Re: Musikbewertung und Diskussionskultur

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choosefruitGut, dann mag ich nun ein paar Zeilen dazu schreiben, was ich unter musikalischer Kunst verstehe. Als Beispiel für meine Argumentation nehme ich die schon angesprochenen „A Day In The Life“ von The Beatles und „I Wanna Be Sedated“ von den Ramones. (…)

Danke, damit lässt sich dann zumindest nachvollziehen, warum du einen Song lieber als den anderen magst. Ich würde das allerdings nicht „künstlerischer“ nennen, aber gut…
Was allerdings, wenn wir ein letztes Mal beim Begriff „Kunst“ bleiben, fehlt, ist, wie Rossi schon sagte, der zeitliche Kontext. Grade die populäre Musik besteht ja aus einer schier endlosen Zahl an Bewegungen, Gegenbewegungen, Reaktionen, Verschmelzung, Trennung etc, und in ihrem jeweiligen zeitlichen Kontext ist dann auch jeweils andere Musik Kunst. Ist „A Day in the Life“ 1967 Kunst, so ist ein ähnlicher und neu geschriebener Song heutzutage eben nur ein Song, der sich an einem 48 Jahre alten Vorbild orientiert, mag er auch handwerklich gut ausgeführt sein. Das Stück mag dann vielen Gefallen, ist aber keine Kunst. Der Track wird nie eine popmusikalische oder kulturelle Relevanz entwickeln können. Und wenn du heute eine große gotische Kirche mit zwei Türmen baust, dann ist das möglicherweise eine handwerkliche und logistische Leistung, kunsthistorisch gesehen aber bedeutungslos, es wird keinen neuen bedeutenden gotischen Kirchbau mehr geben. Die Frage ist eher: Was ist die Elbphilharmonie, Kunst oder Klotz?

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