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Schönes Album, auch wenn ich es (noch) nicht ganz auf dem Niveau von „Loud City Song“ und „Tragedy“ höre. Im Prinzip habe ich keine Einwände dagegen, dass ein bisschen Luft in Arrangement und Produktion gelassen wird und einige Tracks sind auch wirklich toll („Feel You“ ist einer meiner liebsten Tracks des Jahres und mindestens „Vasquez“ ein heißer Anwärter). Was für mich aber viel des Reizes der Vorgänger und besonders „Loud City Song“ ausmachte, waren Holters zurückgenommene, in vielen Facetten kindliche Vocals vor diesen vielschichtigen, hochtrabenden, stellenweise fast schon prätentiösen Arrangements. Hier geht jetzt alles eine sehr viel organischere Verbindung ein. Wo ehemals elektronische Verkrümmungen Widerhaken setzten, tun es jetzt hin und wieder stolpernde Schlagzeugpassagen und schrille Steicherakzente. Die elektronischen Triebkräfte werden insgesamt zurückgefahren und die Jazz-Einflüsse anders eingesetzt, rhythmischer und treibender und weniger als einzelne Farbtupfer. Mehr in Richtung Laurel Canyon, Judee Sill, Laura Nyro, Carol King höre ich auch. Was ich persönlich dabei vermisse, sind die atmosphärisch dichten, majestätischen (nicht unbedingt lauteren) Passagen der Vorgänger. Vielleicht ist es aber auch zum Teil eine Frage des Rejustierens von Erwartungen und das Album zündet noch richtig.
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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!