Re: Berlinale 2016

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napoleon-dynamite
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Zwei Tageshighlights heute: Mia Hansen-Løves „L’avenir“ gehört zu der Sorte von ruhigen, milde humorvollen, klugen Filmen, die mir über alles gehen. Eine unspektakuläre Geschichte über bürgerliche Intellektuelle kann man so schön wohl nur im französischen Kino erzählen, ich wüßte nicht, wie die in Deutschland Platz haben sollte zwischen all den Sozialdramen und arschbombenden Komödien (und wer sollte dann die Rolle von Huppert übernehmen?). Bei jedem Film von Hansen-Løve denke ich immer, man sieht die Inszenierungskniffe von Assayas und es stört nicht. Mittlerweile ist daraus ein eigener Stil mit anderem Blickwinkel geworden.

Und bei der Woche der Kritik (mit Sonic): „Cosmos“ von the almighty Andrzej Żuławski. Alter Schwede! Gombrowiczs Vorlage ist ja schon far-out (und überdies einer der zehn besten Romane ever), aber Żuławski geht da noch mal mit nem Tempo drüber, gegen das „Fury Road“ links abgehängt wird. Da haben sich mal zwei gefunden, aber wer weiß, ob Gombrowicz das nicht eh toll gefunden hätte, dass seine Mädels 2016 in den „neuesten Star Wars“ gehen … man kann die Wortflut, die expressiven Gesten, die durch die Welt bretternde Kamera, die aufgehängten Sperlinge, Hühnchen, Katzen sicherlich anstrengend finden, aber der Spass dahinter lässt sich schwer übersehen. Schade nur, dass die FSK-25-Tauglichkeit des Buches eher auf Zwölfjährige-mit-elterlicher-Begleitung heruntergedimmt wurde.

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A Kiss in the Dreamhouse