Re: Jahresrückblick 2015

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gypsy-tail-wind
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Ich hätte ja gerne zu den ganzen CDs auch noch ein paar Worte verloren, aber das kriege ich nicht hin, auch weil ich vieles davon zwar schon mehrfach gehört habe, aber nie versucht habe, meine Gedanken dazu zu bündeln.

Was die Neuheiten betrifft, gestern holte ich mir das Januar-Heft von Wire und darin finden sich ganz viele Listen und Rückblicke, 50 Alben, die ausführlicher vorgestellt werden etc. Stewart Smith kriegt eine Spalte zu jazz & improv, da gibt es erstmal eine Top 10 (wie auch zu anderen Rubriken/Stilschubladen):

1. Matana Roberts – Coin Coin Chapter 3: River Run Thee (Constellation)
2. Jack DeJohnette – Made in Chicago (ECM)
3. Amir ElSaffar – Crisis (Pi Recordings)
4. William Parker – For Those Who Are, Still (Aum Fidelity)
5. Darius Jones – Le Bébé de Brigitte (Lost in Translation) (Aum Fidelity)
6. Steve Coleman – Synovial Joints (Pi Recordings)
7. Mary Halvorson – Meltframe (Firehouse 12)
8. Kamasi Washington – The Epic (Brainfeeder)
9. Sons of Kemet – Lest We Forget What We Came Here to Do (Naim)
10. Roger Turner & Otomo Yoshihide – The Last Train (Fataka)

Und dann folgen ein paar Worte, auch die folgende Aussage über Matana Roberts: „Former AACM associate member (das als Einstieg, weil es davor um DeJohnette ging und auch noch „fine new albums from Nicole Mitchell and Mike Reed’s People And Places“ erwähnt werden – zu letzteren gibt es weiter hinten bei den Neuheiten, p. 80, eine Besprechung) Matana Roberts released a beautiful solo also set, Always, and the third part of her epic Coin Coin saga, River Run Thee. The latter might not be a jazz album in the strictest sense, but its remarkable collage of saxophone improv, folk fragments, noise, accounts of the slave trade, family history and field recordings represents of the decade’s greatest achievements in creative music.“ (Wire, Jan 2016, p. 51)

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen, ich habe dem Album in meiner jüngsten Liste auch einen halben Stern mehr gegeben als ursprünglich … ein absolutes Lieblingsalbum wird es in nächster Zeit kaum werden, dazu packt es mich am Ende doch zu wenig bzw. es ist einfach zu harter Stoff, um es öfter zu hören (und natürlich stehen die grossartigen Konzerte weiterhin zwischen den Alben von Roberts und mir … keines ihrer Album reicht da auch nur annähernd heran, klar, Äpfel und Orangen oder was auch immer, aber dann eben doch nicht).

Dass Sons of Kemet ein zweites Album draussen haben, seit Oktober schon, habe ich nicht einmal mitgekriegt, das muss auf jeden Fall her!

Steve Coleman (und Steve Lehman) bleibt ein Projekt, bei Vijay Iyer habe ich ja immerhin das jüngste da und es gefällt mir verdammt gut … dass 2016 das Jahr wird, in dem ich mich damit befasse, kann ich nicht versprechen, zuviele Dinge (v.a. auch stapelweise Klassik) wollen gehört werden. ElSaffar und mehr Jüngeres von Pi gehört da auch gleich mit dazu (Mazurek ist nochmal ein anderes Kapitel). Ich bleibe dran!

In den Releases of the Year finden sich übrigens u.a.

2. Matana Roberts – Coin Coin Chapter 3: River Run Thee (Constellation)
3. Joshua Abrams – Magnetoception (Eremite)
8. Kamasi Washington – The Epic (Brainfeeder)
9. Kendrick Lamar – To Pimp a Butterfly (Top Dawg/Aftermath/Interscope)
10. The Necks – Vertigo (ReR Megacorp)
11. Hieroglyphig Being & JITU Ahn-Sahm-Buhl – We Are Not The First (RVNG Intl)
25. William Parker – For Those Who Are, Still (Aum Fidelity)
42. Radu Malfatti – One Man and a Fly (Cathnor)
43. Thundercat – The Beyond/Where The Giants Roam (Brainfeeder)
44. Uwe Oberg – Work (Hat)
47. Keith Rowe & John Tilbury – Enough Still Not to Know (Sofa)

Hat jemand die #11 gehört und kann dazu was sagen? Marshall Allen und Shelly Hirsch wirken mit.

