Re: Julia Holter – Have you in my wilderness

#9590201  | PERMALINK

irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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grünschnabelGenau das habe ich mich nach dem Hören von bislang erst zwei Holter-Songs gefragt: Ob ich die Stimme auf Dauer nicht eher etwas zu gleichförmig vom Ausdruck her empfinden würde. Ich höre also interessiert mal weiter in ihr Schaffen rein.

Grundsätzlich empfinde ich Holter als eine durchaus vielseitige Sängerin – wenn auch mehr in den Feinheiten. Ich finde das kann man etwa bei dieser Live-Aufnahme ganz gut nachvollziehen. Holter besitzt keine begnadete Stimme oder große Stimmgewalt, aber das finde ich auch nebensächlich. Viel wichtiger ist, wie sie ihren Gesang einsetzt – teils klar und innbrünstig, leidenschaftlich und sinnlich, dann wieder fiepsend und lautmalerisch, hauchend und die Melodien umspielend.

Wichtig ist aber auch das „Konzept“: Ihre Alben sind geprägt von immer wieder sehr komplexer, verschachtelter, sich wandelnder Kunst mit mal mehr, mal weniger losen Enden, zahlreichen Versatzstücken, die frei in der Luft hängen, Melodien, die abgeschnitten werden und einzelnen Elementen, die förmlich in die Kulisse stürzen. Dazu ihre großartigen, aber auch sehr abstrakten Texte.
In diesem Zusammenhang finde ich Holters fühlbaren, aber dennoch immer wieder auch dezenten, fast nüchternen Gesang durchaus wichtig – er stabilisiert ihre Songs.

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Hold on Magnolia to that great highway moon