzukriegen ist. So ging es weiter, mit einem beeindruckenden Fluss von Ideen und Klängen, ja einer wahren Flut. Zum Schluss gab es erneut ein Stück, das mit seiner insitierenden Linken an die Solo-Aufnahmen Lennie Tristanos für Atlantic in den Fünfzigern erinnerte – darüber gab es nun aber eine Melodie, die mir von Ornette Coleman entliehen (oder seinen Stücken nachempfunden) schien. Eine enorm faszinierende Kombination, aus der auch wieder dichte, mitreissende Musik enstand.

Das zweite Set bestand dann vor allem aus Stücken von Christoph Irniger, der am Tenorsaxophon dazustiess. Das klang für meine Ohren alles sehr kontrolliert, wie ein Käfig, aus dem aber beide gar nicht ausbrechen wollten. Zu sagen, so empfand ich, hatten die beiden sich nicht viel, das war hochvirtuos, komplex, aber es passierte trotzdem nichts, was mich in irgendeiner Form mitriss oder auch nur berührte.

Aber gut, für das Solo-Set hat sich der Besuch trotz lähmender Müdigkeit unbedingt gelohnt … und ein paar Gläser Wein mit zwei unerwartet auch aufgetauchten alten Freunden gab es danach auch noch. Und eine neue Clean Feed-CD habe ich Davis noch abgekauft – die von Eric Revis hatte sie nicht dabei („Eric gave me just one copy“).

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