Re: Daughter – Not To Disappear (15.01.)

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slow-train

Registriert seit: 25.09.2008

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IrrlichtIch mochte „If you leave“ damals sehr, „Youth“ ist bis heute ein Lieblingstrack. Wirklich originell war das im Grunde nichtmal, aber diese rührend intensiven, teils beklommenen und zuletzt sehr wahrhaftigen Tracks haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen – nicht zuletzt wegen den schwebenden, teils eruptiven Arrangements und Tonras Stimme. „Doing the right thing“ ist wieder wunderbar – auf etwas größeren Anlauf hin komponiert, eine fünfminütige Sequenz des Innehaltens, ein Warten auf den Sturm. Immer wieder raschelt es in den Zweigen, dann ist wieder fast völlige Stille – die noch erdrückender ist, als die Böen, die sich gegen Ende über den Track ausbreiten. Ganz bezauberndes Video und Cover auch.

Kann ich alles nachvollziehen und habe ich, als „If You Leave“ herauskam, auch so gehört, ein größeres Bedürfnis Daughter zu hören hatte ich danach aber auch nicht mehr. Innehalten ist auf „Not To Disappear“ wohl auch das Schlagwort, aber im Albumkontext ist mir das einfach zu viel. Hier und da werden brechen die Gitarren aus, dort werden die Drums hektischer, wirklich bedrohlich wird es dann aber doch nicht und Elena Tonra bleibt sowohl im Text als auch im Vortrag doch immer wieder bei irgendeinem immer gleichen Gefühl hängen, das mir im Endeffekt einfach zu unpräzise ist. Sicherlich kann man die Sounds und Texte auch als Zeitdiagnostik und dem Gefühl einer Generation hören, aber wenn das der Anspruch ist, verlange ich einfach mehr.
Bevor Missverständnisse auftreten, das Album ist wunderbar zu hören, es ist stylish produziert und beinhaltet gute Tracks („Doing The Right Thing“) und tolle Momente (der musikalische Spannungsbogen von „Mother“), es ist melancholisch und zugleich auch erotisch, aber ich höre nur wenig, was ich beispielsweise von Chairlift, The XX oder den Glass Candy mit einem jeweils stärker ausgeprägten Fokus nicht schon kennen würde und mir im Zweifel bei den genannten Bands auch besser gefällt.

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