Re: Musikbewertung und Diskussionskultur

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motoerwolf

Registriert seit: 25.10.2006

Beiträge: 6,343

choosefruitWenn du die Zeit findest darauf einzugehen, würde es mich immer noch interessieren, wie du es meintest, dass aktuelle Kunst (von mir) nicht verstanden wird. Wie ist sie denn zu verstehen?

Und ich hatte relativ zu Beginn geschrieben, was ich unter dem Begriff „Kunst“ verstehe. Jeder Musiker geht einer künstlerischen Aktivität nach (objektiver Aspekt), ob das Produkt dann aber auch kunstvoll klingt, ist etwas anderes (subjektiver Aspekt).

Ich habe in manchen Teilen meiner Beiträge eine Begründung abgegeben, warum ich der Meinung bin, dass ältere Musik für mich einen höheren Kunstgehalt hat. Aber schön, dass ausgerechnet du dich dazu berufen fühlst, für Argumente einzustehen.

Der Vergleich hinkt für mein Empfinden. Eine Farbe hat klar definierte Werte/Eigenschaften, weswegen ein Blau nicht als Rot wahrgenommen wird. Dein Vergleich hätte etwas mehr Sinn ergeben, hättest du gesagt, dass die Qualität gewisser Stoffe in der Textilverarbeitung einmal höherwertig war.
Ich halte es aber für problematisch, mit Beispielen aus einem völlig anderen Bereich und mit einem völlig anderen Sinn zu kommen, um eine Aussage widerlegen zu wollen. Ich argumentiere doch auch nicht mit „Ich liebe aber mein Fahrrad“, wenn es um Geschirr geht.

Ein objektives Kriterium könnte der Zuspruch sein, den jeweilige Kunst erfährt, wobei dies natürlich auch wieder aus der subjektiven Wahrnehmung resultiert. Wenn beispielsweise ein Gemälde Picassos für 179 Millionen Dollar versteigert wird, handelt es sich in diesem Fall um geschätzte und bedeutsame Kunst. Ob diese Kunst gut ist, ist eine andere Frage. Auf die Musik bezogen würde ich meinen, dass eine Band, welche einen großen Einfluss auf die Musikgeschichte und -entwicklung hatte/hat, einen hohen künstlerischen Stellenwert besitzt.

Und: Ich habe zu keiner Zeit geschrieben, dass heutige Musik keine Kunst sei! Ich schrieb, dass heute der Platz für Kunst in der Musik weniger geworden ist.
weniger Kunst ≠ keine Kunst

Kunst ist digital. Entweder ein Werk ist Kunst, oder es ist keine. Außerdem ist kunstvoll nicht dasselbe wie ästhetisch ansprechendoder wohlklingend, du verwendest die Begriffe aber synonym. Das kann nur zu Mißverständnissen führen.
Darüber hinaus unterschlägst du in deinen Betrachtungen alle Aspekte moderner (Pop-)Musik, die über das klanglich hinausgehen. Dabei sind diese Aspekte durchaus schon lange ein wesentlicher Bestandteil der Musik. Weder Elvis noch die Beatles (nur mal als Beispiele) haben die Musik als solche revolutioniert. Das Songwriting ist eher traditionell und unspektakulär und tief in alten, tradierten Formen verwurzelt. Neu sind andere Aspekte, zum Beispiel die Nutzung des Studios als Instrument. Und natürlich das Optische. Die Vermarktung der Persönlichkeit. Und weitere, außermusikalische Dinge.

Und jetzt kommt das Taxi, also bis Sonntag!

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame