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Nicht_vom_ForumBesonders seltsam werden diese Aussagen zu Kunst und akueller Musik immer dann, wenn sie damit einhergehen, nicht über den Pop-/Rock-Tellerrand zu schauen. Es ist ja nicht so, als gäbe es zwischen Autechre und John Zorn (auch wenn beide nicht unbedingt neu sind) nicht eine Unmenge an Musikern, deren Werk davon geprägt ist, eine eigene künstlerische Handschrift zu entwickeln und von dem Versuch, sich und den Kunstbegriff permanent weiterzuentwickeln.
Richtig. Schön ist der ständige Vorwurf der fehlenden Innovation, während gleichzeitig wirklich innovative zeitgenössische Musik komplett ignoriert wird. Enno Poppe beispielsweise wird den meisten hier wohl kein Begriff sein. Freilich erfindet auch er die Musik nicht wirklich neu, wie sollte er auch. Dennoch ist er sicher radikaler neuartig als es die Beatles je waren. Das 20. Jahrhundert hat ja in Sachen Erneuerung und Traditionsbruch sowieso einiges zu bieten, spätestens mit Schönberg passiert ja außerhalb des „Pop“ (also der populären Musik) eine Menge. Dagegen wirkt die „Erfindung“ des Rock´n´Roll doch geradezu bieder.
Nicht_vom_ForumIch denke, umgekehrt wird ein Schuh draus. „Große Kunst“ ist „groß“, weil sie so viel besprochen wurde bzw. so viele Ansätze zur Diskussion liefert (einschließlich der Werke anderer Künstler, die darauf Bezug nehmen). Wenn ein Kunstwerk das nicht tut, bleibt es eben ggf. einfach „sehr gut“. Somit wäre „groß“ und „aktuell“ in einem gewissen Sinn ein Widerspruch in sich.
Ein schöner und berechtigter Einwand.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame