Re: Musikbewertung und Diskussionskultur

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

Beiträge: 31,448

Yo. Und bei mir lief die letzten Tage Holiday und Coltrane. Fand ich auch gut.

choosefruitIn wie viele Tracks oder Alben sollte denn deiner Meinung nach wie viele Male hineingehört werden, damit man (ich) urteilen darf? Du wirfst u.a. mir eine „Aufschnappmentalität“ vor, wendest diese aber selbst mit Sicherheit an. Oder beschäftigst du dich auch ausgiebig mit der Musik, welche du einmal hörtest und nie wieder hören magst? In der Regel setze ich mich nur mit der Musik näher auseinander, welche mir zusagt. Mir dann zum Vorwurf zu machen, ich beschäftige mich zu wenig und lieblos mit jener Musik, welche mir nicht gefällt, ist abstrus.

Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Der Anfang jedes Kennenlernens ist immer ein erster Moment, wo bestenfalls Interesse geweckt wird. Ich kaufe mir auch nicht jedes Album, sondern wäge für mich ab, schnuppere in manches rein, destilliere das Interessanteste heraus, anders geht es ja nicht. Und ich habe auch nichts dagegen, wenn man sich mit Stilrichtungen nicht weiter beschäftigen mag – das tue ich auch nicht. Ich habe keinen Faible für Bluesrock, kann traditionellem Country wenig abgewinnen, finde zu Reggae keinen Zugang und der maschinelle Elektro, den meine gute Freundin K. hört, macht mich meist eher ratlos.

Problematisch wird es dann, wenn man sein schwach ausgeprägtes Interesse und in der Regel nicht nennenswertes Wissen in Bezug auf Kunstbereiche verwendet, um Qualitätsurteile zu fällen oder Zeiten „beurteilen“ zu wollen. Wenn ich etwas kaum kenne, kenne ich es kaum – und damit Ende. Ich höre mir nicht mal eben zwei Tracks einer Band mit breitem und komplexen Gesamtwerk an, um schnell einen supidupi schmissigen Konter in Diskussionen zu finden. Das ist fast immer inhaltloser Bullshit.

Dein erster Satz ist eine dieser typischen Fangfragen. Meinetwegen kannst Du auch gar keinen Song hören. Mich interessiert Quantität nicht wirklich. Oder anders: Ich finde es bisweilen sogar unerträglich, wenn man zu allem immer eine „Meinung“ haben muss (Meinung in Anführungszeichen, denn das ist es nicht).

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Hold on Magnolia to that great highway moon