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Verblüffende Musik, die Bowie da entwickelt. Dass sich mancher an Scott Walker erinnert fühlt, liegt nahe, aber das ist für mich zunächst ein Pluspunkt – die Spätwerke waren musikalisch zunächst sehr inspirierte Werke, gesanglich etwas völlig Eigenständiges und die Texte sind magisch, hochkomplex, sehr bildreich und elliptisch. Eben nicht Hurz, sondern Kunst, die Zeit braucht, hinter der aber viele Gedanken stehen. Ich finde die Produktion hinter „Blackstar“ für sich genommen schon eindrucksvoll: Stolpernde Beats, die mich an „Kid A“ erinnern, dazu fantastisch eingesetzte Streicherpassagen, intensive Bläserarrangements, eine Reihe fein eingewobener, elektronischer Sounds – das ist so ungeuer dicht zusammengebracht, dass es mich schon nach ein paar Sekunden völlig in sich einkapselt. Ich mag diese Art von Schwerelosigkeit, das vereinzelte im Raum schweben von Instrumenten, das Innehalten, diese Form von Atemlosigkeit.
Im Grunde höre ich zwei Tracks, die sehr spannend verknüpft sind – den bedrohlichen, im Halblicht gehaltenen ersten Teil, mit seinen gehauchten Strophen, mit den dominanten Beatmustern als Grundbau; und den zweiten Teil, der sich ab der vierten Minute langsam auffächert. Weiche, elektronische Melodien, die auch von einem Tangerine Dream oder Brendan Perry Album stammen könnten und Bowies Gesang, der wieder so vertraut klingt und immer wieder leicht zur Kopfstimme übergeht bzw. verfremdet wird, nach fünfeinhalb Minuten fast tanzbar ausfällt und zunehmend mehr Rhythmuselemente einbringt. Ab der siebten Minute mischen sich letztlich dröhende Gesänge, Flöten und Bläser darunter, der Track zerfasert wieder etwas – damit schließt sich der Kreis, der Track kehrt zur ersten Hälfte zurück.
Alles in allem: Meisterwerk. Wahnsinnig, was Bowie in diesen zehn Minuten alles vereint. Die Lyrics habe ich mir noch nicht wirklich erschloßen, aber ich finde auch das Video sehr faszinierend. Bald mehr dazu.
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Hold on Magnolia to that great highway moon