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atomVielen Dank für die Auswertung, pipe-bowl. Annabel (lee) hätte ich vorher nicht in der Top 10 erwartet und „The Epic“ nicht so hoch. Schön zu sehen, dass neben Matana Roberts ein weiterer Jazz-Musiker auf eine größere Hörerschaft gestoßen ist. Liegt wohl unter anderem auch daran, dass beide über Non-Jazz Label mit größeren Vertrieben und damit besseren Promomöglichkeiten erscheinen.
Eigentlich ja zwei, wenn man den Mann auf #2 auch zählt … klar, er ist nicht unter dem Label „Jazz“ unterwegs, wer springt schon auf ein sinkendes Schiff auf. Aber seine Musik fühlt sich eben doch wie Jazz an (ganz wie D’Angelos Album von letztem Jahr übrigens). Das sind wohl die Ansätze, in denen Jazz heute noch eine Relevanz hat, die über das eingeschworene Jazzpublikum hinausgeht – und gerade diese gerne vor den Kopf stösst … oder hatten die langjährigen Connoisseure songbird und Clau Kendrich in ihren Listen? ;-). Das Jazzpublikum ist ein Konservatives (auch da, wo die Musik sich als Avantgarde kleidet – was ja letztlich auch wieder so ein Ding ist, wo ist denn genau die Avantgarde, die ganzen Braxton-Schüler sind sie nicht, die Coleman/Lehman/Iyer-Ecke auch nicht mehr … und Kamasi Washington ist sie bestimmt nicht, aber Leute wie Lamar oder FlyLo sind sie vielleicht – einfach ist das dem Jazzpublikum egal, der Bruch ist zu gross, der Hiphop hat mit dem konstanten Selbsthinterfragen aufgeräumt (dass das bei Lamar teils wieder auftaucht bzw. dass er ganz gezielt sich „einschreibt“ in die grosse Tradition macht ihn ja gerade anders und macht ihn so attraktiv für die Leute mit dem „monumental box set acoustic jazz“ daheim – auch wenn sie ihn nicht verstehen oder mögen, sie respektieren, was er tut, sofern sie denn wenigstens mal was über ihn lesen). Und weil das hier neulich auch grad wieder mal lief, ich mochte es ja auch nicht sooo gerne, aber: „The CherryThing“ ist natürlich auch, wenigstens in Ansätzen, so ein Ding, wo Jazz quasi eine neue Form findet, die nicht mehr „Jazz“ ist aber ganz eindeutig nach Jazz riecht und schmeckt. Ich finde das Ding nun wirklich nicht rundum gelungen, aber auch da: Respekt und Power für die, die sowas machen!
Bei Matana Roberts greifen wohl auch solche Mechanismen – viele aus dem „Jazz-Establishment“ finden ja auch keinen Zugang zu ihrer Musik. Promo-mässig scheint sie mir im übrigen in den letzten beiden Jahren ziemlich abgetaucht zu sein, der Hype ist jedenfalls vorbei, Coin Coin 3 scheint da ja auch nicht mehr zu passen (siehe die kleine Diskussion neulich).
Annabel(lee) bleibt mir übrigens halbwegs rätselhaft, ich fand die Schilderungen einiger hier im Forum reizvoller als das Album selbst. Holter klickt bei mir auch nicht, aber da unternehme ich gelegentlich mal wieder einen Versuch.
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