Unter den Top-Alben des Elektorates taucht ferner zusätzlich auf:

JD Allen Trio – Graffiti (Top-Album von Phil Freeman)

Und selbiger Freeman watscht in seinem kurzen Jahresrückblick (p. 40) dann Lamar als „the most overrated hiphop album ov 2015“ ab … ist dann aber sehr nett zu Kamasi Washington (er erwähnt Lamar auch nur, weil sein Mitwirken auf dem Album seinem PR-Team massgeblich geholfen habe), den er live beim Album-Launch in New York gehört habe – „and Washington is one of the most compelling live performers around“.

Kamasi Washington taucht auch anderswo in den kurzen Rückblicken wieder auf, auch andere Jazz-Konzerte und -Festivals, aber nichts, was sich hier abzutippen lohnen würde.

Im Hip Hop-Rückblick von Richard Stacey (analog zu den Jazz-Top-10 oben) findet sich auf Platz 1 übrigens Big Toast mit „Fuck Off Tarquin“ (Revorg) und auf Platz 2 zwar Kendrick Lamar, aber mit „For Free? (Interlude)“ (TDE/Aftermath/Interscope). Im Text steht Folgendes: „Kendrick Lamar’s To Pimp A Butterfly played well with crititcs because it was a flawless articulation of revolutionary intent and – more importantly – because it signposted itself as such by referencing the monumental box set acoustic jazz they can relate to.“

Matana Roberts schreibt in ihrem Jahresrückblick zunächst mal vor allem über die Attache auf das Bataclan und endet mit „most importantly, go see live shows because you are alive, and you can, and you should, and they would … if they could ….“ (p. 54).

Bei den Archive Releases of the Year findet man:

14. Karin Krog – Don’t Just Sing: An Anthology 1953-1999 (Light in the Attic)
16. Sonny Rollins Quartet with Don Cherry – Complete Live at the Village Gate (Solar)
18. David S. Ware/Apogee – Birth of Being (Aum Fidelity)
19. Ornette Coleman – Beauty Is a Rare Thing: The Complete Atlantic Sessions (Rhino)
20. Miles Davis – At Newport 1955-1975: The Bootleg Series Vol. 4 (Columbia/Legacy)
32. Evan Parker – Monoceros (Psi)
37. Sun Ra and His Arkestra – To Those Of Earth … And Other Worlds (Strut)
41. John Coltrane – A Love Supreme: The Complete Masters (Impulse!)

Und unter den Top-Alben des Elektorates ferner:

Howard Riley & Jaki Byard – R & B: Live At Pendley Manor Jazz Festival 1985 (Julian Cowley)
Ornette Coleman Quartet – Live in Paris 1971 (Andy Hamilton)
Sponteaneous Music Ensemble – Olive & Famille (Derek Walmsley)

Und was es auch noch gibt und mich natürlich besonders freut: eine Rezension von „Inhlupeko“, dem tollen Album der südafrikanischen Soul Jazz Giants.

Was die relevanten Reissues betrifft: Mosaic fehlt natürlich, aber das liegt daran, dass ich die aktuellen Boxen (Dial und Freeman/Condon sind schon da, Bee Hive noch nicht) schlicht noch kaum angerührt habe … alles liegt halt nicht drin, die Tage sind zu kurz.

Und noch ein PS (für den leider ziemlich abwesenden redbeansandrice?) aus dem Rückblick von Richard Thomas:
„I was delighted that two Jean-Patrick Manchette novels were published in English for the first time. Manchette is the best libertarian communist, ex-situationist, free jazz saxophonist, noir writer known to humankind. he is sadly no longer with us but his writing remains vivaciously alive.“ (meine Hervorhebung) – Schon mal von dem Herr gehört?

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