Re: Stanley Kubrick

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ursa-minor

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Ich kann nicht ganz verstehen, wieso ihr ihm vorwerft, dass alles „steril“ und zurechtgezirkelt wirkt. Natürlich ist es das. Der Mann hat seine Filme jahrelang vorbereitet und dann auch noch mal jahrelang gedreht.
Natürlich war er kein Menschenfreund. Seine kulturpessimistische Sicht, die allen seinen Filmen zugrunde liegt, muss man natürlich nicht mögen.
Ich kann verstehen, wenn man Kubrick niemals zu seinem Lieblingregisseur erklären würde, eben weil alles so quadratisch, praktisch, gut und noch dazu mit einer miesepetrigen Weltsicht unterlegt ist.
Aber das müssen doch selbst seine Kritiker anerkennen: Der Mann hat Filme geschaffen, die beeindrucken, die bleiben, die prägen. Die eine Aussage haben, die intelligent gemacht sind.
Selbst wenn einige seiner „memorable characters“ geklaut sind. Selbst wenn er nie ein eigenes Drehbuch verfilmt hat.
Wer erinnert sich, nachdem er einen Kubrick-Film gesehen hat, nicht an diesen Film? An diese Bilder. Kombiniert mit der Musik. An die Milchbar? An Mich plus. And die Droogs „in Action“? An HAL9000? An das Starchild? An die Affen? An Peter Sellers in diversen Rollen (ich liebe ja besonders die „Mandrake vs. Ripper“-Szenen, muss ich ja sagen)? An den Typen im Cowboy-Hut, der auf der Bombe reitet? An REDRUM? An „All work, no play …“? Ich könnte ewig so weitermachen.
Kubrick-Filme gehen nicht spurlos am Zuschauer vorbei, meine ich. Und das fast durchgängig. Ist das keine Leistung? So steril sie auch sein mögen: Sie wirken. Durch die Macht der Bilder, der Bildkomposition, die Filmkomposition.

Kurz gesagt: Ich finde, seine Filme wirken, gerade weil sie so durchkomponiert („steril“) sind.

Letztens erzählte mir meine Mutter, im Kölner Dom bestünde einer der Altäre aus dem größten Monolithen der Welt. Mein Grinsen wurde breit und breiter …

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C'mon Granddad!