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Herr RossiIch habe eine schlechte Nachricht für Dich: „Amerika“ ist ein Konstrukt.
Natürlich gab es diese Landmasse, die wir heute Amerika nennen schon, bevor es Menschen gab. Aber welche Landmasse einen Kontinent bildet und was diesen Kontinent auszeichnet, das haben Menschen definiert. Stell Dir zwei American Natives (nach modernem Verständnis) im Jahr 1492 vor: Der eine lebte im heutigen Alaska, der andere im heutigen Chile. Selbst wenn die beiden überhaupt von einander gewusst hätten, hätten sie gesagt „Wir sind Amerikaner“ oder „Wir leben in Amerika“? Selbstverständlich nicht. Sie hatten ganz sicher völlig andere Vorstellungen von der Welt als wir. Amerika haben die Europäer tatsächlich entdeckt, erforscht, beschrieben, kategorisiert – und letztlich erfunden. Unser Begriff „Amerika“ und alles, was wir damit verbinden, wurde ursprünglich aus europäischer Sicht geprägt.
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Da fällt mir die Geschichte ein, die ich bei Fleming gelesen habe: Im 19 Jhd. existierte in Westgrönland ein Eskimo-Stamm, der lange von anderen Gruppen getrennt war, so dass er sich als einzige Menschen auf der Welt (ihr Jagdrevier in Westgrönland) und als Herrscher der Welt sah. Gefunden wurde er von einer britischen Expedition, die der Meinung war, dass der weitere Weg zum Nordpol ein paar Kilometer weiter nordwärts ganz leicht mit dem Schiff zu bewältigen war.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.