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CHI-RAQ (Spike Lee)
Lee lässt alle möglichen Partikel aus Hoch- und Popkultur, Drama, Musical, Komödie, Lehrstück, Agitation und antikem Theater aufeinanderprallen, um mehr Hitze zu erzeugen und vor allem seine Message gegen black on black violence rüberzubringen. Man sollte sich schnell entscheiden, ob man sich dem Flow der Bilder, Sounds und gereimten street-slang-Sprechsalven hingibt, oder sklavisch an den Untertiteln klebt und dadurch den halben Film verpasst. Durch die stilistischen und atmosphärischen Sprünge zwischen den Akten, die in sich gut getaktet sind und einen abwechselnd in Wut, Verzweiflung, Trauer und Fingerschnippen versetzen, scheint der Film insgesamt etwas episodenhaft, dies unterstützt aber den gewünschten Verfremdungseffekt, damit man sich bloß nicht in eskapistischem Weltverbesserungskitsch wähnt. Lee gelingt damit ein Film „ that feels as raucous and mighty and capacious and vigorous and ornery and moral and immoral and wild as the country itself“ (Richard Brody). Irre: John Cusack rockt mit seiner Predigt die Kirche wie einst James Brown, selten habe ich mich so zusammennehmen müssen, um im Kino nicht laut „Yeah, right!“ zu rufen. Auch irre: Diese Verbeugung vor The Wire mit dem längsten „Shiiiiiiiiiiiiit“ westlich von Baltimore. Ein wunderbares Schlamassel, eine Wucht von einem Film.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)