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Irgendwann ist aber auch mal gut, oder?
Einmal versuch ich’s noch: „Bullshit“ ist eine subjektive Wertung, und damit habe ich kein Problem. „Inhaltslos“ ist aber eine Sachaussage, und die ist falsch. Das beweist jeder Song von Sleater-Kinney, der einen gesellschaftlich relevanten Inhalt hat, zum Beispiel „Call the Doctor“. In diesem Zusammenhang ist es unerheblich, ob die lyrics gut gereimt sind oder dergleichen – das ist eine andere Frage. Ich bin ohnehin dagegen, die lyrics von der Musik und vor allem vom Gesang zu trennen – es gibt zwar auch im Pop ein paar Künstler, bei denen man das machen kann, aber das sind Ausnahmen, und Sleater-Kinney gehören meines Erachtens nicht dazu. Und wer nur drei Songs einer Band kennt, sollte auch nur über diese drei Songs reden und nicht über die Band im allgemeinen (und schon gar nicht mit einem Kunstbegriff herumwedeln, den er nie und nirgends erklärt hat).
Außerdem wär’s schön, wenn man sich über die Kriterien im Klaren wäre, die man der Wertung zugrundelegt. Es kann ja sein, dass die überhaupt nicht zur Musik passen. Zum Beispiel „Groove“: Wenn ich eine Punkband höre, erwarte ich vernünftigerweise etwas anderes als bei einer R&B- oder Funk-Band – ich bewerte eine Band doch nicht nach Maßstäben, die in anderen Genres gelten (oder ich lehne eben, alternativ dazu, das ganze Genre ab und nicht nur diese Band). Robert Christgau hat es in dem oben verlinkten Text korrekt beschrieben:
Robert ChristgauCompared to most great bands, Sleater-Kinney make lousy background music. Usually, receding into the background is a function of groove, and Weiss isn’t a groove drummer. She’s a beat and noise drummer — a pure rock drummer devoid of swing or funk and not all that interested in simple punk timekeeping. And insofar as withdrawing discreetly out of the listener’s consciousness reflects something conversational in the vocal, Tucker doesn’t cooperate. Even as she married a man and had her first kid, she lost none of her will to challenge rock’s male chauvinism. She dominated because it was her cultural mission to stay in our faces, revving her sizable soprano into that signature vibrato.
Dass das nur einer Minderheit gefällt – eh klar.
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To Hell with Poverty